Der Status dieser Zivilisation 3/7
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Religion E01. Religion regelt das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen. E02. Religion gehört zu den ersten Erfindungen des Menschen und existiert seit den Anfängen menschlicher Kultur. E03. Mit der Religion hat sich der frühe Mensch ein seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechendes Werkzeug geschaffen: Die emotionale Problemlösung für existentielle Fragen. E04. Die Religionen befriedigen elementare Bedürfnisse der Menschen: Fragen nach einem Weltbild und dem Jenseits, nach Wertmassstäben, Trost, Geborgenheit und nach dem Sinn des Lebens. E05. Die Religionen liefern einfache Antworten auf schwierigste Fragen. Die einzige Voraussetzung ist der Glaube. Vernunft und Bildung sind für den Gläubigen eher hinderlich als nützlich. E06. Die Vorstellungen von Gott sind in den Weltreligionen sehr unterschiedlich: Personifiziert (Christentum), einziger und allwissender Gott (Judentum), viele Götter (Hinduismus), der Geist der Natur (Shintoismus), Alles (Buddhismus) und Nichts (Konfuzianismus). E07. Zu einer Religion gehören mindestens: Denkgebäude, Vorstellung von Gott (den Göttern), Glaubenssätze, Ritus, Wertvorstellungen, Tabus, absoluter Wahrheitsanspruch, Zentralismus, Missionierung und Heilsgewissheit. E08. Religion ist immer transzendental (übersinnlich, mit den Sinnen nicht erfahrbar). E09. Judentum, Christentum und Islam haben gleiche Wurzeln und sind monotheistische Religionen mit einem personifizierten Gott. E10. Aus der Vedischen Religion sind der Buddhismus und der Jainismus (Jnana) mit nicht personifizierten Gottheiten und der Hinduismus mit drei verschiedenen Göttern entstanden. E11. Die ältesten Religionen sind das Judentum (Naher Osten, 2.500 v.Chr.) und der Hinduismus (Vedische Religion, Industal, 4.000 v.Chr.). E12. Die grössten Religionsgemeinschaften sind: Christen (2 Mia Gläubige), Moslems (900 Mio), Hindus (660 Mio), Buddhisten (310 Mio), Chinesische Volks Religion (170 Mio), Neue Religionen (110 Mio), Naturreligion (92 Mio), Juden (18 Mio) u.a. E13. Alle Religionen sind stark bis in Sekten zersplittert (allein 320 Christliche Kirchen 1994 im Ökumenischen Rat). E14. Da jede Religion und jede Sekte für sich die absolute Wahrheit in Anspruch nimmt, gibt es keine religiöse Toleranz und keine Zusammenarbeit über die Grenzen einer Religion hinaus. E15. Heilsgewissheit und Missionierung führen zu religiösem Fundamentalismus und Gewalt. Deshalb besitzen auch heute noch die schärfsten globalen Konflikte religiöse Ursachen. E16. Für jede Religion sind Realitätsferne und grosse Differenzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit charakteristisch. E17. Es besteht kein prinzipieller Unterschied zwischen Religionen und Ideologien. E18. Religionen haben sich hervorragend zur Steuerung und Manipulation einzelner Menschen, Menschenmassen und ganzer Völker bewährt. E19. Religion, Geld, Manipulation, Macht und Machtmissbrauch gehören zusammen. E20. Nur in wenigen Staaten sind Staat und Kirche tatsächlich getrennt. E21. Jede Art von Religion und Gott ist das Produkt des menschlichen Denkens. E22. Naturwissenschaft und Religion schliessen sich aus. Religion ist nicht das passfähige Weltbild der Industriegesellschaft. E23. Der Stellenwert der Religion in einer Gesellschaft ist dem naturwissenschaftlichen Bildungsniveau dieser Gesellschaft umgekehrt proportional. E24. Bildung ist die einzige Alternative zu Religion. | Moral F01. Unter Moral versteht man die Wertvorstellungen, die das Handeln einzelner Menschen oder Gruppen im Sinne des Gemeinwohls bestimmen. F02. Von Natur aus ist die Moral auf die eigene Sippe begrenzt. Wenn überhaupt. Erst mit Kultur und Religion erweitert sich der moralische Horizont. F03. Moral kann sich der Mensch erst dann leisten, wenn mindestens das persönliche Überleben und die Arterhaltung gesichert sind. F04. Je mehr Angst und Stress, desto weniger Moral. F05. Moral 'veredelt' das natürliche Verhalten des Menschen und gibt ihm die Eigenschaften, die er gerne hätte, aber nicht hat: Ehrlich, tolerant, vorausschauend, rücksichtsvoll, uneigennützig, barmherzig, grosszügig, fair, sozial, edel, hilfreich und gut. F06. Am ehesten funktioniert Moral auf der Grundlage religiöse Normen, weil sie über die Emotionen wirken. F07. Sittliche Normen sind wesentlich schwerer durchzusetzen, weil sie Vernunft und Einsicht erfordern (Beispiel: Kants kategorischer Imperativ). F08. Sittliche Wertvorstellungen ergeben sich auch und gerade aus naturwissenschaftlichen Einsichten. F09. Moralische Wertvorstellungen und Normen sind erstaunlich ähnlich, egal ob sie einen religiösen, philosophischen oder naturwissenschaftlichen Ursprung besitzen. F10. Die emotionale Reichweite menschlicher Moral ist sehr begrenzt. Die sittliche Moral ist unterentwickelt. F11. Alle moralischen Werte der Industriegesellschaft sind auf den Besitz reduziert. Erst wer über Besitz verfügt, kann sich auch Moral leisten. F12. Moral ist eine Ware. Moral wird gegen Besitz, Macht, Vorteile und Ansehen bedenkenlos verkauft. F13. Je grösser und mächtiger der Mensch, die Gruppe der Staat, desto weniger Moral im Umgang mit anderen Menschen, Gruppen und Staaten. F14. Moral müsste auch und gerade globale Probleme (Recourcenverbrauch) und die technischen Möglichkeiten kontrollieren (Genmanipulation, Waffenproduktion, Kerntechnik). F15. Bei globalen, existentiellen Problemen ist die emotionale Moral überfordert, die sittlichen Normen sind wegen unzureichender Bildung unterentwickelt.
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Aktualisiert: 17. September 2002; 29.10.02, 30.10.02, 31.10.02, 04.11.02, 05.11.02, 09.11.02, 17.11.02 |