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Bilanz des Krieges gegen den Terrorismus

Fünf Jahre nach den Anschlägen des 11. September

 

 

Vor fünf Jahren hat Bush als Folge des Anschlages von 11. September den globalen Krieg gegen den Terrorismus ausgerufen. Gegen den Rat auch vieler vernünftiger Amerikaner die davor warnten, dass man den Terrorismus mit militärischen Mitteln nicht besiegen kann. Wie sieht heute die Bilanz aus?

  • Die Kommentatoren sind sich einig: Die Welt ist heute unsicherer als im Jahr 2001 - Gerade wegen des amerikanischen Krieges gegen den Terrorismus.
  • Der Krieg gegen den Terrorismus hat Terroristen erzeugt und fast einen Kulturkampf eingeleitet. Er polarisiert und hat damit entscheidend den radikalen Dschihadisten weltweit in die Hände gespielt.
  • In Europa existiert ein grosses Reservoir potentieller Terroristen: Junge, ungebildete, arbeitslose und nicht integrierte Muslime.
  • Wie nie zuvor herrschen in der gesamten muslimischen Welt Ablehnung und Hass gegen die USA und den "Westen" überhaupt.
  • Praktisch nichts wurde von der Westlichen Welt gegen die Wurzeln des Terrors unternommen: Armut, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, fehlende Bildung, Ausbeutung, kulturelle Verachtung und religiöse Verblendung, besonders im Nahen Osten und den arabischen Ländern.
  • Die USA haben das Ansehen der UNO und des UNO-Sicherheitsrates diskreditiert und seine Autorität unterminiert. Die USA zahlen nicht die vereinbarten UN-Beiträge, ignorieren Resolutionen des Sicherheitsrates und haben im Sicherheitsrat vor dem Irak-Krieg bewusst gelogen.
  • Der Atomteststoppvertrag von 1996 wurde von den USA zwar unterzeichnet, aber bisher nicht ratifiziert. Es besteht keine Aussicht, dass die USA (und Israel) diesen Vertrag in absehbarer Zeit ratifizieren. Damit kann der Vertrag nicht in Kraft treten und das inzwischen weltweit installierte Überwachungssystem kann offiziell nicht in Betrieb gehen.
  • Der von Bush zum Hauptfeind Amerikas erklärte Osama Bin Laden konnte von der hochgerüsten Supermacht nicht gefasst werden. Seine Al Quaida Organisation aber ist stärker als je zuvor und benötigt keine Führer mehr: Sie ist Ideologie geworden.
  • In Afghanistan werden die Taliban wieder stärker und die Nato führt (mit der Beteiligung von Deutschland) einen Krieg gegen schattenhafte Guerillas.
  • Der Krieg gegen den Irak wurde von Bush als das Zentrum des Kampfes gegen den Terrorismus deklariert. Tatsächlich hatte er damit nichts zu tun.
  • Wegen der irakischen Massenvernichtungswaffen und der angeblichen Al Quaida Verbindungen wurde der Irakkrieg von den USA begonnen. Auch mit dem Ziel, den Nahen Osten zu demokratisieren. Alles Lüge und Illusion.
  • Im Irak Krieg sind bisher so viele amerikanische Soldaten gestorben, wie bei den Anschlägen von 9/11: Über 3.000 tote US-Soldaten, aber über 40.000 tote Zivilisten und genau so viele Folteropfer!
  • Im Irak herrscht Bürgerkrieg. Hilflos die von den USA eingesetzte, "demokratische" Regierung. Die amerikanischen Besatzer können gerade noch sich selbst schützen, sonst niemanden.
  • Die USA haben im Irak ihr Ansehen, ihre Glaubwürdigkeit, ihre moralischen Prinzipien und den Nimbus der militärischen Unbesiegbarkeit verspielt: Lügen vor dem Sicherheitsrat, Folter in Abu Ghureib, illegale Gefängnisse in aller Welt und in Guantanamo, Geschäfte mit dem Krieg, Respektlosigkeit und völliges Unverständnis gegenüber einer fremden Kultur, Bürgerkrieg und tägliche Bombenattentate.
  • Nichts hat Amerika aus seiner Vergangenheit gelernt, z.B. aus Vietnam.
  • Nichts ist von der Demokratisierung des Nahen Ostens zu sehen. Im Gegenteil: Israels aggressive, gewalttätige Politik gegen seine Nachbarn ist die Wurzel des Nahost Konflikts und nichts geschieh zu seiner Entschärfung.
  • Nur mit der Unterstützung von Bush/USA konnte Israel seine Siedlungspolitik fortsetzen (Annektion von 'heiligem Land'), eine monströse Mauer bauen und einen völlig unsinnigen Krieg gegen die Palästinenser und den Libanon führen.
  • Die demokratisch (!) an die Macht gekommenen militanten Organisationen Hisbollah und Hamas haben den israelischen Angriff weitgehend unbeschadet überstanden. Damit wurde wieder bewiesen, wie sinnlos ein militärischer Krieg gegen fanatisierte Fundamentalisten ist.
  • Die Folge: Gewonnen hat in diesem Konflikt in erster Linie der fundamentalistische Iran, der sich anschickt, zur islamischen Führungsmacht des Nahen Ostens zu werden, ausgestattet mit Atomwaffen.

