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This is America 5/5

Man kann nur hoffen ...
Gerade jetzt nach den Terroranschlägen weisen besonnene Amerikaner darauf hin, dass das überhebliche Auftreten gegenüber der Weltgemeinschaft (z.B. gegenüber der UNO) nicht hilfreich für Amerika ist. Die demonstrativ zur Schau gestellte Macht und die global verfügbaren amerikanischen Produkte schaffen in armen Ländern ohne Freiheit, Geld und Perspektive den Nährboden, auf dem Radikale aller Couleur zum Krieg gegen Amerika blasen können. Gerade mit dem Artikel in Newsweek October. 15: 'Why they hate us' habe ich den Eindruck gewonnen, (das intellektuelle) Amerika ist sich bewusst, dass die Simplifizierung und der arrogante Nationalismus zwar bei Wahlkämpfen im eigenen Land nützlich, in den Aussenbeziehungen aber kontraproduktiv sind.

Die Rolle Amerikas als Weltpolizist und einzige Supermacht der Welt und im Weltraum ist ein politischer Anspruch, den die Administration erhebt. Kein privater Amerikaner hat irgendein Interesse an weltraumgestützten Laserwaffen, an den politischen Zuständen in Vietnam, auf dem Balkan oder in den Staaten am persischen Golf. Sogar Israel interessiert hier nur die Juden und sonst niemanden. Aber die Juden sind in der Gesellschaft an führender Stelle präsent. In vielen Supermärkten grosser Städte werden koschere Lebensmittel angeboten. Die privaten Amerikaner wollen in erster Linie von der Administration in Ruhe gelassen werden und ihren Geschäften nachgehen. Money Making ist der Sinn des Lebens und alles ist völlig uninteressant, was nicht unmittelbar diesem entscheidenden Ziel dient.

Der hegemoniale Anspruch Amerikas ist schwer erträglich. Aber auch hier war der Terroranschlag in NYC heilsam. Danach stellen sich mindestens zwei Probleme:

 

Es scheint mit 200 Staaten so zu sein, wie mit einer Gruppe von 30 Menschen: Wenn sich nicht jemand zum Chef aufschwingt, wird nichts. Die demokratisch verfasste UNO funktioniert nicht, weil sie nicht gleichzeitig eine militärische Grossmacht ist. Die auf Vernunft basierende Demokratie ist eine Illusion. Maximal ist mit ihr die Einigung auf den kleinsten, gemeinsamen Nenner zu erreichen. Die ersten 50 Jahre UNO beweisen genau das. Wie in einer Firma, im Teamwork und in der Familie wird immer ein Boss gebraucht Dieser Boss muss gleichtzeitig der Stärkste, möglichst auch der Beste sein. Sonst wird er als Boss nicht akzeptiert und jeder macht, was für ihn am bequemsten ist. Ein Chef ist notwendig. Wer oder was aber schützt uns davor, dass aus dem klugen und weitsichtigen Anführer kein fanatischer Despot wird?
Niemand und nichts.

Wie reagiert die Erste Welt auf einen Terroranschlag der Dritten Welt ?! Erkennt die einzige Supermacht, dass dieser Terror seine Ursachen in globalen Widersprüchen hat und handelt der selbst ernannte Weltpolizist entsprechend ??? Der wahnwitzige Terror hat unstrittig seine Wurzeln in der Armut, der Unterdrückung, der Perspektivlosigkeit und der fehlende Bildung von mindestens 80 % der Weltbevölkerung. Mit militärischer Gewalt und der Aufrüstung des Weltraumes sind diese Widersprüche nicht zu lösen. Politische, kulturelle und wirtschaftliche Strategieen sind erforderlich, nicht in erster Linie militärische! Wer oder was gibt uns die Sicherheit, dass Amerika kontrolliert, besonnen und vernünftig in diesem Sinne handelt?
Niemand und nichts.

Es bleibt nur die Hoffnung, dass das offizielle Amerika nicht so denkt und agiert, wie es auftritt und wie sein Präsident redet.

Jürgen Albrecht, 23. October 2001, Fort Bragg, CA / 24. März 2002

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