Landung im Regenwald
DIE ERSTE
NACHT
IM ZELT
08. September 1998, Dienstag
Es ist noch früh am Morgen – 5:50 Uhr – und vor 10 Minuten habe ich mit meinem besten Freund Conny telefoniert !! Das ist nicht zu fassen: Ich stehe im Regenwald, an der Strasse ein Telefonhäuschen. Noch ist es dunkel, erste Anzeichen der Morgendämmerung. Alles ist ruhig. Der Orion hoch am Zenit, die ersten Vogelstimmen. Ich greife in die Tasche, da sind noch drei Dollarmünzen, übrig geblieben von der gestrigen Waschaktion. Ich probiere einfach mal die Vorwahlnummer aus, die mir die Mädchen gestern gesagt haben: 0011 49 30 91 666 27 Es macht Knick und Knack, dann macht es Piep und dann: ‚Beyer ?!!?‘ Ich kann kaum reden, vor Freude und Begeisterung, Tränen in den Augen – mein Freund Conny ist am Telefon !! Ich sage nur, wo ich bin, was ich bisher gemacht habe: ‚Conny, Du musst unbedingt zusehen, dass Du hier her kommen kannst, es ist ganz toll !! Bei mir ist alles i.o. Seid Ihr alle gesund?‘ ‚Ja, alles ist klar. Auch Stefan ist aus Kanada wieder zurück!‘ ‚Ich hab‘ Dir eine E-Mail geschickt!‘ ‚Ich war noch nicht bei Dir in der Wohnung, hab‘ noch nicht nachgeguckt.‘ ‚Die drei Dollar sind gleich alle, mein Lieber!‘ ‚Opa, geniesse es !!‘ Knack: Die Verbindung wurde getrennt. Das war alles. Aber was ist das für ein Gefühl, wenn man weit weg im Urwald steht und plötzlich und unerwartet seinen fernen Freund an der Strippe hat !!
Es sieht so aus, als ob ich mich immer spontaner hier bewege. Gegen 5:15 Uhr stand ich auf, weil ich mir gerade überlegt hatte, ob ich hier nicht das erste Mal mein Zelt aufstelle. Warum soll ich mir nicht gleich mal den Zeltplatz auf der anderen Strassenseite etwas genauer ansehen? Ich bin hell wach, schlafen kann ich jetzt sowieso nicht mehr und es wird ja bald hell. Das mit dem Zelt fiel mir ein, weil ich dem Generatorgeräusch entkommen will, das hier ständig in der Luft liegt. Nicht sehr laut, aber hörbar und sehr störend für mein ‚Urwaldfeeling‘. Ich trete aus meiner Hütte, laufe auf den Vorplatz, stehe auf der schmalen Strasse und gucke nach oben: Klarer Sternenhimmel. Was ist das? Das prächtige Sternbild des Orion und der helle Sirius, sehr hoch, in der Nähe des Zenits. Was für ein Gefühl, diese Sterne zu sehen! In Richtung der Berge (im Westen) steht noch der Vollmond hoch am Himmel. Wolken treiben vorbei, tropische Bäume im Mondlicht ...
Der Zeltplatz auf dieser Seite der Strasse ist gross und leer, umgeben von hohen Bäumen. Aber auch hier hört man die Generatorgeräusche. Ich gehe über die Hauptstrasse, der Generator wird leiser. Ich höre die Brandung der See, hinter dem Mangrovenwald muss das sein. Es kann ja nicht weit sein, wenn man die Brandung schon hört. Ich laufe in die Richtung dieser Geräusche. Eine befestigte Strasse wird zum Waldweg, dann ein Laufsteg aus Holz durch den Mangrovenwald. Plötzlich eine warme Briese, Wind, Meeresrauschen, Sand: Ich trete aus dem Mangrovenwald und stehe auf dem Strand. Kitsch oder nicht: Eine grosse Palme hinter mir, der helle Mond wirft ihren Schatten auf den Strand und ich stehe mitten drin! Tolle Sicht nach allen Seiten und auf den Sternenhimmel. Wolken nur über den Bergen, die vom Mond angestrahlt werden. Es ist sehr hell durch den Vollmond (?), keine gute Sicht für Sternengucker. Aber eine tolle Kulisse für eine tropische Nacht am Strand. Und da, links unter dem Mond, 10 oder 15° über den Bergen: Der helle Jupiter !! (s. Sternenkarte) In Richtung der Brandung sehe ich Dünen, ca. 100 Meter vor mir. Ich laufe darauf zu, will zur Brandung. Als ich näher komme erkenne ich, was das für ‚Dünen‘ sind: Ein Korallenriff bei Ebbe. Es sind grosse Blöcke, ca. 60 bis 80 cm hoch ragen sie aus dem Sand. Meine erste Begegnung mit dem Great Barrier Reef! Ich bewundere die Korallen, die See, den Himmel, Berge, Wolken, Palmen im Mondlicht, die aus dem Mangrovenwald ragen. Ich geniesse dieses Bild und dieses Gefühl, so wie es mir mein Freund Conny geraten hatte!
Aber dann gehe ich den gleichen Weg zurück. Ich sehe mir den Zeltplatz hinter dem Mangrovenwald an. Hier stehen ca. 20 Zelte, Caravans und Autos. In diesem Bereich befinden sich das Restaurant, die Gemeinschaftsküche, die Wohnunterkünfte der Mitarbeiter (Container). Jetzt aber ist noch alles geschlossen. Frühstück gibt es um diese Zeit noch nicht. Auch hier sind Generatorgeräusche zu hören, nur von anderen Generatoren ... Ich laufe in Richtung meiner Hütte, überquere wieder die Hauptstrasse und dabei sehe ich auf der anderen Strassenseite rot eine Telefonzelle leuchten. Hier komme ich nur zufällig vorbei. Ich gucke rein, sehe den Schlitz für die Münzen, erinnere mich an die Telefonnummer der Mädchen und daran, dass ich noch ein paar Dollarmünzen in der Tasche habe und entschliesse mich spontan, es doch einfach mal zu versuchen.
Es klappt gleich beim ersten Mal !! Als ich emotional völlig aufgewühlt den Hörer auflege und aus der Telefonzelle wanke sehe ich: Es wird hell, ein neuer Morgen beginnt im Regenwald. Ich laufe zu meiner Hütte zurück und fange sofort an zu schreiben. Jetzt ist es 6:15 und es ist schon richtig hell, das geht schnell in den Tropen. Trotzdem lege ich mich jetzt erst noch eine Stunde ins Bett. Ein toller Morgen, heute morgen !! (22° in der Hütte und im Wald)
6:15 Uhr, Jungle Village, C.T.
Um 14:07 Uhr sitze ich das erste Mal in meinem schönen Campingstuhl an ‚meinem Strand‘ an der Thornton Beach. Ich will hier in Ruhe das aufschreiben, was zu der Cooktown-Tour auf meinem Spickzettel noch offen ist (siehe 6. September 1998). Nach rund zwei Stunden bin ich fertig. Anschliessend sitze ich windgeschützt unter hohen Bäumen und beobachte, was sich hier am Stand tut. Seit tausenden von Jahren ist das immer das gleiche. Und immer Ruhe, keine Hektik, Sonne, Mond, Tide, alles läuft wie ein Uhrwerk. Endlos. Faszinierend!
Jetzt ist es 17:20 Uhr, ich bin zurück zur Jungle Village gefahren und habe mir einen Kaffee geleistet. Kuchen gab es auch, alles für 3 $. Jetzt sitze ich das erste Mal neben meinem Zelt !! heute morgen habe ich für 16 $ zwei Nächte auf dem Zeltplatz von Jungle Village gebucht. Jetzt wird ausprobiert, wie das funktioniert! Nach meinem morgendlichen Ausflug zum Strand und zur Telefonzelle legte ich mich noch einmal hin. Um 7:15 aber stand ich auf. Schnellfrühstück, Rasieren, Aus- und wieder Einchecken und um 9 Uhr war alles schon erledigt und das Zelt stand.
Das also sind die heutigen Nomaden: Mit einem grossen Auto ist man extrem beweglich und flexibel. Mit den Kreditkarten kann man sich alles leisten, worauf die Emotionen Lust haben. Aber die 50 bis 150 $ für die abendliche Übernachtung wird gespart, weil das im Vergleich zu Essen, Trinken und Auto einfach viel zu viel Geld ist. Dann steht das dicke Auto auf dem Zeltplatz und ist noch als Schreibbüro und Küche zu benutzen. Aber geschlafen wird direkt unter dem Sternenhimmel im Zelt. Die Tür wird nur bei Regen zugezogen, direkte Sicht ins Zenit. Herrlich, bequem und unbegrenzte Freiheit !! Hätte ich das Auto ständig, würde es mir gehören, dann wäre das Zelt deutlich grösser und mit überdachtem Vorplatz ausgerüstet. Das würde die Bequemlichkeit noch steigern. So aber muss ich das Zelt einschliesslich der ganzen Ausstattung auch noch im Rucksack verstauen können. Dafür ist dieses tolle Zelt ideal geeignet. Ein Campingstuhl, ein Korb voller Essen, Wasser in Kanistern, Luftmatratze, Schlafsack, das ist die dazugehörige Ausrüstung. Ich habe ganz bewusst auf einen Kocher verzichtet. Zum Kocher gehört wieder Küchengeschirr, das alles geht nicht mehr in einen Rucksack rein. Wenn ich einen Kaffee, eine Suppe oder ein schönes Essen haben will, gehe ich in eine Gaststätte. Die unverzichtbare Dusche und das WC sind mit wenigen Schritten zu erreichen. Mehr brauche ich nicht.
