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Malayische Inseln

 

 

 

 

 

 

 

 

SEELE BAUMELT
AUF TENGGOL

06. März 1996, Tenggol

 

 

Heute wird NICHTS gemacht. Unser letzter 24-Stunden-Tag auf dieser Insel! Ohne Programm. Trotzdem wird auch dieser Tag schnell vorbei sein: Phänomen Zeit! Nach diesem tollen Tag habe ich in der Nacht schlecht geschlafen. An jedem Bein mindestens 30 Ameisenbisse, an den Armen und am Kopf: Mückenstiche und Ameisenbisse. Drei bis vier große Beulen auf der Stirn. Mein linker Arm ist immer noch blau und nicht voll einsatzfähig. Ich habe Husten und der Hals macht Probleme: Todkrank!! Ich werde es überleben, aber geschlafen habe ich nur ein paar Stunden, die Beine und die Arme juckten wie verrückt. Um 22:30 ging ich ins Bett: Kein Schlaf. Der Dschungel voller Preßluftwerkzeuge: Hoher Dauerton. Unter der Hütte: Ratten. Sie nagen am Fußboden und streiten sich. Leichte Brandung. Den Generator habe ich heute ausgemacht, ich war der letzte! Um 23:30 Uhr stehe ich wieder auf, setze mich bei Vollmond an den Strand und denke über meine philosophischen Fragestellungen nach. Um Mitternacht steht der Mond fast im Zenit, man sieht seinen eigenen Schatten nicht mehr! Nur auf einem der fünf Fischerboote in der Bucht ist noch Licht, sonst ist die ganze Insel dunkel. Um 1:30 Uhr gehe ich wieder ins Bett und schlafe ein bißchen. Um 4:30 muß Stefan raus. Er geht an den Strand. Wir stehen gemeinsam sprachlos vor diesem Schauspiel: Der Vollmond noch sehr hoch, spiegelt sich nicht im Wasser. Das Pfeifen aus dem Dschungel und die leichte Brandung sind die einzigsten Geräusche und kein einziges Licht deutet darauf hin, daß hier auch Menschen sind - überwältigende Natur! Wir gehen wieder ins Bett. Stefan schläft sofort ein, seine MIDO-Uhr leuchtet. Ich nehme mir vor, um 6:30 Uhr noch mal nach dem Mond zu gucken. Kein Schlaf! Um 6:30 werde ich wach, ich verzichte auf die Sicht, denn jetzt kann ich gerade schlafen (bis 8:30 Uhr).

Tenggol, 060396, 11:19 Uhr

 

Wahrscheinlich hatten wir ein großes Schwein, daß wir am Sonntag auf dieser Insel gelandet sind. Seine Ursache hat dieses Glück in dem Umstand, daß Mister A. ab morgen 30 Gäste von einem Reiseclub über eine Travel Agency zu versorgen hat. Da sein Ressort nicht annähernd empfangsbereit ist, hatte er am Sonntag Material und Leute organisiert, um letzte Hand an den Bau zu legen. Die Überfahrt war geplant und plötzlich standen wir am Hafen. Natürlich sah Mr. A. sofort das Geschäft und nahm uns mit. Er ist der Besitzer, mindestens eines Teils dieser Insel, sicher aber der Südbay. { Sein Vater hat 1936 die Insel 'in Besitz genommen'. Mr. A. hat sich vor ein oder zwei Jahren mit dem Staat auf die rote Linie im Dschungel geeinigt. } Es gibt noch zwei andere Ressorts hier, das eine gehört Tenggol Aqua - seinem Freund, wie er sagt. Der ist wegen Todesfall nicht erreichbar. Der andere Ressort gehört seinem Onkel oder Tanten. Sie scheinen aber nur die absolut notwendigen Kontakte miteinander zu haben. Zu diesen Hütten haben wir von Land aus keinerlei Verbindung herstellen können. Das gesamte Unternehmen konnte also nur starten, wenn wir Mister A. reisefertig im Hafen von Dungun treffen würden. Genau dieser höchst unwahrscheinliche Fall ist am Sonntag eingetreten!

