Drama
auf der kleinen Farm 1/3
Louisa, Heidi und
Lisa sitzen in der Küche hinter dem Kühlschrank auf dem
Fussboden, verstreut auf dem Boden: Lappen, eine alte Kiste, eine
Wärmelampe, Strippen, eine Klemme. Louisa und Heidi haben je
ein Ferkel im Arm (Lisa ihren Pauli ...) und wärmen sie mit ihren
laut kreischenden Föhns. Dabei telefoniert Louisa pausenlos mit
ihrem Handy. Sam schreit auf seine Tochter ein, die in der Nacht erst
gegen 3 Uhr nach Hause gekommen ist und jetzt, wie schon in den letzten
5 Tagen, auf einer Matratze vor dem Fernseher im Wohnzimmer schläft.
Auch die lauten Drohungen ihres Vaters veranlassen sie nicht, runter
in den Keller und in ihr angestammtes Bett zu gehen. Marc ist genervt
von dem Schweinedrama, das wir heute morgen erlebt haben, mir geht's
schlecht, Kopfschmerzen und Fieber, eine leichte Grippe. Das ist die Situation, als ich nach dem Füttern der Tiere wieder in die Küche komme, denn Marc, der Sohn von Louisa und Sam, hatte mir Bescheid gesagt: Es wird wohl bald Frühstück geben. Weil Sam erregt mit seiner Tochter Sheila (17) beschäftigt ist, gehe ich in die Werkstatt und suche einen Karton für die zwei Ferkel, die den Morgen überlebt haben. Heidi versucht inzwischen, sie mit den Nuckelflaschen zu füttern, die noch von den Hasen Babys übrig geblieben sind. Erfolglos. In den Karton die Lappen und darüber die Wärmelampe an den Türgriff gehängt. Endlich werden die lauten Föhns ausgemacht und die Ferkel in die Kiste umgesiedelt. Das rabenschwarze Ferkel steht und bewegt sich, das helle liegt apathisch in der Wärme. Ist es zu warm? Sam bringt aus der Werkstatt ein Thermometer, es ist zu warm. Er schleppt die Leiter in die Küche und hängt die Wärmelampe dran. Heidi gibt auf, das Ferkel will nicht saugen. Sam steht mit einem grossen Glas Wasser über der Matratze und zählt mit Donnerstimme five ... four ... three ... und Sheila steht tatsächlich auf, verschanzt sich dann aber für Stunden in der warmen Badewanne. Ich setze mich mit der grossen Nuckelflasche auf die Erde und greife mir erst das schwarze Ferkel. Es wehrt sich und schreit jämmerlich, aber es ist besser zu fixieren als ein Hasenbaby, weil es deutlich grösser ist. Mit Heidis Hilfe öffnen wir die Schnauze und stecken den Schnuller rein. Das Ferkel nuckelt nicht. Aber mit der grossen Flasche kann man Milch ins Maul spritzen und die schluckt es tatsächlich herunter. So bekommt das Ferkel seine erste Mahlzeit. Dem hellen Ferkel geht es nicht anders, aber es wehrt sich nur am Anfang, es ist deutlich schwächer als das dunkle Ferkel. Aber es schluckt und das ist doch schon was! |
Während dieser Aktion wird über mir am Tisch schon gefrühstückt. Sam und Louisa braten sich Eier in verschiedenen Versionen. Heidi hat Eier gekocht und den Fehler gemacht, Louisa zu fragen, wieviel Minuten die Eier kochen sollen. Louisa hat '4 Minutes' gesagt und die Eier sind noch sehr flüssig. Louisa erklärt, dass sie nie die Minuten zählt, von Marc aber weiss ich, dass in diesem Haushalt nie Eier gekocht werden. Die Matratze von Sheila ist weggeräumt und Sam hat es aufgegeben, die Tür zum Bad einzutreten, wo Sheila in der Wanne liegt. Freudestrahlend erklärt er uns, dass es in diesem Hause ja ein zweites Bad gibt. Das stimmt und ich gehe in den Keller und wasche mir dort die Finger hinter einem Vorhang. Das WC ist in Ordnung, das warme Wasser funktioniert am Waschbecken nicht und in der Duschkabine hat auch lange keiner mehr geduscht ... Langsam beruhigt sich die Situation am Frühstückstisch. Louisa und Sam (die Farmer und meine canadischen Eltern) fangen an, von ihrem Urlaub in Alaska zu erzählen. Mit Mark habe ich 14 Tage die Farm bewirtschaftet, damit Louisa und Sam in Ruhe Urlaub machen konnten. Seit 1993 haben sie das nicht mehr geschafft. Gestern haben wir Stunden auf die Urlauber aus Alaska gewartet. Am Nachmittag riefen sie an und sagten, dass sie spätestens gegen 19 Uhr da sein werden. Um 20 Uhr kam ein Anruf, dass es nur noch eine halbe Stunde dauert und kurz vor 21 Uhr waren sie dann wirklich da. Menschen und Tiere freuten sich, die Hunde sprangen gleich zu ihnen ins Auto. Heidi (meine Mutter, die aus Germany mit meiner kleinen Schwester Lisa eingeflogen ist) wollte ihren Gulasch präsentieren, aber erst musste erzählt, eine Zigarette geraucht, der Zustand der Farm besichtigt und die grosse Kiste gezeigt werden: Sam und Louisa bringen aus British Columbia Lachse und andere grosse Fische mit, die dort von Freunden mit Netzen und Speeren gefangen worden sind und die ihnen diese Nativs dann geschenkt hatten. Erst nach einer Stunde gibt es germanischen Gulasch, Salzkartoffeln mit Petersilie und Gemüse. Ein hervorragendes Essen hat meine Mutter gezaubert und es wird ausgiebig gelobt. Aber viel Zeit ist nicht, denn obwohl die Farmer fast 24 Stunden non Stop gefahren waren, müssen jetzt noch mindestens 30 Kilo Fisch verarbeitet werden! Auf dem Rasen wird Licht installiert und eine Platte aufgebaut. Ich bin ganz selbstverständlich zur Arbeit eingeteilt und entschuppe mit Louisa und Marc schleimige Fische, die Sam dann ausnimmt ... |
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