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Das Internet im Jahr 2033
Ironische Mutmassungen und Prognosen
   
Das bedrohliche Internet

In der letzten Zeit wurde viel über die Beeinflussung der Gesellschaft und jedes Einzelnen durch das Internet diskutiert. Schirrmacher, der Herausgeber der FAZ, fühlt sich durch die Informationsflut überfordert und fremdgesteuert. Ausserdem befürchtet er, die "freiwillige Maschinenwerdung des Homo sapiens." Es werden Ängste vor Google geschürt und Verschwörungstheoretiker bauen Google zu der Superintelligenz auf, die bald die Macht über die Menschheit übernehmen wird und uns die Privatsphäre raubt. Ernsthaft wird besonders in den USA auch im laufenden Jahr die Frage diskutiert, wie das Internet unseren Denkstil verändert hat. Hier wirkt der Einfluss von Marshall McLuhan nach (Das Medium ist die Botschaft ... [ 1 ]). Auf seine Thesen stürzten sich zwar gierig die Feuilletons und dort sind sie immer noch präsent, aus meiner Sicht aber war und ist McLuhan über weite Strecken ein Scharlatan, weil seine griffigen Kopfgeburten in der Realität keine Entsprechung finden. Jaron Lanier hat sogar schon eine neue "Digital-Religion" in der Gesellschaft ausgemacht, die den Internetnutzer um den Verstand bringt [ 2 ]. Wenn Lanier damit meint, dass Fernsehen und Internet für die ungebildete Masse so interessant sind, dass sie darüber vergisst, in die Kirche zu gehen, gebe ich ihm recht. Ansonsten - Alles Panikmache?! Was ist vom Internet wirklich in der Zukunft zu erwarten?

 

Digital-Religion

 

Keine intelligenten Maschinen in Sicht

Das Internet wird sich in den nächsten 25 Jahren nicht qualitativ verändern. Dieses Potential hätte nur die künstliche Intelligenz. Alle KI-Bemühungen aber sind in 60 Jahren Forschungsarbeit gescheitert. Es ist nicht einmal ein Ansatz für intelligente Maschinen in Sicht. Es ist auch völlig abwegig anzunehmen, die digitalen Technologien hätten den Denkstil der Menschen verändert. Die Umstände, unter denen wir denken, haben sich verändern, aber nicht unser Gehirn! Nur wer nicht über den letzten Stand der Hirnforschung und der KI informiert ist, redet unbedarft von semantischem Web und dem Internet, das denkt und bald intelligenter sein wird als seine Nutzer.

Der Turing-Test ist die entscheidende Messlatte dafür, ob künstliche Intelligenz existiert, oder nicht. Als Alan Turing 1950 diesen Test vorschlug, war an Sprachverständigung zwischen Mensch und Computer noch nicht zu denken. Unter den heutigen technischen Voraussetzungen müsste man diesen Test um die Verständigung zwischen Mensch und Computer über die natürliche Sprache an Stelle der Tastatur erweitern. Dann könnte aber der Turing-Test überhaupt erst gestartet werden, wenn die Sprachverständigung zwischen Mensch und Computer eineindeutig funktioniert. Das ist realistisch, denn Sprachverständigung ist eine Voraussetzung für Intelligenz, selbst aber noch keine Intelligenz!

Sprachsteuerungen werden heute bereits angewendet: Siri war ein Vorreiter. Erste Sprachsteuerungen existieren als Anwendungen für Smartphones, Navigationsgeräte und Fahrzeuge. Welche Qualität solche Steuerungen heute besitzen, ist hier zu hören: www.youtube.com ... Im Jahr 2012 basieren alle diese Systeme aber auf einem Satz von gelernten Sprachbefehlen, die mit Aktionen und Aktoren gekoppelt sind. Dieses Prinzip ist noch sehr weit weg von einer intelligenten Sprachverständigung zwischen Mensch und System. Sie wäre erreicht, wenn Tastatur und Maus überflüssig geworden sind. Solange keine sichere Sprachverständigung existiert, gibt es auch keine KI - Ein effektiver Test! Allein die Sprachverständigung wäre ein entscheidender Fortschritt in der Mensch-Maschine-Kommunikation! Aber immer noch keine KI ...!

Ohne KI ist und bleibt das Internet in den nächsten Jahrzehnten ein hirnloses Arbeitsmittel. Die Anwendungsmöglichkeiten des Internet aber werden sich stark erweitern, der Durchdringungsgrad wird total, nichts geht mehr ohne Internet. Neue periphere Ein- und Ausgabegeräte (z.B. 3D-Projektion auf die Netzhaut) werden die Anwendung des Internets stark erweitern. Das Internet wird mobil. Internet in jedem technischen Gerät, in jedem Fahrzeug, in jeder Maschine. Die Gesellschaft wird ohne Internet und IT nicht mehr funktionieren. Dieser Zustand ist in vielen Bereichen heute schon erreicht. Hier liegt tatsächlich ein gewaltiges Gefahrenpotential, denn ohne Strom landet die globale Zivilisation schlagartig wieder in der Steinzeit. Schlimmer noch, die "zivilisierten" Menschen haben es völlig verlernt, dann in der Natur zu überleben.

 

Keine Gefahr für die Gebildeten

Die Angst vor der Wirkung des Internets ist übertrieben. Meine Argumentation bisher: Mich betrifft das nicht, denn wer urteilsfähig ist, dem können die potentiellen Gefahren des Internets nichts anhaben. Meine virtuelle Umgebung ist überschaubar, ich kommuniziere nicht über Social Networks, die überbordende Werbung in allen Medien beeinflusst mich kaum. Die relative Wahrheit von Google und Wikipedia ist mir voll bewusst, nichts ist im Web über mich zu finden, was ich nicht selbst dort (direkt oder indirekt) eingestellt habe. Niemand zwingt mich zu Multitasking, es sei denn, ich selbst. Eine Informationsflut, die mich zu ersticken droht, gibt es für mich nicht und eine eventuelle Digital-Religion wird mich so wenig erreichen, wie alle anderen Religionen. Weil ich von mir auf alle Anderen schliesse, existieren keine unbekannten Gefahren durch das Internet. Es ist ein Arbeitsmittel wie Bleistift und Papier, nicht mehr und nicht weniger.

