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Erste Fahrversuche - Nach Tofino, BC 1/3

Vancouver Island, HWY Nr. 19 bei Courtenay

Ein Camper - meine neue Wohnung
Meine Reise durch Canada, Alaska und den Westen der USA beginnt in Vancouver. Nach der Landung nehme ich mir ein Taxi, das mich zur Fähre nach Vancouver Island bringt. Kurz vor der Überfahrt telefoniere ich mit Trudy in Courtenay und sage ihr, wann meine Fähre in Nanaimo ankommt. Bei Trudy und Walter http://ww3.telus.net/orbitmotors habe ich mir über das Internet ein Auto gemietet. Zum Service gehört, dass ich in Nanaimo von Mike, ihrem Sohn, mit meinem Gepäck abgeholt werde. Ein paar Stunden später habe ich meine Wohnung für die nächsten Monate übernommen: Einen Pick-up Dodge Dakota V8 und 4x4, auf der Ladefläche ist ein Camper mit Alkoven montiert. Ein breites Bett über der Fahrerkabine, Küche, Sitzbank, Tisch, zwei 10 Kilo Gasflaschen betreiben Kocher, Heizung und Kühlschrank (der wahlweise auch mit Strom läuft). Der Camper besitzt einen Wassertank, Druckwasseranschluss, Stromkabel, Steckdosen und viel Stauraum. Ein separater Stromgenerator ist auch an Bord. Eng aber zweckmässig für eine Familie, viel Platz und geradezu ideal für einen Single.

Im April 2001 übernehme ich den Pick-up Camper beim Kilometerstand 162 531 und gebe ihn im November nach 29.193 gefahrenen Kilometern wieder ab.

Auf dem Mt. Washington

Der 'Light Truck' ist mit einem Automatik-Getriebe und Tempomat ausgestattet und auf Allradantrieb (4x4) umschaltbar. Welche Leistung der Achtzylinder hat, weiss Walter nicht. Das interessiert in Nordamerika nicht, maximal kennt man die Zahl der Zylinder seines Autos. Auch dazu, was dieser riesige Motor schluckt, sind Walters Auskünfte nur vage. Auf der Fahrt nach Tofino stelle ich fest, dass der Motor auch bei optimaler Fahrweise (72 km/h) mindestens 17 Liter schluckt. Das bedeutet, 100 Kilometer mit diesem Auto kosten je nach Benzinpreis zwischen 16 und 20 DM (1 CAD = 1,275 DM). Die Miete für diesen Pick-up Camper beträgt rund 2.500 DM pro Monat – ohne Benzin, aber alle Kilometer sind frei (wichtig bei Vertragsabschluss!).

Auf dem Weg nach Tofino
Herrlich scheint die Sonne! Unbegreiflich, denn die ganze Nacht und bis ca. 10:30 Uhr hat es pausenlos geregnet. Das ist wohl typisch für Canada/BC: Viel Regen, aber urplötzlich auch wieder strahlender Sonnenschein. Mit diesem schönen Wetter habe ich mich spontan entschlossen, meinen ersten Ausflug mit dem Pick-up Camper zu unternehmen. Ich will nach Tofino an der Westküste von Vancouver Island. Ich will den Pacific Ocean sehen! Von Courtenay aus geht es auf dem HWY Nr. 19 nach Süden. Aber nur ein paar Kilometer dahinter muss ich schon anhalten: Was für ein Bild (s.o.)! Die Berge, hinter denen Gletscher liegen, sehe ich so heute das erste Mal. Die höchsten sind auf Vancouver Island 2.600 m hoch. Solche Bilder gibt es in Australia nicht und das fällt mir heute noch ein paar Mal auf.

Der HWY Nr. 19 ist die wichtigste Strasse von Vancouver Island. Sie erschliesst die ganze Insel. Auf der vierspurigen Autobahn teste ich das erste Mal den Tempomat. 'Cruise' heisst das auf English und zusammen mit dem Automatikgetriebe hat man damit im Auto ausser dem Lenken überhaupt nichts mehr zu tun! In Ruhe kann man sich die herrliche Gegend ansehen. Allerdings ist der Tempomat nicht gerade intelligent. Auf einer bergigen Strecke merkt man, wie sinnlos er manchmal schaltet. Man verbraucht deutlich weniger Sprit, wenn man in den Bergen die Sache selber in die Hand nimmt.

