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Wie drucke ich mein eigenes Buch ?

Catrin wünschte sich ein Buch mit den Australian Storys ! Im July 2000 schrieb mir meine Tochter nach Australien, dass Sie die vielen Bilder nicht mehr den Storys zuordnen kann. Sie hatte auch die Übersicht verloren, in welchem Teil von Australia ich unterwegs war. Zu dieser Zeit hatten sich schon mehr als 100 Storys angesammelt und auch ich dachte darüber nach, ob man daraus vielleicht ein Buch machen sollte. Allerdings war ich von Anfang an skeptisch, denn wer hat heute noch Zeit zum Lesen?!

Zurück in Germany bemühte ich mich um einen Verlag. Der erste Anlauf ging völlig daneben. Ich schrieb 10 bis 12 Verlage per Email an und schickte ihnen eine ZIP-Datei mit Leseproben als Attachment. Die Reaktion war gleich Null. Durch einen Zufall erfuhr ich, warum die Verlage nicht reagierten: Grosse deutsche Verlage haben heute zwar eine Email Adresse, aber sie sind nicht in der Lage, mit Leseproben in Dateiform umzugehen und können auch keine ZIP-Datei öffnen. Das ist zwar haarsträubend, aber es ist noch oft die Realität in Germany.

Daraufhin stellte ich mit 26 Storys ein Booklet zusammen. Es hat 240 Seiten, 448.000 Zeichen und 16 Bilder in verschiedenen Formaten sollten demonstrieren, wie die digitalen Bilder gedruckt aussehen. Dieses A4-Booklet liess ich 25 Mal vervielfältigen und einbinden (Kosten 24 DM/Stück) und schickte es an renommierte Verlage - von Bertelsmann bis Suhrkamp. Die meisten Booklets kamen mit einer knappen Absage zurück, fünf Verlagen reagierten auch nicht auf ein gedrucktes Manuskript. Offenbar werden die Verlage mit Textvorlagen überschüttet. Heute schreiben viele Vieles, weil es technisch so einfach ist und alle lesen und schreiben können. Storys sind nicht gefragt. Bücher, die gekauft werden, müssen Romane, Skandalgeschichten oder Memoiren von 'VIPs' sein. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass diese Bücher dann auch wirklich zu Hause gelesen werden.

Nur ein Verlag zeigte sich sehr angetan: Der Verlag Frieling & Partner, Hünefeldzeile 18, D-12247 Berlin, will mein Buch drucken! Unter dem Motto 'Verlag sucht Autoren' schickt man mir viele bunte Prospekte Dabei muss es doch einen Haken geben !? Aber auf den ersten Blick erscheint er akzeptabel: Der Verlag will mein Buch drucken, wenn ich mich zu 30 % an den Kosten beteilige. Wieviel 30 % in DM sind, ist nicht zu erfahren. Zuerst will man mein ohne technische Hilfsmittel lesbares Manuskript (!!) sehen. Ich schicke das Booklet an den Verlag und merke an: Erstens stelle ich mir nicht 192, sondern mindestens 500 Seiten vor und zweitens hätte ich zur Illustration der Storys gerne noch eine CD mit 2.000 digitalen Fotos. Auf diese Sonderwünsche ging man (aus guten Gründen) nicht ein. Aber man machte mir das Angebot, ein Buch im Umfang des

 

Booklets in einer Auflage von 2000 Stück zu drucken und als Paperback zu binden. Alles was ich zu tun hätte wäre, 30.000 DM zu überweisen. Dafür würde ich mit 20 % am Ladenpreis von 19,80 DM beteiligt, der Vertrieb wird vom Frieling Verlag übernommen. Für eine notwendig werdende Nachauflage fallen für mich keine neuen Kosten mehr an und ganz nebenbei erhält mein Buch auch eine ISBN.

Ich schrieb dem Frieling Verlag einen kurzen, freundlichen und klaren Brief: Ich bin sehr beeindruckt, aber dieses Geschäft funktioniert mit mir nicht. Ich sehe sofort, wie hoch dabei die Gewinnspanne und wie ungleich das Risiko verteilt ist. Soviel Geld ist mir 'mein Werk' nicht wert, sogar 'die ISBN' kann mich nicht aus der Reserve locken. Ich akzeptiere einfach, dass es für meine Australian Storys keinen Markt gibt.

Wie heisst der schöne Spruch: In seinem Leben sollte man mindestens einen Sohn gezeugt, ein Haus gebaut, einen Baum gepflanzt und ein Buch geschrieben haben. Das habe ich alles längst hinter mir. Aber ich habe mit meinen Büchern noch ein kleines Problem: In der ehrwürdigen Deutschen Bücherei zu Leipzig, wo ich in den 60-er Jahren so viel Zeit verbracht habe, existiert (wahrscheinlich) keine Karteikarte unter meinem Namen. Dort werden alle deutschsprachigen Drucksachen gesammelt, die seit 1913 erschienen sind. Allerdings zählt man dazu nur die 'offiziellen' Schriften, sonst würden die Magazine aus den Nähten platzen. Ein Buch ist nur dann tatsächlich ein Buch, wenn es eine ISBN besitzt. ISBN heisst Internationale Standard Buchnummer, damit ist jedes Buch leicht zu katalogisieren, zu suchen und zu identifizieren.

Im Januar 1985 wurde das Buch veröffentlicht, das schrecklich viel Arbeit gemacht hat und das als Rarität gelten kann: 'BASIC für Designer'. Es ist das erste, in der DDR erschienene BASIC Buch. Erst zwei Jahre später wurde in der DDR ein 'offizielles' BASIC Buch heraus gebracht. Mein Lehrbuch wurde von der Hochschule für industrielle Formgestaltung in Halle herausgegeben. Natürlich hat es auch eine 'Druckgenehmigungs-Nr.' des zuständigen Ministeriums: A 908/85. Ohne diese Genehmigung hätte ein Buch in der DDR nie gedruckt werden dürfen. Eine ISBN aber ist das nicht. Es gibt noch ein paar andere, sehr technische Bücher und Lehrbriefe. Alle diese Bücher aber haben einen klitzekleinen Mangel: Sie besitzen alle keine ISBN. Ich habe sie zwar immer der Deutschen Bücherei in Leipzig geschickt, aber dort sind sie wahrscheinlich in den Reisswolf gewandert. Das grämt mich.

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