Das funktioniert so überall in Australien, denn es gibt in jedem kleinen Ort einen ‚Caravan Park‘, in dem man auch sein Zelt aufbauen kann. Warum also sollte ich da an ‚meinem Strand‘ an der Thornton Beach mein Zelt (illegal) aufbauen? Das hätte einen riesigen, unschätzbaren Vorteil: Dort bin ich wirklich allein. Hier ist ein ziemlicher Trubel. Gerade habe ich fast drei Stunden an der Thornton Beach gesessen. Ich habe geschrieben und den Strand beobachtet. Mindestens zwei Kilometer nach rechts und nach links ein breiter, makelloser Sandstrand. Bei Ebbe ist er mehr als 100 Meter breit, bei Flut nur wenige Meter. Und (auf den ersten Blick) nirgends eine Menschenseele! Das ist der entscheidende Vorteil. Nachteile gibt es gleich mehrere: Zuallererst ist dieses Campen illegal. Camping im Nationalpark ist generell verboten. Man kann also darauf warten, dass die Ranger kommen und unangenehme Fragen stellen. Als Ausländer will ich hier aber nicht auffallen. Ganz schrecklicher Nachteil: Es gibt keine Dusche! Am Strand ist das noch zu verwinden, denn Badewasser gibt es ja genug. Aber es gibt kein WC, kein Frühstück mit Daintree-Tee, keinen Kühlschrank. Nicht zuletzt ist es in einem Caravan Park auch deutlich sicherer, als an so einem menschenleeren Strand. Als ich heute dort sass, kamen mehrere Leute vorbei geschlendert. Ein ziemlich abgerissener Aboriginal, ein Vater mit zwei Kindern, ein Hund, kein Krokodil...! Aber an einem solchen einsamen und in der Nacht bestimmt menschenleeren Strand kräht doch kein Hahn danach, wenn Dir einer (im besten Fall) Deinen Autoschlüssel und das Geld abnimmt.
Es gibt also Gründe genug dafür, dass ich in den nächsten Tagen hier auf diesem Zeltplatz bleibe. Ich werde es mir schweren Herzens verkneifen, an der Thornton Beach zu zelten. Denn das, was entscheidend dafür spricht, kann ich auch hier machen: Die Beach ist von meinem Zelt in maximal 10 Minuten zu erreichen. Dort ist es fast genau so menschenleer wie an der Thornton Beach und ich kann mich dort auch den ganzen Tag hinsetzen und nichts weiter machen, als den Strand, die See, die Wolken und Sonne, Mond und Sterne zu beobachten. Aber ich sehe keine Coral Sea, wenn ich das Zelt aufmache! Alles ist eben nie beieinander.
Morgen werde ich auf meine erste Schnorchel-Tour gehen. Heute habe ich diese Tour mit dem Segelschiff RumRunner geordert. Es hat 70 $ gekostet und ich lasse mich überraschen, wohin die Reise geht und wie so ein Tagesausflug aussieht. Die deutschen Mädchen fanden den Trip sehr gut, besser als auf dem Schiff der Konkurrenz. Damit ist der morgige Tag vorprogrammiert. Der heutige war ein Ruhetag. Ich baue das Zelt auf, sitze in Ruhe an der Thornton Beach, schreibe, mache einen Mittagsschlaf und esse gut.
Ausserdem bringe ich den Schlüssel Nr. 10 zur Heritage Lodge zurück ...!! Wo war er: Im der Kopftasche meines Rucksacks, die sich in der Klappe befindet, mit der man den Rucksack verschliesst. Ich werde einfach alt und das merkt man vielleicht am ehesten im Kopf. Ich habe eindeutig den Schlüssel in diese Tasche gesteckt, um ihn absolut sicher aufzubewahren. Aber ich weiss davon nichts, es war eine automatisierte Handlung, die zu keinem Zeitpunkt mein Bewusstsein erreicht hat. Schon in dem Moment, wo ich den Schlüssel dort einsteckte, habe ich nicht gewusst, was ich eigentlich mache. Mit meinen Gedanken war ich schon auf dem Coppercreek-Trip. Als ich den Rucksack mehrmals aus und einpackte, habe ich diese Tasche einfach ignoriert, sie war für mein Bewusstsein einfach nicht vorhanden. Mein Unterbewusstsein hat sie aber als hervorragend sicher eingestuft und dort den Schlüssel deponiert. Wahnsinn !! Ich muss mich immer angestrengt mental konzentrieren, um die richtigen Sachen in meinem Daypack dabei zu haben. Es klappt alles, aber es funktioniert nicht automatisch und als Routine. Damit alles in Ordnung geht, muss ich richtig konzentriert und bewusst nachdenken. Wenn es geht, vermeidet der Körper das, weil es anstrengend ist: Eine reine Schutzfunktion. Die grösste Anstrengung ist erforderlich, um den Autoschlüssel immer an der richtigen Stelle zu haben. Was für ein Crash, wenn ich diesen Schlüssel im verschlossenen Kofferraum vergesse (erst später kriege ich mit, dass man ihn ohne Schlüssel mit einer Taste öffnet) oder wenn ich ihn im Busch verliere !?! Der Anhänger an der Hose, in den ich den Autoschlüssel einhaken kann, ist Gold wert! Kreditkarten, Flugtickets, Travellercheques, Reisepass – das alles ist in der Gürteltasche verstaut. Die habe ich fast immer um den Bauch, manchmal im Daypack und selten im Kofferraum. Der Herr behüte mich vor Schussligkeiten! Aber genau die kommen eben vor! Der HERR weiss, dass ich nicht sein Freund bin!
Was mache ich übermorgen? Ich weiss es noch nicht und wer wird denken, an so ferne Zeiten? Vielleicht leiste ich mir hier noch einen Ruhetag, der heutige hat mir sehr gut getan. Hier ist es für die Erkundung des Regenwaldes ideal und vielleicht auch für das Schnorcheln. Billig ist es auch, wenn ich im Zelt schlafe: Eine Nacht kostet 8 $ und für dreimal Essen bezahlt man hier ca. 25 $. Was will man mehr?
Aber beim Mittagsschlaf, der mehr eine Ruhepause in der Horizontalen war, hatte ich eine hervorragende Idee: Den Wagen muss ich am 23. September wieder in Cairns abgeben. Muss ich nicht, aber jeder weitere Tag kostet 85 $ (von Deutschland aus nur 65 $) Ich werde noch in dieser Woche nach Cairns zurück fahren und mich dort in den Reisebüros erkundigen: Was gibt es für Angebote für die Zeit vom 23.09.98 bis 08.10.98 ?! Welche Pauschalreisen kann man in Australien für diese 14 Tage buchen? Schnorcheln auf einer schönen Insel, Rundreise in Darwin oder Alice Springs, Skilaufen in Tasmanien? Lassen wir uns überraschen. Aber dafür kann ich rund 2.000 bis 2.500 $ ausgeben, denn die würden mit Auto und Übernachtung in der Heritage Lodge auch zusammen kommen. Und der Nachteil kann auch ein Vorteil sein: Dann bin ich in ein Programm eingebunden, meine Freiheit und Flexibilität ist dahin, aber ich brauche mich um nichts mehr zu kümmern. Man kann eben alles immer mindestens von zwei Seiten aus betrachten! Hier habe ich die totale Freiheit und kann machen und fahren was und wohin ich will. Aber ich muss mich ständig informieren, lesen erkundigen und mehrmals am Tag entscheiden, was ich mache. Das ist toll, aber man geniesst es dann auch richtig, sich einfach mal bedienen und amüsieren zu lassen. Allerdings kann man das nur geniessen, wenn das Angebot ungefähr den eigenen Vorstellungen, Ansichten und der eigenen Mentalität entspricht und nicht in einer Dauer-Animations-Club-Anlage endet.
Jetzt werde ich aufhören zu schreiben. Für heute ist alles gesagt und es ist nur eine Frage der Zeit, wann aus einer der dunklen Wolken, die zwischen den schönen weissen Wolken von der See her an die Küste treiben, der erste Platzregen prasselt. Die Sonne geht bald unter, es ist Abendbrotzeit. Aber ausser einem Spaziergang am Strand habe ich heute nicht viel gemacht. Also gibt es auch nicht viel zu essen. Den Mondaufgang will ich zwischen 20 und 22 Uhr sehen und dann geht es ins Zelt und in den Schlafsack. Morgen versuche ich vor Sonnenaufgang noch einmal, mit Conny zu telefonieren. Ich habe mir für 20 $ eine Telefonkarte besorgt, da kann ich mir in der Telefonzelle mehr Zeit lassen, als beim ersten Mal. Jetzt also ist erst mal Schluss für heute.
18:01 Uhr, Jungle Village, C.T.
Auch das muss ausprobiert werden: Ich will sehen, wie und ob es möglich ist, im Zelt zu schreiben !? Es ist jetzt 20:50 Uhr und ich gehe ins Bett. Vielleicht wache ich zeitig genug auf, da gehe ich zur Telefonzelle, um mit Conny zu telefonieren.
