Bomben
auf Baghdad |
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Die Weltmacht USA, ausgerüstet mit der derzeitig einzigsten und grössten High-tech-Kriegsmaschinerie der Welt, bombardiert ein wehrloses Land. Bereits die dritte Nacht wurde operiert, am Tage wird besichtigt, ob die Operation erfolgreich war und es wird entschieden, wo in der nächsten Nacht die ferngesteuerten Bomben hingelenkt werden. Auf diese Weise wird der Iraq sehr selektiv behandelt. Das ist der High-tech-Krieg: Er wird mit der Maus vom Computer aus geführt. Menschen kommen (bei dieser Aktion) nicht direkt ums Leben, es werden nur ihre Lebensumstände drastisch verändert. Es sieht aus, wie ein virtueller Krieg, aber es ist die brutale Realität. Die Amerikaner zerstören gezielt alles, was nach ihrer Meinung das Militär- und Drohpotential von Saddam Hussein ausmacht. Der Iraq ist seit Jahren mit Sanktionen durch die UNO belegt. Sie treffen in erster Linie den einfachen Mann auf der Straße. Das Leben des Staatschefs und seines Clans berührt das kaum. Ihm wird unterstellt, ABC-Waffen zu produzieren, sein Volk diktatorisch zu unterdrücken und seine Nachbarn zu bedrohen. Das sind mit Sicherheit berechtigte Vorwürfe. Aber sie gelten uneingeschränkt für alle Staaten im Nahen Osten: Iran, Ägypten, Sudan, Algerien, Israel, Syrien, Saudi-Arabien, Libyen ein einziges Pulverfass. Warum also wird der Iraq bombardiert und Libyen nicht? Aber das ist nicht die einzige Frage: Wie geht es nach dem Bombardement mit dem Iraq weiter, werden die Sanktionen aufgehoben? Mit welchem Recht bombardiert die USA ein anderes Land? Was sagt die UNO dazu? Warum gibt es keine Sanktionen gegen Israel, das hochgerüstet ist und über Atomwaffen verfügt? Viele Fragen, die meisten sind unlösbar, kennzeichnen die politische Realität. Politik ist ein schreckliches Geschäft. Man handelt aus Hilflosigkeit, täuscht Lösungen vor, weiss aber genau, dass es keine gibt. Die jetzige Aktion der Amerikaner ist ein Präzedenzfall dafür: Saddam Hussein wird die Angriffe überleben. Danach ist er der Held der arabischen Welt, der dem Terror der USA widerstanden hat. Nach ein Paar Jahren ist alles wieder aufgebaut, was jetzt zerstört ist was dann? Der Sicherheitrat der UNO tagte am Mittwoch und beriet über den Iraq. Da schlugen die USA ohne ein Mandat der UNO los. Aufschrei von Russland, Frankreich und China, aber wer will die USA stoppen? |
Sie operieren mit dem Recht des Stärkeren. Die anderen Länder signalisieren zähneknirschend Einverständnis. Sogar die pazifistischen Grünen sind einverstanden, die seit sechs Wochen in Deutschland an der Regierung beteiligt sind: Macht korrumpiert. Nur England beteiligt sich aktiv am Bombardement. Dieser Krieg war abzusehen. Erstens ist die geballte Streitmacht der USA schon seit 8 Wochen in der Region aufgefahren und kostet Geld. Zweitens wollen die Soldaten Weihnachten zu Hause sein. Und drittens läuft in Washington gegen den geilen Präsidenten ein Amtsenthebungsverfahren, weil er an jeder Frau rumfummelt. So trivial können die Gründe für einen Krieg sein. Aber das ist nicht neu, die Kriegsgründe waren schon immer trivial, subjektiv und von den Interessen des Stärkeren bestimmt. Neu ist nur, wie dreist sich die USA im Zeitalter globaler Informationen über das wegen ihres 50-jährigen Bestehens gerade hoch gelobte Völkerrecht hinwegsetzen. Sie agieren hier genau so unverschämt und parteiisch wie im Falle Israel. Für diesen Gottesstaat in Gottes eigenem Land gelten völlig andere Regeln, als für alle Nachbarstaaten. Israel ist der Statthalter der USA im Nahen Osten, der notfalls dort für Ruhe und Ordnung sorgt, wenn die Öl- und Energieversorgung der westlichen Welt gefährdet erscheint. Das ist der eigentliche Grund für jedes Engagement der USA im nahen Osten. Am verrücktesten ist die Verquickung der Sex-Affäre des Präsidenten mit diesem Krieg. Der Präsident hatte zwischen wichtigen Staatsgeschäften Sex mit Monica, der Praktikantin. Er ist eindeutig überführt, streitet es aber nach wie vor ab, wie sich das in diesem System gehört. Wegen Lügen, Meineid und Machtmissbrauch in Verbindung mit Monica Lewinskis Spielereien am Präsidenten wollte das Repräsentantenhaus genau zu dem Zeitpunkt über die Einleitung einer Amtsenthebung entscheiden, wo Clinton den Einsatzbefehl für die Truppen am Golf gab. Die Entscheidung wurde daraufhin 24 Stunden aufgeschoben. Man musste eine etwas wichtigere Angelegenheit dazwischen schieben ... Thats America today... !! |
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Jürgen
Albrecht, 19. Dezember 1998
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