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Las Vegas - Super Amerika 1/4

Mojave Dessert

Start in Kingman, Arizona
Ich komme von Flagstaff, Arizona und muss in Kingman übernachten. Bereits um 19 Uhr ist es stockdunkel! Also mache ich hier Station, der Standort ist sehr günstig: Ich stehe auf dem Parkplatz eines Big KMart, direkt daneben befindet sich ein Truck Stop. Grosse Brummer tanken hier auf, die Trucker nehmen eine Dusche und schlafen danach bei laufendem Motor ein paar Stunden in ihrer Kabine. Das erste Mal gehe ich in so einen Truck Stop, denn der Tag war heiss und ich brauche auch einen Shower.

Wie sich das in High Tech America gehört, wird das Duschen vom Computer gesteuert: An der Kasse bezahlt man 10 US$ und erhält einen Zettel, darauf eine dreistellige und eine achtstellige Nummer. An einem Monitor sehe ich, dass meine 915 die Nummer fünf in der Schlange bedeutet. Ich kann mich vor den Fernseher setzen, shoppen gehen oder sogar meine Mails im Internet checken. Hier steht einer von den geldschluckenden Automaten ohne Floppy, die ich so liebe, weil 5 Minuten einen Dollar kosten. Meine Dusche verpasse ich nicht, über den Lautsprecher höre ich, wenn ich dran bin. Nach 20 Minuten ist es so weit. Am Monitor sehe ich, dass die Kabine vier für mich reserviert ist. Dort muss ich jetzt (ohne Brille!) eine achtstellige Nummer in ein Mini Tastenfeld eingeben. Die Tür geht auf: Dusche, WC, Waschbecken, 2 Handtücher, 2 Waschlappen und Seife. Die Trucker gehen immer gleich mit ihrer Freundin duschen, dagegen hat man hier nichts. Ich werde nicht gedrängelt, ich kann mir Zeit nehmen, eine herrliche Dusche. Als ich fertig bin, sage ich dem Staff Bescheid. Der guckt in die Dusche ob alles o.k. ist und dann tippt er auch, rasend schnell, eine achtstellige Zahl ein und sagt Bye Bye. Am Front Desk bekomme ich 5 Dollar zurück. So duschen die Trucker und das kann ein Traveller auch gebrauchen. Obwohl 5 Dollar ganz schön happig sind, ist es immer noch billiger als ein Campground, der für mindestens 20 Dollar auch nicht mehr bietet, ausser Power. Zehn solcher Duschen gibt es in dem Truck Stop. Als ich am Morgen dort auf der sauberen Toilette sitze höre ich, dass jetzt die Nummer 999 dran ist. 100 Duschen zu 5 $ in 12 Stunden. Kein schlechter Umsatz.

Heute ist es so weit: Ich fahre nach Las Vegas, nach Phantasia Land. Zu DDR Zeiten kam mir Las Vegas immer wie ein Super Amerika auf einem fernen Stern vor. Abgedreht, übergeschnappt, bunt und schrill. Das absolute Gegenteil von Sozialismus. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich jemals in Las Vegas spazieren gehen würde. Von Kingman führt der HWY 93 direkt nach Las Vegas. Rechts und links die Mojave Wüste, trockene, gelbe Büsche, Blätterkakteen, Stachelpalmen und eigenartige 'Bäume', die mit den Stachelpalmen verwandt sein müssen.

 

Schon am Vormittag merke ich, dass es heute besonders heiss wird. Das ist der heisseste Tag meiner Nordamerika Tour. 40° hatte ich noch nie im Camper. Im Schatten (den es nicht gab) sind es mindestens 35°. Überall Weidezäune. Wo sollen hier Rinder etwas zu fressen finden? Baracken, alte Caravans und Müll, so sehen hier die Farmen aus, die man von der Strasse aus sieht. Wer lebt in diesem, von der Sonne versengtem Tal und wovon?! Land ist zu verkaufen, wer will hier Farmer werden?

Links die Black Mountains, durch die sich der Colorado River seinen Lauf gefräst hat. Die erodierten, flachen Berge kommen nach 100 Kilometern näher. Bald führt die Strasse durch tiefe Einschnitte. Eine Polizeikontrolle, der Sheriff will hinten in den Camper gucken. Dann ist der Hoover Dam erreicht. Hier wird der Unterlauf des Colorado Rivers aufgestaut. Viel Strom wird erzeugt, wie man aus dem Gewirr der Freileitungen schliessen kann. Ein grosser See, der Lake Mead, ist entstanden und Boulder City. Auf grossen Schildern wird mitgeteilt, wie stolz die Einwohner dieser Stadt darauf sind, dass sie 1931 den Hoover Dam gebaut haben. Die Amerikaner sind ständig 'proud' auf irgendwas. Der Dam ist beeindruckend und sicher auch schon von den Terroristen inspiziert. Ein Angriffsziel, mit dem man auch viel Unheil anrichten kann.

Im Nevada Welcome Center in Boulder City lasse ich mir einen Stadtplan von Las Vegas geben. Dabei erfahre ich, dass es hier nach Flagstaff gleich wieder eine Universität gibt. Universitäten sind die Ruhepole im marktschreierischen Amerika. In den Bibliotheken gibt es meistens den SPIEGEL und immer den problemlosen Internet Service, den sich ein Traveller wünscht - und das auch noch kostenlos. Der Weg ist klar.

Am Mittag fahre ich von den Black Mountains runter in das breite Tal, in dem Las Vegas liegt. Der Name stammt von den frühen spanischen Entdeckern und bedeutet ‚die Wiesen'. Grüne Weiden, die damals am Fluss lagen. Die ersten Siedler waren Mormonen, die von 1855 bis 1857 hier in einer Siedlung lebten, bis sie nach Salt Lake City zogen. Im Jahr 1864 wurde Fort Baker zum Schutz der Reiseroute nach San Francisco errichtet. Heute ist Las Vegas eine Stadt auf einer riesigen, flachen Ebene, knapp 300.000 Einwohner. Sechsspurige Autobahnen führen in die Hauptstadt von Nevada und mit der schönen Karte finde ich auch gleich die UNLV: Die University of Nevada, Las Vegas. Ein Parkplatz aber ist auf dem Campus nicht zu finden. Ich muss mein Auto auf der anderen Seite des Maryland Parkway abstellen. Kein Problem, von hier aus sind es bis zur Library 400 Meter.

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