Heute abend ein tolles Erlebnis: Gegen 19 Uhr lege ich mich an den Strand und beobachte, wie es vollständig dunkel wird. Über mir ein ganz klarer Sternenhimmel, Wolken nur weit am Horizont in West und Ost. Genau über mir die Milchstrasse. Nie habe ich sie so gesehen, weil ich noch nie unter so einem Sternenhimmel gelegen und die Milchstrasse gesucht und wahrgenommen habe. Ich richte meinen Körper nach der Milchstrasse aus und beobachte, wie sie mit der immer weiter unter dem Horizont versinkenden Sonne immer klarer wird. Gegen 19:20 Uhr ist nur noch sternklare Nacht. Erst dachte ich, das sind ganz leichte Wolken, direkt im Zenit. Aber sie ziehen nicht weg – es sind Wolken von Sternen !! Die Milchstrasse reicht von einem Horizont über den Zenit zum anderen Horizont. Es muss ungefähr die Nord-Süd-Richtung sein, senkrecht zum Lauf von Sonne und Mond. So einen beeindruckenden Sternenhimmel habe ich noch nie gesehen. (s. Sternenkarte) Als ich so auf dem Strand liege und die Milchstrasse direkt vor mir sehe, habe ich kurzzeitig den Eindruck im Raum zu fliegen! Das ist ja auch nicht weit weg von der Realität, wir fliegen ja mit dem Raumschiff Erde durch das Universum. Und da behaupten einige, die Welt, das Universum ist erkennbar. Wie sieht der Sternenhimmel, die Milchstrasse jetzt aus, meine Herren Materialisten und Philosophen ??! Was Sie jetzt am Sternenhimmel sehen, ist alles Vergangenheit, Milliarden von Jahren alt. Wie wollen sie erkennen, was life in dieser Stunde dort existiert?
Es wird etwas kalt auf dem Sand, trotz des lauen Windes. Um 19:50 geht der Mond auf, es ist der klare, grosse Vollmond. Vorher war der Jupiter so hell, dass er auf die See eine blinkende Spur zeichnete. Mit dem Mond kommen plötzlich Wolken, woher? Der erste Regenschauer fällt um 20:40 Uhr. Das dämpft meine Begeisterung für den Nachthimmel, von dem nicht mehr viel zu sehen ist und ich gehe zurück in mein Dschungeldorf. Duschen, Zähne putzen und ins Zelt. Die erste Nacht in meinem neuen Zelt und die erste australische Nacht im Zelt. Ich wünsche mir wie in Amrum: Sturm und Regen. Aber ich bin bescheiden, so ein gewaltiger tropischer Regenschauer, wie in Port Douglas würde mir ja schon reichen.
Der Versuch zeigt: Man kann mit einer Taschenlampe am Zelthimmel schreiben. Aber bequem ist etwas anderes. Schreiben ohne Lehne ist sehr anstrengend. Jetzt verkrieche ich mich in den Schlafsack. Der Vollmond leuchtet durch das Zelt, sobald die Taschenlampe aus ist.
21:00 Uhr, Jungle Village, C.T.
DAS RIFF VOR
CAPE
TRIBULATION
09. September 1998, Mittwoch
Um 17:40 Uhr erlebte ich heute den ersten richtigen Schock auf dieser Reise: Die Gürteltasche ist weg: Reisepass, Flugticket, CreditCards, Geld ... Wo ist diese Tasche geblieben ?!? Sie kann nur im Gepäcknetz des Bootes liegen, mit dem ich heute meine erste Snorkelling-Tour am Cape Tribulation gemacht habe: RumRunner heisst das Schiff. Man kann sich so eine Gürteltasche nicht 24 Stunden um den Bauch binden. Besonders nicht beim Schnorcheln im Barriere Riff. Ich hatte sie deshalb im Rucksack verstaut. Aus irgendwelchen (unnötigen) Gründen –hatte ich sie aber auch mal rausgenommen und im Gepäcknetz unter den Rucksack geklemmt. Beim Einpacken habe ich das dann nicht gemerkt. Das Gepäcknetz war sehr hoch, von oben nicht einzusehen und von unten schlecht zu kontrollieren. Es war kein Netz, sondern ein Lochblech ... So schnell kann es einen Crash geben! Was ist zu tun ?? Als erstes muss ich zur Rezeption, um die Leute vom RumRunner zu informieren. Das Problem ist nicht sehr gross, weil ich wenigstens weiss, wo die Tasche ist. Aus meiner Sicht kann sie nur auf dem Schiff liegen oder gelegen haben. Aber wer kann sich schon zu hundert Prozent sicher sein? Auch ist unklar, ob der RumRunner nicht vielleicht schon wieder auf einer Abendparty unterwegs ist. Wenn nicht, dann liegt das Schiff in der Bay von C.T. vor Anker. Wer kommt von wo aus hier her? Wo kriegt man ein Beiboot her, um zu dem Schiff raus zu fahren oder zu rudern ...? Viel Trouble in den nächsten 12 Stunden oder auch Tagen! Ich packe meine Schreibutensilien wieder ein. Ich wollte schreiben, bevor es dunkel wird. Campingstuhl ins Auto. Ruhe !! Noch einmal alles checken, bevor der Alarm ausgelöst wird. Wo bin ich nach dem Segeltörn gewesen, was habe ich gemacht ...?
Die Bauchtasche liegt friedlich neben der Unterwasserkamera auf der Ablage unter dem Rückfenster des Autos. Noch nie habe ich da was hingelegt ...! Und ich kann absolut nicht nachvollziehen, wie ich die Tasche aus dem Rucksack rausgeholt und auf diese Ablage gelegt habe. Es ist wie immer und ganz typisch: Solange man sich in einer neuen, ungewohnten Umgebung bewegt und noch keine entsprechenden Routinen ausgebildet hat, lebt man unsicher. Offensichtlich habe ich eine alte, vorhandene Routine benutzt, ohne es überhaupt zu merken. Kann man eigentlich sagen, dass ich es gewesen bin? Es war mein Body ohne meinen Kopf – wer ist das ?!? Auch wenn man als Methodiker um diese Schwierigkeiten weiss, gelehrte Reden darüber hält und Artikel schreibt (‚Im Normalfall denkt der Mensch nicht‘): Das schützt nicht vor Fehlleistungen! Es hilft nur eines: Man muss sich bewusst sein, das ist NICHT DER NORMALFALL !! Und weil das so ist, muss man möglichst auf Routinen verzichten und sich permanent bewusst machen, was man gerade tut. Mir fällt das Wort ‚bewusstseinspflichtig‘ ein, das MJ geprägt und uns gepredigt hat. Nie war mir klarer als jetzt, was das eigentlich bedeutet !! Sich permanent bewusstseinspflichtig zu bewegen, ist die Lösung in der Situation, in der ich mich hier befinde. Aber das strengt an, erfordert ständige Konzentration und ist nicht stundenlang durchzuhalten. Deshalb versucht der Körper, einem die vorhandenen Routinen anzubieten und gaukelt uns damit Sicherheit und Bequemlichkeit vor.
Alles hervorragend erklärt, alle Probleme für die Zukunft gelöst, keine weiteren Fragen ... bis zum nächsten Crash !! Ach ist das schöööön, dass die Tasche nicht verschwunden ist !! HURRA, bei wem kann ich mich bedanken ?!!? Na bei mir muss ich mich bedanken, denn trotz des Fehlens einer passenden Routine habe ich es ja mit einer alten richtig gemacht! Was heisst hier ‚ich‘ ... war ich es überhaupt ?! Die Handlungen meines Bodys sind total an meinem Bewusstsein vorbei gelaufen. Das ist schon mächtig paradox. Aber so funktioniert das, was man menschliches Denken und Bewusstsein nennt. Irre verrückt, waaahh ?!?
Dabei war heute so ein toller Tag: Mein erster Snorkelling-Trip im Great Barrier Reef. Ein Katamaran, so gross, dass sich darauf mühelos 30 Leute vergnügen können. Heute sind wir nur neun und davon sind allein drei Germanen – sehr ungewöhnlich. Für diesen Ausflug habe ich 70 $ bezahlt, 10 $ davon kassierte Jungle Village für die Vermittlung. Um 8:30 Uhr werde ich von Jungle Village abgeholt und wir fahren mit einem Kleinbus zum Cape Tribulation. Ein Beiboot bringt uns zum RumRunner.
Dann folgt eine sehr schöne Fahrt zum Mackay Reef. Sonne, Wellen, Gischt, Sicht auf die Berge und die Küste des C.T. Um 10:15 Uhr legen wir an diesem Riff an. Die Taucher hängen sich ihre komplizierten Geräte um, ich springe mit Badehose und Schnorchelbrille ins warme Wasser. Was für eine komplett andere Welt ist hier unter Wasser zu sehen! Später fahren wir wieder ein Stück und legen an einer anderen Stelle an. Dazwischen gibt es Kaffee, Tee und einen reichhaltigen Lunch. Aber auch so ein Tag geht zuende. Rückfahrt bei herrlichem Wetter: Sonne, Wolken, leichter Wind. Der RumRunner hat Segel gesetzt (nur Show für die Touristen...). Um 16 Uhr sind wir wieder an der Bay des C.T. Der Motor des Beibootes will nicht anspringen. Aber schliesslich klappt es doch und um 16:30 Uhr bin ich wieder an meinem Zelt. Duschen, Sonnenbrand bekämpfen (fast nichts), frische Wäsche, Schreiben ....:: Woooo ist meine Gürteltasche ??!!
Heute bin ich vier bis fünfmal je 20 bis 30 Minuten mit der Schnorchelbrille im Wasser gewesen. Die Brille und das Schnorchelrohr waren perfekt und ich hatte es nach ein paar Minuten schon ganz gut raus, wie man mit diesem Equipment umgeht. Es gehört schon ein bisschen Erfahrung dazu. Flossen hatte ich das erste Mal an den Beinen. Das ist sehr vorteilhaft, denn man kommt damit ohne Kraftanstrengung schneller voran. Die Korallenwelt hier am Mackay Reef ist sehr interessant.
