Buddhismus - alles oder Nichts !? |
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Gerade auf der letzten Reise nach Vietnam und Nepal ist mir aufgefallen, wie interessant der Buddhismus ist. Ich habe schon einiges gelesen und dabei fand ich am Interessantesten, daß der Buddhismus nicht auf einen oder mehrere Götter fixiert ist. Diese Religion kommt ohne Gott aus deshalb stellt sich auch die Frage, ist es eine Religion oder eine Philosophie. Der Buddhismus ist zentriert auf das ICH und darauf, daß der Mensch in seinem Leben möglichst viel 'recht' macht, also die rechte Anschauung, das rechte Denken, Sprechen, Handeln, Bemühen und die rechte Besinnung und Konzentration an den Tag legt (das ist der Achtfache Pfad). Gleichzeitig negiert er aber alles, was wir in der westlichen Welt als 'Realität' bezeichnen einschließlich des eigenen ICHs. Das alles sind nur Projektionen unseres unvollkommenen Verstandes, der von unvollkommenen Sinnesorganen mit unvollständigen Informationen versorgt wird und uns damit sein subjektives 'Bild der Welt' vorgaukelt. Niemand und nichts ist in der Lage, dieses Bild zu verifizieren. Es scheint nur eines klar zu sein: Wenn das ICH nicht mehr existiert, gibt es auch diese vorgegaukelte Welt nicht mehr. Der Buddhismus führt diesen Gedanken bis zur letzen Konsequenz zuende: Die Welt (oder das, was wir dafür halten) existiert nur in unseren Gedanken, tatsächlich gibt es nur die 'Große Leere' und die ist leer von allem was Innen und Außen ist und leer von der Natur des Nicht-Seins. Im Szenenjargon: Leerer als leer, leerer gehts nicht mehr. Hochinteressant !! Wenn man diesem Gedanken mal folgt, dann ist er die komplette Negation des westlichen Weltbildes. Es ist die Umkehr unserer Wertvorstellungen. Wir sagen: Uns umgibt das Universum, es ist riesengroß, es ist aber (vielleicht) endlich. Keiner stellt die Frage, was außerhalb des Universums existiert, weil klar ist, daß sie keiner beantworten kann. Der Mensch spielt darin überhaupt keine Rolle, er ist unendlich klein, seine verfügbare Zeit ist fast null, er ist nichts und er erkennt auch nichts. Der Buddhismus geht davon aus: Außerhalb des Menschen und seinen gedanklichen Projektionen existiert nichts. Alles was wir sehen, sind unsere Imaginationen, unser Vorstellungen, unsere Wachträume. Weil wir von Leere umgeben sind, aus ihr kommen und in sie wieder eingehen, ist unser Wirkungsradius fast null, der Mensch ist nichts und er erkennt außer der Leere auch nichts. Es ist schon ein irrer Wahnsinn, daß so konträre Denkansätze über unser menschliches Wesen und die Welt, in der wir leben, zum gleichen Ergebnis kommen: |
Der Mensch bewirkt (fast !) nichts, weil er nichts ist. Und noch eine Parallele: Beide Versionen können nicht beweisen, ob ihre Sicht richtig oder falsch ist. Mindestens der gleiche Wahnsinn aber ist, daß ziemlich klar ist, daß der Mensch nichts ist, aber jeder Mensch, solange er überhaupt noch kriechen und atmen kann, von einem Termin zum anderen und von dort noch zu einer ganz wichtigen Arbeit hetzt, die unbedingt noch schnell zum Abschluß gebracht werden muß, weil sie so wichtig ist .... Warum gelingt es nicht, uns wenigstens zeitweilig aus diesem selbst erzeugten Alltagsstreß auszuklinken?? Warum können wir nicht 60 oder 80 Jahre gelassen durch das Leben schlendern, wo wir doch mit so großer Sicherheit wissen, daß all' unsere Bemühungen (im Buddhismus buchstäblich) ins Leere laufen ?!?! Das muß an unserem geringen Abstand zu unseren animalischen Verwandten liegen. Dort ist die Nahrungsbeschaffung, die Brutpflege und die Verteidigung ein Full-Time-Job. Der ist in unseren Genen eingeschweißt. Der evolutionär noch so junge Verstand ist nicht in der Lage, dagegen dauerhaft die Oberhand zu gewinnen. Welche Philosophie ist im Alltag besser durchzuhalten und zu praktizieren? Unsere westlichen Philosophien und auch die Naturwissenschaften verschaffen uns nicht die 'Gelassenheit der Seele', von der wir so gerne reden. Die Tatsache, daß meine Privatversicherung bereit ist, mir wöchentlich eine Beruhigungssitzung bei einem teuren Psychiater zu bezahlen, spricht Bände. Die Menschen der westlichen Welt leiden unter Hektik, Streß, Beziehungskrisen aller Art und die wenigen, die etwas weiter denken, navigieren sich zielsicher von einer Sinnkrise in die andere. Ich glaube nicht, daß es den Buddhisten wesentlich anders geht, jedenfalls nicht denen, die unter ähnlichen Verhältnissen in hochtechnisierten Großstädten leben. Sie haben mit der Meditation eine gute Technik, sich effektiv äußerlich ruhig zu stellen. Aber damit wird auch nur das gleiche Symptom kaschiert: Sie wissen zwar, daß alles Nichts ist, aber auch sie werden von ihren genetischen Programmen voran getrieben. Allerdings sieht das in den Bergen des Himalaja schon anders aus. Und dort, in Tibet, Vietnam und anderswo gibt es viele Klöster, deren Mönche noch am ehesten den Eindruck heiterer Gelassenheit machen. Sie haben offensichtlich über weite Strecken den 'Durst' (auf materielle Werte) besiegt und konzentrieren sich auf geistige Erhöhung durch Bewußtsein, durch Denken und Philosophie. Nicht durch Glauben an Gott, wie die wenigen noch existierenden Mönche im Westen. |
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