BACK

Cockatoo Island - heile Welt ? Seite 2/6

Dass ich hier auf Cockatoo Island bin, habe ich absolut nur der Existenz dieser Mine zu verdanken. Ohne die Mine gäbe es keinen Airstrip, kein Haus und auch keinen einzigen Track auf dieser Insel. Ganz zu schweigen von einem traumhaften Club House oben auf dem westlichen Hügel: Sicht nach allen Seiten auf den Indian Ocean, eine Bar, Liegesessel mit dicken Kissen und ein blauer Pool unter Palmen. Das Club House ist das Zentrum des Cockatoo Resort. Dort kann man entspannen, Wein oder Champagner zum Sonnenuntergang trinken und a la Card essen. Es gibt auch einen kleinen Shop, einen Billard Room, Fernsehapparate, eine kleine Bibliothek und einen mit schweren Massivholzmöbeln eingerichteten Raum, in den man seine Familie und Freunde zu einer Geburtstagsrunde einladen kann. Dieser Raum ist zu dem grossen Garten mit der unglaublichen Rundsicht auf zahllose Inseln und den Ocean offen. Im Club House aber wohnt niemand. Verteilt über den Hügel und versteckt unter Palmen und tropischen Bäumen stehen 12 Chalets, in jedem gibt es mehrere Schlaf- und Aufenthaltsräume, Dusche, WC und alle haben diese phantastische Sicht auf das Meer. Unser Haus steht fast am höchsten Punkt, nicht weit weg vom Radio Hill mit dem Antennenturm. Auf beiden Seiten eine überdachte Veranda, die bei Sturm mit hölzernen Blenden zu verschliessen ist. Jetzt sind sie hochgestellt, dienen als Sonnenschutz. Im Haus gibt es vier, mit dem notwendigsten eingerichtete Zimmer und ein grosses Bad. An den Armaturen im Bad, an den Steckdosen und Lichtschaltern kann man erkennen, dass das Haus mindestens 50 Jahre alt ist. Hier wohne ich mit Rita, Annali und Pam. Rita und Annali, die ich aus Broome mitgenommen habe, sind Backpacker, Pam tauchte einen Tag später auf, sie wohnt in Broome und verkauft Teller und Bildchen auf dem dortigen Markt. Kim und Lucy aus Perth wohnen für eine knappe Woche in einem anderen Chalet. Sechs Touristen auf dieser herrlichen Insel.

Der Manager, später taufen wir ihn Big Blue, beklagte sich bitter darüber, dass es zu wenig Gäste gibt. Vor allen Dingen zu wenig zahlungskräftige Touristen. Die meisten sind Backpacker und haben kein Geld, um für eine Flasche Wein sechzig Dollar zu bezahlen. Auch die herrliche Speisekarte wird vielleicht nur einmal im Monat tatsächlich benutzt. Denn es gibt eine billige und sehr gute Ausweichküche, wenn man den Hügel 300 Meter hinunter läuft. Die Backpacker Variante, mit der ich hier auf diese Insel verschlagen worden bin, sieht so aus: Flug von Derby auf diese Insel und wieder zurück plus drei Übernachtungen plus Frühstück, Lunch und Dinner an vier Tagen in der Gaststätte, in der auch die Mine Worker mit Essen versorgt werden. Das Essen dort ist hervorragend, sonst würden die Worker revoltieren. Diese Leistungen, alles inclusive, kosten 195 $. Das ist wirklich ein unglaublicher Preis! Was würde man für das gleiche in der Ägäis bezahlen?

 

Am vorletzten Tag steht ein Ausflug auf dem Programm. Mit der Cockatoo Tram fahren wir zu einer Bucht von Hidden Island, fast genau 20 Kilometer südwestlich von Cockatoo. Das Schiff legt an einem makellosen, weissen Strand an. Noch nie habe ich solchen Sand gesehen: Es ist gemahlener Granit, strahlend weiss mit einem schwachen Stich ins Gelb. Am schattenlosen Strand ist es heiss und unglaublich hell. Wir steigen aus, Handtücher und die Eiskisten mit dem Lunch und den Getränken werden auf den Strand gebracht: Es gibt kein Programm, jeder kann jetzt für zwei Stunden machen, was er will und sich aus den Kisten mit Essen und Trinken bedienen.

Nach dem Lunch bläst Big Blue zum Aufbruch, wir fahren zurück in Richtung Cockatoo, aber nach einer halben Stunde wird vor einer anderen Insel geankert, denn jetzt ist die Lieblingsbeschäftigung der Australier an der Reihe: Fishing! Das ist ganz einfach und jeder kann mitmachen: Man bekommt eine grosse, flache Rolle mit dicker Angelsehne in die Hand. An der Schnur ist ein Haken und ein Senkblei befestigt. An den Haken wird ein Stück Fisch gesteckt, den Big Blue im Eisschrank hat und dann wird diese Angel ins Wasser abgesenkt. Alle (ausser mir!) sind sofort bei der Sache, nur Big Blue ist zu beschäftigt, um selber eine Angel in die Hand zu nehmen. Er macht die Köder an die Haken und nimmt die Fische in Empfang, wenn tatsächlich einer anbeissen sollte!

Lange brauchen wir darauf nicht zu warten, da hat Annali als erste einen Fisch am Haken. Es ist ein Snapper, 40 cm lang. Sie wirft die Angel wieder ins Meer und gleich ist der nächste Fisch dran. Big Blue dreht mit einer Zange die Haken aus dem Maul der Fische. Dann werden die Fische in die Eiskiste geworfen. Nach diesen Anfangserfolgen aber ist Schluss. Kein Fisch beisst mehr an. Das ist kein Problem, wir fahren ein Stück weiter. Da ist unter Wasser ein Pinnacle, sehr schön ist er im Echolot zu sehen. An den steil abfallenden Seiten dieses Felsens wird geangelt und man sieht, dass es da viele Fische gibt. Schon wieder haben welche angebissen, aber sie sind zu klein. Aber Pam hat den ersten Shark an der Angel! Feine Sitten herrschen bei den Fisherman nicht, denn jetzt kommt ein grosser Knüppel zum Einsatz. Der Shark ist einen knappen Meter lang und viel zu lebendig. Mit dem Knüppel wird er ruhig gestellt. Nachdem Fotos gemacht sind, wird der Hai vom Haken befreit und wieder ins Meer zurück geworfen. Haie schmecken nicht und angeblich überleben sie diese Prozedur. An der gleichen Stelle werden kurz hintereinander noch zwei weitere Sharks gefangen. Alle sind Weissspitzen Haie. Der grösste landet an der Angel von Kim, er ist mindestens 1,5 Meter lang und richtig schwer. Hier müssen Big Blue und der Skipper vollen Körpereinsatz zeigen, um den Shark aus dem Wasser zu ziehen. Erstaunlich, dass das ein Haken mit 30 mm Durchmesser und eine 1 mm starke Angelsehne aushalten. Aber offenbar ist das die Grenze, denn nach dem ersten Schlag mit dem Knüppel macht der Shark die richtige Bewegung, ist vom Haken und wieder im Wasser.

Nächste Seite

BACK