Noch nie habe ich solche riesigen Muscheln wie hier gesehen, mehrere lebende und eine tote. Sie sind mindestens einen Meter breit, stehen auf dem Sandboden und haben sich nicht eingegraben. Ca. 80 % der Muschel steht frei, 50 bis 70 cm über dem Meeresboden. Wie Tonnen oder Truhen stehen sie da. Blaugrau und grün bewachsen die Schalen, in dem breiten, offenen Spalt kann man deutlich ein grosses, blaues Ansaugrohr sehen, 8 bis 10 cm im Durchmesser, das sich rhythmisch bewegt. Ein schimmernder, blau-grün-violetter Besatz auf der gewellten Kante der Muschelschalen. Unbeschreiblich! Das ist wirklich eindrucksvoll.
Kaum bin ich zum zweiten Schnorchelgang ins Wasser gestiegen, kommt ein Hai auf mich zu ... !!? Ist das wirklich ein Hai, wie gross ist er, wie gefährlich ist er, was mache ich jetzt ??! Das alles geht mir gleichzeitig im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf. Mit der gleichen Geschwindigkeit erkenne ich: Ja, das ist ein Hai, weisse Spitzen ( gleich: ungefährlich), höchstens 1,5 Meter, also er ist klein. Und ich entscheide mich dafür, nicht in Panik zu geraten, die Situation ist nicht sehr gefährlich. Der Hai macht keine Anstalten, mich anzugreifen und wenn doch, hätte ich keine Chance, wegzurennen. Also ruhig bleiben. Der Hai ist unter mir, ca. 6 bis 8 Meter weit weg. Ich habe das erste Mal eine Pocket-Unterwasser-Kamera mit ins Wasser genommen. Damit habe ich noch kein einziges Bild gemacht. Ich ziele ein paar Mal, schwimme auf den Hai zu. Ich Idiot will natürlich gleich beim ersten Mal das perfekte Bild haben. Der Hai aber hat andere Interessen, er sucht Deckung auf dem Untergrund, ich dagegen will Kontrast. Er schlängelt sich in eine Korallenspalte und ist weg. Ich aber habe nicht auf den Auslöser gedrückt. Die ganze Begegnung hat bestimmt nicht länger als 30 Sekunden gedauert. Na, macht nichts, es hätte ja auch anders ausgehen können. Wie sagte Scharno in Vietnam: ‚Man muss auch mal etwas ohne Foto geniessen können.‘ Genau. Toll war das mit dem Hai! Es gibt sie also wirklich und nicht nur im Fernsehen! Einen Rochen habe ich auch von weitem gesehen, aber er war recht klein, ca. 60 cm Spannweite. Es gibt sehr viele Fische hier, in allen Grössen bis ca. 40 cm Länge. Aber was für Farben !! Die Farben und Formen dieser Fische sind unbeschreiblich. Schon alleine das zu bewundern, lohnt das Schnorcheln in so einem Riff.
Die Fische sind überhaupt nicht scheu, sie haben sicher gemerkt, dass ihnen von Tauchern und Schnorchelern keine Gefahr droht. Im Gegenteil! Sobald man Brot ins Wasser wirft, sind im gleichen Moment jede Menge Fische da, die nur auf diesen Moment gewartet haben. Ich springe mit der Kamera zwischen die nach Futter gierenden Fische und mache ein paar Aufnahmen. Es ist ein irres Gefühl, mitten in einem Schwarm von 60 bis 80 Fischen zu sein, von denen viele so gross sind, wie mein Arm lang ist ...
Jetzt muss ich erst mal eine Pause machen, in 10 Minuten ist es dunkel. Ich brauche einen neuen Platz zum Schreiben: Mehr Licht ...!
18:30 Uhr, Jungle Village, C.T.
45 Minuten später bin ich wieder um eine Erfahrung reicher: Ich habe dort Sonnenbrand, wo ich mir bei meinem ersten Schnorchelgang in Perhentian schon einmal leichte Verbrennungen geholt habe: Auf der Rückseite der Oberschenkel und zwischen Hose und T-Shirt am Rücken. Natürlich hatte ich mich richtig eingeschmiert – ehrlich! Aber wohl nicht oft genug. Na, das vergeht und beim nächsten Mal werde ich besser aufpassen. Jetzt sitze ich im Auto, die Innenraumbeleuchtung ist hell genug. Heller jedenfalls als im Restaurant und in der Bar, dort gibt es nur die übliche Schummerbeleuchtung. Dort kann man (auf nackten, harten Holzbänken ohne Lehne) zwar ganz gut und relativ billig essen, aber ansonsten ist das Disco, Flaniermeile, Anbaggersee und Show Room in einem. Die Bude war voll um diese Zeit, ca. 120 Leute. Es gab Steak oder Fisch vom Grill plus diverse Salate, soviel, wie auf den Teller drauf geht, alles für 9 $. Davon werden die aktivsten Nachtarbeiter satt. Zu 95 % sind das hier Leute unter 30 Jahren, erstaunlicherweise sind 2/3 davon junge, hübsche und knackige Mädchen. Schön und anregend anzusehen, aufregend schon nicht mehr und kein Gedanke an eine wilde Nacht am Strand oder im Mangrovenwald. Herrlich ist das, denn so ist das Leben wesentlich leichter und ruhiger zu geniessen.
Was gab es noch zu sehen, am Mackay Reef? Ein zweites Schiff, 10 $ billiger, dafür aber mit ca. 25 Leuten voll geladen. Wir hatten viel Platz, da drüben war es eng. Das Riff hatte auch eine kleine Sandinsel ca. 150 m im Durchmesser. Vögel nisteten darauf und wir wurden angehalten, diese kleine Insel nicht zu betreten. Die Leute vom anderen Schiff liefen darauf herum. Weiter draussen war über eine ziemliche Breite eine Brandung zu sehen. Der Skipper hatte eine Seekarte: Das Mackay Reef liegt ca. 20 Seemeilen vor dem Cape Tribulation und ist ca. 4 x 5 km gross. Unmöglich, auch nach 14 Tagen Schnorcheltour alles gesehen zu haben. Sicher spielt da immer der Zufall mit, was man an einem solchen Tage sieht: Wetter, Tide, Strömung und Wind beeinflussen das Leben unter Wasser. Auch die Fische sind sicher nicht jeden Tag gut drauf. Auch der Weissspitzenhai hat manchmal Stress und ist dann aggressiv? Wie kann man das erkennen und was tut man dann? Heute war das Wasser aus meiner Sicht nicht sehr klar. Gibt es bessere Tage? Die Korallen waren nicht annähernd so farbig, vielfältig und so lebendig, wie in Tenggol und Perhentian. Ich hatten den Eindruck, auf diesem Riff war höchstens jeder zweite Korallenstock noch am Leben. Es fehlte die Brandung, die das Schnorcheln in Tenggol zum einmaligen Erlebnis werden liess. Es ist unbeschreiblich und ein gewaltiger Eindruck, diese Sauerstoffpumpe von unten zu sehen. Hier sah man nahe der Vogelinsel nur, dass die Tide und die Brandung die Korallen zum grössten Teil zerstört haben. Alles war weiss und tot, von Korallenmehl eingepudert. Warum? Ich fragte den Skipper, warum sich das Riff in so einem desolaten Zustand befindet. Er hatte keine Antwort, fand das völlig normal.
An Bord wollte man uns Schnorcheler unbedingt zu einem Probe-Tauchgang überreden. Einmaliger Sonderpreis von 80 $. Nie werde ich mich darauf einlassen. Meine Gesundheit ist das wichtigste, was ich habe. Nach ein paar erfolglosen Versuchen liess man uns aber in Ruhe. Tee, Kaffee und Wasser kostete nichts und man konnte sich ständig selber bedienen. Das war sehr angenehm. Natürlich konnte man gegen Bezahlung auch Bier, Cola und harte Sachen haben. Damit macht man sicher auch noch gute Geschäfte. Auch diese Unterwasserkamera wurde für 25 $ angeboten. An Land kostet sie 18 $. So eine Pocketkamera habe ich noch nie gesehen, das musste ich natürlich mal ausprobieren. Ich glaube zwar nicht, dass bei dem wenigen Licht dabei gute Fotos zu machen sind, aber man muss es versuchen, bevor man darüber urteilen kann. Die Crew bestand aus drei Leuten. Alles waren sehr freundlich und sie sprachen ein besseres English als ‚Piggy‘. Zurück wurden sogar die Segel gesetzt. Aber wenn man ein bisschen davon versteht (Arendsee in den 50-er Jahren ...), sah man sofort, dass das nur Show war. Der grosse Motor sorgte dafür, dass wir zur rechten Zeit wieder zu Hause waren.
