Drama
auf der kleinen Farm 2/3
In der Nacht habe
ich schlecht geschlafen, aber um 6:45 Uhr bin ich wieder wach und
stehe wie jeden Morgen auf. Es regnet in Strömen und es sind
nur 15 Grad. Mit Hut, Regenjacke, kurzen Hosen und nackten Füssen
in den Sandalen gehe ich als erstes zu den Katzen in der Werkstatt.
Sie bekommen Milch und Futter, wie auch die Hunde. Dann lasse ich
die Silky Hühner frei und sehe, dass die 25 fast ausgewachsenen
Turkeys gestern abend noch von Sam in den zwei Quadratmeter grossen
Stall gesperrt worden sind, weil es anfing zu regnen. Angeblich vertragen
Turkeys keinen Regen. In den letzten 14 Tagen sind sie öfters
nass geworden ... ohne Schaden zu nehmen. Ich lasse sie nicht frei,
denn jetzt bin ich hier nicht mehr der Farmer. Auch die kleinen Hühner,
die inzwischen auch schon eher ausgewachsen, als klein sind, dürfen
heute nicht raus. Sie wollen auch nicht, denn in diesem Regen macht
das keinen Spass und sie drängen sich nass und frierend unter
dem Dach vor der leeren Futterkiste. Auch sie bekommen Futter und
Wasser. Dann lasse ich die Gänse und Enten frei. Die Gänse
begrüssen mich schon mit Trompetenstössen von Ferne, wenn
sie sehen, dass ich aus dem Haus komme. Jetzt schnattern sie zufrieden,
verlassen das Gehege und postieren sich vor dem Futterhaus der Schweine,
denn sie wissen, die Schweine bekommen jetzt Futter und da fällt
immer etwas für sie ab. Gänse und Enten sind aufmerksam
und schlau. Wenn ich Farmer wäre, ich würde viele Gänse
haben und keine Hunde, denn Gänse machen mindestens soviel Krach,
wenn Fremde auf den Hof kommen, wie Hunde. Auch heute bekommen die
14 Ferkel zuerst eine Schaufel Futter in den Dreck gestreut. So sind
sie abgelenkt und die Mutter kann an der Futterkrippe relativ ungestört
fressen. Die Ferkel sind schon gross, 50 bis 60 cm lang und gut genährt.
Sie werden aber noch immer von der Mutter gesäugt, die mit einer
sagenhaft grossen Milchmaschine ausgerüstet ist. Seit drei Wochen
fressen sie aber schon alles, was ihnen vor die Schnauze kommt. |
aber das hier ist mit Sicherheit nicht normal. Wenn man hier nicht eingreift, überlebt kein Ferkel die ungesteuerten Aktivitäten der Mutter. Bewaffnet mit einer Schippe steige ich über den Zaun. Ich greife mir die Ferkel und bringe sie in den überdachten Teil des Stalles. Die Mutter wehrt sich gegen diese Aktion nur schwach. Es sind neun Ferkel, aber vier davon bewegen sich schon nicht mehr. Fünf aber schreien jämmerlich, sie frieren und sie zittern. Aber sie bleiben nicht liegen, sondern sie suchen die Wärme und das Euter ihrer Mutter. Die aber hat sich eine Kuhle im steifen Schlamm gegraben und ruht sich erst mal aus. Ich gebe ihr etwas zu fressen, das quittiert sie mit einem dankbaren Grunzen. Dann renne ich ins Haus und wecke Marc: 'Du musst Sam wach machen, wir haben Ferkel bekommen, aber ich weiss nicht, was da zu tun ist, die Alte trampelt auf ihnen herum.' Marc zieht sich sofort an, klopft erfolglos an der Tür von Louisa und Sam und kommt dann zu den Schweinen gerannt. Er schleppt Stroh heran und wir legen die vier leblosen und vier mobile Ferkel auf Stroh und decken sie mit Stroh zu. Wo ist das fünfte Ferkel? Ein rabenschwarzes Ferkel hat sich hinter einer Palette zwischen dem Zaun zum Eber verkeilt und quiekt jämmerlich, weil es weder vor noch zurück kann. Wo ist der Hammer? Wir müssen den Zaun demontieren, anders kommt man da nicht ran. Aber dann ist auch das fünfte Ferkel gerettet und es bleibt wie die anderen unter dem Stroh, weil es da warm ist. Marc versucht in der Zwischenzeit noch einmal, Sam zu wecken, jetzt ist ihm klar, dass hier Sam gebraucht wird. Ich gehe die anderen Tiere füttern. Als ich nach 10 Minuten wieder in den Schweinestall gucke, ist die Muttersau bei den Ferkeln, aber sie sucht sie nicht mit der Schnauze unter dem Stroh, sondern sie trampelt auf den schreienden Babys herum und setzt sich dann auf die, die sowieso nichts mehr sagen. Endlich kommen Sam und Louisa, ihre Nacht war nur kurz. Es ist mindestens eine halbe Stunde vergangen, seit ich dieses Drama im Schweinestall entdeckt habe. Sam steigt über den Zaun und sortiert die Ferkel aus. Mehrere sind blutig und zertreten und nur noch zwei von ihnen leben. 'Was hätte ich machen sollen?' frage ich ihn. 'Nothing. That's life.' Die junge Mutter kann mit ihren Ferkeln nichts anfangen. Das eingespielte Programm hat nicht funktioniert. Da kann man gar nichts machen. Zwei Ferkel wurden in die Küche gerettet, vielleicht können sie mit der Flasche gross gezogen werden. |
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