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Alles ganz einfach 1/2

Internet Shop easyEverything, Berlin

 

Am Ku'damm in Berlin hat ein neuer Internet Shop aufgemacht: www.easyEverything.com. 350 Stühle stehen vor schmalen Tischen mit Tastatur und Maus. Flachbildschirm, Telefon und WebCam's hängen an der Wand davor. Mit diesem System eine Stunde im 'WWW' zu surfen oder zu mailen, kostet zwei Mark. Der Preis richtet sich nach der Auslastung der 350 Surfplätze. Special Service ist vorhanden, kostet aber extra. Man kauft sich ein User ID und schon kann man sich einloggen und loslegen.

Ich bin am Mittwoch gegen 16 Uhr in diesem Shop und habe Mühe, einen freien Platz zu finden. Mindestens 80 % der 'User' sind jünger als 30 Jahre, Oldies wie ich die absolute Ausnahme. Die Bude ist gerammelt voll, entsprechend niedrig ist der Kurs der Surfzeit für 2,- DM: Nur 49, statt 60 Minuten. Das ist trotzdem wesentlich billiger, als in allen Internet Cafés der Stadt, die meistens technisch nicht so gut ausgerüstet sind, wie easyEverything. Preise zwischen 6,- und 12,- DM pro Stunde sind dort trotzdem üblich.

Hier kann man Office Software nutzen, Mailen und sich im Internet bewegen. Parallel dazu kann man mit der WebCam chatten und telefonieren, Daten auf Diskette (1,- DM) oder CD (5,- DM) speichern, Bilder oder Texte einscannen und ausdrucken. Auch Radio kann man via Internet hören, die Knopfhörer hat man (mit dem MP3 Player) dabei. Wenn nicht, kann man sie hier für 10,- DM kaufen.

 

Kaffee und Kuchen gibt es auch und natürlich nicht umsonst, wie es z.B. in Australia vielfach üblich ist.

Ein intelligentes, cleveres Konzept, das in den Hauptstädten Europas vermarktet wird. Die Schwachstelle liegt beim Personal. Man muss Schlange stehen, um ein Ticket zu kaufen oder aufzuladen, Sonderwünsche dauern lange und das angelernte Personal ist fachlich schnell überfordert. Aufpasser patrouillieren zwischen den vielen User'n. Sie haben den Charme und die Figur von Rausschmeissern. Fragt man sie etwas auf English, verstehen sie nur Bahnhof.

Fotografieren ist verboten, macht man mir klar, obwohl entsprechende Schilder nicht zu sehen sind. Das Management hat die Illusion, die Berichterstattung über diesen Shop zensieren und das Fotografieren in diesen öffentlichen Räumen verhindern zu können. Mit der grossen Freiheit des Internets werden gute Geschäfte gemacht, gleichzeitig aber pocht man auf das antiquierte Hausrecht. Dabei braucht jeder nur die WebCam in die Umgebung zu halten, um Bilder aus dem Shop in die ganze Welt zu senden! Unbegreifliche Borniertheit. Reden kann man über dieses stupide Verhalten mit dem Chef vom Dienst nicht, seine Kompetenz ist schnell am Ende. Nicht er telefoniert wegen ein paar Fotos mit dem 'Marketing Manager Germany' in München, sondern ich soll das machen. Mehr als diese Empfehlung und die Email Adresse: andrea.m@easyeverything.com ist nicht zu erreichen. So sieht die typisch deutsche Kundenfreundlichkeit und der Service Made in Germany aus. Natürlich komme ich auch zu einem Foto, denn auch die gibt es im Internet. Hätte ich das Foto selber machen können, wäre es besser.

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