Nach dieser ersten Schnorcheltour weiss ich jetzt, wie das hier am Barriere Riff läuft: Snorkelling ist eine tolle Sache. Jedes Riff sieht anders aus und bestimmt gibt es welche, die in einem deutlich besseren Zustand sind als die Stellen, an denen wir heute waren. Ich werde versuchen, dass ich die letzten 14 Tage in Australien entweder auf einer Insel mit einem schönen Riff oder auf einer Kreuzfahrt durch das Barriere Riff verbringen kann. Auf die Idee mit der Kreuzfahrt hat mich die deutsche Taucherin heute gebracht. Sie hat von Deutschland aus schon so eine Tour gebucht. Muss das sein? Ich bin sicher, dass man von hier aus sogar billiger an eine solche Tour kommt. Eine richtige Schnorchel-Kreuzfahrt ist aber wahrscheinlich für mich hier in Australien das grösste erreichbare Erlebnis, nachdem ich inzwischen weiss, wie es im Regenwald aussieht. Deswegen werde ich hier morgen buchstäblich meine Zelte abbrechen und zwei Dinge tun: Erstens werde ich von Port Douglas aus noch einmal eine Tagestour auf einem Schnorchel-Schiff buchen. Zweitens muss ich nach Cairns, um von dort aus für die letzten 14 Tage etwas zu organisieren, in denen ich kein Auto habe. Nun aber weiss ich, was ich in diesen letzten Tagen hier machen will: Eine Schnorchel-Tour durch das Great Barrier Reef wäre ideal.
Jetzt aber gehe ich erst noch mal an den Strand. Der Mond wird gegen 21 Uhr aufgehen und vorher muss ich noch einmal die Milchstrasse so wie gestern sehen. Aber es sieht nicht so aus, als ob daraus was werden könnte: Der Himmel ist bedeckt, kein Stern ist zu sehen. Von See her sah man heute nachmittag eine dichte, schwarze Wolkenbank über der Küste. Die ist jetzt noch über uns. Aber in einer Stunde kann hier ja viel passieren.
19:50 Uhr, Jungle Village, C.T.
Gerade bin ich vom Strand zurück gekommen: Leider war kein Mondaufgang zu sehen, der Himmel ist jetzt vollständig bedeckt. Aber in Richtung Moonrise sind helle Flecken zu sehen, ausserdem ist der Himmel insgesamt seit ca. 21 Uhr heller. Also irgendwo ist der Mond aufgegangen und die Wolken sind nicht so dick, dass man das nicht merkt. Aber als es am Strand dann auch noch anfing, leicht zu nieseln, stehe ich auf und gehe ‚nach Hause‘.
Als ich gegen 20 Uhr zum Strand ging, wäre ich fast auf zwei gepunktete, kleine Frösche getreten. Das sind die berühmten CANE TOADs, die hier erst vor einigen Jahrzehnten aus den USA eingeschleppt worden sind. Sie sollten das Zuckerrohr von irgendwelchen ‚Schädlingen‘ befreien. Statt dessen sind sie selber fast zu einer Landplage geworden, weil ihnen hier die Lebensbedingungen so gut gefallen.
Mein Wissen habe ich von ‚Piggy‘, der das in aller Breite erzählt hat. Kurz vor dem Strand, direkt auf dem Weg vor mir, schlängelt sich eine braune, dünne Schlange. Sie ist ca. einen guten Meter lang und sie hat keine Eile. Meine Taschenlampe scheint sie nicht zu stören. Ich folge ihr noch ein paar Meter in den Mangrovenwald, dann ist sie verschwunden. Am Strand laufen viele Krebse herum, die man mit der Taschenlampe sehr verwirren kann. Einen fange ich mit dem Licht ein, er kann dem Lichtkegel nicht entkommen. Aber er hat die richtige Idee: Er flüchtet in die Brandung und ist gerettet.
Ich lege mich in den noch warmen Sand, baue mir eine Lehne in Richtung Moon ... Der Himmel ist bewölkt, aber durch ein paar Lücken sieht man auch die Sterne. Viel ist hier am Himmel zu sehen: Sterne, Flugzeuge, Sternschnuppen, Satelliten. Obwohl wirklich was los ist, bin ich hier alleine. Ich habe wahrscheinlich sehr sonderbare Interessen, die ich nur mit wenigen Leuten teile. Für den Sternenhimmel interessiert sich heute offensichtlich kaum noch jemanden. Da hat es in der Geschichte der Menschheit ganz andere Zeiten gegeben. Bei den Ägyptern z.B. war die Beobachtung und Deutung des Sternenhimmels von ausschlaggebender Bedeutung für das tägliche Leben am Nil ... Heute sitzt man, wenn es dunkel wird, vor dem Fernseher oder in der Kneipe. Während ich hier am Strand liege, sitzen zur gleichen Zeit hunderte von People gar nicht weit weg in der verrauchten Gaststätte beim Bier und können sich kaum unterhalten, weil die ‚Musik‘ so laut wie Industrielärm ist und sich auch genau so anhört. Keiner sieht, was ich sehe: Dieses seltsame Licht, das da an einer Wolke einen grossen Hof erzeugt. Erst dachte ich, das ist ein Flugzeug mit aufgeblendeten Scheinwerfern. Aber das Ding da steht, denn es ist der Jupiter !! Aber wie hell er ist! Das ist einfach irre und er spiegelt sich auch ganz deutlich in der See, wenn er frei von Wolken ist. Aber dieses Schauspiel dauert nicht lange. Ab 20:45 Uhr ist alles dicht, es ist nichts mehr zu sehen. Schade.
Ab ins Zelt, für heute genug erlebt!
21:40 Uhr, Jungle Village, C.T.
KROKODILE UND KRÖTEN
10. September 1998, Donnerstag
Der Regen hat mich im Auto eingesperrt! Es regnet seit gestern 22 Uhr ununterbrochen. Manchmal ist es Nieselregen, dann wieder rauschen tropische Regengüsse über das Land am Cape Tribulation. Regen ohne Pause. Meinem schönen Zelt hat das nichts ausgemacht. Beim Ein- und Aussteigen regnen ein paar Tropfen in das Zelt. Aber sonst gibt es kein Problem, alles ist hervorragend dicht. Das Zelt ist toll: Wenn man sich hingelegt hat und die ‚Eingangstür‘ aufzieht, sieht man direkt in den Sternenhimmel oder in die Wolken. Man kann auch mit offener Tür schlafen. Das habe ich gestern gemacht, bis es auf mein Gesicht geregnet hat. Herrlich habe ich bei dem trommelnden Regen bis gegen 4 Uhr geschlafen. Um 4:30 stehe ich auf, ich will mit Conny telefonieren. Aber mit der Telefonkarte kriege ich keine Verbindung zustande. Ich verstehe die Ansage schlecht oder falsch, jedenfalls weiss ich nicht, was ich falsch mache. Als ich es schon aufgegeben habe, drücke ich mal auf die Null. Letzte Chance, denke ich mir. Es hört sich jetzt anders an und beim zweiten Mal habe ich Cati an der Strippe, so klar, als ob sie im Dorf nebenan wäre. Wir reden ein bisschen, dann kommt Conny. Ich erzähle ihm von dem Hai, den ich gesehen habe, nachdem er mir von Stefans Bären in Kanada erzählt hat. Ich sage Conny, dass es hier zur Zeit pausenlos regnet und er hört in Deutschland den Regen auf das Dach über mir in Australien rauschen. Mein Gott, wie geht es uns gut, was haben wir für ein schönes Leben! Conny muss nur zusehen, dass er die Schule ordentlich zuende bringt. Man braucht einen gut dotierten Job, denn ohne Geld kann man auch nichts mit der grossen Freiheit anfangen.
Es ist relativ hell, aber es regnet und ein Ende ist nicht abzusehen. Frühstück im Regen habe ich schon hinter mir. Jetzt kann ich hier nicht noch stundenlang warten, denn ich will nach Cairns zurück fahren. Es ist völlig ungewiss, wann der Regen aufhört. Da werde ich das Zelt wohl im Regen abbauen müssen. Ich werde mir jetzt alles bis auf die Unterhose ausziehen, das Zelt abbauen und das nasse Zeug in einen grossen Müllsack stecken! Gott sei Dank habe ich mehrere in meinem grossen Rucksack. Wenn die Sonne wieder scheint, wird das Zelt aufgebaut und in einer halben Stunde ist alles wieder trocken. Also: Los geht’s !!
09:05 Uhr, Jungle Village, C.T.
Heute bin ich also das erste Mal mit dem Auto in Cairns. Hier bin ich vor acht Tagen mit dem Flugzeug gelandet und dann gleich nach Norden gefahren. Heute bin ich vom Cape Tribulation hierher zurück gefahren. Zuerst musste ich allerdings im Dauerregen das Zelt abbauen. Im warmen Regen ist das kein Problem, man muss es eben nur machen. Ich hatte mir alles ausgezogen. Der Himmel war gnädig und es goss in diesen 10 Minuten nicht so, wie in der ganzen Nacht. Müllsäcke sind beim Camping sehr nützlich: Ich steckte das ganze Zelt dort rein, so klitschnass, wie es war. Gegen 17 Uhr habe ich das triefende Zelt dann hier wieder aus dem Sack geholt und aufgebaut. Nach einer Stunde war es fast trocken, da fing auch hier der Regen an ...! Aber bei 26° ist Regen eine andere Sache, als in Norwegen, wenn es bei Temperaturen unter 10° und bei einem scharfen Wind regnet. Hier ist es warm, die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch, man ist sowieso oft nass, da macht es nichts, wenn es dazu auch noch regnet.
