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Schule unter dem Kruzifix

Im Freistaat Bayern existiert ein Gesetz, nachdem in jeder bayrischen Schulklasse ein Kruzifix zu hängen hat. Das Gesetz ist schon sehr alt. Unter Hitler wurde es offiziell schon einmal außer Kraft gesetzt. Das bayrische Volk stand dagegen auf. Die Kruzifixe blieben hängen.

Ein Leserbrief aus Büttelborn, Bayern (?)

 

Im Jahre des Herrn 1995 erhielt ein Vater vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe Recht, der gegen die Kruzifixe in bayrischen Schulen geklagt hatte. Seine Argumentation: Unter dem Schmerzensmann sitzen auch Kinder anderer Religionen oder auch nur Leute wie Du und ich, die an einen wie auch immer gearteten Gott glauben. Sie fühlen sich durch das Kruzifix in ihrer staatlich garantierten Religionsfreiheit verletzt. Der Bundesgerichtshof schloß sich dieser Auffassung an: Kruzifixe in Schulklassen bevorzugen eine bestimmte Religion, das ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar.

Ein Aufschrei geht durch Bayerns Lande. Herr Gauweiler veröffentlicht ein Traktat, das den Ergüssen des Eduard v. Schnitz absolut ebenbürtig ist. Allerdings in Schwarz, statt in Rot.

Vor 14 Tagen hat in München eine Kundgebung stattgefunden. Stoiber und Kardinal Wetter auf einem Podium mit der gleichen Rede: In unseren Schulen bleiben die Kreuze hängen! Staat und Kirche einig und fest verbunden.

In der vergangenen Woche ist in Bayern ein neues Gesetz in Kraft getreten. In jedem bayrischen Klassenzimmer hat ein Kruzifix zu hängen. Gibt es Probleme damit, sucht der Schulleiter nach einem Ausweg. Er hat als Hausherr das letzte Wort.

Jürgen Albrecht, 08. Oktober 1995

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