Entscheidend, und der springende Punkt bei meiner bisherigen Argumentation zu diesem Thema: Auch eine Kreissäge kann hoch gefährlich sein, wenn man nicht gelernt hat, mit ihr sinnvoll und vorsichtig umzugehen. Das gleiche gilt für das Internet: Der Nutzer muss dieses Arbeitsmittel beherrschen - nicht umgedreht! Der User muss kompetent sein und wissen, was er tut. Medienkompetenz ist erforderlich. Wer urteilsfähig und kompetent ist, ist auch nicht in Gefahr. Das ganze Kapitel Gefährdung durch das Internet ist allein eine Frage der Bildung.

 

Die Masse der Internetnutzer ist ungebildet

Diese Position ist richtig, aber einseitig. Tatsache ist, dass die meisten der weltweiten Internetnutzer ungebildet, inkompetent und nicht mit Weitblick ausgestattet sind. Das wird auch in Zukunft so sein, denn keine kapitalistische Regierung schreibt sich die Bildung ihres Volkes als Staatsziel auf ihre Fahnen! Eine spannende Frage: Welche Rolle kann oder wird das Internet unter diesen (realen) Bedingungen zukünftig spielen?!

 

Die smarte Diktatur des Kapitals

Die Antwort wird am deutlichsten, wenn man von einem Extremfall ausgeht, der so aussieht: Die technische Zivilisation, wie wir sie jetzt kennen, wird zwar in den nächsten 25 Jahren immer mal wieder von Krisen geschüttelt (Finanzsystem, Krieg, Terrorismus, Unfälle), aber sie überlebt. Kein globaler Stromausfall. Das ist die entscheidende Voraussetzung dafür, dass auch das Internet überlebt und sich weiterentwickelt. Nach wie vor existieren Nationalstaaten und das kapitalistische Wirtschaftssystem. Die globale Verflechtung hat zugenommen. Globalisierung und Internet sind nicht zu trennen. Der Wirtschaftsschwerpunkt hat sich nach China und Südostasien verlagert. Die Akkumulation des Kapitals und die Staatsverschuldung nehmen exponentiell zu. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich systembedingt immer mehr. Aus den nationalen Demokratien und Diktaturen sind Oligarchien und Plutokratien  geworden. Ein Trend, der heute bereits deutlich in den USA, Deutschland, Italien, Russland und Südamerika zu beobachten ist. Diese Staaten geben sich einen demokratischen Anstrich, de facto und de jure aber regiert eine Diktatur des Kapitals mit nur einem Ziel: Profit um des Profits Willen. Diese Diktatur unterscheidet sich aber qualitativ von allen bisherigen: Es ist kein Stacheldraht, kein Schiessbefehl und keine Ideologie oder Religion mehr nötig. Internet und Fernsehen, intelligent von den Regierenden im Hintergrund gesteuert sorgt dafür, dass die Masse des Volkes arbeitslos, aber satt und zufrieden in ihren vier Wänden mit sich selbst beschäftigt ist. Jedem wird suggeriert, dass er alle Freiheiten besitzt: Freiheitsrechte, Bürgerrechte, Menschenrechte, Umweltschutz, Lebensmittelkontrolle - Es lebe der Rechtsstaat! Freie Wahlen, gleich mehrfach im Jahr, jeder darf reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, er kann tun, was das Gesetz nicht verbietet: Pluralismus - lasst alle Blumen blühen! Wer will, kann um den ganzen Erdball reisen. Nur wenigen dämmert manchmal, dass die vielen Freiheiten ganz entscheidend vom Kontostand abhängen, vor allen Dingen aber die Handlungsfähigkeit des Kapitals nie einschränken.

Ein Teil der Bevölkerung wird für die Wirtschaft und den Betrieb der Infrastruktur gebraucht. Diese Menschen müssen qualifiziert sein, besonders „Techniker“ werden benötigt, also Ingenieure aller Fachrichtungen. Bildung ist generell nur gegen Geld zu haben. Ein Teil der Reichen ist gebildet, aus der Masse der Armen haben nur herausragende Talente eine Chance auf Kredit und damit auf Bildung.
Die Masse der Bevölkerung aber wird in der zukünftigen Wirtschaft nicht mehr gebraucht. Es entsteht eine grosse, arme Unterschicht ohne Arbeit und Bildung, dafür aber ausgestattet mit einem Rechtsanspruch auf Zugang zu Fernsehen und Internet. Das bedingungslose Grundeinkommen ist Realität, weil ungeheuer nützlich für die Regierenden: In keiner anderen Weise kann die arme, ungebildete Masse besser ruhig gestellt werden als mit einer "Kopfpauschale" von 1.000 Euro monatlich für jeden, unbürokratisch und ganz selbstverständlich vom Staat ausgezahlt. Das optimale Mittel, um bereits im Ansatz zu verhindern, dass die Armen auf die Barrikade gehen. Die grösste Gefahr, die seit Anbeginn der Zivilisation für jede Regierung bestand und besteht, ist damit beseitigt. Das bedingungslose Grundeinkommen wird von den Reichen finanziert. Es ist die unumgängliche Steuer, die als Gegenleistung für die uneingeschränkte Handlungsfreiheit der Regierenden vom Profit abgezweigt werden muss.

 

Ruhigstellung der Masse

Bleibt nur noch ein Problem: Brot ist gelöst, wie sorgt man für Spiele? Wie kann auf einfache Weise kostengünstig erreicht werden, dass niemand mehr mit seinem Kopf alleine ist? (... denn dann fangen die Leute an zu denken, und das ist hoch gefährlich!) Was ist zu tun, damit die Armen zu Hause zufrieden bis ans Lebensende auf dem Sofa sitzen bleiben? Das heutige Fernsehen macht es vor: Erkunde die Bedürfnisse der armen, ungebildeten Masse und befriedige sie ohne moralische Bedenken und ohne jedes Wenn und Aber. An vorderster Stelle stehen dabei die niedrigsten Instinkte: Ansehen, Macht, Gewalt, Sex und Gier nach Eigentum und dem eigenen Revier.

