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Der Holocaust an den Aborigines
   

Ein Artikel von Riedlberger bei Heise

Zitat: Preisfrage: Welches Land verbietet einer Minderheit Alkohol und Pornografie? Kleiner Tipp: Das fragliche Land liegt nicht im Nahen Osten. Es ist, erstaunlicherweise, Australien, und die Minderheit sind rund 60 Indigenengemeinschaften (= Aborigines) im Nordterritorium. Begründet wird die Maßnahme mit der Bekämpfung des weitverbreiteten Missbrauchs von Kindern. Einem Bericht zufolge, sollen in allen von dafür 45 besuchten Eingeborenengemeinschaften sexuell missbrauchte Kinder vorgefunden worden sein. Gleichzeitig seien dort Alkoholismus und Pornographiekonsum weit verbreitet gewesen. Mehr ...

 

Es existieren keine reinrassigen Aborigines mehr

Aus diesem oberflächlichen Artikel sind die Hintergründe für den Kindesmissbrauch und das Verbot von Alkohol und Pornografie bei den Aborigines nicht zu erkennen. Der unverfängliche Begriff 'Indigenengemeinschaft' wird nicht erklärt. Der Artikel liegt im weltweiten Trend: Die Lage der Nachkommen der Aborigines ist unbekannt oder sie wird verharmlost und geschönt. Damit wird der Holocaust an den Aborigines verschleiert, der im 19. und 20. Jahrhundert stattgefunden hat und dessen Auswirkungen heute in Australien unübersehbar sind - für jeden der sie sehen will und der sich für die Lage der Aborigines interessiert. Hier sind die Fakten:

Die Aborigines haben mindestens 40.000 Jahre in Australien im Einklang mit der Natur gelebt. Sie haben eine sehr differenzierte Kultur entwickelt, die ohne Kriege, Geld und Eigentum ausgekommen ist. Entscheidend waren die sozialen Beziehungen innerhalb der Clans und der Clans untereinander. Das gesamte Leben war auf das friedliche Überleben in einer kargen Natur ausgerichtet. Die spirituelle Welt der Aborigines war sehr eng mit ihrem Land, ihrem Lebensraum, verwurzelt.

Dann brachen die weissen Siedler in das Leben der Aborigines ein. Die Aborigines wurden von ihrem Land vertrieben. Es hat Massaker gegeben, bei denen die Aborigines wie Kangaroos abgeschlachtet worden sind. Die Aborigines wurden in Konzentrationslager eingesperrt, es wurde versucht, sie umzuerziehen, aus ihnen 'zivilisierte' Menschen zu machen. Kinder wurden von ihren Eltern getrennt und von kirchlichen Einrichtungen aufgezogen. Die Aboriginals waren 'Mündel des Staates' und haben erst 1967 (!) die vollen Bürger- und Menschenrechte erhalten. Mit ihrem Land wurde den Aborigines gleichzeitig ihre spirituelle Welt und ihre kulturelle Identität genommen. In ganz Australien existieren heute nur noch Mischlinge als Nachkommen der Aborigines. Bereits 1930 ist in Karratha der letzte Aboriginal gestorben, der noch ein reinrassiger Jaburara-Aboriginal war. Kein einziger Clan der Nachkommen der Aborigines lebt heute noch nomadisierend so, wie die Aborigines noch vor 200 Jahren gelebt haben. Ein vollendeter Holocaust. An diesem Holocaust waren die christlichen Kirchen aktiv und an vorderster Front beteiligt. Kein Wunder, dass heute niemand daran erinnert sein will.

Von der Australischen Regierung wurden Aboriginal-Communitys eingerichtet (Indigenengemeinschaften). In diesen Dörfern (Lager ohne Zaun und Stacheldraht, aber im baum- und wasserlosen Outback) wurden und werden die Nachkommen der Aborigines interniert. Die ehemals nomadisierenden Tribes leben in festen Häusern, die der Staat für sie errichtet hat. Diese Communitys werden von Weissen organisiert und betrieben. Weisse bedienen die Aborigines von morgens bis abends und stellen sie ruhig. Die Aborigines reparieren ihre Häuser nicht selber, sie bewirtschaften keinen Garten, sie produzieren nichts, sie gehen nicht auf die Jagd. Auch das Essen liefern die Weissen und sie sorgen auch für die Müllabfuhr. Die Aborigines rühren keine Hand, sie setzen nur jede Menge Kinder in die Welt. Viele Aboriginal Communitys in den Northern Territories sind in der Regenzeit wegen der Strassenverhältnisse bis zu sechs Monate von der Aussenwelt abgeschnitten. Ohne Radio, Fernsehen und Zeitungen. Was bleibt da ausser Sex und Alkohol noch? Den Nachkommen der Aborigines fehlt jede Motivation, weil sie spirituell, kulturell und sozial entwurzelt sind. Ihnen fehlt jede Perspektive. Sie haben keinerlei Willen, sich zu assimilieren. Deshalb sind sie fast vollständig von der weissen Bevölkerung isoliert und von Arbeit, Bildung und Wohlstand ausgeschlossen. Im Strassenbild Australiens sind kaum Nachkommen der Aboriginals zu sehen. Die von weissen Australiern betriebenen Aboriginal-Communitys stellen de facto die australische Variante der Rassentrennung dar.