An der Vorbereitung für das große Geschäft mit den 30 Gästen kann man exemplarisch die Denk- und Arbeitsweise der Malayen studieren: Sie sind die großen Meister der Improvisation, des HIER und JETZT! Daß 30 Gäste kommen, weiß er sicher schon mehrere Wochen. Er weiß auch, daß höchstens drei Chalets von acht baulich fertig sind. Keines ist gemalert, keines möbliert. Vom 'Restaurant' steht das Lattengerüst, mitten im Restaurant noch ein drei Meter hoher, 80 cm dicker Baumstumpf. Die Küche existiert und ist nach malayischen Vorstellungen vorzüglich ausgestattet: Drei Gas-Kochstellen, zwei Abwaschbecken, Arbeitsfläche, drei Regale, sogar ein Kühlschrank, ein Schrank mit Glastüren. Der Fußboden der Küche besteht aus Bauschutt, keine Decke, Wellblechdach, eine nicht abschließbare Tür und gleich hinter der Pappwand der Küche ... das WC für das Personal und die Gäste des Restaurants. Wasser o.k., Strom o.k. Was steht dagegen, daß hier 30 Leute (Nationalität und Sozialstruktur völlig unbekannt) ihren (teuren?) Urlaub verbringen?

Sechs bis acht Leute haben am Sonntag Material eingeladen und sind seitdem dabei, das Ressort empfangsbereit zu machen. Der Baumstumpf ist aus dem Restaurant verschwunden. Das Restaurant hat ein noch nicht ganz fertiges Wellblechdach, der Fußboden (20 mm massiv Mahagoni) ist zu 60 % verlegt. Es ist abzusehen, daß die genuteten Bretter nicht reichen werden. Das Restaurant hat keine Wände (landesüblich). Das umlaufende Mahagoni-Geländer existiert erst zu 50 %. In den Chalets wird gestrichen. Zum Teil hängt die Elektrik noch von der Decke. Der Strand wird aufgeräumt, Holz, Plastik, Blätter werden verbrannt oder vergraben. Gestern hatten wir den Verdacht, daß die ins Meer führende 'Abwasserleitung' demontiert werden sollte: Eine sehr lange, am Strand vor langer Zeit entwurzelte Palme. Aber das wird nun wohl doch nicht realisiert ... Aufwand zu groß. Überall liegt Baumaterial, von 7:30 Uhr bis 18 Uhr wird offiziell gesägt und gehämmert. Manchmal auch noch um 23:30 Uhr, dann ist der Chef selber noch am Werk, die Arbeiter sitzen vor dem Fernseher oder schlafen. Die Ausrüstung kann für 30 Gäste nicht reichen: Zwei Tische, ca. 15 Gartenstühle aus Plaste, Doppelstockbetten und Matratzen sind vorhanden, aber die Chalets sind nicht damit ausgestattet. Noch nicht. Es ist ja noch Zeit. Erst morgen, gegen 10 Uhr, landen die Gäste an. Mister A. ist gestern gegen 16 Uhr zum Festland gefahren, um weiteres Material, Verpflegung und seine Frau von dort zu holen, die dann hier als Chef des Restaurants und gleichzeitig als Chefkoch fungieren wird.

Jetzt ist es 12:21 Uhr und der Horizont ist leer, kein Ressortmanager, Restaurantleiter oder Chefkoch ist zu sehen. Wir kennen inzwischen die Küchenvorräte und sind mit der Bedienung der Ausrüstung vertraut. Es gibt Reis, Tee, Instantkaffee, extrem scharfe Beutelsuppen und Gewürze. Was will man mehr? Ich nehme an, es wird eine Nacht hektischer Betriebsamkeit werden, bis morgen um 10 Uhr die Gäste ihre Koffer auf den Strand stellen. Wenn ich mir vorstelle, daß es Leute aus Mainz und Nürnberg sind, die für den Adventure-Trip bei Windrose vielleicht für 14 Tage 8.000 DM bezahlen (Verlängerungswoche 2.800 DM), dann kann man auf das Theater zwischen 10 und 14 Uhr (da sollen wir spätestens abfahren!) so richtig gespannt sein: Wir sitzen dabei, wie es sich gehört, als Insider in der ersten Reihe!!

Jetzt mache ich mir in der Vorfreude auf die kommenden Ereignisse eine Maggi-Zwei-Minuten-Suppe (asiatisch), trinke Liptons Tea, genieße die noch vorhandene Ruhe und lege mich für zwei Stunden zu einem gepflegten Mittagsschlaf ins Bett.

Stefan ist seit zwei Stunden am Westkap der Bucht unterwegs, von ihm ist nichts zu sehen!

Mein schöner Plan mit dem ruhigen Mittagsschlaf ist gerade geplatzt: Das Schnellboot, gesteuert von Mister A., läuft in die Bucht ein: Beladen mit Menschen und Material, bereit zu großen Taten!

