Gefährliche
Abenteuer mit Charly 1/2
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Am Morgen stehe ich mit viel Gepäck (Schnorchelausrüstung, Proviant und Trinkwasser, Wäsche, Zahnbürste, Brille und vor allen Dingen mit meiner neuen Digitalcamera) pünktlich an der Beach. Gleissende Sonne und der Wind bewegt die Palmen. Charly kommt mit seiner Familie eine halbe Stunde zu spät. Was macht das schon? Wir verstauen das Gepäck und ich gebe Charly dreimal dreissig Dollar für diesen Trip über drei Tage. Um 8:40 Uhr starten wir von der Alona Beach. Charly hat nur die Fock gesetzt. Vor dem Wind geht es flott voran und schon nach einer halben Stunde sind wir auf der Höhe von Balicasag. Es gibt ziemlich hohe Wellen und einige haben auch Schaumkronen. Vom Wind merken wir nichts, weil wir mit dem Wind direkt auf Siquijor zu segeln. Das Boot bewegt sich ziemlich heftig aber gutmütig, weil es die Wellenkämme rechtwinklig schneidet. Ich sitze die meiste Zeit auf dem rechten Ausleger, nahe bei Charly. Wir bekommen wenig Wasser ab, aber trotzdem habe ich bald eine nasse Hose. Um 10 Uhr ist rund um den Horizont nichts mehr ausser der See zu sehen, keine Schiffe, keine Fischer. Es ist etwas diesig, sonst würde man Siquijor und Cebu sehen. Aber nach einer halben Stunde kommt Siquijor in Sicht. In der heftigen, flachen Brandung landen wir um 12:05 an der Nordspitze von Siquijor Island. Bei erster Bodenberührung springen wir beide ins Wasser und drehen das Boot in den Wind. Charly holt das Segel ein und legt den Anker aus. Ein Anker ist ihm bei diesem Wind zu wenig, er holt sich aus dem Kiwi Dive Ressort noch einen zweiten Anker. Das Kiwi Ressort liegt direkt am Strand. Eine Treppe führt hinauf auf die Klippe, herrliche Aussicht auf das Meer und das da unten in der Brandung liegende Segelboot. Hier mieten wir uns ein Bett in einem Dormitory (3,5 Dollar die Nacht). Ich wechsele die Wäsche und mache erst mal Siesta. Inzwischen redet Charly mit einem jungen Mann aus Stuttgart, der auch in dem Dormitory wohnt. Als ich um 15 Uhr wieder erscheine ist klar, der Mann wird (für 10 Dollar) mit uns morgen nach Apo Island segeln. Heute Abend ist er mit seiner Freundin verabredet, aber morgen um 9 Uhr ist er wieder hier und mit uns startbereit. Was machen wir mit dem angefangen Tag in Siquijor? Charly schlägt vor, zu einer der vielen Höhlen in die Berge zu fahren. Ich gebe zu bedenken, dass in zweieinhalb Stunden die Sonne untergeht - kein Problem, das ist nicht weit. Das Ressort vermietet auch Motor Bikes, wir handeln einen Preis von 5 Dollar für drei Stunden aus (teuer). Die Staffs geben uns eine (schlechte) Karte von Siquijor und zeichnen den Weg zur Cantabon Cave ein. Erst nach Westen bis Siquijor und dann nach links in die Berge. Charly fährt zügig, sicher und immer geradeaus. Charly weiss Bescheid, denn er war schon da. Nach einer Stunde stoppe ich ihn und schlage vor, zurück zu fahren, denn nach einer weiteren Stunde ist schon Sonnenuntergang. Wo sind wir? Charly hat immer auf das Ortseingangsschild von Siquijor gewartet, aber hier gibt es keine Ortseingangsschilder. Ein paar junge Männer klären uns auf: Wir sind in San Juan an der Südwestseite der Insel und schon vor 25 Kilometern durch Siquijor gefahren. Es geht zurück. Durch Zufall machen wir auf der Rückfahrt eine Pause auf der Hafenmole von Siquijor. Hier treffen wir Sabine von Genesis Divers die erzählt, dass die Fähre nach Dumaguete City wegen zu starkem Wind gecancelt worden ist. 