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Auf dem Alaska Highway nach Norden 1/4

Historie des Alaska Highway
Seit Tagen fahre ich von Vancouver aus in Richtung Alaska. Der legendäre Alaska Highway ist seit mindestens 10 Jahren auch kein Abenteuer mehr, sondern eine begradigte, meistens gut instand gesetzte und viel befahrene Autostrasse auf dem Weg in Canadas Norden und nach Alaska. Ich hatte schon den Verdacht, dass die Menschheit diesen Highway auch dem Militär, dem II. Weltkrieg und dem Kalten Krieg verdankt. Auf einem Schild an einem Rastplatz in der Nähe von Watson Lake finde ich die Bestätigung und ein paar Fakten:

Der Highway wurde 1942 aus Furcht vor einer Invasion der Japaner in Alaska gebaut: Ein 2.449 km langer Pionier Trail wurde von Dawson Creek aus in nur 8 Monaten und 12 Tagen durch diese traumhafte Landschaft geschlagen. Das ALCAN Projekt wird (von den Amerikanern) zu den grössten ingenieurtechnischen Leistungen der Menschheit gerechnet, denn es fand unter den schlechtesten, überhaupt denkbaren Bedienungen statt: Permafrost, Wasser, Urwald, Sumpf, hohe Gebirge und ein enormer Zeitdruck.

Seit den 50-er Jahren wurde dieser Track dann zu einer wirklichen Strasse ausgebaut. Erst in den letzten 10 Jahren ist daraus tatsächlich eine gut befahrbare Schnellstrasse geworden. Aber mit Einschränkungen: Im Winter und bei der Schneeschmelze sind viele Teile des Alaska Highways zeitweise gesperrt Mit Sicherheit kostet es jährlich einen riesigen Aufwand, diese Strasse befahrbar zu halten.

Der Alaska Highway ist ein enormer Wirtschaftsfaktor. Er öffnet vor allen Dingen der Kanadischen Oil-, Gas- und Holzindustrie den Weg nach Norden und auch alle am Alaska Highway liegenden Städte und Ortschaften, nicht zuletzt die Touristen, profitieren von dieser Strasse.

Von Fort Nelson nach Watson Lake
Heute bin ich von Fort Nelson bis Watson Lake gefahren. Das ist wahrscheinlich die schönste Strecke des Alaska Highways. Hier gibt es auch noch ein paar Kilometer Gravelroad, die Strasse windet sich um enge Kurven und der Wald reicht bis zum Strassenrand. Heute bekam ich wirklich alles zu sehen, was man auf so einer Tour zu sehen hofft: Zuallererst eine wirklich berauschende Landschaft: Hohe, schneebedeckten Bergen bei traumhafter Sicht und strahlender Sonne.

So viele Tiere wie heute habe ich noch nie in Canada gesehen: Rehe, Elche, Cariboo, Eichhörnchen, Eule, Muflons (Schafe mit gedrehten Hörnern) und zuletzt als Krönung dann noch meinen ersten Bären.

Aber jetzt vielleicht der Reihe nach. Diese Strecke des Alaska Highways ist eine herrliche Bergstrasse. Der Highway reisst zwar brutal eine Schneise in die Landschaft, aber ersten könnte man sonst diese Gegend nicht erreichen und zweitens ist schon 100 Meter abseits der Strasse alles noch raue Natur und Wildnis. Allerdings von der (entscheidenden) Tatsache abgesehen, dass alle dicken Bäume in Reichweite der Strasse (d.h. im Umkreis von mindestens 100 km) längst gefällt worden sind.

Heute gibt es viele und wirklich herrliche Bilder. Zugefrorene Seen, am schönsten ist der Sumit Lake in den Stone Mountains. Die Flüsse, der breite Liard River beispielsweise, führen noch Eis und am Rande sind Eis und Schnee noch nicht abtransportiert.

 

Und überall diese irre Sicht auf die Canadischen Rocky Mountains! Hier kann man wieder beobachten, mit welcher brutalen Gewalt das Wasser, die Temperaturschwankungen und die Schwerkraft diese grossen Berge in Schotter verwandeln. Das ganze Gebirge auf dieser Strecke ist ein gehobenes und zerbrochenes altes Sandsteinplateau. Man sieht Sandstein und Schiefer ganz unterschiedlicher Qualität, selten auch Granit oder Basalt. Die Berge sind fast 3.000 Meter hoch und aus Sandstein ... !! Ähnliche 'Bordüren' von den an die Oberfläche austretenden Sandsteinschichten an den Flanken der Berge, wie in der Pilbara, WA!

Riesige Schutthalden vor den Bergen. Besonders im Bereich des Liard River bilden die namenlosen Flüsse aus den Bergen riesige Deltas aus. Über diese Schutthalden wird die Strasse geführt und natürlich in jedem Frühjahr weggerissen. Damit das nur auf einem kurzen Stück passiert, schieben Bulldozer in diesen Deltas Dämme auf, um das ankommende Wasser zu kanalisieren. Wie viel Schotter die Berge täglich produzieren! Was dort für Schuttmassen in jedem Frühjahr bewegt werden, ist unvorstellbar - einfach unglaublich!

Die Strasse ist durchweg gut. Es gab wenige Schlaglöcher und Frostaufbrüche. Am Anfang, beim Tetsa River dachte ich, ich hätte mich verfahren. Die Strasse war schmal, der Wald reichte direkt bis zum Strassenrand, keine Autos in beiden Richtungen! Bis in den Stone Mountain Provincial Park war ich praktisch alleine unterwegs, stundenlang. Aber die Karte zeigte mir, dass ich richtig war, in dieser Gegend gibt es nur eine Strasse, man kann sich nicht verfahren.

Ich habe wahrscheinlich grosses Glück: Das ist die richtige Zeit für diesen Highway, alle Winter- und Frühlingsschäden sind beseitigt. Oft ist dieser Teil der Strasse viele Tage gesperrt. Schon die kleine Schneelawine, die ich gestern fotografiert habe, verschüttet die Strasse meterhoch. Wie sieht das erst aus, wenn die vielen kleinen Flüsse ihre Geröllfracht über die Strasse transportieren! Brücken sind selten, weil teuer.

Auf dem Pass im Muncho Lake Provincial Park war es mit der Sicht vorbei. Der Pass liegt 1160 Meter hoch und man fährt in den Wolken. Schneetreiben, aber die Luft war noch 8 Grad warm. Sobald man wieder etwas tiefer kam, wurde die Sicht sofort besser. Am Morgen ist die Sicht immer am besten. Die Nächte sind klar und kalt.

Gestern, als ich oben auf dem Pass übernachtete, sank die Temperatur unter Null Grad und ich konnte meine Füsse einfach im Bett nicht warm bekommen. Auch in meinem Schlafzimmer waren Null Grad. Aber ich habe mich an die Zeiten des schlimmen Winters 1946 erinnert. Dort hat mein Vater spezielle Bettwärmer erfunden: Ziegelsteine wurde auf dem Ofen aufgeheizt und in Zeitungspapier eingewickelt. Das war einfacher, als Flaschen mit heissem Wasser zu füllen. Hier hatte ich keine Ziegelsteine. Aber ich stand um 23:30 Uhr auf und funktionierte eine Cola Flasche zu einer Wärmflasche um...! Mit herrlich warmen Füssen habe ich daraufhin sehr gut geschlafen.

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