Tenggol, 060396, 12:34 Uhr

 

Stunden später, jetzt ist es 17:16 Uhr und ich sitze wieder an der gleichen Stelle: Ostseite der Bucht, in der Mitte zwischen Fireplace und Mister A.'s Ressort. Ich habe einen internationalen Plastikgartenstuhl hier hergeschleppt. Ein Lavabrocken dient mir als Tisch, ein anderer als Fußstütze. Hier liegen große Brocken am Strand. Rechts ganz hell und rosa, fast wie farbiger Marmor, links von mir ein großer, schwarzer Lavafelsen, ohne System auf den Strand geworfen. Hinter mir der Urwald und die Hütten von Tenggol Aqua. Große, tief ansetzende Äste von dicken Bäumen ragen zehn Meter weit über den Strand, niedrig, daß man sich bücken muß. Vor mir die Bucht in der Sonne, links spiegelt und glitzert die Sonne in der bewegten See. Von hier sieht alles ruhig und friedlich aus. Aber in den Hütten von Mister A. brennt die Luft: Fieberhafte, wenn auch wirre Aktivität. Das Laub wird zusammengefegt und verbrannt, Maler sind am Werk, mehrere Feuerstellen zur Laubverbrennung. Müll liegt noch jede Menge herum, wird aber nicht beachtet: Das Laub muß weg!! Handwerker hantieren mit Malerrolle, Asbestplatten werden gesägt und angenagelt, in der Küche sortiert die Chefin die mitgebrachten Vorräte, der Meister selber installiert noch schnell in einem Chalet eine Wasserleitung. Mahagoni für den Fußboden hat er nicht mitgebracht. Im 'Restaurant' fehlen 10 von 35 Quadratmetern Fußboden, auch morgen. In drei Schüben von je 10 Mann will er morgen die Urlauber mit seinem Boot auf die Insel schaffen. Dabei werden dann auch wir 'ausgeflogen'. In der Nacht und am Morgen wird noch viel passieren - warten wir's ab! Es war übrigens nicht das Boot von Mister A. vorhin. Es war der Onkel mit einem ähnlichen Boot. Mister A. kam mit Mannschaft und Material erst zwei Stunden später. Ein drittes, baugleiches Boot liegt in der Bucht. Alle wittern das große Geschäft und treffen Vorbereitungen für den Generalangriff auf das Geld der Touristen.

Ich habe mir zum Mittag einen Tee gekocht - Suppe war nicht möglich, die Arbeiter waren beim Kochen. Eine Banane, etwas Sesam mit Rosinen. Das macht schlank. Dann eine Stunde ins Bett. Meine philosophischen Überlegungen machten mich wieder wach und unter dem Moskitonetz schrieb ich von 13:30 bis 14.30 Uhr das auf, was mich seit 8 bis 10 Tagen und Nächten bewegt. { Es geht um die Frage, ob die Welt erkennbar ist und um die Existenz höherer Intelligenz: HIQ } Dann ging ich in der Mitte der Bucht schnorcheln: Enttäuschend. Stefan kam von seiner Tour zurück. Zusammen machten wir Lunch mit einer Büchse herrlicher Pfirsiche. Stefan war weit hinter dem westlichen Horn unserer Bucht, auf der Nordwestseite der Insel und er ist hell begeistert: Wieder eine Steigerung zu gestern. Es muß dort eine ganz irre Lava-Landschaft geben, die man ganz gut zu Fuß erwandern kann, wenn man ein paar schwierige Stellen über die Klippen oder durch das Wasser überwunden hat. Er hat sich von der Brandungstide in eine steile und hohe Querschlucht treiben lassen: Ein irrer Eindruck. Aber es gab auch wieder eine Situation, wo es nicht mehr vorwärts und kaum noch zurück ging. Und das an einer 20 Meter hohen Lavawand mit Brandung darunter. Mein lieber Freund! Risiko!! Morgen, wenn hier die Geschäfte anfangen, werden wir diese Tour noch einmal gemeinsam machen.

Rückzug! Flucht! Die Mücken zwingen mich, diesen Platz hier zu verlassen! 18:04 Uhr

 

Als ich heute mittag am Strand saß, habe ich mir das erste Mal mit Brille angesehen, was da als 'Korallenschutt' am Strand liegt. Wieder eine Entdeckung. Ohne Brille habe ich nur Fundstücke ab einer gewissen Größe wahrgenommen. Jetzt Funde in einer neuen Dimension: Korallenstücke, kleine Schnecken, bunte Steine, winzige Muscheln. Als ich eine Handvoll davon hatte, wußte ich nicht, wohin damit. In die z.Z. leere Brillenschachtel, denn die Brille habe ich auf der Nase. Und schon ist ein faszinierendes Relax-Prinzip erfunden: Wenn mich in Zukunft etwas nervt (z.B. mein Freund Kolbe), klappe ich diese Brillenschachtel auf ... und ich bin in der Südsee!! Die realistische Beam-Methode!

