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Nachdenken über Israel

Jetzt bin ich besser informiert, als vor einem Jahr. Ich habe gelesen, habe mich mit der Geschichte und der Religion der Juden befaßt. Vorher war mein Verhältnis zu den Juden durch die Werke Lion Feuchtwangers bestimmt. Keine tragfähige Basis, wie ich heute weiß. Zu DDR-Zeiten war es schwierig, an Informationen über die Juden heranzukommen. Ich habe es damals aber auch nicht ernsthaft versucht. Es gab keinen Anlaß.

Schwierig ist es auch heute, sich über die Juden und Israel zu informieren. Die aktuelle Literatur behandelt den Holocaust, die Nazi-Zeit, Juden vor dem 2. Weltkrieg: Tausende von Titeln. Aber über das heutige Jüdische Selbstverständnis, jüdische Identität, die politischen Ziele der Juden und das Verhältnis Deutschland-Israel gibt es keine Literatur, oder nur sehr wenig. Michael Wolffsohn hat interessante Bücher geschrieben, aber wahrscheinlich setzt er sich zwischen alle Stühle, denn er bemüht sich, das Verhältnis zwischen Deutschen und Juden ohne Emotionen anzugehen. Hoffnungslos ?

Mein Problem ist nach wie vor: Kann man unterscheiden zwischen Juden in Deutschland und dem Staat Israel. Kann man zu Juden in Deutschland eine Beziehung aufbauen, und gleichzeitig die Politik Israels verurteilen? Heute bin ich davon überzeugt, man kann es nicht. Aus mehreren Gründen:

  • Für Juden ist Religion und Staat das gleiche, eine Einheit. Es gibt keinen jüdischen Staat ohne jüdische Religion.
  • Seit 2000 Jahren leben die Juden ohne Staat (Diaspora). Mit der Gründung Israels (ca. 1948) sehen alle Juden ihre Heimat in Israel (Zionismus), auch wenn sie nicht dort wohnen. Sie hoffen, im eigenen Staat Ruhe zu finden, Jahrhunderte langer Verfolgung zu entgehen.
  • Es gibt "die Juden" nicht. Sie bilden weder in ihrer Religion, noch in der Sicht auf ihre Geschichte und auch nicht in der aktuellen Politik eine Einheit, sondern es gibt eine unendliche Vielfalt der Meinungen und Handlungen, bis hin zu sektenhaftem Verhalten.
  • Es gibt wenige Dinge, in denen sich die Juden einig sind: Sie sind das "auserwählte Volk" (besser und wissender als alle anderen), haben eine der ältesten Religionen und weil es seit 3000 Jahren Verfolgungen und Krieg gibt, halten sie zusammen, sind eine gegen alle anderen verschworene Gemeinschaft.
  • Es scheint so, als ob die Juden keine Freunde außerhalb ihrer Religionsgemeinschaft haben. Das liegt daran, daß sie sich auserwählt fühlen. Wer sich nicht zu den Auserwählten zählt, kann kein Freund sein. Dieses hochmütige Prinzip scheint mir die Ursache aller Judenverfolgung zu sein.
  • Freundschaft ersetzten die Juden in Vergangenheit und Gegenwart durch die Beziehung zwischen Gläubiger und Schuldner. Sie sind finanziell sehr ambitioniert und verfügen dadurch über wirtschaftliche Macht. Ein weiterer Grund für Neid und Mißgunst.
  • Die Beziehungen zwischen Deutschen und Juden sowie zwischen Deutschland und Israel sind hochempfindlich, dünnhäutig, bedingt durch die Vernichtung der Juden durch die Nazis. Nach Ansicht vieler Juden ist jeder Deutsche deshalb für immer gebrandmarkt und hat gegenüber Juden ein schlechtes Gewissen zu haben (auch wenn er persönlich am Holocaust keinen Anteil hatte). Mindestens aber ist Deutschland deshalb für immer in der Schuld Israels.
  • Die "offiziellen Juden" (z.B. Herr Bubis, Zentralrat der Juden) erwarten von Deutschland die vorbehaltlose Unterstützung der Politik Israels. Damit nicht genug. Sie verlangen auch von jedem Deutschen persönlich Loyalität zu Israel. Deutschland übt offiziell keine Kritik an Israel. Wenn ein Deutscher Kritik an Israel übt, ist er für die "offiziellen Juden" ein Antisemit.
Das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel ist nicht normal und kann wahrscheinlich nie normalisiert werden. Das führt zu absurden Reaktionen auf beiden Seiten. Der Zentralrat gibt nur Statements ab, in denen es um die Auseinandersetzung mit der Nazi-Zeit geht. Weder der Zentralrat noch die deutsche Außenpolitik kommentieren die aktuelle Politik Israels. Das kann nur Absprache sein. So bezieht Deutschland keine Position zu solchen haarsträubenden Vorgängen, die aktuelle, tägliche Politik Israels sind:
  • Israel erfüllt nicht den mit den Palästinensern (1994: Friedensnobelpreis !!) abgeschlossenen Friedensvertrag. Z.B. läßt Israel keine Freie Wahlen in Gaza zu, boykottiert den Aufbau der Selbstverwaltung, zieht sich aus besetzten Gebieten nicht zurück
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