Das Fernsehen hat in den letzten 30 Jahren auf diesem Gebiet ganz erstaunliche Fortschritte gemacht. Es hat in Deutschland bezeichnender Weise nie Bestrebungen gegeben, ein Bildungsfernsehen zu etablieren. Die Entwicklung ging eindeutig von Anfang an in Richtung Entertainment, Show, Sport und Filme (Krimis, Pornos und grosse Geschichten, die die Emotionen bedienen). Das Fernsehprogramm besteht daraus heute zu ca. 95 Prozent. Nur der schmale Rest ist Information über die reale Umwelt. Die öffentlich-rechtlichen Kanäle machen dabei keine Ausnahme. Inzwischen regt sich niemand mehr darüber auf oder fragt nach dem Bildungsfernsehen. Aber das Fernsehen ist passiv, interaktives Fernsehen ist nie über die Anfänge hinausgekommen. Interaktion aber ist die Stärke des Web 2.0. Das Internet ergänzt deshalb das Fernsehen ideal im Bereich aktives Entertainment.

Alles was im Internet zur Ruhigstellung der Massen benötigt wird, ist mindestens im Ansatz schon vorhanden: Eine unübersehbares Angebot von Spielen, leichter Zugriff auf Musik, Filme und Pornos. Der gesamte Bereich der Social Networks dient dem Kommunikationsbedürfnis. Eine spezielle Form von Leben ist in den virtuellen Welten möglich. Hier kann man das ausleben, was in der Realität zu teuer oder aus rechtlichen und moralischen Gründen nicht erreichbar ist. Das Virtuelle ist effektiver als die Realität, weil einfacher und billiger bei fast gleichem Effekt. Ideal für den Entertainment-Einsatz!

In Zukunft wird deshalb ein besonderer Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung der Virtualität liegen: Virtuelle Gewalt, virtuelle Macht über virtuelle Menschen und Königreiche (Reviere), virtueller Sex und virtueller Reichtum. Virtualität besitzt entscheidende Vorteile: Billig, vom heimischen Sofa aus zu haben und die Emotionen sind dabei fast wie im wirklichen Leben in Wallung zu bringen! Ein ideales, weil billiges und nebenwirkungsfreies Medium zur Beglückung armer, ungebildeter Massen in den heimischen vier Wänden! 

Das Internet aber bietet noch einen unschätzbaren Vorteil, der es zur Ruhigstellung der Massen prädestiniert: Die Selbstregulierung. Niemand braucht gezwungen oder geschult werden, niemand muss im Parteilehrjahr agitiert werden, soziale Netzwerke und Spiele zu benutzen oder in virtuelle Welten einzusteigen. Weil der Lebensunterhalt und die warme, trockene Wohnung ganz ohne Eigenleistung gesichert ist, bleibt ohne Arbeit nur grenzenlose Langeweile, die auszufüllen ist. Was ist naheliegender und bequemer, als das Fernsehen und das Internet einzuschalten? Dort ist das Angebot breit gefächert, jeder findet das Richtige für seine Bedürfnisse. Mit etwas Halbwissen und viel Ehrgeiz kann man sogar zu einem geachteten Autor oder Admin bei Wikipedia aufsteigen!

 

Alle Manipulationsmöglichkeiten für die Regierenden

Die digitalen Technologien bieten aber auch den Regierenden hervorragende Möglichkeiten zur völlig unauffälligen Steuerung der Massen: Elektronischer Personalausweis, elektronische Gesundheitskarte, elektronischer Entgeltnachweis Elena, Steuer-Identifikationsnummer, Vorratsdatenspeicherung, Online Banking bei gleichzeitiger Überwachung aller Kontobewegungen (SWIFT), Ortung über das Handy: Alles schon vorhanden! Bis zur Manipulation ist es nur noch ein kleiner Schritt, auch hier sind die technischen Möglichkeiten bereits installiert und erprobt: Manipulation der Nachrichten, Manipulation der Suchergebnisse von Suchmaschinen, Zensur des Internets und der gesamten persönlichen Kommunikation, gezielte Desinformation und Ablenkung, Erzeugung von Hysterien jederzeit nach Bedarf (Klimakatastrophe, Schweinegrippe, Kinderschänder, Sicherheitswahn).

Parallel dazu aber kann sich die reiche, deutsche Gesellschaft immer noch den Pluralismus leisten, wo man sich für Geld alles kaufen kann. Nicht zuletzt Dank des staatstragenden Internets. Es ist und bleibt für die Gebildeten und Cleveren ein hervorragendes Arbeitsmittel, ein Steuerungsinstrument für Wirtschaft und Regierung. Niemand wird gezwungen, sich bei Facebook oder Buzz zu registrieren, seine Bilder bei Flickr und die Videos bei YouTube hochzuladen, die vielen Angebote von Google zu nutzen und sich bei Ebay zu bekaufen. Schon wer sich nicht konform zur Generation Handy und Internet verhält, fällt durch das Raster aller Datamining-Bemühungen! Mein weblog.al ist beispielsweise in keinem Blog-Verzeichnis zu finden, weil es durch mein Privat-Design von den WebSpidern nicht als Weblog erkannt wird. Ganz typisch für das Internet: Stupid Automation! Die Uniformität, zu der beispielsweise alle Social Networks ihre Nutzer zwingen, erzeugt auf der einen Seite Geborgenheit, gleichzeitig bietet sie aber auch hervorragende Tarnungsmöglichkeiten.

Das Internet wird weiterhin für Forschung, Produktion, Wirtschaft, Finanzen und Militär/Staatsschutz ein unverzichtbares Werkzeug bleiben. Jeder aber, der seinen Verstand zu gebrauchen weiss, kann jetzt und in Zukunft Manipulation, Überwachung und Bevormundung weitestgehend aus dem Wege gehen. 

 

Alles kostenlos?

Im Internet ist (fast) alles kostenlos. Das Internet hat die Marktwirtschaft, wo alles seinen Preis hat, ausser Kraft gesetzt. Aber nur scheinbar. Die Marktwirtschaft galt und gilt auch für das Internet. Aber das Content-Angebot ist viel grösser, als die Nachfrage. So konnte sich kein Markt entwickeln, oder er ist zusammengebrochen (Musikindustrie). Das Internet repräsentiert über weite Strecken eine Überflussgesellschaft: Der reale Kommunismus! Das gilt aber in der Regel nur für Content, der sich selber generiert, wie beispielsweise die Inhalte bei Flickr und Wikipedia. Aber auch Content, hinter dem eine wirkliche Wertschöpfung steckt (Nachrichten, Musik, E-books, Software) wird von der Umsonst-Mentalität erfasst, weil das Angebot einfach zu gross ist und bleiben wird.