Stefan versucht inzwischen, einen Einsiedlerkrebs zum Verlassen seines Schneckenhauses zu bewegen. Er hat die Schnecke mit seinen Fingern in einer Position fixiert um dem Krebs klar zu machen: Dein Haus ist eingeklemmt. Was wird er machen? Ich sage: 'Wenn es ein malaiischer Krebs ist, wir der sich in sein Haus zurück ziehen und erst mal zwei Tage beobachten, was passiert!' Stefan ist der Meinung, der Krebs verläßt in absehbarer Zeit seine Hütte. Das glaube ich nie!! Aber so passiert es: Es ist keine Viertelstunde vergangen, da hat der Krebs kein Haus mehr und rennt nackt am Strand umher, auf der Suche nach einer neuen Einzimmerwohnung! Er hat nicht so viel Zeit zum Warten, das ist offensichtlich. Eine ungewöhnliche Strategie, nur durch Zeitmangel begründet. Diese Einsiedlerkrebse gibt es in jeder Größe. Jede 10. Schneckenhaus, das man aufhebt, ist bewohnt. Und oft sieht man, wie plötzlich ein Schneckenhaus am Strand entlang läuft! Ca. 5 mm groß war die kleinste, bewohnte Schnecke, die ich gefunden habe.

Der Sonnenuntergang beginnt: Es ist 19:54 Uhr, Zeit für eine Pause!

 

Ein schöner Sonnenuntergang heute, Farbe und Wolken und dann er erste helle Stern im Westen, wo die Sonne untergegangen ist. Genau im Zenit steht das 'Fragezeichen'. Wie heißen diese Sterne und Sternbilder? { Inzwischen besteht Klarheit: Der helle Stern ist die Venus und das 'Fragezeichen' ist das Mittelteil des Orion.}

 

Name Rise Transit Set

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Moon 19h 45m 01h 57m 08h 09m Phase 0.986, abnehmend

Mercury 06h 44m 12h 42m 18h 40m

Venus 10h 22m 16h 29m 22h 36m

Sun 07h 45m 13h 47m 19h 48m

Mars 07h 47m 13h 47m 19h 47m

Jupiter 03h 40m 09h 34m 15h 27m

Saturn 08h 27m 14h 27m 20h 27m

Uranus 05h 06m 11h 01m 16h 55m

Neptune 04h 40m 10h 35m 16h 29m

Pluto 00h 55m 06h 54m 12h 53m

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Das sind die Werte für Tenggol am 06 März 1996

 

Als es dunkel wurde, eine Überraschung von links: Unser Feuer meldete sich aus der Ferne. Nicht mit Rauchzeichen, sondern mit einem richtigen Feuerschein! Von 19:45 bis 20:15 Uhr ungefähr brannte es sichtbar. Wir waren gerade beim fürstlichen Dinner, dem ersten auf dieser schönen Insel! Es gab Fisch (sehr kurz gebraten) und Reis, es gab frittiertes Hühnchen, nicht nach anatomischen Gesichtspunkten zerteilt, es gab Melonenstücke als Nachtisch. Gleich nach diesem schönen Essen gingen wir im Dunkeln zu unserem Feuer. Eine halbe Stunde Holzbeschaffung und es brannte wieder hervorragend - mindestens für 24 Stunden gibt es bei sparsamer Verkohlung noch Nahrung. Beim Transport eines 20 cm dicken Baumstammes ein Fast-Unfall: Ich stolpere und falle hin, meine linke Hand tut schrecklich weh und ich habe vor meinen Augen ein irres Phänomen: Hellblauer Kreis/Ellipse, in der Mitte ein dunkler Fleck und außen herum goldene Sterne. Das ganze Bild stand ca. zwei bis drei Minuten vor meinen geschlossenen Augen. Dabei änderte sich langsam die Farben und ihre Intensität ließ nach. Das muß mit der Dunkelheit und dem hellen Schein des Feuers zusammen hängen (kein Schlag auf den Kopf o.ä.!). Nach ein paar Minuten war alles wieder i.o., auch die linke, lädierte Hand. Das Feuer brannte, wir sahen schweigend ins Feuer und stellen die Sinnfrage. Jeder für sich.

Um 22:20 Uhr ließen wir das Feuer allein. Jetzt sitze ich auf der Baustelle. Der Meister räumt das Chalet voller Doppelstockbetten: 7 x 4 = 28 - aber er hat nicht die Ausrüstung für seine sieben Hütten. Sein Kumpel von Tenggol Aqua ist am Geschäft beteiligt und übernimmt einige der zu erwartenden Gäste. Es laufen hier eine Menge Leute herum - aber arbeiten tut nur Mister A. Die anderen sehen zu oder sie trinken Tee, rauchen pausenlos Zigaretten und schwatzen. Es sind ca. fünf Jungen im Alter von 15 Jahren, die heute hier mit dem Boot angekommen sind. Sie haben das Laub zusammen gekehrt und mehrere Feuer gemacht. Außerdem haben sie die einzigste Attraktion, die dieses Ressort hat (hatte), die Riesenmuschel, ca. 60 cm breit, dieses Naturwunder hat irgend ein Idiot heute nachmittag schwer beschädigt. Von der einen Muschelhälfte wurde ein 15 cm großes Stück abgeschlagen. Splitter davon lagen noch im Sand, weiß und durchsichtig, wie Carrara-Marmor. Ich habe davon welche eingepackt.

