Urlaub
in Deutschland |
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Sechs Tage habe ich Urlaub auf Amrum gemacht. Kein Telefon, kein Radio, kein Fernsehen und kein Computer. Endlich kann ich wieder in die Tasten greifen. Schön, in einer gemütlichen Wohnung an der Tastatur zu sitzen, daneben steht ein Glas Tee, das höchstens 10 Pfennige gekostet hat. Damit sind wir schon beim Thema: Urlaub in Deutschland ist teuer, für meine Begriffe viel zu teuer. Das fängt bei der Fahrt zum Urlaubsort an. Die Bahnfahrt von Berlin nach Dagebüll und zurück, 2. Klasse, kostet mit Zuschlägen 308,- DM. Die Fahrt mit dem Schiff nach Amrum und zurück kostet noch einmal 27,40 DM. Für dieses Geld bekommt man rund 200 Liter Benzin ... Schon hier sieht man, daß in Deutschland irgend was nicht in Ordnung ist: In Deutschland fährt man mit dem Auto und nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auf Amrum angekommen, laufe ich auf den Campingplatz (fahren mit dem Bus: 2,30 DM). Nicht unbedingt, um Geld zu sparen will ich zelten, ich will einfach mal wieder so nahe an der Natur sein, wie es nur beim Zelten möglich ist. Wenn ich mein Zelt hier auf den Zeltplatz stelle (woanders darf ich es in Deutschland nicht aufbauen ...), kostet das in Amrum einschließlich Kurtaxe rund 20 DM. Die Zimmerpreise fangen offiziell bei 60 DM (ohne Kurtaxe) an, im Hotel wird man kaum ein Zimmer unter 100 DM bekommen, nach oben sind die Preise auf Sylt z.B. offen, in Amrum aber wird man auch Möglichkeiten finden, für ein Hotelzimmer pro Nacht z.B. 400 DM auszugeben. Will man nicht nur zu Fuß gehen, dann ist das einfachste, man mietet sich ein Fahrrad. Das ist leicht zu rechnen, es kostet pro Tag 10 DM. Fährt man vom Campingplatz mit dem Bus zum Frühstück kostet das 2 DM, zu Fuß kostet es 15 Minuten. Auch was das tägliche Essen in Gaststätten kostet, läßt sich übersichtlich sagen: Man hat Mühe, mit 100 DM pro Person und Tag auszukommen: Frühstück 20,- DM, Mittag 30,- DM, Kaffee 20,- DM und Abendbrot wieder 30,- DM. Es geht auch für die Hälfte, da ißt man dann aber zum Mittag eine Tasse Suppe und trinkt einen Tee dazu. Das macht 15,- DM. Der wirkliche Gipfel ist der Tee. Auf der Fähre habe ich für eine große Tasse heißes Wasser mit einem Teebeutel darin, Zucker und Sahne nach Bedarf, alles Selbstbedienung, 6,90 DM bezahlt. Mir standen die Haare zu Berge und ich fragte den kassierenden Kellner, ob er noch ruhig schläft. 'Ja, sagte er, denn ich habe ja hier Arbeit und die Preise mache ich natürlich nicht.' Ich dachte, es wäre ein Ausnahmefall, |
denn das war auf der ersten Überfahrt nach Amrum. Es ist aber die Regel. Ein Kännchen Tee oder Kaffee gibt es in jeder normalen Gaststätte nicht unter 6 DM. Zum Abschluß habe ich im Strandhotel Dagebüll im Andenken an meinen Urlaub hier mit Peter im Jahr 1995 (?) ein Spar-Mittagessen eingenommen: Ein Kännchen Tee (1 Beutel Earl Gray) 6,90 DM und eine (kleine Tasse) Büsumer Krabbensuppe 7,90 DM, macht die obligaten 15,- DM. Rechnung als Anlage. Was ist los in Deutschland?? Für 4 Tage Urlaub und je einen Tag für Hin- und Rückreise habe ich rund 900 DM ausgegeben und dabei noch im Zelt geschlafen! Wenn man in Stadtmitte aus der U-Bahn aussteigt und nach oben geht, kommt man direkt an einem Reisebüro raus. Da wurden gestern, als ich aus Amrum zurück kam, folgende Angebote im Schaufenster gemacht: Rom, Flug 431 DM Und warum fahre ich Idiot nach Amrum auf den Zeltplatz??! Das heißt doch nichts anderes, als daß ich für das gleiche Geld, was ich in Amrum ausgegeben habe, auch nach Hongkong, Los Angeles, oder zweimal nach Rhodos hätte fliegen können. Im Klartext lautet die Botschaft: Urlaub in Deutschland zu machen, ist deutlich teurer als z.B. ein Urlaub in Fernost. Wer es trotzdem macht, ist selber schuld. Aber es war ein schöner Kurzurlaub. Das Wetter war zwar nicht so, daß man sich an den Strand hätte legen können (ein Strandkorb pro Tag 12,- DM), aber es gab viel Sonne, Wind und weite Sicht über Land und Meer. Nachts ein irrer Sternenhimmel mit Halbmond oder im sturmgepeitschten Zelt mit böigen Regengüssen. Am Wochenende standen vielleicht 10 Zelte auf dem für 400 Zelte ausgelegten Campingplatz. Ab Montag war ich dort mit meinem Zelt Nr. 13 der einzigste Überlebende. Möwen, Enten und Gänse schreien Tag und Nacht. Die eigenartige Dünenlandschaft, in die der Wind riesige Löcher frißt und wo an geschützten Stellen niedriges Buschwerk wächst und Frösche im Chor quaken. |
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