Diogenes
und die uneingeschränkte Solidarität
Diogenes sitzt mit einem
bescheidenen Linsengericht vor seiner Tonne. Der angesehene Philosoph
Aristippos kommt vorbei. Er betrachtet das ärmliche Essen und sagt zu
Diogenes: Auf Reisen habe ich mich
oft wie Diogenes in einer rollenden Tonne geführt. Man braucht wirklich
nicht viel, um zufrieden diese interessante Welt zu beobachten. In Germany
habe ich Schwierigkeiten, mich wieder einzuleben: Wilde Hektik um nichts
in Berlin. Das Regieren scheint sich im kleinkarierten Streit und in Aktionismus
zu erschöpfen. Weder Visionen noch langfristige Ziele sind auszumachen.
Globale Konflikte, die nur durch langwierige Anstrengungen (vielleicht)
aus der Welt zu schaffen sind, werden ignoriert und verdrängt. Der Widerspruch
zwischen Arm und Reich, Gerechtigkeit und das weltweite Bildungsdefizit
sind Beispiele dafür. Jetzt scheint die ‚freie Welt' unter Führung der
USA wohl endgültig zu glauben, die existentiellen Probleme der Menschheit
sind mit Bomben, Nation Building, uneingeschränkter Solidarität und Fingerabdrücken
zu lösen. Vor 12 Jahre erst bin
ich der Führung der Einheitspartei und der Sowjetunion entkommen ... |
Jürgen Albrecht, 15. Dezember 2001