Kostenlos wird ein Kennzeichen des Internet bleiben, weil dieses Prinzip zu Armut und Dummheit passt. Je mehr sich aber die Schere zwischen Arm und Reich öffnet, wird sich im Internet auch ein realer Markt entwickeln. Die, die bezahlen können, werden für Geld exklusiven Content erhalten. Das wird nicht die Musik von Tokyo-Hotel sein oder eine Bilderserie über Iceland. Die Elite wird sich Spezialsoftware, exklusive Nachrichten, Hintergrundberichte und –analysen, Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit, Knowhow usw. via Internet kaufen, so wie das jetzt schon geschieht. Trotzdem, durch das Internet befindet sich der Umgang mit dem geistigen Eigentum in einem grundsätzlichen Wandel (ACTA).

Die Pop-Musik, die Zeitungen, die Buch- und die Filmindustrie sind der Umsonst-Mentalität ausgeliefert und müssen sich bei Strafe des Unterganges etwas Neues einfallen lassen. Das neue Medium Internet entzieht ihnen die bisherige Geschäftsgrundlage. Aber das ist ganz normal, denn heute kann auch niemand mehr seinen Lebensunterhalt als Schmied oder Müller verdienen.  

 

Facit: Das zweigeteilte Internet

Wenn nicht der Strom ausgeht, wird das Internet in 25 Jahren noch selbstverständlicher als bereits heute zum Leben in dieser technischen Zivilisation gehören. Das Internet wird nicht völlig anders aussehen, als heute. Auf keinen Fall wird es intelligenter sein, als heute, oder sogar selbständig denken!

Die Nutzung des Internet aber wird deutlich zweigeteilt sein: Kostenlos für die arme und ungebildete Masse der Gesellschaft, dient es hier vor allen Dingen in vielfältiger Weise der Unterhaltung, buchstäblich dem Zeitvertreib. Eine ganz andere Funktion wird das Internet für die Wissenschaft, die Produktion und die Wirtschaft im weitesten Sinne besitzen: Arbeitsmittel, kostenpflichtiger Zugang zu elitärem Content und Werkzeug der Mächtigen zur unauffälligen Steuerung, Manipulation und Ruhigstellung der Massen.

Niemand aber braucht vor dem Internet Angst zu haben. Hier entsteht keine intelligente Supermacht! Soviel ist sicher. Das Internet bleibt ein Mittel zum Zweck. Hervorragend geeignet, um armen Leuten auf dem Sofa wenigstens virtuell die animalischen Befriedigungen zu verschaffen, die ihnen in der Realität verwehrt bleiben. Dass sie von den Mächtigen über Fernsehen und Internet manipuliert und ruhiggestellt werden, merken sie nicht, also tut es auch nicht weh.

Ein äusserst nützliches Werkzeug und Arbeitsmittel ist und bleibt das Internet für alle diejenigen, die sich Bildung und Durchblick leisten können. Wer weiss, wie das Internet funktioniert, kann sich gleichzeitig auch weitestgehend vor Manipulation, und Bevormundung schützen.

Auf diese Entwicklung muss man sich einstellen wie auf ein Gewitter oder ein Erdbeben. Alles Lamentieren (Schirrmacher, Payback) und jeder wie auch immer geartete Widerstand ist zwecklos, weil es sinnlos ist, gegen die Realität zu revoltieren. So, wie die gesamte Evolution der technischen Zivilisation, ist auch die weitere Entwicklung des Internets und aller digitalen Technologien ein Selbstläufer. Die technische Entwicklung vollzieht sich ohne Plan und Konzept, unabhängig vom Willen und Agieren einzelner Menschen, Gruppen oder Staaten.

 

 

 

Kommentierte Nachrichten aus den letzten Monaten

 

Alles nur Lüge und Illusion

Nur schlichte, naive Gemüter konnten sich nicht vorstellen, dass die "Geheimen" aller Länder bei Bedarf nicht unsere E-Mails mitlesen würden. Wie umfassend aber in unserer Kommunikation geschnüffelt, gesammelt und spioniert wird, ist jetzt erst durch Edward Snowden zur Gewissheit geworden: Nichts ist den Geheimdiensten mehr heilig und geheim, weder die Privatsphäre, der Rechtsstaat, die Meinungsfreiheit oder die Menschenrechte. Die Feinde werden in Klassen eingeteilt und Freunde gibt es keine mehr, denn auch das eigene Volk, die eigenen Eltern und der Ehepartner werden überwacht. Vorne weg die USA, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit von Freiheit reden und die Fahne der greatest nation on earth schwenken! Dabei ist von allen Werten in Amerika wohl nur noch einer übrig geblieben: Wir sind die Grössten und das gibt uns das Recht alles zu tun, was uns nützt. Amerika und die vielgerühmte "Freie Welt" - Alles nur Lüge und Illusion. Vorsicht! NSA liest alles mit!

Was nun? Solange diese technische Zivilisation existiert, wird das Internet und unsere Kommunikation von den geheimen Diensten aller Länder mehr oder weniger abgehört, gespeichert und analysiert werden. Man muss ganz einfach davon ausgehen, dass das Internet bis hin zum privaten Computer praktisch für jeden Hacker frei zugängig ist. Privatsphäre existiert nur noch, wenn man sich allen Medien strikt und ausnahmslos verweigert.

Damit muss man leben. Trotz alle Beteuerungen, die Dienste in den Griff zu bekommen, das Internet wird permanent und von vielen anonymen "Services" gescannt werden. Die Situation wird sich eher verschärfen, als entspannen. Was aber ist der nächste Schritt? Eine völlig neue Qualität ist erreicht, wenn meine Bewegungs- und Gedankenfreiheit beeinflusst, zensiert und eingeschränkt wird. Dann ist auch ganz real die Demokratie und der Pluralismus perdu und wir sind in einer schlimmeren Diktatur gelandet, als es die Diktaturen von Hitler, Stalin oder die DDR mit ihrer Stasi waren. Die Stasi hatte das gleiche Sicherheitstrauma wie die USA. Aber gegen die Methoden der NSA waren die Stasi-Spitzel dilettantische Waisenknaben.

Das Kriterium für den Umschlag von Demokratie in Diktatur ist die Zensur des Internet. Sobald die Internetfreiheit eingeschränkt wird, ist es vorbei mit Pluralismus und den Menschenrechten. Dann wissen die Grössten dieser Erde wieder, was gut und was schlecht ist für mich und meine Freunde ist. Mehr bei www.storyal.de ...

