Wo liegt Black Island ?!
|
Black Island ist die am weitesten westlich vor Busuanga Island liegende Insel. Sie liegt am Rande der Gutob Bay und die Entfernung bis Coron beträgt 46 Kilometer Luftlinie. Neun Kilometer östlich von Black Island liegt auf etwa gleicher Höhe der kleine Ort Busuanga auf Busuanga Island. An der 20 bis 30 Meter langen, hohen Dünung ist zu erkennen, dass man sich hier schon im offenen Südchinesischen Meer befindet. Weiter nördlich und westlich kommt nur noch Wasser und nach 1300 Kilometern erreicht man im Norden Hongkong, 1.200 km westlich liegt Ho-Chi-Minh-City, das frühere Saigon.
Auf einer Seekarte im Dive Club neben der L&M P Sea Lodge in Coron ist Malajon Island als Black Island an Hand der GPS-Daten unseres Landepunktes (rot) zu lokalisieren: N 12 09`20,4" - E 119 49`08,4". Malajon Island ist auch in lokalen Karten verzeichnet. Black Island ist ungefähr einen Kilometer lang, nur 300 Meter breit und bis auf eine Beach besteht sie aus scharfkantigen Kalksteinfelsen, die bis zu 238 Meter hoch sind. Vor der Ostküste liegt das japanische Wrack Nanshin Maru aus dem II. Weltkrieg. Deswegen wird Black Island auch von Divers angefahren.
Scharfkantige, steile Kalksteinfelsen mit der typischen Erosionsform
Wir laufen an der Beach nach Süden. Gleissendes Licht. Korallenschutt liegt auf dem weissen Sand, der so heiss ist, dass man froh ist, Sandalen an den Füssen zu haben. Hinter dem Strand gibt es nur einen schmalen Sandstreifen, der mit Busch und einigen Bäumen bewachsen ist. Dann steigen gleich die Kalksteinfelsen steil nach oben. Ausser einem grossen Abbruch in 40 Meter Höhe sind von hier aus keine Höhlen zu sehen. Aber am Ende der Beach liegen Boote! Wohnt hier jemand? Nein, Black Island ist unbewohnt, aber die Ureinwohner, die hier zum Volk der Tagbanua gehören, fahren auf diese Insel, um den Schwalben und ihren Nestern nachzujagen.
Al von der Corong Galeri Lokals in Coron hat uns von den Tagbanua erzählt. Er hat selber zwei Jahre lang auf Coron Island unter den Tagbanua gelebt. Im Wesentlichen haben sie ihre ursprüngliche Lebensweise und Kultur beibehalten. Nur sie sind in der Lage, sich im undurchdringlichen Dschungel dieser Insel zu bewegen und sich von ihm zu ernähren. Sie kennen Höhlen und Seen, die ein Weisser noch nie gesehen hat. Nur wegen der Schwalbennester haben die Tagbanua Kontakt zur Aussenwelt. Sie jagen nach diesen Nestern und verkaufen sie in Coron. Das Geld tauschen sie gleich wieder gegen Werkzeug und Material der Hightech-Zivilisation ein, der Rest wird in Alkohol umgesetzt. Die Tagbanua und ihr Lebensraum sind streng geschützt. Touristen dürfen die Ureinwohner nicht besuchen. Aber Wissenschaftler haben Kontakt zu diesem Volk. Bei solchen Gelegenheiten ist Al meistens mit dabei und dann besteht vielleicht auch für wenige Touristen die Chance, die Tagbanua zu besuchen.
Als die Sonne am höchsten steht, gehen wir mit Flossen und der Schnorchelbrille an unserem Landeplatz ins klare, warme Wasser. Überall Korallen, aber vieles ist auch kaputt. Bombenfischer waren unterwegs. Aber auf dem Schutt wachsen wieder neue Korallen. Es sind vor allen Dingen blaue und rote Geweihkorallen, teilweise armdick. Je weiter weg von der felsigen Küste und je tiefer, desto schöner die Korallen und je mehr Fische sind zu sehen. Direkt unter den stark ausgehöhlten Felsen wächst nichts, die Brandungskräfte sind einfach zu stark. Aber zum Schnorcheln ist die Brandungszone hoch interessant, denn es ist eine Höhlenlandschaft. Einzelstehende Felsbrocken stehen nur noch auf einem ganz schmalen Fuss.
Nachdem wir ausgiebig geschnorchelt haben, machen wir unsere Banca wieder flott und umrunden die Insel. Es gibt an der Nordseite ein paar schmale, sandige Stellen, aber an der ganzen Küste keine weitere Beach. An der Westseite fallen die Felsen steil ins Wasser ab, das hier direkt an der Steilküste 35 Meter tief ist. Hier brandet das südchinesische Meer an die Küste von Black Island. Überhänge von drei bis vier Metern und grosse Felsabbrüche zeugen von den ungeheuren Kräften, die hier frei werden.
An der Südostecke springen wir noch einmal vom Boot aus ins Wasser, denn hier sind die Korallen schon von Deck aus zu sehen. Sehr viele und schöne Korallen, aber es gibt schwere Schäden durch die Bombenfischer. Eine dreissig Zentimeter breite Muschel hat ihre weissen Schalen weit geöffnet. Sie ist leer und wurde sicher bei so einem Bombenangriff getötet. Ein riesiger Schwarm sechs bis acht Zentimeter langer Fische ist über den Korallenriff unterwegs. Ein gutes Zeichen. Am interessantesten ist der einzelne Felsblock. Er hat unter Wasser kaum noch einen Fuss, man kann durch ihn hindurchtauchen. Im stark bewegten Wasser der Höhlen leben viele Fische. Aber es ist Vorsicht geboten. Messerscharfe Muscheln wachsen in der Brandungszone dieses Felsens.
Gegen 14 Uhr lassen wir Black Island hinter uns und fahren zurück nach Coron. Zehn Kilometer südöstlich von Black Island liegt eine von vielen Trauminseln, die das 'Südsee-Gefühl' aufkommen lassen. Aus der Ferne ist es nur ein weisser Strich am Horizont, dann wird es eine flache Insel, nur ein paar Meter hoch, aber umgeben von einem blendend weissen Sandstrand. Die Korallen hat hier ein Taifun bis in eine Tiefe von vier Metern zerstört. Ein einziges Trümmerfeld. Aber am Abhang in die Tiefe wachsen herrliche Korallenbänke, darüber schwarze, grosse Fische.
Was aber macht da der Hund am Strand dieser unbewohnten Insel, die nur ein paar hundert Meter breit ist? Gerade landet ein grosses Fischerboot mit 15 bis 20 Menschen an Bord. Die Insel ist bewohnt. Hier stehen noch keine Häuser, aus Bambus und Plastikplanen wurden erste Hütten gebaut. Wahrscheinlich leben auf den meisten der vielen 'unbewohnten' Inseln der Philippinen inzwischen Menschen. Wo eine Beach und etwas Platz ist, werden Hütten und Häuser gebaut. Die Menschen leben vom Meer. Wie sollen sie anders ihre grossen Familien über Wasser halten? Und besser als in den Slums von Manila lebt man hier allemal.
|
Jürgen Albrecht, 10. März 2005
Puerto Galera, Philippines