Das ist die verheerende Bilanz des "Krieges gegen den Terrorismus", den Amerikas Präsident, George W. Bush, (den Namen sollte man sich merken!) im Jahr 2001 ausgerufen hat. Amerika ist nicht nur aussenpolitisch isoliert. Auch die Amerikaner selbst fangen (endlich!) an, sich gegen ihren Präsidenten zu stellen, der sich auf einer Mission wähnt: Er lebt in dem christlich-fundamentalistischen Wahn, die Welt mit Krieg und Hightech Waffen mit Freiheit und Demokratie zu beglücken.

Aus meiner Sicht fehlt der politischen Elite dieser Zivilisation vor allen Dingen eines:
Bildung, Vernunft und Weitblick statt Gewalt und Gier nach Macht, Einfluss und Geld.

 

Die (heutige!) Meinung der New York Times
"Die amerikanische Invasion und die Besatzung des Irak haben dazu beigetragen, eine neue Generation des islamischen Radikalismus hervorzubringen; die globale Terrordrohung ist seit den Anschlägen des 11.September angewachsen." Diese Erkenntnis zum "Global War on Terror", markiert nach Informationen der New York Times die zentrale Aussage eines umfassenden Geheimberichts, zu dem alle 16 amerikanischen Geheimdienste ihre Erkenntnisse und Einschätzungen beigesteuert haben. Mehr ...

12. September 2006

Kriegskosten: 400 Milliarden Dollar
Drei Jahre und neun Monate nach dem Beginn des Irakkrieges ist der 142 Seiten lange Bericht mit 79 Empfehlungen, die die so genannte überparteiliche Baker Kommission kürzlich präsentiert hat, das wortreiche Eingeständnis, dass die Politik der Bush-Regierung im Irak gescheitert ist. Im Blitzkrieg starben 140 Amerikaner, in der so genannten Nachkriegsphase ließen aber bisher 2700 US-Soldaten und zehntausende Iraker ihr Leben. Statt Demokratie und Konsolidierung herrschen im völlig zerrissenen Land blutiges Chaos und ein Bürgerkrieg vor, deren Dynamik von keiner Seite eingedämmt werden kann. Der scheidende UN-Generalsekretär Kofi Annan hat festgestellt, vielen Menschen im Irak gehe es heute schlechter als während der Herrschaft des Diktators Saddam Hussein.
Die Kriege im Irak und Afghanistan kosteten laut einer neuen Studie des Kongresses bislang bereits mehr als 400 Milliarden Dollar. Allein für den Einsatz im Irak wurden demnach zwischen September 2005 und September dieses Jahres monatlich acht Milliarden Dollar bereitgestellt, wie die «New York Times» berichtet.

14. Dezember 2006

 

Jürgen Albrecht, 12. September 2006
update: 04.11.2007

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