2005
Dank TCPA:
Der entmannte Computer
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Ein sehr interessanter
Artikel [1] aus c't 2002, Heft 24, von Al kommentiert und in eine (hoffentlich)
lesbare Kurzfassung gebracht.
Die
letzte Revolution ist 10 Jahre her Bei Hard- und Software sind keine Entwicklung erkennbar, die der Funktion des Computers einen prinzipiell neuen Schub geben könnten. So ist beispielsweise sicher, dass der Computer in den nächsten 10 Jahren nicht wesentlich intelligenter werden wird. Die Entwicklung der Hardware zielt vorrangig auf eine weitere Steigerung der Arbeitsgeschwindigkeit. Schon heute aber existieren kaum Anwendungsfälle, mit denen die Performance gegenwärtiger PC Systeme (Taktfrequenz knapp unter 3 GHz) ausgeschöpft werden kann. Der Umgang mit dreidimensionalen Modellen und die Simulationen komplexer Systeme sind solche Anwendungen. Es ist leicht paradox, dass im Home Bereich Games die leistungsintensivsten Anwendungen sind. Das Geschäft
mit dem Wissen Ausgangspunkt ist eine Entwicklung, die mit dem heimischen PC nur mittelbar etwas zu tun hat: Unter dem Einfluss von Information Technology (IT) hat sich die Gesellschaft in den letzten 20 Jahren entscheidend verändert. Den meisten von uns ist es kaum bewusst geworden. Gegenwärtig findet ein globaler Strukturwandel von der Industriegesellschaft zur wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft statt. Informationen und Wissen wird immer mehr zum vierten Produktionsfaktor neben Kapital, Arbeit und Boden. Das kann nur funktionieren, wenn Informationen und Wissen zu einer echten Ware werden. Am Beispiel der Software-Raubkopien und der Musik- und Film-Tauschbörsen wird das Problem deutlich: Die gegenwärtigen Strukturen der öffentlichen Medien erlauben es nicht, mit digitalen Produkten lukrativen Profit zu machen. Für geistige Produkte (z.B. Software, Musik), Dienstleistungen (z.B. Recherche nach Fakten) und Wissen (z.B. Programmierung, Know How) wird heute in vielen Fällen nichts bezahlt. |
Damit geht Kapital verloren, Arbeitsplätze können nicht entstehen, der Faktor Wissen/Information kann seine Produktivität nicht entfalten. So jedenfalls sehen es die neoliberalen Ökonomen und Globalisierungspolitiker [3]. Diese Logik fiel auf einen fruchtbaren Boden. 'Eigentumsrechte sind der Eckstein jeder effizienten Marktwirtschaft', verkündete 1989 die in Paris beheimatete Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), eine Art 'Think Tank' der dreissig führenden Industriestaaten und ein Anwalt des Freihandels. 'Indem sie die Ausschließung anderer von der Nutzung des Gutes erlauben, unterscheiden sich die Rechte an geistigem Eigentum in keiner Weise von denen an materiellen Gütern'. Seither ist die Vorstellung
vom Rechtehandel als wachstumstreibender Wirtschaftsfaktor in der
Politik allgegenwärtig. 'Geistige Eigentumsrechte wie Patente,
Marken- und Urheberrechte sind heute Schlüsselbereiche im Rahmen
zunehmender Globalisierung geworden', hiess es jüngst beim Bundesjustizministerium.
'Mit ihnen wird der Wert von Kreativität und Wissen zur Förderung
der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung in Industrie- und
Entwicklungsländern gesichert'. Widersprüche Die Juristin Jessica
Litman, heute Professorin an der Wayne State University, hatte bereits
1990 in einer Studie darauf hingewiesen, dass die Austrocknung des
verfügbaren Wissens durch die extensive Gewährung von Ausschließungsrechten
an die Urheber von Ideen, Erfindungen und geistigen Werken geradezu
kontraproduktiv wäre. Denn die 'Public Domain', der Bestand an
frei verwertbarer Information und Wissen, ist nicht etwa der große,
wertlose Rest, der keinen Monopolschutz verdient, sondern der Nährboden,
auf dem die Urheberschaft erst gedeihen kann. |
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