 

Rechts liegen immer die schneebedeckten Berge und auf der linken Seite hat man manchmal Sicht auf die Georgia Strait. Man fährt auch an den beiden grossen Inseln Denman und Hornby vorbei, auf die man natürlich auch mit einer Fähre übersetzen kann. In Höhe dieser Inseln halte ich noch mal an, um die nahen, schneebedeckten Berge zu fotografieren. Eine irre lang gestreckte Wolke steht über mir. Aber sie verschluckt die Sonne, die für den Rest des Tages jetzt leider verschwunden ist.

Nach der Qualicum Beach kommt die Ausfahrt auf den HWY Nr. 4 nach Tofino und es geht in die Berge. Bis Port Alberni ist die Strasse noch nicht spektakulär, es ist viel Verkehr und es scheint sogar kurz wieder die Sonne. In Port Alberni ist es soweit: Ich bin jetzt seit der Übernahme rund 300 Kilometer mit diesem Auto gefahren, jetzt kommt die Stunde der Wahrheit, ich muss das erste Mal tanken! Ich fahre zu Shell und stecke den Rüssel mit 'Silver' (89 Oktan) in den Tank und er schluckt und schluckt, der Durst nimmt kein Ende! Hier mache ich auch gleich den 20 Liter-Reservetank voll, den mir Walter mitgegeben hat. Das kostet zusammen mit einem Kaffee 64,80 CAD und das bedeutet: 20,6 Liter und 15,8 CAD pro 100 Kilometer !!! Mein lieber Schwan - und das bei höchsten 80 km/h! Allerdings waren die Hälfte dieser ersten 300 Kilometer Stadtfahrten. Aber schon hier wird klar: Der Betrieb dieses schönen Campers wird mich in den nächsten Monaten viel Geld kosten! Am Ende dieses ersten Ausflugs weiss ich genau, wie dieses Auto zu fahren ist: Die optimale Geschwindigkeit liegt bei 72 km/h und dabei kostet das Benzin für 100 Kilometer mindestens 13 CAD (17 Liter).

Aber die Landschaft nach Port Alberni entschädigt für diesen Schmerz! Leute, wenn Ihr jemals in Vancouver landet, dann nehmt Euch die Zeit, setzt nach Vancouver Island über und fahrt mindestens nach Ucluelet !! Man fährt durch ein tiefes Tal, schneebedeckte Berge steigen steil auf, der höchste ist 1642 m hoch. Teile dieses Tals sind mit Wasser gefüllt: Der Sproat Lake, 30 Kilometer lang. Weiter in Richtung Westen fährt man dann in Sichtweite des Kennedy Lake. Das ist aber kein See, sondern schon ein Fjord des Pacific Ocean!

Hohe Tannen überall und im National Park an der Pacific Küste sind diese Bäume riesengross und alt. Der Nationalpark hat sie vor der Säge gerettet. Überall sattes Grün, Moose, Flechten und Farne, strotzend vor Nässe. Sehr viel hohe, aber tote Bäume stehen im Wald. Im Gegensatz zu Australien wird es hier nur sehr selten brennen. Die toten Bäume fallen irgendwann um und verfaulen dann in der permanenten Nässe. Die Strasse ist gut, aber es geht steil hoch und runter und durch jede Menge Kurven. Ich werde lebhaft an Norwegen erinnert, diese Landschaft, die Natur und auch die Strassen sind sehr ähnlich!

Es regnet pausenlos! Trotzdem ahnt man, durch welche atemberaubende Landschaft man fährt, denn die Wolken hängen zwar sehr tief, aber man hat noch Sicht, es ist kein Nebel. So eine Landschaft gibt es in Australien nicht, dieser Kontinent ist geologisch dafür viel zu alt, alle schroffen Berge sind längst ins Meer gespült oder vom Wind weggeblasen worden! Was muss das für eine Fahrt bei Sonne und blauem Himmel sein?! Mal sehen, was auf der Rückfahrt für Wetter ist!?

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Der Hafen von Tofino