BACK

Warum Krieg ?!

 

 

Schritte zum Krieg

  • Im Frühjahr 1999 wird, militärisch völlig sinnlos, der Balkan 100 Tage und Nächte bombardiert, von Amerikanern und Briten - ohne UNO-Mandat.
  • Amerikas Militärbudget im Jahr 2001: 354 Milliarden Euro. Fast doppelt so viel, wie alle anderen Staaten der Welt zusammen für Rüstung ausgeben. Fast zweimal so viel, wie der gesamte Staatshaushalt der Bundesrepublik ...! Jährliche Steigerungsrate: Mindestens 10 Prozent.
  • Bush vor Militärs am 14.02.2003: Last year, I signed the largest increase in defense spending in a generation. (Applause.) Last week, I sent a budget to Congress with another significant increase in defense spending. (Applause.)
  • Weltweit haben die USA in den letzten 50 Jahren Militärstützpunkte errichtet: Damit existiert de facto ein globales, amerikanisches Militär-Imperium.
  • Die USA verfügen über riesige Arsenale von Massenvernichtungswaffen und die technischen Mittel, sie über weltweite Stützpunkte innerhalb von Tagen an jedem Ort der Welt auch einzusetzen. Wenn irgendein Staat unstrittig über ABC-Massenvernichtungswaffen verfügt und an deren Vervollkommnung arbeitet - gegen immer noch bestehende, internationale Verträge - dann ist das die USA. Natürlich kommt niemand auf die Idee, etwa die USA entwaffnen zu wollen.
  • Spätestens 2001 beginnen die USA mit der Aufrüstung des Weltraums. Bestehende internationale Verträge (mit Russland) werden aufgekündigt. Eine neue Militärdoktrin ist die Grundlage dieser Aufrüstung: Binnen zwei Jahrzehnten soll Kriegführung aus dem All möglich sein, ohne dass der Kriegführende selbst getroffen wird. Das Endziel: 'Im 21. Jahrhundert werden Raumstreitkräfte militärische Operationen im All durchführen. Die sich herausbildende Weltraum-Überlegenheit wird uns in die Lage versetzen, eine umfassende Vorherrschaft zu erreichen (full spectrum dominance)'. DER SPIEGEL 34/2001, Seite 120
  • Der Terroranschlag des 11. September 2001 kam wie bestellt. Aus dem Krieg gegen den Terrorismus wird in wenigen Monaten ein ‚Kreuzzug' gegen ‚Schurkenstaaten' (ending states) und das Böse in aller Welt. Endlich kann man der Welt erklären, warum man nach dem Ende des Kalten Krieges ein grösseres Militärbudget braucht, als während dieser Konfrontation.
  • Militärische Gewalt wird als einziges Mittel gegen den Terror eingesetzt. Es gibt keine politische oder kulturelle Strategie gegen den Terror aus der Dritten Welt. Gleichzeitig ist völlig plausibel, dass Suicidbomber nicht mit Raketen, Panzer und Weltraumwaffen zu bekämpfen sind (siehe Israel).
  • Am 28. September 2002 wird die "National Security Strategy for the United States, NSS" vom Weissen Haus veröffentlicht: Präventivkriege werden legitimiert wenn es darum geht, die Interessenlage der USA zu sichern.
  • 'Nation Building' wird zur legitimen Aussenpolitik: Der Umbau fremder Staaten mit militärischer Gewalt, nach den Vorstellungen Amerikas (Balkan, Afghanistan, Iraq ...).
  • Eine simple Doktrin vereint die Guten dieser Welt: Wer nicht für Amerika ist, gehört zu den Bösen.
  • Nur Stunden nach dem Votum des Repräsentantenhauses hat in der Nacht zum 11. Oktober 2002 auch der Senat Bush mit einer Resolution autorisiert, "to wage war if necessary to disarm Iraq."
  • Die Vereinigten Staaten von Amerika haben die Demokratie pervertiert und zur Show verkommen lassen. Die Ziele der US-Administration haben nichts mit den Interessen privater amerikanischer Bürger zu tun. Eine Oligarchie regiert seit Jahren Amerika, gesteuert von wirtschaftlichen Interessen.
  • Die Amerikanischen Massenmedien sind gleichgeschaltet. Die Bürger sind uninteressiert, unbedarft und werden mit patriotischen Reden und Shows beeinflusst (Brainwashington). Mit Lüge und Betrug werden die Medien im grossen Stil manipuliert (Powells 'Beweise' vor dem UN-Sicherheitsrat, das angebliche Bin-Laden-Tape ...).
  • Die seit zweihundert Jahre ausschliesslich hochgehaltene Freiheit des einzelnen amerikanischen Bürgers wird massiv eingeschränkt (Guantanamo, Echelon, Patriot Act, Spitzelsystem, Menschenrechte, Army, Rechtswesen...).