Jetzt ist Schluß - Duschen und ins Bett. Es stinkt hier überall nach Rauch. Stefan hat gerade das Feuer direkt vor unserem Fenster gelöscht. Es schwelt und stinkt. Auf der Baustelle ist weiterhin Action, aber nur von Mister A.

Tenggol, 060396, 23:14 Uhr

 

Heute auf Tenggol:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

LETZTE TOUR
AUF DER INSEL

07. März 1996

 

 

Schlecht geschlafen in dieser letzten Nacht auf Tenggol! Die Beine mit den vielen Stichen haben nicht mehr so gejuckt, ich war einfach zu aufgedreht. Ein paar Mal bin ich aufgestanden um den Mond über der Bay zu bewundern. Erst um 1:30 Uhr wurde der ratternde Generator ausgemacht. Der Urwald mit seinen Pfeif- und Drehgeräuschen (sie sind nicht konstant, Lautstärke und Freuquenzspektrum wechseln ständig), die stinkenden Feuerstellen von der Laubverbrennung, all das ließ mich erst gegen Morgen einschlafen. Aber da war um 7:30 Uhr Arbeitsbeginn hinter der Sperrholzwand zu unserem Schlafzimmer: Mister A. räumt direkt neben uns die Doppelstockbetten ein! Aufstehen, Toilette, Check-Out. Das Gepäck wird in der Küche untergestellt. Ich entscheide mich heroisch, beide Schlackensteine mitzunehmen: Einen für meinen besten Freund Conny! Wir machen Kasse mit Mister A. Er haut uns natürlich über's Ohr: Essen ist bei diesem 'Service' und dem, was wir hier wirklich bekommen haben, 100% zu teuer. Für die Überfahrt waren 70 M$ vereinbart, jetzt will er pro Person 70 M$ haben! Er berechnet rund 540 M$, wir hatten mit höchstens 400 kalkuliert. Wir können noch nicht gut genug handeln und wir wollen wegen 90 DM auch nicht feilschen, dazu war der Aufenthalt hier viel zu SPEKTAKULÄR .... DAS Wort dieser Reise!! Es gibt ein spartanisches Nudel-Frühstück und dann gehen wir auf unsere letzte Tenggol-Tour:

Es geht auf die rechte Seite der Bay, an die Nord-West-Seite der Insel. Hier war Stefan gestern alleine. Heute sind wir beide begeistert. Wir laufen am Strand entlang, klettern über Lavafelsen, wo manche Stellen Freeclimbing-Qualitäten haben, gehen oben kurz in den Dschungel und am Ende der Wanderung, am Kap, müssen wir ins Wasser, am Felsen ist es zu gefährlich. Beim Klettern stellen wir fest, daß auch das Klettern Charaktersache ist. Wie beim Autofahren hat jeder seinen persönlichen Stil. Am besten, man guckt nicht hin! Mir wird ganz schlecht, wenn ich Stefan aufrecht am Rand einer 30 Meter tiefen Klippe entlang laufen sehe. Ich bin dort auf allen Vieren gekrochen!

 

 

Das SPEKTAKULÄRE dieser Tour war die Lavalandschaft, die Sicht (diesmal und gestern abend bis Dungun!), das Klettern in diesen irren Felsen und das Schnorcheln. Es gibt hier Stellen, wo ein Vulkanologe seine reine Freude hätte: Bilderbuchmäßig erstarrte Lava. Hier kann man Studien über das Erstarren inhomogener Schmelzen treiben. Faszinierend interessant. Das Klettern ist schwierig, an der Grenze für Laien, ohne Seil gefährlich bis unmöglich. Deshalb haben wir dann auch vernünftiger Weise den Weg über das Wasser gewählt und sind geschwommen. Keinen, den ich kenne, könnte man auf so eine Tour mitnehmen! Das Schnorcheln war absolut irre: Stefan hatte extra für mich seine Taucherbrille hier her transportiert. { Weil wir wußten, wie schwierig das Gelände ist, hatten wir keinerlei Gepäck bei uns: Hände frei! } Ins Wasser zu kommen und wieder an Land ist schwierig, aber nicht extrem schwierig, Know-how ist nötig: Es geht nur mit Schuhen/Sandalen. Die Steine in der Brandung sind glatt wie Schmierseife (auch mit Schuhen), aber auf den Miesmuscheln der Brandungszone hat man sehr guten Halt. Sie sind aber messerscharf, deshalb Schuhe und Vorsicht. Noch einmal: Meine 130 DM-Sandalen haben sich zu Wasser und zu Lande hervorragend bewährt!! Ohne ist unmöglich!

