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Betrugsversuch im Internet

Chronologisch wird ein Betrugsversuch im Internet dokumentiert.
Es wird erkennbar, wie solche zwielichtigen Geschäfte funktionieren
und dass es sich hier nicht um einen Einzelfall handelt.
Internetbetrug ist ein massenhaftes Phänomen.

Alle hier genannten Fakten sind beweisbar.

 

 

25.11.2001
Bei der Suchmaschine Lycos will ich meine WebSite manuell anmelden. Ich trage die Adresse in das dafür vorgesehene Feld ein (s.o.) und klicke auf den Schalter 'Ihre Seite bei 350 Suchmaschinen anmelden'. Anschliessend ist ein Fragebogen auszufüllen. Das ist in einem solchen Fall absolut üblich. Abgefragt werden mein Name, die Wohnanschrift und eine Email Adresse. Dann bestätige ich diese Angaben.

Nach der Bestätigung habe ich einen Verdacht und wiederhole den Vorgang. Dabei stelle ich fest, dass in dem vielen Kleingedruckten versteckt ist, dass die Anmeldung pro Adresse 0,2 Euro kostet. Nur daraus kann man schliessen, dass es sich hier wahrscheinlich um ein kommerzielles Angebot handelt. Der Name oder das Logo von Promonaut ist nicht zu sehen. Jetzt sehe ich mir die Lycos-Seite genauer an: Dort wo man landet, wenn man bei Lycos eine WebSite anmelden will, ist ein Link zu www.promonaut.de installiert, der als solcher kaum erkennbar ist. Erst ganz unten rechts auf der Eingangsseite von Lycos findet man nach viel Reklame den völlig unauffälligen Link zur (kostenlosen) Anmeldung einer Seite, wie er bei allen Suchmaschinen üblich ist:

26.11.2002
Ich erhalte von Promonaut eine Rechnung über 77,80 €.

02.12.2001
Sicherheitshalber widerrufe ich schriftlich den (nicht existierenden) Vertrag.

03.12.2001
Promonaut teilt mir mit, das ein Rücktritt nicht mehr möglich ist:

 

09.01.2002
Promonaut schickt mir Mahnungen, die ich ignoriere. Am 09.01.2002 fordere ich Promonaut auf, mir eine Kopie des angeblich abgeschlossenen Vertrages zu schicken, aus dem die finanziellen Forderungen resultieren. Gleichzeitig verlange ich den Nachweis der erbrachten Leistungen

10.01.2002
Ich erhalte von Promonaut nicht die angeforderten Unterlagen, aber mir wir mit dem Rechtsanwalt gedroht:

 

15.01.2002
Die Promonaut KG schaltet ein Inkasso-Unternehmen ein, das mir 132,94 Euro in Rechnung stellt und mit gerichtlichen Schritten und erheblichen Verfahrens- und ggf. Vollstreckungskosten droht. Das Aktenzeichen PRM - 931 - 2 legt nahe, dass ich kein Einzelfall bin. Allein in den ersten 14 Tagen des Jahres 2002 sind wahrscheinlich 931 ähnliche Fälle anhängig gewesen:

 

22.01.2002
In der Verbraucherzentrale Berlin e.V. lasse ich mich beraten. Dann teile ich dem Inkasso-Unternehmen mit, dass ich nicht zahlen werde, weil kein Vertrag existiert, aus dem finanzielle Forderungen gegen mich abzuleiten sind. Ausserdem informiere ich das Inkasso-Unternehmen darüber, dass ich diesen Fall von Betrugsversuch im Internet dokumentieren werde.

Daraufhin ist ein halbes Jahr Ruhe.

10.03.2002
Die Firma Promonaut existiert unter neuem Namen im Internet und ist auf der WebSite von Lycos an der gleichen Stelle im Geschäft. Jetzt mit 900 Suchmaschinen:

06.08.2002
Auch Net-Soft stellt den Betrieb ein und verweist auf www.topto.net. Dort gibt es ähnliche Angebote wie vorher bei Net-Soft. Lycos distanziert sich im November 2002 von unseriösen Anbietern und vergibt das "Trusted Partner" Siegel für hochqualifizierte Website-Anmeldung. Unter den Trusted Partnern ist Promonaut alias Net-Soft oder topto.net nicht vertreten:

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05.07.2002
Rechtsanwalt Klaus Brink, Hamburg, fordert mich im Auftrag des Inkasso-Unternehmens auf, aus dieser Dokumentation alles zu entfernen, was sich auf das Inkasso-Unternehmen bezieht.

11.07.2002
Ich teile dem Rechtsanwalt mit, dass ich der Aufforderung nicht Folge leisten werde.

31.07.2002
Herr ABC, Geschäftsführer des Inkasso-Unternehmens, droht per E-Mail mit einer Unterlassungsklage.

07.08.2002
In einem Schreiben (ohne Datum!) verlangt Dirk Jäger, Geschäftsführer der Net-Soft GmbH, von mir bis zum 15. August 20.000 Euro Schadensersatz und droht mit Schadensersatzklage und einer Strafanzeige.

