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This is America 4/5

Das Land der grossen Gegensätze
Nach dieser Reise sehe ich im Gegensatz zu früher Amerika wesentlich differenzierter. Am ehesten ist Amerika das Land der grossen Gegensätze. Hier ist alles möglich, gleichzeitig aber ist auch sehr vieles unmöglich:

  • Es gibt den ‚Amerikaner' nicht. Es ist ratsam, strikt mindestens zwischen der Administration, dem intellektuellen Amerika und den privaten Amerikanern zu unterscheiden.
  • Die Vereinigten Staaten sind eine imperiale Grossmacht - global, heilsgewiss und aggressiv. Die Grundeinstellung der amerikanischen Administration ist die der spanischen Eroberer, nur auf neuestem technischen Niveau.
  • Amerikas Intellektuelle sind besonnen, denken aber in Sachen Freiheit der Wissenschaft und Wirtschaft wesentlich liberaler als die Europäer.
  • Der Bildungsstand und die Tischmanieren der privaten Amerikaner sind entsetzlich, ihre Gastfreundschaft, Offenheit und Toleranz bewundernswert. Den weissen Amerikanern merkt man ganz deutlich noch ihre europäischen Wurzeln an.
  • Amerika besitzt keine eigenständige, gewachsene Kultur. Die Eroberer brachten ihre Kultur aus Europa mit, alles was davon lästig, störend und mit Aufwand verbunden war, liessen sie einfach unter den Tisch fallen: Solide Arbeit, Ordnung, Besonnenheit, Bildung, das Gewissen und die Manieren beim Essen. Dafür aber sind Fahnen, Waffen und Jesus allgegenwärtig.
  • Die vielen christlichen Kirchen und der Wunderglaube der Amerikaner sind verwirrend. Gleichzeitig sind die Menschen absolut rational und zielstrebig, z.B. wenn es darum geht, ein Haus zu bauen. Das steht nach wenigen Tagen, aber nicht für die nächsten 100 Jahre.
  • Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren die Ideale der Französichen Revolution. In Amerika steht die Freiheit absolut im Vordergrund, sie wird von jedem Einzelnen wörtlich genommen.
 
  • Im Gegensatz zur Freiheit, sind Gleichheit und Brüderlichkeit seit der Staatsgründung keine Grundwerte Amerikas.
  • Amerika besitzt eine liberale, demokratische Verfassung. Gleichzeitig aber zeigt Amerika exemplarisch, dass die Demokratie nicht funktioniert: Die wirtschaftlichen und militärischen Ziele der USA haben nichts mit den Interessen und Bedürfnissen der privaten Amerikaner zu tun.
  • Freiheit und Pluralismus sind Synonyme. Aber nicht für Amerika. Alle Staaten der Welt sollen so sein oder werden, wie Amerika ist. Unilateralismus statt Pluralismus. Mit globaler Wirtschaftsmacht,
    Nation Building
    und mit militärischer Gewalt setzt sich Amerika über die Freiheit der Andersdenkenden hinweg.
  • Die sprichwörtliche Freiheit Amerikas gilt in erster Linie für die Weissen. Auch 50 Jahre nach der Abschaffung der Apartheid sind die Schwarzen und die Latinos ganz deutlich sozial benachteiligt.
  • In vielen Indianer Reservaten gibt es weder Wasserleitungen, Abwasser, Strom noch Librarys, aber in grossen Städten ist nicht nur die Infrastruktur vorbildlich, sondern es ist auch jeder nur denkbare Service per Telefon oder Internet zu mobilisieren.
  • Die kapitalistische Wirtschaft floriert global, aber die auch privatwirtschaftlich organisierte Gesundheits- und Sozialfürsorge, lässt die Armen der Gesellschaft weitestgehend im Stich.
  • Amerikas Wirtschaft hat den ersten Massenwohlstand geschaffen. Trotzdem leben Millionen Menschen am Existenzminimum. Gleichzeitig gibt es Millionen von Menschen, die nicht mehr wissen, was sie mit ihrem Geld und ihrer Zeit anfangen sollen. Für sie wurden solche Glitzerstädte wie Las Vegas, Hollywood und San Francisco gebaut.

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