Im Wasser: SPEKTAKULÄRE, unberührte Unterwasserwelt: Das Schönste, was ich je gesehen habe!! Riesige Felsbrocken, Brandung, Schluchten mit einer Tide von 1,5 Metern, Fische, keine Stelle ohne Korallen in ungeheurer Vielfalt und Farbenpracht. Ganz flach und plötzlich zwanzig, vierzig Meter tiefe Abgründe, über denen man schwebt, wie am Fallschirm. Ein riesiger Fisch - 1,5 Meter lang, 60 cm breit - schwimmt die ganze Zeit vor mir her und fühlt sich nicht verfolgt oder in seinem Tun gestört. Fischschwärme, große bunte Fische blinkern in der Sonne. Das Schauspiel der Brandung von unten: Milliarden kleinster Bläschen sind plötzlich rundherum. Man schwimmt nicht mehr im Wasser, es ist alles weiß und undurchsichtig! Und dann Schwimmen und Tauchen in die knapp zwei Meter breite Schlucht mit senkrechten Wänden, zwanzig Meter hoch! Der Hub erzeugt eine starke Strömung. Es geht wie im Fahrstuhl an den engen Wänden hoch und runter. Vorsicht, scharfe Muscheln, Brandungswasser: weiß. Stefan von oben: 'Hinten ist eine trockene Höhle!' Ich gehe dort nicht an Land, glitschige Felsbrocken, Tidehub von einem Meter, Brandung .... Der Mensch versuche die Götter nicht! Pause auf der Seite, die dem 'Nordkap' am nächsten ist. Wir verschnaufen. Bedauern nicht, daß wir das Nordkap nicht erreichen (zu wenig Zeit). Stefan ist gestern auch nicht weiter gekommen. Er geht heute auch nicht noch einmal auf den Überhang über der Schlucht - vernünftig. Einmal ein solcher Kitzel sollte reichen. { Gestern fand er sich hier nach schwierigem Aufstieg plötzlich über der Querschlucht wieder, vor sich nichts, unter sich die Brandung und hinter sich die extreme Steilwand ... } Dann der Weg zurück über das Wasser. Ich wieder mit Schnorchel. Herrlich, unbeschreiblich. Rückweg dann weiter auf den Felsen. Dabei sehen wir uns alles noch einmal genauer an: Vulkanologe müßte man sein. Wir versuchen, Steine raus zu brechen, aber das hier ist alles eisenhart und fest. Außerdem sagen die Steinsplitter ohne den Kontext fast nichts.

 

 

Ohne Unfall erreichen wir um 12:10 Uhr wieder unser Hauptquartier, gegen 9:15 Uhr sind wir losgegangen. Es ist noch Zeit. 'After lunch' soll die Abfahrt sein und Lunch ist noch nicht in Sicht. Aber dafür sind jetzt hier die 30 angekündigten Gäste gelandet: In Stabstrichen (es ist schon spät):

Dann wird die Losung ausgegeben: Abfahrt nach Dungun um 14 Uhr. Es wird auch wirklich gegen 14 Uhr zum Start geblasen. Mit dem Schnellboot von Mister A. und ein paar Arbeitern fahren wir um 14:15 Uhr ab. Gesteuert wird das Boot von dem, der gerade noch Tischler war, der Koch assistiert! Schnelle Fahrt, nicht ganz so bewegte See, wie bei der Hinfahrt. { Sehr hell, Wollmützen und Strohhüte (wir) gegen die Sonne. Hohe Wellen, ich stelle mir vor, was passiert, wenn das offene Boot in so einen Wellenberg fährt: Sofort ist es leer geräumt! } Sicht auf Dungun und auf unsere schöne Insel. Sehen wir sie jemals wieder? Ich sage zu Stefan: 'Vielleicht kommen wir 70-ten zurück!' { Es ist nur die Frage, ob zu meinem, oder zu Stefans 70. Geburtstag ... } Es war herrlich hier, nur Steigerungen auf dieser Reise!