09.08.2002
Ich fühle mich erpresst und genötigt und erstatte Anzeige gegen Dirk Jäger, Net-Soft GmbH, bei der Kriminalpolizei Karlsruhe. Dort sind mehrere ähnliche Anzeigen gegen Dirk Jäger eingegangen. Gegen Dirk Jäger wird wegen Betrugs ermittelt.

Danach ist wieder vier Monate Ruhe.

05.12.2002
Das Verfahren gegen Dirk Jäger wegen Betrugs wird eingestellt, "... wegen Mängeln in der Beweisführung ist die Verurteilung des Beschuldigten ... ausgeschlossen.''

Jetzt ist ein ganzes Jahr Ruhe, die Angelegenheit scheint erledigt.

02.12.2003
Nach einem Jahr erhalte ich eine Vorladung des Polizeipräsidenten von Berlin. Mir wird mitgeteilt, dass das Inkasso-Unternehmen eine Strafanzeige wegen Übler Nachrede gegen mich erstattet hat.

13.05.2004
Die Amtsanwaltschaft Berlin teilt mir mit, dass das Ermittlungsverfahren eingestellt wurde:

 

17.05.2004
Der Fall scheint erledigt. Ich beschreibe den Vorgang in einer Kurzfassung unter den Storys des Jahres 2004:

06.01.2005
Ich erhalte vom Amtsgericht Tiergarten einen Strafbefehl und werde angeklagt, auf meiner WebSite falsche Behauptungen zu verbreiten die geeignet sind, das Inkasso-Unternehmen verächtlich zu machen und in der Öffentlichkeit herabzuwürdigen.

Das Inkasso-Unternehmen hat die Zusammenfassung vom 17.05.2004 zum Anlass genommen, mich in der gleichen Sache zum zweiten Mal wegen Beleidigung und Übler Nachrede anzuzeigen.

23.08.2005
Das Strafverfahren wird ohne Auflagen eingestellt.

04.06.2005
Herr ABC, Geschäftsführer des Inkasso-Unternehmens, droht mir per E-Mail mit einer Schadensersatzklage und mit einer einstweiligen Verfügung gegen meine Internetveröffentlichung. Ich versuche per E-Mail, zu einer gütlichen Einigung mit ihm zu kommen. Er beharrt auf seinen Drohungen.

10.06.2005
Das Inkasso-Unternehmen stellt beim Landgericht Berlin einen Antrag auf Einstweilige Verfügung gegen mich. Sie sieht ihren Kredit und ihre Geschäfte durch die Veröffentlichung dieser Dokumentation im Internet gefährdet.

Das Gericht weist den Antrag am 21.06.2005 als nicht eilbedürftig zurück.

16.08.2005
Ich erhalte eine Ladung vor das Landgericht Berlin. Das Inkasso-Unternehmen hat gegen mich eine Klage auf Unterlassung eingereicht. In der Klageschrift behauptet das Inkasso-Unternehmen immer noch: 'Der Beklagte ist ein Schuldner der Firma Promonaut KG.' Vorläufiger Streitwert 10.000 Euro.

18.10.2005
Die Unterlassungsklage wird vor dem Landgericht Berlin verhandelt. Der Gerichtsbeschluss liegt mir schriftlich noch nicht vor.

21.10.2005
Protokoll der mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Berlin: Das Inkasso-Unternehmen erklärt, dass es seine Forderungen gegen mich 'nicht mehr geltend machen werde.' Damit existiert das Corpus Delicti (Mahnbescheid vom 15.01.2002) nicht mehr. Im Gegenzug erkläre ich mich dazu bereit, den Mahnbescheid und den Namen des Inkasso-Unternehmens aus dieser Dokumentation zu entfernen. Beide Parteien erklären 'den Rechtsstreit in der Hauptsache für erledigt.' Die Nebensache (Kosten) bleibt in der Verhandlung strittig. Das Gericht entscheidet nach der mündlichen Verhandlung, dass der Streitwert 10.000 Euro beträgt und das Inkasso-Unternehmen die Kosten des Rechtsstreits zu tragen hat.

25.10.2005
Die umfangreiche Begründung des Landgerichts Berlin zu diesem Urteil liegt vor. Eine Kernaussage: "Soweit der Beklagte ausführt, die Klägerin sei an einem Betrugsversuch der Promonaut KG beteiligt gewesen, handelt es sich um ein nicht untersagungsfähiges Werturteil." Ein interessantes Urteil zur Problematik 'Meinungsfreiheit im Internet'. Auf Anfrage gewähre ich Interessenten Einblick in die Urteilsbegründung.

 

Links zu Inkasso-Unternehmen

Mit den Suchbegriffen 'Inkasso, Mahnung, und/oder Betrug' liefert jede Suchmaschine massenhaft Hinweise auf das Geschäftsgebaren solcher Firmen.

 

 

 

Jürgen Albrecht, 22. Januar 2002 / 25. Oktober 2005

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