BACK

 

Denken, Denkstil und Bewusstsein

1. Denken
Denken ist die informationelle Tätigkeit, mit der Lebewesen Prozesse steuern. Ausführendes Organ des Denkens ist das Gehirn. Denken ist ein reiner informationsverarbeitender Prozess. Drei Klassen von Prozessen werden durch das Denken gesteuert:

# Das Denken selber (Prozess völlig unklar, real time, unbewusste Steuerung)
# Die eigenen Lebensprozesse (kleine Zeitkonstante, real time, weitestgehend unbewusste Steuerung)
# Das Agieren, Arbeitsprozesse, (alles, was für den Lebensprozess nicht existentiell notwendig ist, grosse Zeitkonstante, vorwiegend bewusste Steuerung)

Man kann also beobachten, dass Lebewesen unterschiedliche Verfahren zur Prozesssteuerung benutzen: Unbewusste Steuerung und bewusste Steuerung. Heute gilt die Konvention, dass man von Denken nur spricht, wenn dieser Prozess vollständig rational kontrolliert wird. Denken ist Ratio, Denken ist bewusstseinspflichtig und denken kann nur der Mensch. Unbewusst ablaufende Steu-erungsprozesse werden dem Instinkt oder der emotionalen Steuerung zugeordnet. Mit dieser zur Zeit gültigen Konvention ergeben sich sofort mehrere Probleme:

# Beim Denken geht es immer um Prozesssteuerung, das ausführende Organ ist das gleiche, nur das Verfahren ist abhängig vom Ziel unterschiedlich.
# Lebensprozesse von Menschen werden eindeutig in einer Mischform unbewusst/bewusst, emotional/rational gesteuert, wobei die unbewusste Komponente dominiert. Trotzdem gilt die Konvention, dass nur der Mensch denkt.
# Ich habe den Eindruck dass mit den jetzigen Begriffsdefinitionen für Denken und Bewusstsein die Position der Katholischen Kirche zementiert werden soll: Der Mensch ist das Mass aller Dinge.
# Dabei ist eindeutig, dass alle Lebewesen ihre eigenen Lebensprozesse steuern und dass höhere Tiere auch mit anderen Prozessen beschäftigt sind, nicht nur mit dem eigenen Lebensprozess.
# Ob höhere Tiere ein Bewusstsein haben, ist aus meiner Sicht eine Frage der Begriffsdefinition (s.u.).

Trotz dieser Bedenken bleibe ich bei den weiteren Überlegungen beim konventionellen Begriff Denken:

 

Denken ist Ratio. ABER: Für mich ist der Steuerungsaspekt viel entscheidender: Lebewesen steuern mit dem Denken ihre eigenen Lebensprozesse und auch andere Prozesse. Dabei kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz. Der Aspekt bewusst oder unbewusst spielt aber erst in zweiter Linie eine Rolle.

Für eine Prozesssteuerung werden Objekte benötigt. Auch diese Objekte bestehen ausschliesslich aus Informationen. Es ist bekannt, welche Objekte in etwa für das Agieren, für menschliche Arbeitsprozesse gebraucht werden. Durch das Denken werden für den Bereich Agieren folgende Objekte erzeugt:

 
AgierenLeben Denken
ZieleWertevorstellungen?
AufgabenstellungMotivation??
ModelleBewusstsein?Weltbild?
BegriffeBegriffe?
VerfahrenVerfahrenVerfahren
Analyse

Statusreport?

Statusreport?
EntscheidungEntscheidungEntscheidung
...?...?...?

Eine geschlossene Klassifikation dieser Objekte ist z.Z. nicht erreichbar. Man sieht in der linken Spalte, dass das eine Aufzählung von Objekten ist, aber keine Klassifikation. Aber von den Objekten aus, die für das Agieren (Arbeitsprozesse) erforderlich sind, kann man jetzt die interessante Frage stellen, welche Entsprechungen bei Lebens- und Denkprozessen notwendig sind oder sein könnten. Klar ist bisher nur, dass auch dort solche Objekte gebraucht werden, aber welche sind es?
Für mich ist Denken ein Verfahren. Das Verfahren ist beschreibbar, wenn seine Elemente und Relationen bekannt sind. Die o.g. Objekte können als solche Elemente angesehen werden. Da sie nicht vollständig klassifiziert und beschrieben sind und die Relationen fehlen, ist das Denkverfahren mit dem heutigen Erkenntnisstand nicht beschreibbar.
Unter 3. Bewusstsein (s.u.) komme ich zu folgender Begriffsbestimmung: Denken ist ein Verfahren, mit dem ein Statusreport erzeugt und das sinnvolle Verhalten eines autonom agierenden Systems in seiner Umwelt gesteuert wird.

Nächste Seite

 

BACK