10.08.2013 20:31

Self Publishing bedroht das Verlagsgeschäft

Immer mehr Autoren publizieren ihre Bücher ohne die Hilfe konventioneller Verlage – und erreichen teilweise große Verkaufserfolge. Zur Buchmesse gab Amazon bekannt, 52 der 100 meistverkauften deutschen Kindle-Books des Jahres 2012 seien von Autoren via Kindle Direct Publishing eingereicht worden. Der meistverkaufte Kindle-Direct-Titel, "Der 7. Tag" von Nika Lubitsch, liege auf Platz 2 der Jahres-Bestsellerliste aller Kindle-Books. Lubitsch habe das Buch vor 13 Jahren geschrieben und vergeblich versucht, einen Verlag für das Buch zu finden. Mehr bei www.heise.de ... und bei www.storyal.de ...

18.03.2013 11:36

Mehr Bücher, weniger Leser

In Deutschland liest jeder Vierte niemals ein Buch. Das belegt die aktuelle Studie „Lesen in Deutschland 2008“, der Stiftung Lesen, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Über 2.500 Jugendliche und Erwachsene wurden bei dieser umfangreichsten Lesestudie seit dem Jahr 2000 repräsentativ befragt. 36 Prozent lesen wöchentlichen, 8 Prozent täglich. Es verschwindet der klassische Gelegenheitsleser mit einem bis vier gelesenen Büchern im Monat. Mehr bei http://d21.ts.fujitsu.com ...

Lesen Statistik 2008

Kommentar Al: Es gibt andere Statistiken die nachweisen, dass zwar Bücher gekauft, aber nicht gelesen werden. Rund 36 Millionen Bücher wurden in Deutschland im vergangenen Jahr verkauft, nahezu 100 Prozent davon waren gedruckte Ausgaben. Der Anteil der E-Books am Umsatz liegt zurzeit unter einem Prozent. Derzeitig sind rund 7500 Aussteller aus 111 Ländern auf der Frankfurter Buchmesse versammelt. Mit etwa 310 000 Neuerscheinungen wurde das Niveau von 2009 nicht ganz erreicht.

Es ist immer noch sehr schwierig und stark vom Zufall abhängig, für das eigene Buch einen Verleger zu finden. Die Verlage werden mit Manuskripten überschüttet und höchstens jedes hundertste Manuskript wird gedruckt. Nach welchen Kriterien werden die Manuskripte aussortiert? Wie viele gute, interessante Bücher werden nie gedruckt?! Wie viele Schriftsteller bleiben für immer unerkannt, welche Schätze entgehen den Lesern ...!! Der gesamte Buchmarkt hat wenig mit Qualität und Literatur zu tun, aber sehr viel mit Profit, Rummel und Werbung.

Dazu kommt die Bedrohung durch die E-books. Natürlich wird es gedruckte Bücher geben, solange diese fragile Zivilisation existiert. Aber wohin wird sich das Lesen in 50 oder 100 Jahren entwickelt haben? Mit Sicherheit hin zu den digitalen Medien und ihrer Umsonst-Mentalität. Mit E-books Geld zu verdienen, wird genau so schwierig werden, wie in der Musikbranche. Auf Dauer ist jeder Kopierschutz wirkungslos. Musik, Bilder, Texte und auch Bücher sind Massenprodukte und sie werden auf Dauer via Internet umsonst zu haben sein.

Ein Beispiel: Seit fast zehn Jahren kann man sich mein Australien-Buch umsonst von dieser WebSite downloaden. Das passiert pro Monat 200 bis 500 Mal. Ein Jahr lang habe ich versucht, für das Herunterladen der PDF-Datei fünf Euro zu kassieren. Nicht ein Leser war bereit, für dieses 500 Seiten starke E-Book fünf Euro auszugeben! Auch die Bilder sind unverkäuflich. Das Buch Mauerfall und Neustart wurde im September 2010 400 Mal heruntergeladen. Natürlich umsonst.

Fazit: Kein Buch ist ohne massive Werbung zu verkaufen (Nobelpreis, Skandal, Tabubruch ...). Mit Werbung aber kauft der Leser jeden Inhalt. Also: Die Werbung entscheidet, was ein "gutes" Buch ist, nicht der Inhalt. Die sogenannte "literarische Qualität" existiert nicht, sie ist eine subjektive Fiktion.

10.10.2010 14:04

 

Die Lesegewohnheiten ändern sich

Ein interessanter Artikel: Johanna Romberg, Die Revolution des Lesens, GEO 08/2009
Darin folgende Fakten:

  • Im Jahr 1454 wurde von Johannes Gutenberg die erste Bibel mit beweglichen Metall-Lettern gedruckt. In den folgenden 50 Jahren wurden acht Millionen Bücher produziert. Das ist mehr als alles, was in 6500 Jahren davor geschrieben wurde.
  • 60 Prozent aller US-Amerikaner rühren nach Abschluss der High School in ihrem späteren Leben freiwillig nie wieder ein Buch an.
  • In den USA werden 40 Prozent aller produzierten Bücher nie verkauft. Mehr als 50 Prozent aller gekauften Bücher aber werden nicht zu Ende gelesen
  • 67 Prozent der unter 20-jährigen ist es völlig egal, ob sie Texte auf Papier oder Online lesen. Für sie ist allein der Inhalt entscheidend.

Diese GEO-Zeitschrift lese ich in der Uni-Bibliothek Bonn. Der Lesesaal ist voll, ca. 80 Prozent der Arbeitsplätze sind an diesem Dienstag gegen 12 Uhr besetzt. 30 Prozent der Leser haben ein Notebook auf dem Tisch stehen, daneben Bücher, Zeitschriften, Papier. Der Internetanschluss ist selbstverständlich. Niemand arbeitet mit einem Kindle o.ä., keiner hat einen Tablett-PC dabei. Alle haben ein Handy in der Tasche. Handyverbot im Lesesaal.