'Ha ..! Wir aber sind in drei Stunden nach Siquijor gesegelt!', mein Charly darauf. Nach einer Nacht mit Mücken leisten wir uns ein Frühstück mit Sicht auf die See: Es ist Ebbe, ein breiter Strandstreifen liegt trocken, Steine, Korallen, Seegras. Unser Boot liegt ruhig in einer Wasserpfütze. Der Wind scheint so wie gestern zu sein, eher schwächer, aber wir sind ja hier an Land. Der Mann aus Stuttgart wurde in der Nacht von seiner Freundin überzeugt, nicht mit uns zu segeln, er bleibt noch hier. Ein weiteres Pärchen aus Berlin wird von Charly animiert, aber sie haben schon ihr Ticket für die Fähre nach Dumaguete gekauft. Von dort aus gibt es eine Fährverbindung nach Apo Island. Um 10 Uhr ist das Wasser ausreichend gestiegen, unser Boot schwimmt. Wir haben alles eingeladen und starten. Bedeckter Himmel, dunkle Regenwolken. Mir ist eher zu kalt als zu warm, beim Start sind nicht mehr als 26 Grad. Ich schmiere mich nicht gegen die Sonne ein, sie scheint ja nicht. Das rächt sich am Abend. Charly hat den Peilkompass ausgepackt: 230 Grad hat er für den Kurs nach Apo Island aus einer Karte in einem zufällig hier im Ressort herumliegenden Philippine Guide ermittelt. Es ist fast der gleiche Kurs, wie gestern: Wir segeln vor dem Wind. Charly hat wieder nur die Fock gesetzt. In Landnähe ist der Wind mässig. Trotzdem habe ich gleich wieder nasse Hosen. Als nach eineinhalb Stunden Siquijor links in einer grossen Regenwolke verschwindet und die markante Silhouette von Apo Island vor uns auftaucht, ist der Seegang deutlich höher als gestern. Wellen, mindestens zwei Meter hoch, vereinzelte Schaumkronen. Aber das Boot ist immer noch gutmütig, weil wir mit den Wellen surfen. Ich sitze vor Charly in der Bootsmitte. Allerdings werden wir deutlich mehr nass, als gestern: Die Wellen brechen sich an den Auslegern und wir werden von rechts geduscht. Dann fängt es auch noch an zu regnen. Aber der Himmel erbarmt sich, es hört gleich wieder auf. Charly war noch nie in Apo Island. Er weiss nicht, wo die Beach liegt, will aber links herum auf die Lee-Seite der Insel. Das halte ich auch für vernünftig. Ich will zum Mast, um Fotos von dieser schönen Insel zu machen (nur stehend am Mast ist sicher, dass die Camera nicht nass wird). 'Jetzt keine Experimente!', Charly will, das ich in der Mitte vor ihm sitzen bleibe. 'Auf der Lee-Seite ist ruhigeres Wasser!' Der Captain hat hier die Befehlsgewalt, also bleibe ich sitzen. Als wir 500 Meter vor der Insel sind, ist ein Tal mit ein paar Hütten zu erkennen. Jetzt will Charly mit vollem Wind im Rücken dort landen. Ich mache ihn auf die ziemlich heftige Brandung an der felsigen Insel aufmerksam. 250 Meter vor dem schmalen Strand dreht er ab und entscheidet sich doch, auf die Lee-Seite zu fahren. Wir segeln an der Ostküste der Insel entlang. Starker Wind, aber die See ist nicht so unruhig wie vorher. Deshalb hole ich hier noch einmal meine Camera hervor und mache um 13:10 Uhr Fotos von Apo Island, sitzend und den Grossbaum im Rücken. Dann hänge ich mir die Camera mit der stabilen Tasche wieder so um, dass sie möglichst weit oben auf der linken Schulter liegt. Auf diesen Fotos kann ich als Laie böigen Wind, aber keine 'rauhe See' erkennen. Schon gar kein beginnendes Unwetter, von dem Charly später spricht (eine Legende).
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