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Bei den Aboriginals auf Tiwi Island ... Seite 3/4

Nach soviel Geschäft und Historie gibt es um 10:30 Uhr eine Pause und Morning Tea. Dazu werden wir mit dem Bus auf ein Gelände gefahren, dass nahe am Kanal und nicht weit weg vom Missionshaus liegt. Hier empfängt uns ein sehr freundlicher, vielleicht 50-jähriger Aboriginal, der heute morgen schon auf dem Feuer mit dem Damper Brot gebacken und Billy Tea gekocht hat. Dazu gibt es Margarine, Honig und Marmelade. Mit Henkelbechern kann sich jeder Tea aus dem Billy schöpfen. Einige ältere Frauen sitzen im Gras und führen uns vor, wie Kunstprodukte entstehen. Eine gesprächige, 48-jährige Frau bemalt Muschelschalen. Diese Muscheln sind eine Delikatesse erzählt sie, wenn man sie aus dem Schlamm geholt und gekocht hat. Es werden Naturfarben verwendet und mit Wasser angerührt, die entsprechenden farbigen Sandsteine findet man auf Tiwi. Ihre Tochter steht daneben und ist acht Jahre alt. Die beiden anderen Mädchen gehören zu dem freundlichen Gastgeber, auch seine Frau ist mit von der Party.

Wie das so meine Art ist, mache ich mich gleich an die Mädchen heran und während die anderen Touristen sich um Tee und Damperbrot kümmern, mache ich die schönsten Aufnahmen von Aboriginals, die mir bei diesem Australia Trip gelungen sind. Ein Bruder der Mädchen fährt mit einem Mountain Bike umher. Ich zeige ihm, was man mit einem Fahrrad für schöne Kunststücke machen kann und gleich sind wir dicke Freunde.

Man kann sich mit allen Frauen und dem Mann gut unterhalten, sie sprechen English, verständigen sich aber zwischendurch immer auch noch untereinander in ihrer eigenen Muttersprache, die nur die Tiwi Aboriginals verstehen. Immer schon hat es für die Aboriginals Sprachprobleme gegeben, denn ein anderer Tribe spricht anders, hat andere Dreamtime Storys ('Lehrgeschichten' ... meine Worte) Zeremonien, Kalender und Gebräuche! Heute ist das grosse Thema hier der gestrige Tag. Die Zeitung wird herumgereicht: 'Das sind unsere Leute, die hier das Olympische Feuer anzünden!' Gestern war die Olympische Fackel in Nguiu! Bevor sie am Nachmittag in Darwin ankam, hat hier am Mittag die Olympische Show stattgefunden. Der Aboriginal, der die grosse Ehre hatte, das Feuer in der Schale anzuzünden, ist vor Begeisterung zusammengebrochen und musste ärztlich versorgt werden.

Aber dann wendet man sich wieder der künstlerischen Arbeit zu. Die Frau, die die Muscheln bemalt, hat offenbar Routine darin. Eine andere Frau macht Flechtarbeiten, dazu werden die Blätter der gedrehten Stachelpalme verwendet. Es entstehen Armbänder - 10 Dollar das Stück. Auch hier ist Lee immer im Hintergrund präsent. Er kommt mit zwei Beuteln zu den Kindern: Wallaby Babys, deren Mütter überfahren wurden und die jetzt mit der Flasche aufgezogen werden.

Als das Brot aufgegessen und der Tee getrunken ist, fangen die Frauen an, sich die Gesichter zu bemalen - was soll das werden? Tatsächlich, sie tanzen! Es wird ein kleines Feuer angezündet und viel Rauch gemacht. Mit Hartholzstäben wird der Takt geschlagen und auch die beiden Guides machen mit. Was es für ein Tanz ist, ist nicht klar, dabei werden auch gleich noch die Touristen nach christlicher Art gesegnet, damit sie auch wieder gut nach Hause kommen. Mir ist bei diesem Teil der Veranstaltung nicht sehr wohl, aber den Aboriginals scheint es Spass zu machen.