  • Der Wille der UNO wird nackter Gewalt und militärischer Macht untergeordnet. Weil die USA die Mitglieder des UN-Sicherheitrates offensichtlich nicht kaufen konnten, verzichteten sie auf eine weitere UNO-Resolution und führen (nur unterstützt von England und Spanien) unter Verletzung des Völkerrechts Krieg gegen den Iraq ohne ein UNO-Mandat und gegen den ausdrücklichen Willen des UNO Sicherheitsrates.
  • Offizieller Kriegsgrund: Der Irak besitzt Massenvernichtungswaffen, ist nicht bereit abzurüsten und muss mit militärischer Gewalt entwaffnet werden.
  • Tatsächlich konnten durch monatelange UNO-Inspektion keine Massenvernichtungswaffen im Iraq gefunden werden, der Irak kooperierte mit der UNO und die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates waren mehrheitlich der Ansicht, dass klare Chancen bestehen, den Iraq mit friedlichen Mitteln unter Leitung der UNO zu entwaffnen.
  • Eine Aussage des US-Verteidigungsministers am 27. Februar 2003 zeigt, welche Risiken die USA bei einem Irak-Krieg bereit sind, einzugehen: The number of U.S. troops that would be required to administer Iraq after a U.S.-led military campaign is "not knowable" because of the large number of variables in how a conflict might unfold, Secretary of Defense Donald Rumsfeld said Thursday. He also said it "makes no sense to try" to come up with cost estimates for a war in Iraq because the variables "create a range that simply isn't useful." "We have no idea how long the war will last. We don't know to what extent there may or may not be weapons of mass destruction used," Rumsfeld said at a Pentagon news conference. "We don't have any idea whether or not there would be ethnic strife. We don't know exactly how long it would take to find weapons of mass destruction and destroy them."
  • Die Bush-Administration macht glaubend, dass mit dem präventiven Angriff gegen den Iraq und dem dortigen Regimewechsel der Nahe Osten demokratisiert und gleichzeitig der Israel-Konflikt gelöst wird (Bush-Rede vom 16. März 2003). Ein Erfolg der Falken um den stellvertretenden Verteidigungsminister Paul Wolfowitz, die die Welt mit militärischer Gewalt 'demokratisieren' wollen.
  • Interview mit James Woolsey, ehemaliger CIA-Direktor, jetzt Pentagon-Berater. Zitat Woolsey: 'Auf kurze Sicht liegt unsere grundlegende Verwundbarkeit darin, dass die Saudis die (Öl-) Fördermenge schnell drosseln oder steigern können... Damit haben die Saudis entscheidenden Einfluss auf den Ölpreis. Wir müssen dem Nahen Osten die Ölwaffe wegnehmen. ... Während fast ganz Europa demokratisch ist, bleibt der Nahe Osten der Härtefall für die Verbreitung der Demokratie. Wir fangen jetzt mit dem Irak an, weil Saddam am tückischsten und gefährlichsten ist. Wir können ihn nicht an der Regierung belassen und statt dessen die Region von ihren Rändern her demokratisieren. Man muss im Zentrum des Problems beginnen.' DER SPIEGEL 4/2003, Seite 108. Nirgends wurde so deutlich gesagt, was die USA unter 'Nation-Building' verstehen.
  • Die US-Administration mit ihrem Präsidenten Bush, ist von Heilgewissheit beseelt (die man aber auch als blanken Nationalismus bezeichnen kann): Am 01. März 2003: The president closed with a bipartisan, patriotic call to arms of sorts. "There is no doubt in my mind that this nation will prevail in this war against terror," he said, "because we're the greatest nation, full of the finest people on the face of this earth."
  • Am 19. März 2003 fordert Bush Saddam ultimativ auf, mit seinen Söhnen das Land innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. Lässt er dieses Ultimatum verstreichen, hat das einen militärischen Konflikt zur Folge. Frage eines Journalisten: 'Was passiert, wenn Saddam sein Land verlässt?' "Die USA werden auf jeden Fall in den Irak einmarschieren, auch wenn Saddam Hussein das Land vorher verlässt. Dann werden wir den Irak eben friedlich entwaffnen", sagte Fleischer, der Sprecher des Präsidenten.
  • Der psychologisch entscheidende Fehler Amerikas im Vorfeld des Krieges: Die Bush-Administration hat der Welt keinen plausiblem Kriegsgrund präsentiert. In den öffentlichen Medien sind die imperialen Strategien Amerikas kein Thema.