Um 15 Uhr sind wir in Dungun und verabschieden uns von den Handwerkern, schenken Ihnen unsere schönen Strohhüte. Dann ins Auto, letzter Blick auf die Insel von Dungun aus. Vorbei bei Tenggol Aqua: Immer noch zu! Es geht nach Süden, Stefan fährt, keine Probleme bis Kuantan. Dort wollen wir zum Flugplatz, Tickets checken. Wir finden den Flugplatz nicht, alle Straßenschilder zeigen nach Pekan! Malaysia hat Probleme mit den Straßenschildern. Als wir es schon aufgegeben haben und zurück nach Kuantan fahren, kommt plötzlich ein Schild in Sicht: Airport !! Wir fahren hin: Money-Changer ist o.k. aber Tickets zu checken geht nicht: Singapore Airline ist hier nicht vertreten! Eine bildschöne Frau (indisch) im Souvenirshop! Aber die Kreisel, die wir suchen, sind gerade ausgegangen. Um 18:28 Uhr verlassen wir den Parkplatz. Der Flughafen hat eine einmalige Besonderheit: Das gesamte, große Gebäude hat nur drei Wände. Über eine ganze Längswand (ca. 60 bis 80 Meter) ist die Halle offen: Das geht nur in den Tropen!

Zurück nach Kuantan. Parken in der Mahkota Street. Shopping-Spaziergang ohne Shopping. Hotels gibt es, aber sie liegen alle an den beiden Hauptstraßen. Beschluß: Wir übernachten in Teluk Champedak. Vorher essen wir hier auf dem im 'Loose' angekündigten Nachtmarkt - kein Vergleich mit dem in Kota Bharu! Aber wir essen gut, zu ordentlichen Preisen (alles zusammen ca. 12 M$) und wir werden satt, bis es nicht mehr geht. Dann ins Auto und in den fünf Kilometer entfernten Vorort: Loose empfiehlt Hotel Kuantan: Sauber, chinesisch, direkt gegenüber dem Hyatt Kuantan, Zimmer ab 250 M$ aufwärts. Wir bezahlen für ein wirklich ordentliches Zimmer 44 M$. Erst trinken wir Tee und lesen in einer amerikanischen Zeitung: In Deutschland ist nichts los, dafür aber in Israel: Bombige Stimmung. Kleine Wetterdifferenzen: Hier 32 Grad am Tag, 25 Grad in der Nacht. Deutschland: 3 Grad am Tag, minus 4 Grad in der Nacht, Schneetreiben: Hurra! Dann in das Zimmer Nr. 29: Stefan macht Wäsche und hängt sie nach meinen anspornenden Worten an den Fan ... Ich schreibe. Aber jetzt höre ich auf: Diese Nacht muß ich schlafen, morgen wollen wir bis Ipoh!

Kuantan, Hotel dito, 070396, 23:21 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

RUND'FLUG'
UM MALAYSIA

08. März 1996

 

 

Es ist 22:28 Uhr und wir sitzen auf der Straße! Auf einer Straße in Chinatown von Penang - im Straßenrestaurant des Hotels Honpin. Mindestens 100 Sitzplätze, alle besetzt, mindestens die Hälfte der Gäste sind Traveller. So viele Traveller auf einem Haufen haben wir noch nie gesehen. Sonst waren wir in der Regel alleine. Musik aus der Musikbox, zwei Bars sind zur Straße hin offen: Getränke und Essen. Auf der Straßenecke des Restaurants tobt noch das volle Leben, besonders auf der Hauptstraße. Die Geschäfte sind noch offen, viele Garküchen sind in Betrieb und viele Leute auf der Straße. Dazu Verkehr: Busse, Autos, Mopeds, Gott sei Dank nur in einer Richtung: Einbahnstraße. Ich sehe gerade: Falsch: Keine Einbahnstraße! Auf dem Tisch Cola und Tee mit Milch: Wir lassen diesen Reisetag ausklingen (hanging down), an dem wir von der Westküste zur Ostküste gefahren sind - fast 700 Kilometer.

Gut geschlafen im Hotel Kuantan in Kuantan. Um 8:30 Uhr Aufstehen, Rasieren (welche Wonne, der 4-Tage-Bart ist ab!), Frühstück: Ganz gut. Dann Abreise um 10 Uhr. Vorher machen wir noch ein Foto: Unser tolles Auto vor dem Hyatt Kuantan - es steht aber vor dem Chinesen-Hotel gegenüber. Wir finden problemlos aus Kuantan heraus und fahren auf der Straße Nr. 2 in Richtung Temmerloh, ich fahre. Keine besondere Landschaft, keine besonders gute oder schlechte Straße, das Auto läuft, alles o.k. Gegen 13 Uhr Fahrerwechsel, ca. 40 km vor Kuala Lumpur. Wir haben uns entschlossen, über K.L. zu fahren, weil die Straße hier wahrscheinlich besser ist. Autobahn (einspurig, zweite Spur im Bau) bis K.L. Wir landen mitten in der Stadt, Hochhäuser, Stadtautobahn. Wo ist der Highway nach Norden? Stefans Trick mit den Straßenschildern funktioniert wieder. Er fährt per Bauch rechts herum, weil er Jl. Ipoh gelesen hat. Unser nächstes Ziel heißt Ipoh. Diese Straße führt genau auf die richtige Autobahn. Gewonnen! Es ist gegen 14 Uhr. Dann zwei Stunden mit 140 km/h (ich finde es zu schnell) auf der Autobahn (sehr guter Zustand, zweispurig) und wir sind in Ipoh. Vorher interessante Kalkfelsen in der Landschaft. Verschandelt von Menschen, die daraus Zement machen!

