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Manfred Krug bei Sandra Maischberger
Nach 12 Jahren Abstinenz
trat der 66-jährige Schauspieler das erste Mal wieder in einer Talkshow auf

 

 

 

Das ist nicht mehr der unbekümmert vorwärts stürmende, aber liebenswerte Kotzbrocken der 60-er Jahre oder der selbstbewusste Rechtsanwalt Liebling aus Kreuzberg. Manfred ist nicht mehr geradeaus, sein Selbstbewusstsein ist dahin, er ist eitel und empfindlich, er will ständig gelobt, bedauert und gestreichelt werden. Den Durchblick hat Manfred immer noch nicht. Stolz verrät er im Werbetext für sein neues Buch, warum das so ist: 'Ich kann nichts. Aber ich kann einen Professor, einen Arzt oder einen Rechtsanwalt spielen. Deshalb bin ich Schauspieler geworden.' Manfred trauert der sozialistischen Utopie nach und liebt die Bundesrepublik nicht, aber er hat sich mit ihr arrangiert. Jetzt, wo er so viele Antiquitäten und hinreichend Kohle hat, ist Manfred vor allen Dingen eines: Satt. Glücklich und zufrieden aber ist er nicht. Seine künstlerische Nebentätigkeit im Westen und das leicht verdiente Geld von der Telekom liegen ihm schwer im Magen.

Sandra Maischberger lässt sich die Frage nach seinem Werbefeldzug für die marode Telekom natürlich nicht entgehen. Sie fragt geschickt, beiläufig und ohne Schärfe, aber Manfred springt sofort an. Nur die dümmste aller Ausreden fällt ihm ein: Die Käufer der Telekom-Aktie hätten doch wissen müssen, dass Manfred nichts von Aktien versteht! Manfred der Naive aus der miefigen DDR. Vor 30 Jahren hätte er zu seiner Kampagne gestanden und gesagt: 'Na und?? Jeder in meiner Lage hätte nach dem vielen Geld gegriffen!' Manfred hat seine Seele verkauft und sich damit saniert. Aber sein Renommee ist dahin und er versteht nicht warum. Das grämt den unbedarften Manfred. Bedauernswert. Der arme Manfred!

Aber sein Buch ist interessant: Mein schönes Leben, Econ Verlag 2003, ISBN 3-430-15733-1, 24 Euro. Es ist mit dem trockenen Humor geschrieben, der mal sein Markenzeichen war und auf den man in der Talk Show vergeblich wartete. Vielleicht sollte Manfred mehr schreiben und weniger reden ...

 

Jürgen Albrecht, 25. September 2003

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