Das sind alles öffentlich zugängliche Fakten. Jeder Bürger, der halbwegs bei Verstand ist, konnte sich damit mindestens seit Sommer 2002 ein reales Bild der Situation machen und darauf warten, dass dieser Krieg losgetreten wird.
Warum waren dazu die gewählte Politiker weltweit nicht in der Lage ?!

 

Warum Krieg?

  • Amerika hat schlicht und einfach die Macht dazu.
  • Die amerikanische Macht gründet sich auf militärische Gewalt in nie dagewesenem Ausmass und auf globalisierte wirtschaftliche Macht.
  • Diese beiden Faktoren entwickeln eine aggressive Eigendynamik.
  • Es existiert kein Staat und keine Staatengemeinschaft, die Amerika auf diesen beiden Feldern Paroli bieten könnte.
  • Ein Militärbudget von der Grösse des US-Budgets (mindestens eine Milliarde Dollar täglich!) hat praktisch einen Staat im Staate zur Folge.
  • Eine Militärindustrie solchen Ausmasses schreit nach militärischen Konflikten, denn sie bedeuten Waffenexport und Krieg. Mindestens alle zehn Jahre wird ein Krieg gebraucht, damit alte Munition verschossen und neue Waffen erprobt werden können.
  • Jeder Krieg ist gleichzeitig auch ein Investitionsprogramm für die eigene Wirtschaft.
  • Die Wirtschaft ist auf Expansion ausgerichtet und global auf der Suche nach Märkten.
  • Die gesamte 'freie Welt' einschliesslich der USA sind völlig abhängig von täglich 77 Millionen Barrel Öl.
  • Die USA sind weltweit der grösste Energieverbraucher und abhängig von Öllieferungen, besonders aus Saudi-Arabien.
  • Die UNO besitzt ehrenwerte, vernünftige Ziele, aber weder militärische, noch wirtschaftliche Macht. Damit ist sie fast ausschliesslich ein Papiertiger und wird von den USA genau so behandelt.
  • Die im Wilden Westen gewachsene, überaus simple Überzeugung aller Amerikaner, wird auf die Aussenpolitik übertragen: Jedes Problem ist am einfachsten mit Gewalt zu lösen. Daraus resultieren Dominanz-Strategien wie Nation-Building und Demokratisierung mit Gewalt.
  • Die USA sind nicht lernfähig, denn ihre Kriege zeigen drastisch, dass die gewalttätige Methode der Konfliktlösung nicht funktioniert: Vietnam, Balkan, Afghanistan, Israel, Kampf gegen den Terrorismus. Im Umkehrschluss aber heisst das: Amerika hat nicht die Absicht, durch Kriege globale Konflikte zu lösen. Krieg ist systemimmanent.
  • Das Bildungsniveau der meisten Amerikaner ist desolat. Keine Kenntnisse, kein Wissen, keine Informationen.
  • Amerikas einfache Grundüberzeugung: We are the Greatest Nation on Earth.
  • America United: Fast Food, Pappbecher, UFO, Jesus, Sternenbanner und blaurote Luftballons.

 

Zukunft unter Militärherrschaft

  • Der Rechtsstaat wird durch das Recht des Stärkeren ersetzt, Demokratie durch Diktatur.
  • Es existiert kein gemeinsames Wertesystem mehr zwischen der Alten und der Neuen Welt.
  • Das Ende des Pluralismus ist in Sicht und auch das Ende von Aufklärung und Bildung: Gewalt vor Vernunft. Glaube vor Wissen.
  • Mit Präventivkriegen und Nation-Building sichert Amerikas Machtelite global ihre Interessen.
  • Die UNO wird zu einer internationalen Hilfsorganisation degradiert.
  • Die Welt wird wieder in zwei Lager sortiert: Die Guten marschieren mit Amerika durch Dick und Dünn. Alle anderen sind die Bösen.
  • Wer kann es sich wie lange leisten, Amerika zu widersprechen?

Dieser Paradigmawechsel war bereits im Sommer 2002 deutlich sichtbar. Mit dem Irak-Krieg wurde er vollzogen.

 

Jürgen Albrecht, 20. März 2003

BACK