Unser Leseverhalten hat sich geändert. Wir filtern den Text, wir scannen ihn auf der Suche nach dem Inhalt. Heute wollen wir in erster Linie wissen, ob uns dieser Inhalt nützlich sein kann, oder nicht. Wir haben weder Lust noch Zeit, einen geschickt gedrechselten Satz auszukosten oder einen Text auswendig zu lernen, um damit gebetsartig zu meditieren. Welcher Student wird sich heute noch die 758 Seiten der Buddenbrooks zumuten? (Bei Amazon 72 neu ab EUR 7,99 | 50 gebraucht ab EUR 2,21 | 6 Sammlerstück(e) ab EUR 3,00 )

Das heisst aber überhaupt nicht, dass das Lesen heute uninteressant oder unwichtig geworden ist. Im Gegenteil. Wer das Handy oder einen Computer nutzen will, muss lesen und schreiben können. Das Web und die gesamte digitale Welt erschliesst sich nur dem, der perfekt in Deutsch ist und möglichst auch noch English kann. Der Grund ist erstaunlich: Wäre der Computer intelligent, könnte man mit ihm auch in der natürlichen Sprache kommunizieren. Dabei entstehen aber zu viele Fehler (die Komplexität der Sprache wurde lange unterschätzt). Deswegen Zahlen, Buchstaben und Text beim Umgang mit Computern. Weil sich das in absehbarer Zeit nicht ändern wird, sollte jeder mit 15 Jahren das 10-Finger-System beherrschen, denn er wird lebenslang überall eine Tastatur vorfinden!

Es besteht also keinerlei Gefahr, dass in den nächsten Jahren das Lesen und Schreiben untergeht. Aber unsere Technik der Wissensaneignung ändert sich. Weg vom Buch und vom gedruckten Text, hin zum Online-Text. Und nicht nur der Text transportiert heute Inhalt, sondern auch Bilder, Videos und in viel grösserem Umfang als ohne digitale Techniken: Die direkte verbale Kommunikation zwischen Menschen (Chat, Telefon, Videokonferenz). Das kann nur vorteilhaft sein, denn die effektivste Form des Lernens ist das Meister-Schüler-Verhältnis und die direkte, zwischenmenschliche Kommunikation.

Auch unter dem Aspekt des Lesens existiert also kein Grund, das Internet und die IT zu verteufeln. Im Gegenteil. Ein Buch kann immer nur einer alleine lesen (oder schreiben), Multi-User-Arbeit ist viel effektiver und der Normalfall an Computer-Arbeitsplätzen.

20.02.2010 18:23

HOW IS THE INTERNET
CHANGING THE WAY YOU THINK?

Read any newspaper or magazine and you will notice the many flavors of the one big question that everyone is asking today. Or you can just stay on the page and read recent editions of Edge ...

  • Playwright Richard Foreman asks about the replacement of complex inner density with a new kind of self-evolving under the pressure of information overload and the technology of the "instantly available". Is it a new self? Are we becoming Pancake People — spread wide and thin as we connect with that vast network of information accessed by the mere touch of a button.
  • Technology analyst Nicholas Carr wrote the most notable of many magazine and newspaper pieces asking "Is Google Making Us Stupid". Has the use of the Web made it impossible for us to read long pieces of writing?
  • Science historian George Dyson asks "what if the cost of machines that think is people who don't?" He wonders "will books end up back where they started, locked away in monasteries and read by a select few?".
  • W. Daniel Hillis goes a step further by asking if the Internet will, in the long run, arrive at a much richer infrastructure, in which ideas can potentially evolve outside of human minds? In other words, can we change the way the Internet thinks?

What do you think? More ...

Kommentar Al: Darüber lohnt es sich wirklich, einmal nachzudenken ... Ad hoc befürchte ich: Unser Denkstil hat sich durch das Internet überhaupt nicht verändert. Die Umstände unterliegen einem sehr schnellen und grundlegenden Wandel, aber nicht das menschliche Denken.
Die Frage "what if the cost of machines that think is people who don't?" zeigt, wie unsinnig diese Diskussion sein kann: Keine Maschine denkt! Es ist auch nicht abzusehen, dass eine Maschine jemals denken wird. Auch das Internet ist weit weg davon, zu denken. Es ist ein Mittel, ein Arbeitsmittel, so wie ein Bleistift oder ein Buch. Der Mensch denkt und dabei benutzt er Arbeitsmittel, heute natürlich (und Gott sei Dank!) auch das Internet. Wie effektiv er beim Denken ist, hängt von seiner Motivation, seiner Kreativität, seinen Arbeitsmitteln und ... ganz entscheidend: von seiner Bildung, seiner Qualifikation und seiner Erfahrung ab. Hier liegt der springende Punkt! Ich habe den Verdacht, diese Diskussion (mit angestossen von Schirrmacher, Payback) soll nur davon ablenken, dass sich der Staat in der Globalisierung viel zu wenig um die Bildung seiner Bürger kümmert. Es geht nur um Wachstum, Effektivität und Profit. Die Bildung der Bürger ist kein Staatsziel. Muss man sich da über die wachsende "Unterschicht", prekäre Verhältnisse und Trash Culture wundern? Die Diskussion über die angebliche Überforderung durch das Internet, den Verlust der Privatsphäre und das Schüren der Angst vor Google (Spiegel 2/2010) ist eine Gespensterdebatte. Am eigentlichen Thema geht sie vorbei.

Nachwuchs ohne Bildung

12.01.2010 5:55

Google will die Weltherrschaft

Als eine Moderatorin des US-Fernsehsenders CNBC Google-Chef Eric Schmidt am Montagabend nach all den Daten fragte, die sein Konzern über Internetnutzer besitzt, sagte Schmidt einen denkwürdigen Satz: "Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht ohnehin nicht tun." Wer aber "wirklich diese Art von Privatsphäre" brauche, müsse sich nicht über Suchmaschinen wie Google Sorgen machen, die solche Daten selbstverständlich speicherten. Sondern über die US-Behörden. Denn der Patriot Act erlaube unter Umständen auch Zugriff auf die Daten, die Google über seine Nutzer sammelt.

Schmidts Satz verrät gleich drei beunruhigende Haltungen: Erstens, so kann man ihn interpretieren, sind Sie selbst schuld, wenn Sie es heute noch wagen, Geheimnisse haben zu wollen. Zweitens weiß Google schon längst verdammt viel über Sie. Und drittens wird der Konzern all die Informationen, die er über Sie hat, nicht gegen Sie verwenden - denn das dürfen nur Regierungsbehörden.