Wassergefüllte Schlaglöcher bei der Abfahrt. Es regnete fast bis Cairns. Mit diesem Auto aber macht das Fahren bei jedem Wetter richtig Spass. Das ist das ideale Opa-Auto: Gross, bequem und kinderleicht zu fahren. Inzwischen habe ich mich an die Automatik gewöhnt, es geht wunderbar. Auch bergab kann man bis auf Gear 1 zurück schalten und hat dann die berühmte Motorbremse. Natürlich gibt es die in milderer Form auch für den 2. und 3. Gang. Lenkung, Sitze, Heizung, Kühlung, Belüftung, zentrale Schliessanlage – alles ist hervorragend zu bedienen und funktioniert einwandfrei. Aber unter 10 Liter/100 Km macht es dieser Motor wohl nicht.
Bei Hartleys Crocodile Farm mache ich eine Pause. Bis zu ‚Australiens best Crocodile Show‘ wollte ich nicht warten, denn die läuft täglich erst ab 15 Uhr. Als ich dort ankam, war es erst 11:30 Uhr. Aber auch ohne die Show konnte ich die vielen Krokodile bewundern, die es hier zu sehen gibt. Die Biester sind wirklich gefährlich, im trüben Wasser sind sie praktisch unsichtbar und tauchen können sie auch noch ziemlich lange. Man sollte es also unbedingt vermeiden, ihnen im Wasser zu begegnen! Fast 9 Meter lang war das grösste Krokodil, das man bisher gefangen hat – eine unvorstellbar grosse Eidechse!
Ein 7,5 Meter langes Exemplar aus Plastik steht am Eingang dieser Krokodilfarm. Schon da kann man nicht glauben, dass es so ein riesiges Vieh in natura wirklich gibt. Hier habe ich auch das erste Mal einen Cassowary lebend gesehen. Es ist ein straussenähnlicher Vogel, der nicht fliegen kann, ganz urtümliche Beine hat und ca. 1,60 Meter gross ist. Er hat einen ganz bunten Kopf. Diese Vögel leben nur im australischen Regenwald. Viele Strassenschilder am Cape Tribulation warnen davor, dass man diese Vögel nicht überfährt, wenn sie die Strasse überqueren. Gesehen habe ich dort aber keinen, auch keinen überfahrenen. Ansonsten ist hier in Hartleys Farm vieles Show und Touristennepp. Aber es gibt hier auch einen guten Kaffee und für Clara Johanna habe ich einen schönen, grossen Frosch gekauft. Aber es ist sehr zweifelhaft, ob ihr diese naturalistische Kröte gefallen wird, denn es ist ein echter Cane Toad, gegerbt und mit schönen Vorderbeinen. Daraus hat man einen Brustbeutel hergestellt ... wie schön das ist, darüber kann man sich streiten. Aber man sucht händeringend nach einer Verwendung für diese sich unkontrolliert vermehrenden Frösche (s.o.).
Dann fahre ich weiter bis nach Smithfield. In dem grossen Shoppingcenter gehe ich wieder einkaufen: Ich brauche für das Outback Wasser, haltbare Lebensmittel und für die Sterne ein Fernglas. Das ist alles hier zu haben. Auch ein Mittagessen nach schwedischer Art: Little, medium oder big der Teller und man kann sich aussuchen, was man da drauf haben will. Mir reicht ‚little‘ und für 4,50 $ werde ich richtig satt und es schmeckt sehr gut. Das Fernglas bekomme ich auch. Es ist zu gross, als dass man es immer im Rucksack haben kann, aber es ist lichtstark, optisch i.o. (Olympus) und billig. Für 120 DM bekommt man bei uns so etwas nicht. In Helgoland habe ich mir die zollfreien Ferngläser im Mai recht genau angesehen: Dieses Glas ist dort nicht unter 300 DM zu haben: Duty-Free-Nepp! Wann werde ich damit das erste Mal unter der Milchstrasse liegen? Heute wird es wohl nichts werden – es regnet immer noch oder schon wieder.
Nach diesem erfolgreichen Einkauf fahre ich um 13:30 Uhr von Smithfield weiter nach Cairns. Eine halbe Stunde später steige ich am Hafen aus, ich bin das erste Mal in Cairns. Es regnet nicht mehr, aber es könnte gleich wieder anfangen. Tiefe Wolken hängen über den Bergen von Cairns. In den Hotels hier am Pier ist die Übernachtung für 200 $/night aufwärts zu haben. Das ist die VIP-Gegend von Cairns, grosse Hotels und teure Geschäfte. Ein paar Strassen weiter ist das touristische Zentrum von Cairns, wenn man da überhaupt von einem Zentrum reden kann. So wie Cairns stelle ich mir amerikanische Kleinstädte vor: Flache, weiss getünchte Holzhäuser, grosse Reklameschilder täuschen einen zweiten Stock vor, breite, rechtwinklige Strassen. Alle Strassen sehen gleich aus, viele solche Rechtecke. Ich lande zufällig in der Nähe des Tourist-Information-Centre. Ich bin einfach so weit vom ‚Zentrum‘ weg gefahren, bis es keine Parkuhren mehr gab (300 Meter). In diesem Office erhalte ich einen guten Stadtplan und die Empfehlung, in ‚das Cairns Shopping Centre‘, da drüben, die nächste Ecke, zu gehen. Dort residiert eine ganze Anzahl von Reisebüros.
Deswegen bin ich ja überhaupt hier nach Cairns gefahren: Jetzt will ich organisieren, was ich in den letzten 14 Tagen ohne Auto in Australien unternehmen werde. Ich gehe rüber und in zwei verschiedene Travel Agencys. Es stellt sich genau das heraus, was ich vermutet habe: Für das Geld, was das Auto in weiteren 14 Tagen kosten würde (85 $/day), kann ich auch eine Schnorchel-Kreuzfahrt machen und ausserdem noch z.B. eine Woche nach Darwin fliegen. Das stimmt nicht ganz, denn es bleibt ja nicht bei den Kosten für das Auto ... Aber ich besorge mir Prospekte, die ich dann am Abend studieren werde.
Für die Schnorchel-Tour aber habe ich mich schon entschieden: Es gibt ein Angebot: Für 590 $ (Original 925 $) kann ich 5 Tage und 4 Nächte mit einem Schiff durch das Great Barrier Reef kreuzen. Übernachtung, Essen und Schnorcheln inklusive. Ein günstigeres Angebot werde ich kaum finden. Mir ist unklar, wie ich zu diesem Schnäppchen gekommen bin. Wo ist der Haken?! Vielleicht sah ich mit meiner kurzen Hose und den dürren Beinen so bedürftig aus ?! Jedenfalls habe ich den Ausdruck ‚Low Budget‘ benutzt und das sagt hier jedem alles: Das ist ein armes Schwein, ein Backpacker. Der Manager hatte einen Freund an der Hand und nach einem Telefonat lag dann dieses Angebot auf dem Tisch. Ein Haken ist erkennbar: Es ist noch nicht ‚definitely‘. Ich bin als ‚standby‘ gebucht. Wenn Leute kommen, die bereit sind, den vollen Preis zu bezahlen, bleibe ich an Land zurück. Ob das Geschäft zustande kommt, entscheidet sich am 18.09.98 und das kann ich telefonisch abfragen. Es ist eine Anzahlung von 80 $ zu leisten und die Sache ist erst mal gebongt. Innerhalb einer knappen Stunde kann man also entscheiden, ob man eine Kreuzfahrt macht, oder nicht. Dieses Geschäft habe ich bei Holliday Link abgewickelt.
Holliday Link ist ein interessantes Reisebüro im Cairns Shopping Centre, denn dort stehen auch Computer, mit denen kann man für 6 $/hour im Internet surfen kann. Morgen werde ich probieren, ob das geht. Conny hat am Telefon gesagt, dass bisher keine E-Mail angekommen ist. Das Internet Café in Port Douglas ist ein faules Ei. Die Mädchen dort verstehen zu wenig von der Sache. Hier waren die Leute zu dem Grosskunden aus Übersee mit dem low Budget sehr freundlich. Als ich ihnen meine HomePage zeigte, waren sie begeistert. Viel Ahnung scheint auch hier keiner zu haben. Bianca, eine junge Griechin in schwarz mit einem interessantem Dekolleté, geboren in Australien, Baaaiiiiäääännnkäaäaäaä will von mir wissen, wie man seine eigene HomePage baut und ins Netz hängt. Da wäre wohl viel Nachhilfe nötig. Morgen gehe ich dort noch einmal hin, um wieder ein paar E-Mails abzusetzen. Dazu hatte ich heute keine richtige Ruhe. Aber man sieht wieder, wie die Geschäftsideen auf der Strasse liegen: Jahrelang könnte man hier als Web-Designer von einem Hotel, zur nächsten Lodge und von dort wieder zum nächsten Reisebüro tingeln. Und wenn man sich seine Leistung nur durch freie Kost und Logis bezahlen lässt – dabei lebt man nicht schlecht und kann vielen ein Erfolgserlebnis vermitteln. Als ich vor der Abreise Conny meine Idee ‚Internet aus einer Hand – vom Design bis zur Netzanbindung‘ verriet, zeigte er sich nicht gerade begeistert. Aber ich bin sicher, den Australienaufenthalt könnte er sich damit vor Ort verdienen. Voraussetzung ist allerdings ein Laptop mit den entsprechenden Tools und Informationen über die Provider in Australien. Aber diese Anfangsinvestitionen können ja keine grosse Hürde sein.
Dann war ich noch bei STA-Travel und habe mich nach Reisen innerhalb von Australien erkundigt. Morgen werde ich entscheiden, ob ich eine Woche nach Darwin fliege, zur Zeit fällt mir nichts besseres ein. Ich habe ja auch noch kein Programm für die nächsten 14 Tage – was mache ich denn da !?! Soviel Freiheit ist ja kaum zu verkraften!
