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Das aktuelle, minimale Computersystem


Ich wollte wissen, was ist heute das Computersystem mit der minimalsten Ausstattung und dem geringsten Preis? So ein System braucht man zum Beispiel, wenn man in Polen ein kleines Hotel mit 10 bis 20 Zimmern führt und diese Zimmer über einen Computer verwalten will. Ähnlich geringe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit eines Computers werden gestellt, wenn ein Handwerker oder ein Sportverein mit Quicken seine Buchhaltung führen will. Wie sieht heute die Minimalausstattung eines Computers aus, mit dem man praktisch nur schreiben und rechnen will?

Bei INDAT, ein Computergeschäft direkt in meiner Nachbarschaft, ließ ich mir ein Angebot ausdrucken. Für 999 DM bekommt man einen solchen Rechner und .... haha!! ... es ist der gleiche, auf dem ich hier schreibe: Ein Pentium, 133 MHZ !! Allerdings ist die Ausstattung deutlich anders, aber es gibt z.B. heute keine 486-er Rechner mehr zu kaufen, die noch vor zwei Jahren der absolute Standard waren! Unter 16 MB RAM wird heute (wegen Windows95) kein Rechner mehr ausgestattet. Es gibt auch keine Festplatte mehr unter 1,1 GB. Vor 10 Jahren war eine Festplatte mit 40 MB (in der DDR) kaum zu beschaffen! Auch eine Grafikkarte mit 1 MB RAM ist heute der unterste Level. Dieser Rechner hat keinen Intel-Prozessor, sondern einen K5. Das ist das Konkurrenzprodukt von AMD. Die Leistungsfähigkeit dieses Prozessors ist aber gegenüber dem Intel-Original eher besser, als schlechter.

Auch MS-DOS + Windows 3.11 ist nur noch zu haben, ‚solange der Vorrat reicht‘!! Die DOS-Ära geht nach ca. 15 bis 18 Jahren jetzt zuende. Windows 95 ist der Nachfolger. Ein Farbmonitor kostet heute 449 DM. Schwarz-Weiss-Monitore gibt es nicht mehr. Auch einen 14"-Monitor benutzt heute kaum noch jemand. Ich kann mich noch an den Monitor unseres ersten Original IBM-PC-AT erinnern: Schwarz/weiß, ca. 8-10" Diagonale und mit einer giftgrünen Fluoreszenzschicht ausgestattet. Damit war die Anzeige schwarz/grün und sehr belastend für die Augen. Dieser Monitor konnte nur Zahlen und Buchstaben anzeigen, er war nicht grafikfähig!

Auch das ist 15 Jahre her. Wir hatten so ein Gerät an der Hochschule aber erst kurz nach der Wende, im Februar 1990.

Als preiswerten und sehr guten Laserdrucker wollte ich den Drucker HP 5L (ca. 550 DM) haben. Auch der ist nicht mehr lieferbar. ‚Waren sie zwei Monate im Ausland?‘ fragte mich der Verkäufer. Jetzt gibt es den 6L, der kostet aber knapp 800 DM. Erst in drei bis vier Monaten ist er dann wieder für 550 DM zu haben. Nadeldrucker gibt es nicht mehr zu kaufen, obwohl sie noch massenhaft (z.B. bei der Bahn) im Einsatz sind. Dafür kann man für 300 DM schon einen InkJet-Farbdrucker haben. Es ist keine fünf Jahre her, da waren Laserdrucker unbezahlbar – 2 bis 5000 DM. Heute kauft kaum einer noch einen InkJet Drucker für den s/w-Druck. Die Qualitätsunterschiede sind zu deutlich. Wenn überhaupt, dann kauft man so einen Drucker, weil man damit auch (mittelprächtige) Farbausdrucke machen kann ... für 300 DM! Die heutige Standardauflösung bei s/w-Laserdruckern liegt bei 600 dpi. Ein Wert, der erstmals vor ca. drei Jahren von HP erreicht wurde. Mir ist kein s/w-Drucker bekannt, der eine höhere Auflösung bietet. Vorher hatten alle Laserdrucker 300 dpi.

Als Fazit kann man sagen:
Der technische Höchststand ist nach zwei, höchstens drei Jahren der Minimalstandard und dann zu einem Schleuderpreis zu haben, der nur noch 20 bis 30% des Einführungspreises beträgt. Das ist eine seit ca. 6 Jahren zu beobachtende stabile Tendenz. Der Grund dafür liegt in der extremen Beschleunigung der Technologie und der Massenproduktion für Rechner. Produziert wir immer nur die neueste Chip-Generation. Eine Generation hat eine Lebenszeit von höchstens drei Jahren. Beim Generationswechsel (heute ist der Pentium II mit 300 MHZ aktuell) wird die Vorgängerversion buchstäblich verramscht.

Im höchsten Grade würde mich interessieren: Wie sieht der Minimalcomputer in 10, 100 und 1000 Jahren aus ??! Nicht mal 10 Jahre kann man heute prognostizieren!

Jürgen Albrecht, 03. August 1997

 

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