Der
Begriff 'Auserwählt' in der Encarta ®
Enzyklopädie Professional 2003
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Die Zeugen
Jehovas sind eine der vielen im 19. Jahrhundert in den USA entstandenen
adventistischen Gemeinschaften. Ihr Gründer, Charles Taze Russell,
gelangte durch intensives Bibelstudium zur Überzeugung, dass
die unsichtbare Gegenwart Christi seit 1874, die Sammlung der noch
lebenden Auserwählten seit 1878, der Beginn
der „Großen Drangsal” seit 1914 (1918) angebrochen
wären. So versteht das Volk Israel sich als Gottes auserwähltes, heiliges Volk, das sich zwar absondern soll (2. Mose 23, 9), aber nicht um sich den anderen Völkern zu entziehen, sondern um durch ihr gottgefälliges Leben auf diese einzuwirken. Die Hopi gelten in Teilen der Alternativbewegung, vor allem bei der New-Age-Bewegung nahe stehenden Gruppierungen, als vorbildlich im Einklang mit der Natur lebendes weises auserwähltes („Nur Stämme werden überleben”) Volk. Der Überlieferung nach trat Gott durch seinen Bund (hebräisch Brit) mit Abraham (Genesis 15, 18; 17, 3) und Jakob (Genesis 28, 13-15), den er durch Moses auf dem Berg Sinai bestätigte (Exodus 19, 3-6), in eine besondere Beziehung zu den Israeliten. Sie betrachten Gott als ihren alleinigen, obersten König und Gesetzgeber, dessen Regeln sie gehorchen, und sich als sein auserwähltes Volk. Das Gesetz besteht aus den Zehn Geboten (siehe Dekalog), die die Juden auf dem Berg Sinai annahmen, und aus 613 Geboten bzw. Verboten, einem umfangreichen Kodex für das tägliche Leben. Der Glaube an eine Schöpfung ist stets mit dem Glauben an ein göttliches Gesetz, eine kosmische Ordnung oder ein Auserwähltsein verbunden, den alle Mitglieder der jeweiligen Gesellschaft teilen. Neben Erzählungen umfasst das Buch Mormon viele religiöse Lehren, die die Freiheit der Menschheit und Amerikas Berufung als auserwähltes Land betonen. Es ergänzt die Bibel, erweitert und erläutert sie, ohne ihr jedoch zu widersprechen. Rassismus und Antisemitismus: Die giftigsten Früchte des „Projekts Moderne” sind der moderne Rassismus und Antisemitismus. Beide wurzeln in ebenso traditionellen wie universalen proto-rassistischen Verhaltensweisen – Fremdenhass, Adelsstolz und Glauben an „Blutreinheit”, Hochmut (angeblich oder wirklich) zivilisatorisch Höherstehender auf unter ihnen Stehende, Suche nach Sündenböcken oder Weiterreichen von schweren Schlägen an Schwächere in der eigenen Gesellschaft in schweren Krisenzeiten oder gar nach Niederlagen; Unterteilung der Gesellschaft in Kasten, „höhere” und „niedere”, oft mit „Unberührbaren”; Verachtung von Sklaven; der Glaube an eine besondere Heilsmission oder göttliche Auserwähltheit des einen oder anderen Volkes, woraus automatisch eine Deklassierung des Restes der Welt resultiert. Die mongolische Volkskunde betont diese göttliche Verbindung ausdrücklich. Sie bildet die Basis der innigen Beziehung zwischen dem Gott und seinem Volk. Die Mongolen betrachteten sich selbst als eine Art auserwähltes Volk, das über das göttliche Recht verfügte, die ganze Welt zu erobern und zu beherrschen. Kirche und Staat wollte Girolamo Savonarola grundlegend reformieren. Doch der Prediger wider Laster und Sittenverfall endete auf dem Scheiterhaufen. Nur für eine kurze Zeit gelang es ihm, seine Visionen in Florenz umzusetzen. Florenz sei von Gott auserwählt, in der neuen, reformierten Kirche die Metropole zu sein. Die Idee des Jüngsten Gerichts war stets ein pädagogisches Druckmittel, um die Menschen zu moralischem Handeln anzuhalten. In der Apokalypse des Johannes befindet sich gemäß jüdisch-apokalyptischer Tradition die Vorstellung einer kommenden Welt, dem neuen Jerusalem. Die Feinde Gottes werden bestraft und die Auserwählten erlangen das Heil (Apokalypse 20, 11-15). Burische Nationalbewegung, südafrikanische Bewegung, die auf der Vorstellung der Buren (Afrikaander), ein auserwähltes Volk zu sein, basiert. Für Luther hängt die Gnade von der persönlichen Beziehung zu Gott ab. Sie könne dem einzelnen nicht ohne oder gegen seinen Willen zuteil werden. Für Calvin ist die Gnade eine unwiderstehliche Kraft im einzelnen, die den Willen von seiner Verhaftung an die Natur befreie und die nur denen gewährt werde, die Gott für die Erlösung auserwählt habe. Motoori Norinaga war der wichtigste Vertreter des so genannten Fukko („wiederbelebten”) Shinto, einer militanten nationalistischen Bewegung, die sich vor allem gegen das Vordringenden europäischer Mächte in den westpazifischen Raum wandte. Die Vertreter des Fukko Shinto sahen im japanischen Volk die einzigen Abkömmlinge der Sonne, die dazu auserwählt seien, über die gesamte Welt zu herrschen.
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