Gegen 16 Uhr war ich mit meinen Geschäften fertig. Wo werde ich heute nacht schlafen !? Wo kann ich mein Zelt zum Trocknen aufstellen und mich dann darin zur Ruhe begeben? Im Stadtplan gibt es einen CarPark. Ich fahre los und finde ihn nicht, verfranze mich in den gleich aussehenden, rechtwinkligen Strassen von Cairns. Ich fahre in Richtung Freshwater. Eine sehr schöne Gegend in den Bergen mit zwei Campingplätzen. Aber das ist zu weit und offensichtlich gibt es hier nur Dauercamper und keine Restauration. Ich frage mich durch und lande gegen 16:45 Uhr tatsächlich doch noch im Sunland CarPark von Cairns. Hier gibt es nur Stellplätze für Autos oder Caravans, keinen Zeltplatz. Aber man kann einen solchen Stellplatz mieten und dort sein Zelt aufbauen. Für 10 $/night ist der E-Anschluss, der Wasseranschluss und ein Mülleimer inklusive. Es gibt viele Duschen, WC, Waschmaschinen und Trockner, einen Pool, einen Kiosk aber kein Restaurant – die Camper kochen alle alleine, man kann sie nur schwer in ein Restaurant locken. Mich schon und ich vermisse das schöne Restaurant von Jungle Village. Aber ich habe ja auch genug zu essen. Heisses Wasser kann ich mir zur Not auch in einer Küche machen, aber es gibt hier keinen Aufenthaltsraum mit Licht, Tisch und Stuhl. Es gibt nur einen TV Room mit schummriger Beleuchtung und vielen Campingstühlen. Also wird alles im Auto abgewickelt, denn inzwischen regnet es auch wieder: Abendbrot, Schreiben, Prospekte studieren, Reisebücher lesen, alles das mache ich auf dem Rücksitz meines schönen Wohnautos. Um 19:30 Uhr hört es auch auf zu regnen und ich gehe gleich, wenn ich hier fertig bin, mein neues Fernglas ausprobieren. Schon aus dem Auto heraus kann ich die ersten Sterne sehen, wenn ich hier das Licht ausmache. Anschliessend steige ich in mein schönes Zelt und lege mich ins Bett. Morgen früh gibt es Frühstück in einer schönen Kneipe in Cairns, in der Nähe des Cairns Shopping Centre. Also jetzt ist hier Schluss, die Milchstrasse ruft!
19:55 Uhr, Sunland CarPark, Cairns
ORGANISATION
UND BESCHAFFUNG
11. September 1998, Freitag
Ich sitze im Cairns Central, dem grossen Shoppingcenter. Vor mir Cappuccino und Kuchen. Es ist 10:05 Uhr und ich habe schon eine Menge Dinge organisiert. Es lohnt sich eben, wenn man um 5:45 Uhr aufsteht. Die halbe Nacht hatte ich das ‚Fenster‘ meiner Hütte offen: Das Zelt ist ideal !! Man liegt im Bett und hat Palmen, Flughunde, Wolken und Sterne über sich. Irgendwann in der Nacht habe ich es aber zu gemacht, ich wollte von den vielen Flughunden nicht etwas ins Gesicht bekommen.
Gegen 5:15 Uhr wache ich auf, es wird hell. Ist das die Beleuchtung auf dem CarPark oder ist es der Mond? Ich mache das Fenster auf und wer begrüsst mich im Zenit: Das ‚Fragezeichen‘ des Orion! Ich habe sofort mein Fernglas zur Hand (wunderbar!) und suche nach dem Orionnebel. Leider ist das Vergnügen nur kurz, es sind viele Wolken am Himmel. Auch auf den Mond kann ich von meinem Bett aus gucken. Jetzt nimmt er deutlich ab.
Ich stehe auf. Rasieren, Duschen, Frühstück im Zelt mit Brötchen, Butter, englischer Bitter-Orangenmarmelade ... nur der Tee fehlt. Dann packe ich meine Sachen und fahre in die Stadt. Das ist nicht weit, höchstens fünf Kilometer. Es ist 8:15 Uhr und fast alle Geschäfte und Gaststätten haben noch zu. Aber die Sonne ist schon hoch am Himmel und extrem hell, heute wird ein heisser Tag, wenn die Wolken nicht wieder den Himmel zuziehen.
Ich stelle den Wagen in der Nähe des Cairns Central ab. Der Weg dorthin ist problemlos zu finden, obwohl hier wirklich alle Strassen auf den ersten Blick gleich aussehen. Aber jetzt sehe ich, es sind nicht alles Holzhäuser wie in Texas, sondern Stahl und Beton sind die bevorzugten Baustoffe der einstöckigen Häuser im Zentrum. Die Architektur aber ist eindeutig aus dem amerikanischen Westen importiert, wenigstens stelle ich mir so den amerikanischen Westen vor. Hier ist es zwar so heiss, wie dort, aber hier regnet es oft und viel. Deshalb ist hier alles üppig grün und voller blühender tropischer Büsche und Bäume. Alles ist sauber und gepflegt, kurzer Rasen, Gehwege, Strassenschilder, hervorragende, breite Teerstrassen. Port Douglas mach dagegen einen provisorischen, leicht heruntergekommenen Eindruck.
Ich laufe zur Beach: Es ist Ebbe. Viele Vögel stochern im Schlamm des Wattenmeeres herum. Dunst stört die Sicht, Wolken über den Bergen. Die Schiffe mit den Tagestouristen laufen aus. Ich setze mich in ein Strassenkaffee nahe der schönen Promenade, trinke einen Tee und studiere die Reisemöglichkeiten. Damit habe ich mich heute morgen schon im Zelt beschäftigt und meine Reiseroute nimmt Konturen an: In den nächsten knapp 14 Tagen werde ich ins Outback fahren, die Lava Tubes von Undara besichtigen und versuchen, Karumba am Golf of Carpentaria zu erreichen. Dann folgt die Schnorchel-Kreuzfahrt und danach fliege ich nach Darwin. Dort werde ich fünf Tage lang mit einem 4WD-Car eine Safari durch den Kakadu-Nationalpark unternehmen. Das Ende der Safari ist auch gleichzeitig das Ende meiner Australienreise. So schnell geht das!
Bei Qantas versuche ich zu erkunden, ob ich statt von Cairns aus, auch von Darwin die Rückreise antreten kann. Der Flieger nach Singapore macht (wie auf dem Herflug) eine Zwischenlandung in Darwin. Das würde mir ersparen, von Darwin wieder zurück nach Cairns zu fliegen. Das eingesparte Geld ist dabei nicht das Hauptproblem, diese Variante würde aber die Organisation (Gepäck!) vereinfachen. Im Hauptbüro von Qantas, mitten in der Toristenmeile, eine hochnäsige, unfähige Zicke in der Midlifecrisis: Sie macht mit ihrem Computer hilflose Versuche, kann nach 20 Minuten meine Frage nicht beantworten und gibt mir eine Nummer, die ich am Montag (!!) kontaktieren soll.
Begeistert von soviel Kompetenz gehe ich zu STA-Travel, wo ich mir gestern Prospekte geben liess und mich über Darwin informiert habe. Hier arbeiten sehr freundliche Leute. Der Flug nach Darwin am 01.10.98 ist kein Problem, aber teuer. Bei der 4WD-Safari, die ich mir ausgesucht habe, die einzige, die auch terminlich passt, ist nur noch ein Platz frei! Vorsorglich wird dieser Platz sofort reserviert. Dann telefoniert die Dame ewig mit Qantas. Es scheint zu einem handfesten Problem zu werden, wenn man ein Ticket vom ‚grauen Markt‘ (billig !!) nachträglich verändern will. Die Termine, die Route, alles ist absolut fix, obwohl es ja in meinem Fall für Qantas sogar vorteilhaft wäre: Ich will statt in Cairns in Darwin einsteigen und ich will kein Geld zurück! Das Ergebnis von 15 Minuten Verhandlung am Telefon: Es wird in München bei Qantas angefragt, ob das Ticket verändert werden darf. In den nächsten 24 Stunden gibt es dazu eine verbindliche Aussage. Morgen um 10 Uhr bin ich also wieder hier bei STA-Travel, dann entscheidet sich, ob ich mit einem One-Way-Ticket auskomme, oder nicht. Dass ich aber nach Darwin fliege, habe ich jetzt schon entschieden.
Damit ist klar, was in den nächsten 24 Stunden abläuft: Ich habe viel Zeit, ich schreibe E-Mails nach Europa, I teach with the lovely Bianca und leiste mir ein schönes Mittagessen. Dann laufe ich auf der Seepromenade in Richtung Flughafen, lege mich unter einen der vielen schönen Bäume dort und mache einen Mittagsschlaf. Gut, dass ich meine dünne ISO-Matte immer dabei habe. Am Abend werde ich irgendwo, möglichst an der Beach, den Sternenhimmel bewundern und mich an Seafood gütlich tun. Und morgen vormittag wird endgültig der Darwin-Trip gebucht und danach geht es mit dem schönen Auto in Richtung Outback und Lava Tubes.
DAS ist die grosse Freiheit, von der wir bis 1989 keine Ahnung hatten !! Scheiss Sozialismus ...
