BACK

 

Computer ... Seite 2/2

 

Das Entwicklungspotential der auf Silizium basierenden Digitaltechnik ist abzuschätzen. Was könnte und wird den nächsten Entwicklungsschub ähnlicher Größenordnung auslösen??!

Diese Frage ist sehr spekulativ. Aus meiner Sicht sind drei Aspekte heute erkennbar, von denen große Wirkungen für die gegenwärtig existierende Hochkultur ausgehen werden, wenn diese Zivilisation stabil bleibt und in der Lage ist, Forschungsergebnisse auf diesen Gebieten zu erreichen:

Die Menschheit wird früher oder später ein Energieproblem bekommen. Die Atomenergie ist zu gefährlich, chemische Energien sind nicht leistungsfähig genug. Die Energie der Sonne und der Erdwärme ist praktisch unbegrenzt. Früher oder später muß man daran gehen, sie mit effektiven Verfahren anzuzapfen.

Es ist unklar, was aus der Gentechnik werden wird. Heute schon ist abzusehen, daß man damit beliebiges Erbmaterial manipulieren kann. 'Manipulieren' ist der genau richtige Ausdruck: Ohne die Verfahren der Natur wirklich zu verstehen, viel weniger noch sie zu nutzen, kann über den Umweg der Genmanipuplation eine komplett neue Produktionstechnik für organisches Material erschlossen werden. Von Nahrungsmitteln über Arzneien, Gesundheitsvorsorge bis zur Energiegewinnung ist alles möglich. Vor allen Dingen aber kann der Mensch auch sein eigenes Erbgut (vor der Befruchtung) beeinflussen. Ich bin sicher, er wird es tun. Damit hat der Mensch seine eigene Evolution in der Hand. Ich traue der gegenwärtig existierenden Menschheit nicht zu, mit diesen Mitteln und Möglichkeiten verantwortungsvoll umzugehen. Im Gegenteil, hier lauert der globale 'Unfall' !!

Die größte Herausforderung für die Intelligenz der Menschheit ist die Erkundung und Nutzbarmachung der Materialien und Verfahren der Natur. Sie umgeben uns täglich und überall, aber wir verstehen sie nicht und wir können sie nicht reproduzieren. Die Nervenzellen des Gehirns einer Fruchfliege z.B. kann man abzählen,

 

so wenige Zellen sind es. Aber die Menschheit besitzt heute nicht einmal ansatzweise Erkenntnisse und Fähigkeiten, das Verfahren zu analysieren und zu verstehen, das in diesen wenigen Zellen versteckt ist und mit dem diese Fliege startet, fliegt, navigiert und landet. Das Material, aus dem die Fliege gebaut ist, ist für uns nicht verfügbar. Und völlig unklar ist, wie man ein System konstruiert, das sich nicht nur selbst repariert, sondern sich auch endlos selbst reproduziert.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich an dieser Situation in den nächsten 50 Jahren etwas ändern wird. Es scheint so, als ob hier unser Erkenntnisvermögen an eine prinzipielle Grenze stößt. Auch unsere aus der Steinzeit stammenden, und genetisch fixierten Verhaltensweisen, stehen dem Erkenntnisgewinn entgegen: Wir sind egoistische Einzelwesen, kaum fähig zu koordinierten, auf ein Ziel ausgerichteten, Aktionen vieler Menschen. Mit Einzelanstrengungen ist aber auf diesem Gebiet nur per Zufall mit Teilerfolgen zu rechnen. Ein Durchbruch wäre vielleicht nach mehreren Jahrzehnten erreichbar, würde dieses Problem zur globalen Menschheitsaufgabe proklamiert. Ein Projekt, zehnmal größer als die erste Landung auf dem Mond. Mit solchen Erkenntnissen würde ein nicht absehbarer technischer Entwicklungsschub für die Menschheit entstehen. Solches Wissen ist z.B. Voraussetzung für qualitative Fortschritte im Bereich der Simulation menschlicher Intelligenz durch Computer einer neuen Qualität. Aber dazu wird es in absehbarer Zeit nicht kommen. Egoistische Einzelinteressen von Menschen und Staaten stehen dagegen.

Noch geringer ist die Chance, eine Antwort auf die Frage nach dem Erfinder und Konstrukteur der natürlichen Verfahren und Materialien zu erhalten. Das liegt aber nicht am Verhalten der gegenwärtig lebenden Menschen sondern an ihrer prinzipiell eingeschränkten Wahrnehmungs- und Erkenntnisfähigkeit. Außerdem ist die Zeit von vielleicht 40 Jahren, die ein einzelner Mensch heute maximal leistungsfähig sein kann, für dieses Problem einfach viel zu kurz.

Jürgen Albrecht, 16. März 1998

 

BACK