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Goldrausch in Dawson City 1/2

Ein Rundgang durch Dawson City versetzt den Besucher einhundert Jahre zurück. Das war die grosse Zeit des Gold Rush. Im Jahre 1898 wurde am Klondike River und am Bonanza Creek Gold gefunden. Ein Run auf diese abgelegene und im langen Winter so unwirtliche Gegend setzte ein und Dawson City, am Zusammenfluss des Klondike mit dem Yukon, wurde zum Nabel der Welt.

Vor allen Dingen deshalb, weil man dieses sagenhafte Goldland in der Wildnis per Schiff erreichen konnte. Die grössten Schiffe fuhren von Seattle aus nach Norden und es waren Raddampfer. Aber auch alle anderen Varianten von Schiffen, Booten und Flössen, die man sich überhaupt mit und ohne Segel vorstellen kann, versuchten, das Bonanza-Land zu erreichen.

Schon 1888 war am Fortymile River Gold gefunden worden. Die Nachricht wurde auch ohne Internet schnell publik und es entstand die Siedlung Fortymile. Als dann auch am Bonanza Creek Gold gefunden wurde, kaufte Joseph Ladue mit dem richtigen Riecher ein Stück Land und gründete 1896 eine Siedlung in der Hoffnung, ein Gold Rush würde die Grundstückspreise hochtreiben. Er hatte Glück, denn damit gründete er Dawson City.

Schon im Jahr 1899 lebten hier 30.000 Menschen, die grösste Stadt nördlich von San Francisco, damals. Und in dieser Gegend gab es tatsächlich Gold. Wer es bis hierher und zu einem Claim geschafft hatte, der musste zwar immer noch unmenschlich hart arbeiten, aber es lohnte sich wenigstens.

Mit Lederbeuteln voller Nuggets oder Goldstaub kamen die Digger in die Grossstadt zurück! Dort wurden sie von denen mit offenen Armen erwartet, die nicht selber in der unwegsamen Wildnis Gold aus den eiskalten Flüssen waschen wollten, sondern die clever genug waren, um den Miners das Gold abzujagen. Das hat schon immer am besten mit Frauen und mit Glücksspiel funktioniert.

Die Theatertour, die ich heute mitgemacht habe, bestand aus einer Kette solcher Storys, die eine Dame im historischen Kostüm erzählte. Held aller Geschichten war Arizona Charly, ein Geschäftsmann, ein Gambler, ein Revolverheld und der Boss einer Mafiatruppe (würde man heute sagen).

 

Er hatte die Idee ein 'grosses Theater im europäischen Stil' in Dawson City auf die Beine zu stellen. Denn was will ein Digger, der ein halbes Jahr in der Wildnis in einer Erdhöhle gehaust und Gold gewaschen hat, wenn er mit gefüllten Beuteln nach Dawson City kommt: Erst ein warmes Bad, aber gleich danach will er etwas zu Trinken und schöne Frauen mindestens sehen!

Im Theater (dreistöckig und ganz aus Holz) wurde an Spieltischen gespielt - natürlich um Gold. Es gab eine riesige Bar, neunzig Minuten täglich Theater, aber danach wurden die Stühle schnell wieder aus dem Saal geräumt und die Digger konnten mit den Ladys tanzen. Ein Tanz, eine Minute, einen Dollar. Wer mehr wollte, konnte in die Logen im Second Floor, das war teuer und die Logen hatten keine Tür. Man war also nicht allein mit der Lady. Wer mehr wollte und genug Gold hatte, konnte noch eine Etage höher gehen. Im Third Floor hatten die Logen Türen.

Es ist unglaublich, wie die Miners hier mit dem Gold um sich geworfen haben. Und je cleverer die Idee, umso mehr Gold war zu holen. So liess eine Schauspielerin ihre neunjährige Tochter auf der Bühne ein herzzerreissendes Lied singen: Ihr Vater hat die Kleine alleine in der bösen Fremde zurück gelassen hat, um in Bonanza-Land sein Glück zu suchen. Wann wird er wohl wiederkommen, wie krank und ob überhaupt ...? Die Digger warfen weinend ihre mit Gold gefüllten Säckchen aus dem Parkett auf die Bühne!

30.000 Dollar musste man für einen Meter Strassenfront in der Second Avenue bezahlen. Salz wurde am Anfang mit Gold aufgewogen, 10 Dollar kostete ein Liter Milch, 25 Dollar eine Melone. Aber was die Miners leisten mussten, bis sie schliesslich und vielleicht Gold in der Tasche hatten!

Das zeigen am ehesten die alten Bilder. Hervorragende Fotobände: Gold Rush am Klondike. Da sieht man abenteuerliche Segelschiffe, Zeltstädte bei Permafrost, Schnee und 30 Grad Minus. Labile Holzbrücken, auf denen Eisenbahnlokomotiven balancieren, Männer beim Arbeiten im immer eiskalten Wasser, Holzhäuser, mit Erde isoliert, davor Frauen und Kinder.

Ein Bild sagt eigentlich alles: Ein flacher, leerer Leiterwagen bis zu den Achsen im Dreck, davor sechs Pferde, bis zu den Knien im Schlamm und das alles in einer der Hauptstrassen von Dawson City im Jahre 1898. Noch heute haben die Strassen in Dawson City keinen Strassenbelag. Sie werden täglich gewässert, damit es nicht so staubt und vor den meisten Häusern gibt es Bürgersteige aus Holz, 30 cm höher als die Strasse. Aber Dawson City besass bald nach seiner Gründung eine Wasserleitung, Feuerhydranten (natürlich hat es hier oft gebrannt) und auch eine Kanalisation.

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