 

Ich bin fest davon überzeugt, dass sie es sonst nicht machen würden. Es dauert auch nicht lange, dann ist das Gesicht wieder abgewischt und die Kunstproduktion bis zur nächsten Show in einer grossen Tasche verpackt. Der ganze Clan verabschiedet sich herzlich und von jedem persönlich. Das gefällt mir sehr und entspricht auch genau meinem Feeling. Diese Menschen sind ausgesprochen herzlich, wenn man erst mal an sie herangekommen ist. Aber nach meiner Erfahrung gilt das für alle Menschen auf dieser Welt, egal, wo sie wohnen und welche Hautfarbe sie haben.

Jetzt machen wir einen Spaziergang am Kanal entlang. Das ist vielleicht mal ein Fluss gewesen, den die See dann verbreitert hat. Die Tide ist hier 5 Meter hoch, jetzt ist Niedrigwasser. Am Strand eine Mutter Gottes und daneben die Namen derer, die hier ertrunken sind. Vom Kanal aus geht es vorbei an einem völlig bemalten Bootshaus über eine Wiese zur Töpferei.

Von Ferne sehe ich ein paar grosse Bäume in einer Reihe stehen. Ich laufe in diese Richtung und stehe tatsächlich vor dem Missionshaus und der strahlend weissen Kirche. Hier wohnen eindeutig Menschen. Ich mache nur ein paar Fotos und laufe dann wieder in Richtung Töpferei zurück, die sich in der Nähe des Missionshauses befindet.

Hier darf man nichts fotografieren, auch nicht in dem Verkaufsraum, wo viele und ausschliesslich bemalte Holzschnitzereien zum Verkauf ausgestellt sind. Was links auf dem Ofen steht, das sind angeblich noch originale Töpferwaren der Aboriginals. Aber von wann und wie hergestellt ...? Fragen über Fragen. Die schöne Eule gehört sicher nicht zum kulturellen Erbe. Aber es gibt wahrscheinlich einige Aboriginals, die gerne Töpfern, denn diese Werkstatt besteht schon seit mehr als 40 Jahren! Es könnte gut sein, dass man hier in den katholischen Zeiten Geschirr für den täglichen Gebrauch hergestellt hat und dass das der Grund für die Installation der Töpferei war.

Nachdem auch diese Einkaufstour beendet ist, steigen wir in den Bus und fahren zum Sportplatz. Dort laden wir eine grosse Eiskiste ein und mit der fahren wir 'in the bush', wie Clinton meint. Dabei kommen wir auch an der kleinen Plantage der Mission vorbei. Sie existiert noch aber es sieht so aus, als ob sich der Bush dieses Land wieder zurück holt. Nach 15 Kilometern Gravelroad landen wir an einem sonnigen Pool im Bush. Stühle werden aufgestellt, die Kinder springen in den Pool und aus der Eiskiste wird ein Lunch gezaubert: Für jeden ein Foodtainer mit Salat und einer mit etwas Wurst und einem Hühnerbein. Dazu gibt es Weissbrot und Käse, davon kann man satt werden. Am Wasser läuft wieder ein Wasser Moniter herum und ein zweiter schwimmt im Pool. Die beiden wissen, dass es hier etwas zu Essen gibt.

Ich wundere mich, warum hier eine Betonkonstruktion existiert und sehe mich um: Das ist ein kleiner Staudamm, ein Flüsschen wird zu einem See aufgestaut und eine dreizöllige Leitung ist rudimentär auch noch vorhanden: Das hier war mal die Wasserversorgung der Missionsstation! Paul bestätigt mir meine Vermutung. Jetzt ist das einfacher mit ein paar Tiefbrunnen gelöst. Die Elektroenergie kommt per Kabel aus Darwin, die Dieselstation wurde stillgelegt, ist aber noch nicht abgerissen.

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