Wir wollen in Ipoh übernachten und die Höhlentempel besichtigen. Einer liegt (nach unserer Karte) direkt an der Autobahn. Wir fahren ab, verfranzen uns, finden aber nach einer überflüssigen Stadtrundfahrt dann den Höhlentempel 'Perak Tong'. Um 16:30 Uhr besichtigen wir den in einer Tropfsteinhöhle angelegten Tempel: Chinesisch, 12 Meter hoher Buddha, viele Altäre, alles etwas schmuddelig. Kein Vergleich zur Atmosphäre des Tempels in Penang. Gar keine Atmosphäre. Wir steigen ca. 350 Treppenstufen nach oben, jede Stufe garantiert andere Maße! Oben eine Baustelle und die Aussicht auf ein riesiges Zementwerk! Wir beschließen, nicht hier zu übernachten, sondern nach Penang weiter zu fahren.

Ich fahre, jetzt finden wir problemlos die Autobahn, die wirklich ganz in der Nähe ist. Es ist 17:45 Uhr und eine Stunde später sind wir schon über die lange Brücke von Pulau Pinang und auf der Fahrt zum Flughafen. Als ich selber am Steuer sitze, fand ich nicht, daß 140 km/h zu schnell ist. Auf dem Flugplatz eine schnelle Entscheidung: Wir fliegen nach Bangkok, nicht mit Schiff, Bus oder Train. Es ist teuer (2 x 418 M$ ca. 2 x 240 DM), aber wir sind morgen schon gegen 15 Uhr dort und haben noch drei volle Tage und zwei halbe in Bangkok: Ökonomie der Zeit! Vor dem Kauf der Tickets haben wir bei Singapore Airline unseren Rückflug gecheckt: Der Rückflug ist o.k.

Um 19:25 Uhr Abfahrt vom Flughafen, alles ist erledigt. Wir wollen wieder in das Cathay-Hotel, weil das in Ordnung war. Fahrt vom Flughafen in die Stadt: Rush-hour um 20 Uhr! Überholen rechts und links in vier Spuren, dazwischen wie wilde Bienen Motorräder und Mopeds, die alles dürfen und alles machen. Besonders, wenn der Boy sein Girlfriend hinten drauf hat! Wir machen Pause, als wir auf der linken Seite einen Food-Market sehen: Abendbrot: Ich Lachsa (Stefan will nicht ran, aber es schmeckt heute ganz anders, nicht nach Fußlappen, aber eine Leckerei ist das nicht unbedingt). Stefan hat sich Reis + ? geholt, für beide einen Tee, gut und billig. Dann fahren wir gegen 20:45 Uhr weiter, es ist wesentlich weniger Verkehr. Etwas verfahren, wir landen in Penang-Marzahn, dann aber zielsichere Vorfahrt vor dem Cathay-Hotel. Es ist ausgebucht! Aber kein Problem, man kennt uns noch und ein Mann von der Rezeption lotst uns um zwei Ecken: Hotel mit gleichem chinesischen Management, Ausstattung besser: 50 M$: Gebucht. Ausladen, Einchecken. Ich schreibe ein Fax nach Halle: 'Albrecht kommt eine Woche später, früher kein Rückflug nach Germany!' Es klappt im zweiten Anlauf, zuerst habe ich die Telefonnummer an Stelle der Faxnummer angegeben. Wir hören in Penang/Malaysia die Stimme von Katrin in Halle/Germany: 'Roth, Hallo .. hallo !!?' Dann geht das Fax aber durch: Eine Woche gewonnen! Nach Erfrischung im Hotelzimmer ein kleiner Spaziergang im belebten Chinesenviertel und Auspendeln im Straßenkaffee des Hotels.

Morgen geht es nach Bangkok !!

Penang, Hotel Honpin, 080396, 23:41 Uhr 110796


Noch einige Splitter:

 

 

 

 

Jürgen Albrecht
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