10:35 Uhr, Cairns Central
So, dass war ein Organisations- und Beschaffungstag in Cairns. Die entscheidenden Dinge sind am Morgen bis 10 Uhr passiert. Nach dem Frühstück in einem der vielen Kaffees von Cairns Central ging ich in das Reisebüro mit dem Internetanschluss. Bianca hatte sehr viel mit anderen Kunden zu tun, absolut keine Zeit für die Probleme des WebDesigns. Sehr gut, so hatte ich zwei Stunden Zeit, allen Leuten, die eine E-Mail-Adresse haben, eine Mail zu schicken: Conny (bei mir zu Hause), Stefan, Dannenberg, Schikora, Tanja und Onkel Dieter. Es hat alles problemlos funktioniert und hier konnte ich es auch wirklich kontrollieren: Alle Mails sind wirklich abgeschickt worden. Die Mail an Conny kam nach 10 Minuten wieder zurück: Weltweit gibt es die Adresse dr.albrecht@burg-halle.de nicht! Das ist völlig klar, ich wollte ja auch zu dr.albrecht@t-online.de und solche Fehler werden unbarmherzig bestraft. Das Kontrollsystem im Internet funktioniert schon ganz gut, aber es ist nicht gerade intelligent. Dann hätte es nämlich fragen können, ob ich vielleicht zu der Adresse albrecht@burg-halle.de wollte. Aber soweit denkt das System noch nicht mit.
Morgen um 10 Uhr habe ich wegen der Darwin-Tour einen Termin bei STA-Travel. Bei dieser Gelegenheit werde ich mal sehen, ob es eine Rückmeldung auf meine Mails gibt. Ich vertraue der E-Mail-Verbindung noch nicht, das System ist auch in Australien noch zu neu. Aber ich habe festgestellt, dass es in Cairns Central noch einen zweiten Internet-Shop gibt. Die Preise sind die gleichen, wie in Port Douglas: 10 Minuten für 2 Dollar, die Stunde kostet 11 $. Das ist einfach zu teuer, wenn man die E-Mails online schreiben muss. Die Offline-Variante gibt es aber hier nicht, wahrscheinlich ist sie für die Anfänger, die das Geschäft hier managen, zu schwierig.
Nach den vielen E-Mails gehe ich Mittagessen. Ich habe den Eindruck, in so einem grossen Einkaufs Center könnte man den ganzen Tag verbringen und viele Leute machen das ja auch. Die Freizeit Center basieren auf genau dieser Überlegung. Hier gibt es von Shopping, Essen, WC, Kinderbetreuung, Post, Bank, Telefon, Computerspielen bis Kino alles. Wozu also noch einen Schritt vor die Tür gehen. Noch dazu, wo es hier im Gegensatz zur Natur schön kühl ist, glatt, sauber, angenehm und alles strahlt ein optimistisches Feeling aus. Wozu also sich mit den Tücken von Wind und Wetter abplagen?
Zum Mittag esse ich eine richtige schöne ‚Pho‘ (Suppe auf vietnamesisch) von einem asiatischen Spezialstand. Das kostet 7 $, dafür bekam man in Hanoi drei solche Suppen. Aber wir sind hier nicht in Hanoi und die Suppe ist gut, Holzstäbchen gibt es auch dazu. Original Laxa, die Fusslappensuppe ... kann man hier auch essen, das verkneife ich mir. Viele Leute sind hier in der Food Alley unterwegs. Sobald man sein Essen auf dem Tisch hat, kann man sie in Ruhe beobachten: Hier lebt offensichtlich ein bunt gemixtes Völkergemisch. Asiaten, Chinesen, Weisse, Colored People und Aborigines. Alle sprechen unter sich auch ihre eigene Sprache und gemeinsam benutzt man English. Die Colored People und die Aborigines kann man sehr deutlich voneinander unterscheiden. Niemand ist so schwarz wie die Aborigines! Und von all' diesen Menschenrassen gibt es Mischlinge! Das ist schon wirklich irre! Die Mischlinge sind meistens die optisch interessantesten Typen. Richtige Spannungen gibt es nur zwischen den Aborigines und allen anderen. Die Anderen, das sind die Eroberer Australiens. Aber in der Regel scheinen alle ganz friedlich miteinander umzugehen. Das liegt sicher daran, dass orthodoxe Juden und fundamentalistische Moslems hier keinen bedeutenden Einfluss haben. Vielleicht legt man mir das schon als Antisemitismus aus. Soweit es den Staat Israel betrifft, ist meine Haltung wirklich sehr kritisch. Das ist in meinen Augen kein Staatswesen, was in die westliche Welt und in die heutige Zeit passt. Vernunft und Toleranz ist die Basis für einen friedlichen Umgang miteinander. Fanatische Religionen oder Ideologien bewirken das Gegenteil – der Nahe Osten beweist es.
Nach dem Essen mache ich eine richtige Mittagspause an der Beach. Hier gibt es eine schöne Promenade, wo man unter Bäumen sitzen oder liegen kann. Die alten Bäume sind das, was vom ehemaligen Mangrovenwald an dieser Stelle übrig geblieben ist. Auch hier ist wieder zu beobachten, wie aus senkrecht herunter hängenden Luftwurzeln Stützen für die waagerechten Äste geworden sind. Phantastisch! Aber an einigen Bäumen sind die Luftwurzeln beschnitten ... schrecklich! Da waren wohl ‚Landschafts-Gestalter‘ des kommunalen Gartenbetriebes am Werke! Ich lege mich unter einen dieser Bäume und mache eine Siesta.
Aber ich kann mir dafür nicht lange Zeit nehmen, denn es gibt noch einiges für den Ausflug ins Outback zu organisieren: Ich brauche Obst, Dauerwurst, noch ein paar kurze Hosen für das Schnorcheln und für die Safari und mein Bargeld ist auch bald alle. Die australischen Shorts sind sehr bequem und alle tragen sie hier. Allerdings sind die wenigsten Made in Australia, die meisten Textilien kommen aus Südostasien oder China. Die Hosen sind billig: Eine schöne Badehose kostet 20 $. Nach den karierten Shorts, die mir bis über die Knie gehen, habe ich lange gesucht. Sie sind sehr bequem und kosten 35 $.
Zur Probe habe ich heute auch zwei Filme entwickeln lassen. Die Unterwasserkamera liefert die Bilder, die ich erwartet habe: Alles ist blau, keine Farben und keine Schärfe. Aber ohne Blitz kann man nicht mehr erwarten. Trotzdem sieht man auf den Bildern die riesigen Muscheln vom Mackay Reef. Das ist ja schon was! Der Spass kostet pro Film 10 $ und hier gibt es diese Kameras für 18,50 $, auf dem Schiff haben sie 25 $ gekostet. Die anderen Bilder sind in Ordnung. (Das habe ich hier zwar geschrieben, aber es stimmte nicht: Schon dieser erste Film von Port Douglas hatte zu starke Kontraste. Ich schob das auf das Papier. Aber ich hätte Versuche mit einer geringeren Belichtungszeit machen müssen! Nobody is perfect...) Ich wollte nur checken, ob die Kamera o.k. ist. Das Format 13 x 18 gibt es hier nicht. Das äquivalente Format ist deutlich teurer als in Deutschland (hier 25 $, bei uns ca. 18 DM für 36 Bilder).
Gegen 17:30 Uhr hatte ich alle notwendigen Besorgungen erledigt und fuhr zurück zu meinem Zelt. Auf dem Rückweg kaufte ich an einem Imbisstand in der Nähe des CarParks Chips, Salat and Chicken. Für 6,50 $ ein reichliches Abendbrot. Der jungen Frau vor dem Bratofen läuft der Schweiss über das Gesicht und es ist entsetzlich heiss in dem Laden. Ich sagte ihr, sie soll mich mal in Germany besuchen kommen, da sind jetzt im Herbst wesentlich angenehmere Temperaturen. Sie verstand mich falsch und dachte, ich wäre der Besitzer eines Hühnergrills in Deutschland ... Sprachprobleme!
In meinem bequemen Campingstuhl sitzend, esse ich Abendbrot vor meinem Zelt. Es schmeckt hervorragend und wieder fehlt nur der Tee. Der Tag geht zuende, die Dämmerung geht in die Nacht über. Mit der Dämmerung kommen hier Mücken (Nicht eine Mücke habe ich in C.T. bemerkt!). Sind die vielen fliegenden Hunden hinter ihnen her, die hier in der Dämmerung und in der Nacht herum fliegen? Es sind richtig grosse Tiere, deutlich grösser als Tauben. Lautlos sieht man sie über den Sternenhimmel gleiten. Am Tage hängen sie kopfüber und regungslos in den Bäumen. Hier in den vielen Büschen und Bäumen des CarParks gibt es laute Vögel, Frösche quaken und auch Grillen sind zu hören. Aber es ist das normale Zirpen der Grillen, die Pressluftwerkzeuge von Perhentian sind auch hier nicht am Werk.
Der Jupiter scheint durch die Palmen. Es ist ein sternklarer Himmel und man müsste eigentlich die Milchstrasse sehen. Aber erstens stehen hier zu viele Bäume und zweitens ist rundherum viel zu viel Licht. Europäische Verhältnisse und schon ist die Milchstrasse praktisch unsichtbar. Ganz erstaunlich. Ich könnte ja mit dem Auto vor die Stadt fahren. Schon 10 Kilometer weiter weg, wird die Sicht deutlich besser sein. Aber dazu habe ich jetzt keine Lust mehr. Morgen bei den Lava Tubes wird der Sternenhimmel auch wieder zu sehen sein. Deswegen gehe ich jetzt in die Falle: Hervorragend schläft es sich im Zelt !
20:30 Uhr, Sunland CarPark, Cairns
Jürgen Albrecht
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