Dieses Weltbild - "wer nichts zu verbergen hat, braucht sich doch keine Sorgen zu machen", kennt man aus totalitären Staaten. Dass es nun vom Chef des größten Datensammlers der Menschheitsgeschichte öffentlich vertreten wird, ist besorgniserregend. Zumal Schmidt den Satz in einer Phase der Google-Geschichte sagt, in der sein Unternehmen in bislang unbekanntem Tempo Innovation auf Innovation präsentiert: Google ist dabei, sich für die Zukunft absolut unentbehrlich zu machen, auch weit weg vom PC. Der Preis, den man für die stets kostenlosen und so unheimlich nützlichen Dienste des Unternehmens zahlen muss, ist aber spätestens jetzt klar: Wir alle sollen uns vom bürgerlichen Konzept der Privatsphäre verabschieden. Mehr ...

Kommentar Al: Das ist Schwachsinn und Wasser auf die Mühlen von Verschwörungstheoretikern und Leuten, die davor Angst haben, dass Maschinen früher oder später die Macht übernehmen (Schirrmacher u.a.). Man kann es auch ganz anders sehen: Google ist sehr innovativ und der Neid der Konkurrenz ist verständlich. Letztlich macht Google nur das, was technisch möglich ist, und das ist (leider) Standard: Kein Forscher lässt sich (z.B. ethische) Grenzen setzen, obwohl das manchmal sehr sinnvoll wäre. Aber die menschliche Neugier ist grenzenlos. Auf der anderen Seite braucht niemand, der klar im Kopf ist, sich wegen Google Sorgen um seine Privatsphäre zu machen. Entscheidend war und ist, wem man was erzählt. Auf unabsehbare Zeit kann einem niemand und nichts in den Kopf gucken und es ist eine Frage der Intelligenz, wie man sich in der Gesellschaft und in den Medien bewegt. Bildung ist entscheidend, nicht Angst vor Google!

09.12.2009 11:38

Mein Kopf kommt nicht mehr mit

Frank Schirrmacher hat ein Buch geschrieben: Payback: "Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen." Jetzt nutzt der Mitherausgeber der FAZ seine hervorragenden Beziehungen zu den Medien, um aus seinem Buch einen Bestseller zu machen. Schirrmacher, der Computerversteher, in allen Zeitungen, in Radio und Fernsehen. Im SPIEGEL 48/2009 ein Artikel von Schirrmacher über sein Buch, den ich zweimal gelesen habe. Trotzdem habe ich nicht verstanden, worüber sich Schirrmacher in einer verquasten Sprache aufregt, wogegen er ist und wofür.
Originalton Schirrmacher: „Die innere Stimme wird eine äußere, und zwar in einem Umfang, der noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wäre.“ Und weiter: „Während wir aus Nachrichten bloße Informationen und aus Informationen einförmige Daten machen, lernen die Computer, den umgekehrten Weg zu gehen. Das ist ein weiterer Schritt zur freiwilligen Maschinenwerdung des Homo sapiens.“ Quelle ... Tagesspiegel: Hier werden Sie gedacht.

Zitate aus einer willkürlich ausgewählten Rezension:
"Frank Schirrmacher sieht die bildungsbürgerlichen Ideale des 20. Jahrhunderts in schwerer Bedrängnis durch die Informationsströme des Internets, Algorithmen und – natürlich – Google.  Schirrmacher sieht sich durch die Informationsfülle des Internets aufgefressen. Er bekennt sich zu Vergesslichkeit, Unkonzentriertheit und dem Gefühl, ständig eine Information zu versäumen. Aber er fühlt sich damit nicht allein. Den Philosophen Daniel Dennett zitierend, sieht er sich als Teil der leidenden Mehrheit, die unter der Informationsexplosion in der digitalen Gesellschaft Gefahr läuft, von Computern unterworfen und beherrscht zu werden. So betrachtet erinnern Schirrmachers Ausführungen zum Internet recht stark an die Auseinandersetzungen mit dem Maschinenzeitalter im frühen 20. Jahrhundert, als nicht wenige Denker glaubten, der Mensch würde zum Rädchen im Getriebe degradiert und sei so nicht mehr Herr seiner Schöpfung. Hundert Jahre später sind es die Informationsströme des Internets, Algorithmen und natürlich immer wieder Google." Mehr ...

Frank Schirrmacher weiss nicht, wovon er redet. Er versteht nichts von Computern, künstlicher Intelligenz, Multitasking, Algorithmen und anderen Begriffen, mit denen er hantiert. Oder er agiert dümmer, als er ist und wollte schlicht einen "Aufreger" schreiben, um sich damit ins Gespräch zu bringen und um Geld zu verdienen. Weder konzeptionell noch fachlich trägt er mit diesem Buch etwas zur Entwicklung oder Nutzung der Computer bei. Auch wenn ich sein Buch nicht gelesen habe - Es ist ohne Belang. *) Eben ein Bestseller. Aber noch nur auf Platz 18 der Bestsellerliste im SPIEGEL 49/2009.
Im Übrigen, die Sache ist klar und übersichtlich: Computer sind in der Welt und nicht mehr wegzureden. Computer beeinflussen unser Leben, unsere Kultur und unser Denken so, wie schon der Faustkeil das Leben unserer Vorfahren entscheidend beeinflusst hat. Inzwischen sollte es auch zum Allgemeinwissen gehören, dass Computer nicht intelligent sind und keinerlei Gefahr besteht, dass sie die Macht über diese Zivilisation übernehmen. Im Gegenteil. Alle Versuche der letzten 60 Jahre, den Computern Intelligenz beizubringen, sind fehlgeschlagen. Der Computer ist nicht mehr und nicht weniger als ein stupider Faustkeil - Ein Werkzeug. Wir Menschen bestimmen, was wir damit anstellen. Faustkeil, Atomenergie und Computer kann man sinnvoll und zum Nutzen der Menschen einsetzen, umgekehrt aber damit auch jede Menge Schaden anrichten. Dann aber hat es keinen Sinn, mit dem Finger auf den Faustkeil oder den Computer zu zeigen. Es ist der intelligente Mensch, der ihn benutzt, und der auch für die Konsequenzen verantwortlich ist. Genau das aber hat Schirrmacher nicht begriffen. Zu Gunsten seiner bildungsbürgerlichen Kinderstube aber habe ich den Verdacht, er tut nur so, als hätte er es nicht begriffen. Sonst könnte ja sein Buch nie ein Aufreger werden ...!

29.11.2009 12:27

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*) Jetzt habe ich Payback in der Hand gehabt und das Kapitel auf Seite 143 gelesen: "Wo fängt der Computer an und wo hört das Hirn auf" Ein Zitat steht für das ganze Kapitel. Zitat, Seite 147: "Der menschliche Geist ist ein Computerprogramm." ... Das ist die Erkenntnis, "auf die sich grosse Teile der heutigen Wissenschaft geeinigt haben."

