Amerika's gewöhnlicher Wahnsinn
Viele Indizien sprechen dafür, daß die gegenwärtige Zivilisation instabil ist. Deshalb kann auch keiner eine vernünftige Prognose darüber abgeben, wie sich diese Gesellschaft in 20, 50 oder 100 Jahren entwickelt haben wird. Drei technische Aspekte bergen nach meiner Meinung tödliche Gefahren für die gegenwärtige Hochkultur:
Die eigentliche Ursache für die Gefahren sehe ich in einem entscheidenden Konstruktionsfehler der Menschen: Der heute lebende Mensch hat seit mindestens 100 000 Jahren seine geistigen Fähigkeiten und sein (un-) soziales Verhalten nicht weiterentwickelt. Der heutige Mensch ist identisch mit dem der steinzeitlichen Rotte in eiszeitlicher Umgebung: Die Umwelt änderte sich in seinem Leben (maximal 30 Jahre) praktisch nicht. Er konnte es sich leisten, nur an heute und nicht an morgen zu denken. Wahrnehmung und Verhalten dieses Menschen war auf eine statische Welt geringer Komplexität ausgerichtet. Er war auf sich selbst angewiesen, deshalb ein absoluter Egoist. Die 20 bis 30 Mitglieder seines Clans interessierten ihn nur soweit, wie er einen Vorteil oder Prügel von Ihnen zu erwarten hat. Alle Menschen außerhalb seiner Rotte waren Feinde und wurden rücksichtslos bekämpft. Der Mensch hatte Respekt vor der Natur und wußte noch, dass mit ihr nicht zu spaßen ist. Dieser plötzlich in eine komplexe technische Zivilisation geworfene Steinzeitmensch beherrscht einfach nicht die von ihm mit Trial and Error geschaffene Technik. Ein neuer Typ von Gefahr, bisher auf der Welt nicht vorhanden, bedroht nicht den Einzelnen, sondern die Gesamtheit der Menschen. Die Bedrohung ist nicht akut, sondern latent und langfristig. Für diesen Typ von Gefahren hat der Mensch keine Sensoren. |
Im Gegenteil. Er besitzt Verhaltensroutinen, die früher das Überleben sicherten, heute aber tödlich sind: Egoismus, Vorrang der Emotionen gegenüber dem Verstand, hocheffektive Verdrängungsmechanismen, Orientierung auf die unmittelbare Umgebung, ausschließliche Konzentration auf das in dieser Minute akute Problem, egal, wie wichtig es ist. Unüberbrückbare Konflikte müssen die Folge sein. Die exemplarischen Beispiele dafür liefert wieder einmal Amerika. Es ist völlig unbegreiflich, daß Menschen kein anderes Problem mehr in dieser Zeit haben, als sich durch zu enges Tanzen sexuell belästigt zu fühlen. Eine Welle von 'sexual harassment' überschwemmt das prüde und sexuell verklemmte Amerika, in ihrem Gefolge Schadensersatzprozesse und hysterische Skandale. Ganze Städte, ja Staaten sind von diesem Wahn befallen. Ein weiteres Beispiel ist Amerikas Glaube an ständige Besuche von Außerirdischen. Der Harvard-Professor John Mack weist in einer psychologischen Studie 'wissenschaftlich' nach, dass mindestens 3,7 Millionen Amerikaner von Ausserirdischen gegenwärtig dazu gezwungen werden, eine Hybridrasse zwischen Exoterrestren und Erdlingen zu züchten. Im Klartext, 3,7 Millionen amerikanische Frauen wurden von Außerirdischen bereits geschwängert. Das alles ist nachzulesen im SPIEGEL 20 und 21/1994 Amerika ist für jede Art von Borniertheit, Spiritismus und Gewalt besonders anfällig. Woran liegt das: Geringe Bildung, keine gewachsene Historie, kein Sozialsystem, keine Kultur? Dafür fiebrig-nervöse Emotionen, Gewaltbereitschaft und ständige Selbstüberschätzung. Was aber kann noch gefährlicher sein als die Kombination von blanken Emotionen und labiler Technik? Wie soll man im Angesicht solchen alltäglichen Irrsinns noch darauf hoffen, daß diese Menschheit eine langfristige Perspektive hat ? |
Jürgen Albrecht, 21. Mai 1994