Immunität für amerikanische Ölkonzerne im
Irak
Florian
Rötzer 07.08.2003
Ein jetzt erst bekannt gewordener Präsidentenerlass
von George Bush hebt wieder einmal das Öl als einen wichtigen Grund
für den Irak-Krieg hervor
Der Irak kommt den USA teuer zu stehen (
Trübe
Aussichten). Vermutlich hatte sich die
US-Regierung dies anders vorgestellt, schließlich erfolgte der
Tyrannensturz im Land mit den zweitgrößten Ölressourcen der Welt
nicht selbstlos ( Die
Bush-Regierung und das irakische Öl).
Während die US-Regierung sieben Soldaten in humanitärer Mission in
das verarmte Liberia schickt, das geschäftlich kaum etwas zu bieten
hat, auch wenn Präsident Taylor ausgewiesene Kontakte mit al-Qaida
besaß, so rückten in den Irak 150.000 Soldaten ein, deren
vordringliche Aufgabe die Sicherung der Ölquellen und des
Ölministeriums war ( Öl
oder Kultur).
Kriegsgegner kritisierten den Krieg mit der Parole: "Blut für Öl"
Das irakische Öl war, auch wenn die Bush-Regierung dies leugnet,
natürlich eine der wesentlichen Motive für den Irak-Krieg (
Irak-Krieg
von langer Hand vorbereitet), der als
erster Schritt gedacht war, die gesamte Region zu stabilisieren und
gleichzeitig die Abhängigkeit des weiter wachsenden Energiebedarfs
von Saudi-Arabien zu mildern ( Blut
für Öl). Zynisch hatten denn US-Soldaten
von der 101st Airborne Division ihre Lager nicht zu unrecht Camp
Shell oder Camp Exxon genannt,
was sie aber schnell auf Geheiß des Pentagon ändern mussten, weil
dies ein gar zu schlechtes Bild abgeben würde.
Dass die US-Regierung kaum einen Gedanken an die Besatzung und
das Geld verschwendete, das diese kosten wird, liegt wohl auch
daran, dass man erwartete, dass mit Ölressourcen Kosten der
Besatzung und des Wiederaufbaus gesichert werden können. Vom
Wiederaufbau sollten dann auch vor allem amerikanische Firmen
profitieren. Immerhin hat die US-Regierung im Mai die Resolution
1483 durchsetzen können, mit der die Sanktionen gegenüber dem Irak
beendet wurden und die ihr die Kontrolle über den Entwicklungsfond
übertrug, auch wenn es einen internationalen Aufsichtsrat gibt (
Die
neu entdeckte Einigkeit der Uneinigen). In
diesen Fond kommen nicht nur Gelder des beendeten
Öl-für-Lebensmittel-Programms oder die vom Kongress bewilligten
Gelder, sondern auch die künftigen Gewinne über den Verkauf des Öls.
Aus diesem sollen dann die Schulden, Kredite und
Wiederaufbauarbeiten gezahlt werden. So gewährt
die staatliche U.S. Export-Import Bank ( ExIm)
US-Firmen Kredite für den Wiederaufbau im Irak, die vom
Entwicklungsfond gedeckt werden.
Kurz nach der Resolution und mit dieser zusammenhängend
unterzeichnete Präsident Bush die Executive
Order 13303 am 22. Mai, die den
Ölkonzernen und US-Bürgern, die im Irak tätig sind, weitgehend
Immunität garantiert:
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"Any attachment, judgment, decree,
lien, execution, garnishment or other judicial process is
prohibited, and shall be deemed null and void, with respect to
the following:
"(a) the Development Fund for Iraq and
"(b) all Iraqi petroleum and petroleum products, and
interests therein, and proceeds, obligations or any financial
instruments of any nature whatsoever arising from or related
to the sale or marketing thereof, and interests therein, in
which any foreign country or a national thereof has any
interest, that are in the United States, that hereafter come
within the United States, or that are or hereafter come within
the possession or control of United States
persons." |
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Nach diesem Erlass, so Steve Kretzmann and Jim Vallette vom
Sustainable Energy and Environment Network ( SEEN), die
vor kurzem als erste darauf aufmerksam
gemacht haben, können Ölkonzerne in ihren Irak-Geschäften kaum mehr
belangt werden und risikofrei agieren. So wären keine Klagen
möglich, wenn es einen Tankerunfall, eine Explosion in einer
Ölraffinerie oder andere Umweltschäden gibt, Zwangsarbeit oder sogar
Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen wären straffrei möglich.
Zudem wird mit dem Erlass jede Forderung von Opfern oder
Kreditgebern des alten Regimes, aber auch der erst zu wählenden
Regierung als nichtig erklärt. "Der Bush-Erlass erklärt das
irakische Öl unilateral zur unantastbaren Provinz der US-Konzerne."
Taylor Griffin, Sprecher des Finanzministerium, sieht das
freilich anders. Der Erlass würde nicht das Geld der US-Konzerne
schützen, sondern nur das Geld der irakischen Menschen. Genauere
Regeln würden jetzt erst vom Finanzministerium ausgearbeitet werden.
Kritiker wie Tom Devine vom Government Accountability Project sind
davon nicht
überzeugt: "Nach ihrem Wortlaut scheint
die Executive Order die Gültigkeit des Gesetzes für die Ölindustrie
und jede Person abzuschaffen, die in Besitz oder Kontrolle von
irakischem Öl oder beliebig Anderem gelangt, das mit irakischem Öl
zusammen hängt."
Bei der engen Verflochtenheit von George W. Bush und seiner
Regierungsmannschaft mit Öl- und Energiekonzernen ( Bush-Cheney
Inc.) wäre die Ausstellung eines solchen
Freischeins für Geschäfte mit dem lukrativen irakischen Öl zumindest
nicht unwahrscheinlich ( Die
Gewinner des Krieges).