 

Lügen über die Lage der Aborigines in Australien:

Lügen über die Aborigines

 

So wie in diesem Flyer von Singapore Airlines (verteilt vom SPIEGEL in der letzten Ausgabe Nr. 26) wird die Situation der Aborigines der westlichen Welt verkauft. Ganz bewusst und gezielt werden Falschmeldungen in die Welt gesetzt, die der Realität Hohn sprechen. Den Touristen werden in Australien Potemkinsche Dörfer vorgeführt. Es gibt nur wenige Ausrutscher, dazu gehört der oben zitierte Artikel von Riedlberger. Besonders makaber und unanständig aber ist, dass die Australier (und andere, wie beispielsweise Singapore Airlines) mit der Marke 'Aborigines' Geschäfte machen. Das ist mit diesem Flyer deutlich zu erkennen. Tatsächlich aber sind an diesen Geschäften Aborigines praktisch nicht beteiligt. Ein typisches Beispiel dafür ist auch in der Story der Aboriginals von Tiwi Island nachzulesen. Weitere Beispiele habe ich aus eigener Anschauung in dem Buch Australien Storys beschrieben (Storys Nr. 9, 11, 15, 44, 45, 46, 50, 53 und 59).

In welchem Masse dieser vollendete Holocaust verschwiegen und verharmlost wird, kann man an der Präsenz von entsprechenden Dokumenten im Internet erkennen:
Aborigines + Holocaust ... ca. 115.000 Dokumente
Aborigines + Genocide .... ca. 491.000 Dokumente
Jewish + Holocaust ... ca. 2.140.000 Dokumente
Jewish + Genocide .... ca. 1.880.000 Dokumente (Stand am 04.12.2007 bei Google)

 

Es waren die Weissen ...

Der Holocaust an den Aborigines aber ist kein Einzelfall, kein 'Unfall der Geschichte'. Wer ist verantwortlich für die Ausrottung der Inka, Azteken und Indianer ??! Wer hat die Afrikaner jahrhundertelang versklavt, wer nimmt heute noch durch Landraub Völkern die Existenzgrundlage - vom brasilianischen Urwald bis Palästina?! Es war und ist der 'Weisse Mann', es waren die Europäer im Verein mit der katholischen Kirche, die unzählige Völker dieser Erde in den letzten 500 Jahren ausgerottet und ganze Kulturen vernichtet haben. Das waren keine 'bedauerlichen Unglücksfälle', sondern mit diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde unsere heutige 'Zivilisation' aufgebaut. Die Entwicklung der gegenwärtigen, technisierten 'Hochkultur', war und ist begleitet von Sklaverei, Massenmord, Krieg und Holocaust.

 

 

Nachtrag 2008

We say Sorry

Prime Minister Kevin Rudd: I MOVE that today we honour the Indigenous peoples of this land, the oldest continuing cultures in human history.We reflect on their past mistreatment. We reflect in particular on the mistreatment of those who were Stolen Generations—this blemished chapter in our nation’s history.The time has now come for the nation to turn a new page in Australia’s history by righting the wrongs of the past and so moving forward with confidence to the future.We apologise for the laws and policies of successive Parliaments and governments that have inflicted profound grief, suffering and loss on these our fellow Australians. We apologise especially for the removal of Aboriginal and Torres Strait Islander children from their families, their communities and their country.

For the pain, suffering and hurt of these Stolen Generations, their descendants and for their families left behind, we say sorry. More ...

Neil Evans in Wyndham, NT
Neil Evans am 04. Juni 2000 in Wyndham, NT

Lange hatten die Vertreter der Aborigines von der Regierung verlangt, die jahrhundertelangen Misshandlungen durch die weißen Australier anzuerkennen, und bald auch die linksliberale Öffentlichkeit hinter ihrer Forderung versammelt. Aber der konservative Premierminister John Howard, der viermal hintereinander gewählt wurde, hatte dem Drängen nie nachgeben. Alles, wozu er sich durchrang, war ein „tiefes Bedauern“, das er 1999 öffentlich kundtat. Erst unter Kevin Rudd, der die Labor Party im November vergangenen Jahres nach elf Jahren Opposition an die Macht zurückführte, sollten die Ureinwohner ihren Wunsch erfüllt bekommen. Nur 361 Wörter später war alles vorbei, und doch soll sich durch die wenigen Minuten, in denen das Wort „Entschuldigung“ gleich fünfmal fiel, das Land verändert haben.

