Meine
Mutter ist in Dorum, mein Grossvater in Leer geboren. Also bin ich
ein halber Ostfriese. Vor zwölf Jahren war ich das erste Mal
in Ostfriesland. Es wird Zeit, dass ich mal wieder die Heimat meiner
Vorfahren besuche. Über das Internet buche ich das Hotel
Smutje in Norden. Das war gar nicht so einfach, neun
von den zehn angeschriebenen (einfachen) Hotels waren ausgebucht.
Einfach heisst, die Übernachtung im Einzelzimmer kostet zwischen
24 und 30 Euro. Im Smutje zahle ich 39 Euro pro Nacht. Aber das ist
in Ordnung, das Hotel & Restaurant Smutje liegt direkt in der
Fussgängerzone von Norden, ein helles, grosses Zimmer mit Dusche
und WC, gutes Essen und jeden Morgen ein reichhaltiges Frühstück
in der gemütlichen Teestube.
Die Teestube
im Hotel Smutje, Norden
Doornkaat
und Schnitger in Norden
Seit dem 12. Jahrhundert existiert in Norden eine autonome Landesgemeinde.
Grossen Einfluss auf die Stadtentwicklung haben verheerende Sturmfluten
und die von Süden im 11. Jahrhundert einsetzende Christianisierung.
1235 wird mit dem Bau der Ludgerikirche in Norden begonnen, in der
heute noch die Schnitger-Orgel
von 1693 zu hören ist. Die Friesen wehren sich gegen Fremdherrschaft
und Hanse, auch mit Seeräuberei (Klaus Störtebeker). Anfang
des 15. Jahrhunderts ist Norden zur Seehafenstadt aufgestiegen und
wird von den Vitalienbrüdern regiert. In den letzten 500 Jahren
werden Häfen gebaut, die Küste wird befestigt und eingedeicht,
die Moore werden trocken gelegt und landwirtschaftlich genutzt und
im Jahre 1882 erreicht die Eisenbahn Norden. Heute ist der Hafen von
Norden bedeutungslos, Norden wächst mit Norddeich zusammen und
das bekannteste Produkt, das aus Norden kommt, ist der Doornkaat,
ein klarer Schnaps. Der Tourismus ist heute der bedeutendste Wirtschaftszweig
von Norden. An vielen Häusern in Norden und im Umland sieht man
Schilder: Ferienwohnung frei. Auch jetzt in der Hauptsaison. Manche
Leute sprechen hier tatsächlich so wie Käptn Blaubär
und vieles versteht man nicht. Ostfriesische Fachbegriffe
muss man sich erklären lassen.
Ich leihe
mir ein Fahrrad (fünf Euro pro Tag), das beste, mit dem ich je
gefahren bin: Ein Hollandrad von Gazelle. Damit mache ich weite Touren
in die Umgebung und geniesse die Bilder dieser einmaligen Landschaft.
Deich, Watt, Ebbe und im Hintergrund die Insel Norderney
Weites, flaches,
grünes Land mit hohem Himmel
Abendlicht
in Norddeich
Die Ludgerikirche in Norden (Schnitger-Orgel von 1693)
Windstärke sechs, Böen sieben, Regenschauer
Das Erbe
der Grün-Roten Regiergung: Mit Steuergeldern subventionierte
Windenergie verunstaltet die Landschaft
Flohmarkt
in Norden
Ein Wickingerlager
in Norddeich Westhafen - Eintritt vier Euro
Überall
gibt es zu Essen und zu Trinken -
dafür alleine kann man als Single mühelos 50 bis 70 Euro
pro Tag (!) ausgeben ...
Die
Kreuzbasilika in Marienhafe
Die St.
Marienkirche zu Marienhafe
war 500 Jahre lang ein Dom, die grösste Kirche in Friesland.
Die Kirche wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts als dreischiffige,
gewölbte Kreuzbasilika erbaut. Im Jahr 1829 wurden große
Teile der Kirche wegen Baufälligkeit und zu hoher Betriebskosten
abgerissen. Erhalten ist heute nur noch das Mittelschiff der Kirche.
Auch der Turm wurde um zwei Stockwerke gekürzt und was ihn bedeckt,
kann man kaum Helm nennen. Die ehemaligen Ausmasse des Doms kann man
heute nur noch erahnen: Gesamtlänge 73,2 m, Breite des Querhauses
33,3 m, Höhe der Gewölbe im Mittelschiff 19,3 m, ein sechsgeschossiger
Turm mit einem 17 m hohen Helm, insgesamt 82 Meter hoch. Klaus Störtebeker
soll sich um 1400 in diesem Turm verschanzt haben. Jedenfalls gibt
es jetzt dort eine Störtebeker-Kammer. Damals konnte er seine
Piratenschiffe direkt an der Burgmauer der Kirche vertäuen. Marienhafe
hatte direkten Zugang zum Meer. Heute liegt die Küste der Nordsee
10 Kilometer weiter westlich. An dem Spruch ist was dran: Gott schuf
die Welt, der Friese die Küste.
Die St.
Marien-Kirche in Marienhafe
Der schöne Friedhof von St. Marien
Reste der ehemals 250 m langen Relieffriesen in der Störtebekerkammer
zeugen von der Grösse St. Mariens vor dem Abbruch
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