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Cockatoo Island - heile Welt ? Seite 3/6

Während wir uns noch über die vielen Sharks wundern, hängen plötzlich an allen Angeln Gold Snapper. Das sind richtig grosse Fische, die wirklich wie vergoldet aus dem Wasser kommen. Unter uns muss ein Schwarm sein, denn innerhalb von vielleicht zwei Minuten werden sechs bis acht solcher Fische gefangen, alle sehr gross und der grösste davon 80 bis 90 cm lang. Big Blue hat viel zu tun und schreit, dass die Leute ja die Angel schnell wieder ins Wasser werfen, denn so eine Gelegenheit muss ausgenutzt werden. Aber mit so vielen Fischen geht es nicht weiter. Im Gegenteil, es beisst gar keiner mehr an.

Zehn Minuten vor dem Sonnenuntergang werden die Motoren angeworfen. Wir fahren einen Kilometer nach Norden. Dort gibt es zwischen den Inseln eine Lücke und wir kommen gerade rechtzeitig um noch zu sehen, wie dort die Sonne im Meer versinkt. Als auch diese Fotos gemacht sind, nimmt Big Blue Kurs auf Cockatoo. Als wir wieder oben vor unserem Chalet stehen, ist der ganze westliche Himmel blutrot.

Aber der Tag ist noch nicht zuende. Big Blue hat uns zum Dinner an den Pool eingeladen, das gehört noch zum Fishing Trip. Jetzt hat endlich der Koch etwas zu tun. Julie hat überall schöne Glaslaternen mit Kerzen aufgestellt. An der Bar mixt sie als erstes für jeden einen herrlichen Cocktail. Damit stehen wir unter den Palmen am Ausguck und sehen das letzte Rot des Sonnenuntergangs im Blau vergehen. Der Mond steht über uns in den Wolken, als das Dinner serviert wird. Eine herrliche Fischsuppe und dann kommt der am Nachmittag gefangene Fisch. Er ist auf grossen Tellern herrlich angerichtet. Ich unterhalte mich angeregt mit Annali und Kim und mache schöne Fotos. Eis mit Früchten als Dessert, noch ein Kaffee und noch ein Cognac ... what a life!!

Mindestens eine halbe Stunde unterhalte ich mich mit Julie. Sie ist 26 Jahre alt, vor drei Jahren ist ihr Freund bei einem Tauchunfall ums Leben gekommen. Sie hat die Asche auf Rottnest Island, nicht weit weg vom Cape Vlahmingh ins Meer gestreut. Dort haben sie sich kennen gelernt. Ich war in dieser schönen Gegend mit dem Fahrrad unterwegs und bin

 

dort im flachen Wasser herum gelaufen. Ihre Eltern wohnen in Perth. In der Regenzeit arbeitet Julie auf Rottnest Island und wenn in Perth Herbst wird, dann zieht sie für die Saison hier nach Cockatoo Island. In der Regenzeit ist Cockatoo Island nur sehr unregelmässig mit dem Flugzeug zu erreichen. Deshalb ist das Resort für Touristen geschlossen. Julie trägt einen Ehering und ist allein, sie hat ihren toten Freund noch nicht verwunden. Sie war schon mehrfach in Europa und hat dabei auch Deutschland besucht. Am meisten hat sie beeindruckt, dass es überall in Europa riesige Kirchen gibt. Sie ist eine sehr muntere, resolute und hübsche junge Frau. Ich rede ihr zu, sich wieder einen Freund zu suchen und Kinder zu haben, das lenkt ab. Ich lade sie ein, ihr Berlin zu zeigen, wenn sie da mal hinkommen sollte. Sie gibt mir ihre Email Adresse, damit ich ihr Bilder von diesem netten Abend schicken kann. So eine nette Runde kommt hier oben nicht oft zusammen.

Nach dem reichlichen Dinner liege ich auf einem der gepolsterten Liegestühle. Vor mir der Pool, dahinter Palmen vor dem schwarzblauen Sternenhimmel. Ich habe Schwierigkeiten zu glauben, dass das tatsächlich die Realität ist und nicht nur ein Traum, den ich im Alter von 25 Jahren geträumt habe. Es ist wirklich wahr, ich bin auf einer tropischen Insel! Alles ist mit ein paar Dollars möglich und die Philosophie von Big Blue passt dazu. Gestern sagte er an der Bar: 'Du brauchst Dich nur um nichts zu kümmern, schon gibt es weder politische Querelen noch Krieg, Hunger oder Elend!' Am Pool mit der Sicht auf das im Mondschein glitzernde Wasser ist die Welt völlig in Ordnung und nur eine einzige Frage ist zu klären: Noch einen Cognac - oder reicht es für heute?

Es wird kein langer Abend. In Australien geht man zeitig ins Bett und steht nicht mit der Sonne auf. An diesem Abend wurde wenig Alkohol getrunken und trotzdem viel gelacht: Über die sexy hot Pants von Pam und Rita hatte Deutsch gelernt: 'Ich bin schaarrrf!' Leider fällt heute abend keiner in den Pool. Schade, das hätte diesem schönen Tag noch den letzten Schliff gegeben.

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