Kein Neurophysiologe, kein Molekularbiologe, kein Hirnforscher und kein KI-Wissenschaftler wird dieser These zustimmen. Unter seriösen Wissenschaftlern ist das genaue Gegenteil Konsens: Gehirn und Computer haben nichts miteinander zu tun. Die KI ist 60 Jahre dem falschen Modell nachgejagt: Das Gehirn ist die Hardware und wir wollen die Software entschlüsseln. Seit einigen Jahren haben die Hirnforschung und die KI diese Sicht aufgegeben (s. Manifest der Hirnforscher ... Peinlich: Die FAZ hat es sogar 2004 in ihrem Feuilleton kommentiert!). Gleichzeitig auch hat man konstatiert, dass keine neue Hypothese existiert, sich dem Verständnis des menschlichen Gehirns zu nähern. Hier liegt die entscheidende Ursache dafür, warum nicht daran zu denken ist, Computer mit künstlicher Intelligenz auszustatten. Solange keine Maschine den Turing-Test bestanden hat, existiert keine künstliche Intelligenz. Eine ganz simple, aber hohe Messlatte. Das ist der gegenwärtige Stand. Es gibt keine künstliche Intelligenz und es ist kein Ansatz in Sicht, Maschinen mit künstlicher Intelligenz auszustatten.

Das alles ist für Schirrmacher viel zu konkret und zu hoch. Er urteilt über Computer und die dazugehörige Technologie mit Halbwissen und vom Hörensagen. Payback ist typisch für viele "Sachbücher", man kann es guten Gewissens unter (trivialer) Science Fiction und Esoterik einordnen.

09.02.2010 15:37

Nachrichten zu Internet & Co

Christan Stöcker (stellvertretender Ressortleiter der Netzwelt bei Spiegel Online) mit einem Plädoyer für das freie und neutrale Netz: Über die segensreiche Dummheit des Netzes, über Etikette statt Exhibitionismus-Klagen und über Urheber- und Bürgerrechte. Ein sehenswertes 13-Minuten-Video.

Und hier seine sieben Thesen:

  1. Das Internet ist dumm und das ist auch gut so.
  2. An vielem, was das Netz gefährlich macht, sind die Nutzer selbst schuld.
  3. Die Staaten dieser Welt werden sich nicht darüber einigen, wie das Netz sein sollte. Aber ein Minimalkonsens in Sachen Verbrechensbekämpfung läßt sich herstellen.
  4. Wir sollten aufhören, vermeintlichen Exhibitionismus anzuprangern, solange wir den Menschen ins Wohnzimmer starren. Wir brauchen eine neue Definition von Öffentlichkeit.
  5. Jugendschutz ist wichtig, aber nicht wichtiger als alles andere. Mit Providern als Zensor wäre das Ende des freien Netzes gekommen.
  6. Urheberrechte sind wichtig, aber nicht wichtiger als Bürgerrechte.
  7. Die Vorteile des freien Internets überwiegen seine Nachteile. Wer das Internet für überwiegend schädlich hält, muß ein Menschenfeind sein.

Die Rede hielt er auf dem Bitkom Forum Kommunikations- und Medienpolitik am 8. Februar 2010 in Berlin. [Carta, via wirres.net]

Quelle: Der Schockwellenreiter am 10. Februar 2010

 

 

Statistische Daten zum gegenwärtigen Internet

 

Internet mobil

 

Information via Internet

 

Top Sites 2009

 

Online 2010

 

Internet oder Fernsehen

 

Videos aus dem Internet

 

Senioren im Internet

 

 

Links zu Internet & Co

Shopping Porno: ... Und hier kommt nun Blippy ins Spiel – "a fun and easy way to see and discuss the things people are buying". Wir sind im 21. Jahrhundert angelangt. Blippy ist ein neuer Netzdienst, in dem Leute sich gegenseitig zeigen können, wo, wofür und wie viel Geld sie ausgegeben haben. Es ist ganz einfach: man gibt seine Kreditkartendaten ("Visa, Mastercard, and more") oder seine Zugangsdaten bei iTunes, Amazon oder anderen Einkaufsportalen an – und alle können sehen, wofür man sein Geld ausgibt. Web 2.0-gerecht können die Ausgaben natürlich auch kommentiert werden. Ist doch klasse, oder?

Nein, es handelt sich um keine Parodie. Es ist ganz einfach – zynisch? Ist es das, wenn die Leute genau wissen, worauf sie sich einlassen? Oder ist es vielleicht doch ein großes, radikales Experiment, an dem nun immer mehr Menschen Lust haben, teilzunehmen? Hat Larry Ellison Recht behalten, der schon 1999 sagte, dass wir Privatsphäre vergessen können und uns langsam damit abfinden sollten? Und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der meint, die weltweit 350 Millionen Mitglieder der mitteilungsfreudigen Community seien Ausdruck einer neuen sozialen Norm, die vor allem mit forcierter Zeigefreude zu tun habe? Mehr ...

08.02.2010 18:18

[ 1 ] Marshall McLuhan Das Medium ist die Botschaft für das globale Dorf
Kommunikationstheoretiker, Klassiker der Medientheorie und Selbstdarsteller ...

[ 2 ] Jaron Lanier Dynamik der Meute Die entwürdigenden Folgen von Internetwerbung, Mobbing im Netz und die Geburt einer unmenschlichen Digital-Religion, DER SPIEGEL 4/2010, ab Seite 128

 

www.ftd.de Gesucht - gefunden - gekauft?

www.faz-community.faz.net Internet-Weltranglisten

www.wikipedia.org DLD-Rückblick

www.faz.net Google hat ein Ohr für alles

www.innofact.de INNOFAKT AG Studie zu aktuellen Web-Trends

www.tagesspiegel.de Sascha Lobo: Die digitale Dekade

www.tagesspiegel.de CONTRA Sascha Lobo: Die digitale Dekade

www.weser-kurier.de Internetnutzung steigt weiter rasant

www.spiegel.de Im Netz der Giganten

www.spiegel.de BUZZ - Google plant Frontalangriff auf Facebook und Co.

 

MindMap Internet

 

Jürgen Albrecht, 24. Januar 2010
update: 10.02.2010

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