Dass es mehr als zehn Jahre gedauert hat, bis sich das offizielle Canberra zu diesem Schritt entschloss, lag nicht zuletzt an der Sorge vieler Politiker, eine staatliche Anerkennung des Unrechts könne weitere Schadensersatzansprüche legitimieren. In mehreren Verfahren ist es den Ureinwohnern bereits geglückt, Landrechte einzuklagen. Vereinzelt gelang es aber auch Angehörigen der „stolen generations“, Kompensationszahlungen für ihr erlittenes Unrecht zu erzwingen. Nicht nur Howard hatte stets argumentiert, dass für das Fehlverhalten früherer Regierungen nicht die heute lebende Bevölkerung büßen dürfe. Auch in der Labor Party gibt es keine Mehrheit für einen staatlichen „Kompensationsfonds“, wie ihn Vertreter der Ureinwohner fordern; eine Milliarde australische Dollar (etwa 620 Millionen Euro) möchten sie in dem Topf sehen. Mehr ...

 

Mein Kommentar: Ein grosses Ereignis für die heutigen Nachkommen der Aboriginals - knapp 250 Jahre nachdem James Cook 1770 in der Nähe von Sydney als erster Europäer in Australien an Land gegangen ist. Mit der Landnahme durch Großbritannien begann auch der Untergang der Aboriginals. Die Aboriginals wurden von den Weissen nicht nur physisch bekämpft, mit dem Land wurde ihnen auch ihre spirituelle Identität genommen. Die Entschuldigung war längst überfällig, aber sie kann den Völkermord an den Aboriginals nicht rückgängig machen. Es ist eine wichtige Geste, aber mehr nicht. Und sie kommt zu spät. In Australien existieren keine reinrassigen Aboriginals mehr, ihre Kultur ist vollständig untergegangen. Es ist zu hoffen, dass wenigstens die Lage der Nachkommen der Ureinwohner verbessert wird, denn die 460.000 Überlebenden dieses vertuschten Holocaust's leben unter unwürdigen Bedingungen in Aboriginal Communitys am Rande der australischen Gesellschaft. Mehr über die Hintergründe ... siehe oben!

 

 

Nachtrag 2013

Australien entschuldigt sich bei den Aboriginals

Die australische Premierministerin Julia Gillard hat sich am Donnerstag vor dem Parlament in Canberra für Hunderttausende Zwangsadoptionen im 20. Jahrhundert entschuldigt. Seriöse Schätzungen gehen davon aus, daß etwa 250000 Kinder seit den zwanziger Jahren gegen den Willen ihrer Mütter auf staatliche Anweisung zur Adoption freigegeben worden waren. Vor allem zwischen 1950 und dem Ende der siebziger Jahren war dies in Australien übliche Praxis.

Es ist das zweite große »Sorry« einer australischen Regierung, nachdem sich Gillards ebenfalls sozialdemokratischer Amtsvorgänger Kevin Rudd bereits für die von Staats wegen angeordnete massenhafte Wegnahme von Aborigines-Kindern in früheren Jahrzehnten entschuldigt hatte, die in Heimen bzw. zur »Assimilation« in weißen Pflegefamilien landeten.

Bei den Betroffenen, um die es aktuell geht, handelt es sich um die Kinder unverheirateter und oftmals noch minderjähriger Mütter. Der damals herrschenden Sozialmoral zufolge sollten diesen »ordentliche« Familien­umstände zum Aufwachsen geboten werden. Daß die fünf Millionen Australische Dollar, die jetzt zur Verfügung gestellt werden, das begangene Unrecht nicht einmal ansatzweise gutmachen können, ist allen bewußt. Mehr bei www.jungewelt.de ...

Kommentar Al: Dieses Ereignis ist den Medien kaum eine Nachricht wert. Wenn aber doch, so taucht dabei kaum das Wort "Aboriginal" auf! Ausnahme: siehe oben. Die meisten Statements reden verschämt nur von "Kindern". Es geht aber ausschliesslich um die Kinder von Aboriginals! Diese Adoptionspraxis war Teil des Holocausts an den Aboriginals, der für die Medien ein Tabu ist. Aus gutem Grund: Die heutige Situation der Nachkommen der Aboriginals ist unwürdig, beschämend und völlig hoffnungslos. Und dieses Problem wird Australien nicht mehr los.

22.03.2013 10:33

 

 

Jürgen Albrecht, 30. Juni 2007
update: 19.05.2013

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