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Die blutige Story der Abrolhos Islands ... Seite 2/5

Der Houtman Abrolhos Archepelango liegt 80 Kilometer westlich von Geraldton im Indian Ocean. Der Archipel besteht aus 122 Inseln, die meisten sind nicht grösser als ein Parkplatz für ein paar Autos. Nur vier Inseln sind mehr als zwei Kilometer lang oder breit. Die Inseln gliedern sich in vier Gruppen und sie liegen über 100 Kilometer verstreut parallel zur Küste West Australias: North Island, Wallabi Group, Easter Group und Pelsaert Group. Ihren Namen erhielten die Inseln von portugiesischen Seefahrern im 16. Jahrhundert. Schon 1527 (!!) hat Don Jorge de Meneses diese gefährliche Gegend kartographiert. Interessant, dass einige Küstenabschnitte Australiens schon seit 300 Jahre bekannt waren, bevor James Cook 1770 Australien für die Britische Krone in Besitz nahm! Abrolhos heisst so viel wie: 'Halte die Auge offen!'. Die Abrolhos Islands liegen an der sogenannten Batavia Coast. An dieser Küste führte früher ein Seeweg zu den Gewürzinseln am Äquator entlang. Er wurde besonders von der Holländischen Ost Indien Company befahren. Durch die vielen Riffe war diese Küste gefürchtet und sie ist mit Dutzenden verunglückter Schiffe gespickt. Das bekannteste der untergegangenen Schiffe ist die Batavia, die hier in diesen Riffs der Wallabi Group 1629 gesunken ist. Dazu gibt es auch eine dramatische, blutrünstige Story ...!

Heute ist der ganze Archipel geschützt. Es ist nicht erlaubt, die Inseln zu betreten. Bei diesem Gebiet handelt es sich um ein sehr spezielles Ökosystem im Indian Ocean, an der Grenze zu den tropischen Gewässern. Die Tier-, Pflanzen- und auch die Unterwasserwelt ist einmalig. Mit dem Boot darf man das Gebiet befahren und auch das Fischen und das Fangen von Crayfish (Hummer) ist in der Zeit vom 15. März bis 15. Juni erlaubt. Dann bewohnen die Fischer ihre kargen Blechcontainer, die auf einigen der Inseln stehen. Man hat die Chance, sich dort einzumieten, wenn man sich mit den Fischern anfreundet. Geld wird dabei sehr hilfreich sein. Ständig lebt niemand auf den Inseln. Nicht zuletzt, weil es dort kein Trinkwasser gibt.

Die Inseln der Wallabi Group kommen ungefähr nach 30 Minuten vor uns in Sicht. Leider weiss ich erst 24 Stunden später, dass hier die Batavia gesunken ist, sonst gäbe es Fotos vom Morning Reef und Beacon Island, die wir gleich am Anfang überfliegen. Luc fliegt nach links und wir überfliegen die Mitte zwischen der West und der East Wallabi Island. In der Mitte zwischen den grossen Inseln liegen zwei sehr kleine, nur sie sind mit Hütten bebaut, Stege führen ins Wasser. Diese Hütten gehören Fischern. Diese Konzession hat man wohl gemacht, als man die ganze Inselgruppe unter Schutz stellte. Sicher haben die Fischer schon seit der Besiedelung der Westküste Anfang des 20. Jahrhunderts hier Unterkünfte.

Über West Wallabi Island dreht Luc in 150 Metern Höhe einige Runden.

 

Er sucht etwas und ich verstehe aus seinen kurzen Andeutungen bei dem ziemlichen Lärm nicht, worum es geht. Aber dann sehe ich es und ich habe es auch genau aufs Bild bekommen: 'Hier steht das ältestes Bauwerk von Australia!', meint Luc. Auch so kann man Geschichte interpretieren. Es sind die Reste eines Hauses, eine halbhohe Mauer aus Kalksteinen. Die Story dieses Hauses kenne ich nicht, ich habe es vergessen, Luc danach zu fragen. Erst einen Tag später wird mir klar, was ich hier gesehen und fotografiert habe.

Dann schwenkt der Vogel nach Osten. Dort liegt East Wallabi Island. Auf dieser Insel gibt es tatsächlich auch Wallabis, sie sind etwas grösser als die auf Rottnest Island und man sieht überall ihre Spuren. Auch ein schwarzweisser Seeadler schwebt über der Küste, er wird nicht gerade der Freund der Wallabis sein. Auf dieser Insel wurde ein Airstrip notdürftig planiert. Fast genau um 7 Uhr setzt die kleine Maschine auf der schlechten Gravelroad auf und rollt bis ans Ende der Piste. Dort steht sogar ein Wellblechhaus: Eine Toilette, getrennt für Damen und Herren. Nach ein paar Schritten kann man auch sehen, dass der Airstrip ganz nahe am Ufer endet. Die Insel ist nur mit kniehohem Buschwerk bewachsen. Am Ufer gibt es eine Jetty und als erstes gehen wir dort hin und sehen uns die Gegend an. Ganz eindeutig sind das hier Limestone Klippen. Die Inseln bestehen aus Kalkstein, der an der Küste bizarr erodiert ist. Viele Felsen hängen stark über und wenn sie abbrechen, liegt ein Felsblock mehr im Wasser. Schon von der Jetty aus sieht man Fische im Wasser und man kann ahnen, dass es da unten Felsen und Korallen geben wird.

Während wir auf der Jetty stehen, 'fliegt' plötzlich ein ganzer Schwarm kleiner Fische aus dem Wasser. Sie sind nur 2 bis 3 cm gross, aber es sind vielleicht 150 solcher Fischchen! Sie befinden sich auf der Flucht vor einem grösseren Fisch, dessen Kielwasser man sieht! Drei oder vier Mal passiert das sehr schnell hintereinander, die besten der kleinen Fische springen 40 cm hoch und man sieht den ganzen Schwarm in der Luft blinkern !! Dann ist Ruhe und der Kampf ist entschieden, wahrscheinlich gibt es einen kleinen Fisch weniger.

Das Wasser ist hier an der Jetty nicht sehr klar, aber es ist warm, mindestens so warm wie die Luft. Die Sonne steht noch nicht sehr hoch, meine Uhr aber zeigt schon wieder 29 Grad an. Von den vielen Wolken, durch die wir gerade geflogen sind, merkt man seltsamer Weise nichts: Die Sonne scheint. Luc erklärt mir das Schnorchelrevier und wo man am besten schnorcheln kann. Er hat auch seine Schnorchelausrüstung mit und ich habe den Eindruck, er will mich möglichst nicht eine Minuten aus dem Auge lassen: Er fühlt sich für mich verantwortlich. Das Problem kenne ich zur Genüge aus Nepal.

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