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50 Jahre Israel Seite 1/2

Vor 50 Jahren wurde der Staat Israel gegründet. Er geht auf Ideen von Theodor Herzl zurück, den Begründer des Zionismus. Sein Grundanliegen war, den in aller Welt versprengten und diskriminierten Juden einen eigenen Staat und damit eine Heimat zu geben. Das ist ein völlig legitimes Anliegen. Den Rechtsanspruch auf das 'Heilige Land' aber aus der Bibel herzuleiten, macht dieses Vorhaben von Anfang an mehr als fragwürdig. Was würde z.B. Deutschland sagen, wenn Italien Süddeutschland mindestens bis zur Mainlinie mit dem Argument annektieren würde, daß dieses Land vor 2000 Jahren Bestandteil des Römischen Reiches war?! Genau das ist die Grundlage, mit der Israel das Land besetzt hat, auf dem bis 1948 die Palästinenser zu Hause waren. Das kann unmöglich gut gehen. Und deshalb sind 50 Jahre Israel auch 50 Jahre Krieg Israels gegen seine Nachbarn.

Vor drei Jahren gab es einen Lichtblick: Arafat und Rabin erhielten den Friedensnobelpreis, weil sie sich auf ein Friedensabkommen geeinigt hatten, dessen oberstes Prinzip 'Land gegen Frieden' ist. Es sah eine Trennung der Israelis und der Palästinenser und die eindeutige Aufteilung des Landes unter ihnen vor. Nur so kann eine Lösung aussehen: Zwei Staaten leben auf eigenem Land friedlich miteinander. Das funktioniert überall auf der Welt. Es kann keinen Frieden geben, wenn zwei Völker das gleiche Land beanspruchen. Israel sollte zufrieden sein, wenn die Palästinenser akzeptieren, daß sie nur die Hälfte ihres ehemaligen Landes zurück bekommen. Heute gibt man in Israel offen zu, bei der Staatsgründung das Problem der Palästinenser praktisch 'übersehen', nicht berücksichtigt und völlig unterschätzt zu haben. Das entspricht aber genau der hochmütigen jüdischen Grundeinstellung: Wie können 'Fellachen' eine Rolle spielen, wenn sich das 'auserwählte Volk' entschließt, auf Gottes eigenem Land einen Staat zu gründen??!

Aber Rabin wurde (von einem orthodoxen Juden) ermordet und seit drei Jahren gibt es die Regierung Netanjahu, die sich auf die Orthodoxen stützt. Seitdem liegt der Friedensprozeß auf Eis. Alle unterschriebenen Verträge werden von Israel de facto als nicht existent angesehen. Der Grund: Das größte Verbrechen, was sich orthodoxe Juden vorstellen können ist, 'heiliges Land' Nichtjuden zu überlassen. Der zunehmende Konflikt zwischen ultraorthodoxen und assimilierten (nicht mehr streng religiösen) Juden spaltet Israel. Die Orthodoxen wollen den Gottesstaat errichten und das gesamte Leben des Staates an der Thora ausrichten. Die assimilierten Juden wollen einen demokratischen Staat. Heute ist Israel noch unentschieden. Es ist keines von beiden.

Unstrittig aber ist: Israel ist kein demokratischer Staat, Israel hat keine Verfassung, kein Grundgesetz, Staat und Kirche sind nicht getrennt, Israel ist auch kein Rechtsstaat.

 

Was ist Israel? Eine religiöse, teilweise fanatisierte, militante Religionsgemeinschaft? Schwer zu sagen, was Israel ist. Wie soll ein Deutscher diese Frage beantworten, wenn sich die Israelis selber heftig darüber streiten, was sie sind, was sie wollen und wer ein wahrer Jude ist. Auf alle Fälle ist Israel ein Staat, der international anerkannt und Mitglied der UNO ist. Aber es ist ein Staat wie kein anderer: Von äußerer Unterstützung (besonders der amerikanischen Juden) abhängig und aus eigener Kraft nicht lebensfähig, hochgerüstet und durch Amerika mit Atombomben ausgestattet. Täglich demonstriert Israel seine Gewaltbereitschaft gegenüber seinen Nachbarn. Israel ist einer der wenigen Staaten, der sich an die Normen des Völkerrechts nicht hält und alle UNO-Resolutionen ignoriert, die seinen Interessen zuwider laufen. Daß aus Israel mit der Zeit ein 'normaler', demokratischer Staat wird, ist nicht zu erwarten. Spätestens in 30 Jahren werden die Ultraorthodoxen in Israel eindeutig in der Überzahl sein, denn sie setzen 10 bis 15 Kinder in die Welt, während die assimilierten Juden nur zwei bis drei Nachkommen haben. So einfach kann man die Macht in einem Staate übernehmen.

Bei einem Festempfang aus Anlaß des 50. Jubiläums der Staatsgründung erklärte gestern der israelische Botschafter in Berlin: 'Deutschland ist nach den USA der beste Freund Israels!' Wie ist das zu erklären, daß Deutschland einer der besten Freunde eines gewalttätigen, religiösen Gottesstaates ist? Das ist die Folge von Hitlers Holocaust an den Juden. Die jüdische Lobby in Deutschland, allen vorweg der Zentralrat der Juden unter Herrn Bubis, haben es in 50 Jahren zäher Agitation geschafft, den Deutschen eine immerwährende Kollektivschuld an Hitlers Judenvernichtung einzureden. Die kann zwar nie abgetragen werden, aber sie verpflichtet Deutschland, Israel materiell und ideologisch vorbehalt- und kritiklos zu unterstützen. Allerdings sagt das keiner in Deutschland offen, weil diese Auffassung natürlich nicht konsensfähig ist. Bubis nimmt den Begriff Israel öffentlich nie in den Mund. Aber seit Adenauer ist die unbedingte Loyalität zu Israel ein unumstößlicher Grundsatz deutscher Außenpolitik.

Ohne Frage, die Judenvernichtung im II. Weltkrieg ist ein entsetzliches Verbrechen. Es ist durch nichts zu entschuldigen. Aber schon die Singularität des jüdischen Holocaust ist eine Fiktion. Allein in den letzten 400 Jahren hat es mehrfachen Völkermord gegeben, sogar bis zur völligen Auslöschung der kulturellen Identität ganzer Völker (Inkas, Indianer, Negersklaven u.a ...). Die Deutschen können nicht auf Dauer für die Verbrechen der Hitlerdiktatur in Sippenhaft genommen werden. Vor allen Dingen muß man zwischen Holocaust und dem heutige Israel trennen, weil das völlig unterschiedliche Dinge sind. Wie lange noch und warum kann Deutschland der zweitbeste Freund eines religiös-fanatischen Gottesstaates sein, der täglich das Völkerrecht mit Füßen tritt??!
Jürgen Albrecht, 09. Mai 1998

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