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Finkelstein, Die Juden und die Deutschen 1/4

Endlich redet man öffentlich über die Juden! Mitten in die schwierigen Verhandlungen über die Entschädigung osteuropäischer und jüdischer Zwangsarbeiter durch die deutsche Industrie platzt das Buch von Norman Finkelstein *). Die entscheidende Aussage dieses Buches: Die jüdischen Organisationen schlagen aus dem Holocaust Kapital und bereichern sich, die Opfer gehen oft leer aus.

Nur ein Jude kann es wagen, so eine Behauptung laut und öffentlich aussprechen. Wäre es ein Deutscher, der sich so äussert, würde das Thema mit dem Etikett 'Antisemitismus' sofort unter den Teppich gekehrt und in den Medien totgeschwiegen. Aber es ist ein Jude aus den USA, der sich so provozierend äussert und sofort ist dieses Thema in allen Medien präsent. Mit Sicherheit nur für kurze Zeit.

Das Buch ist polemisch geschrieben und erhitzt die Gemüter. Prügeleien in der Berliner URANIA, Talk Shows und Rauschen im Blätterwald. Finkelsteins Buch könnte in Deutschland eine Zäsur bewirken. Das erste Mal wagt es jemand, das Verhalten jüdischer Organisationen öffentlich zu kritisieren. Egal ob das Buch gut oder schlecht ist, es kann dazu beitragen, dass endlich das 55 Jahre alte Tabu aufgebrochen wird, mit dem in Deutschland alles belegt ist, was zum Thema 'Jude' gehört. Seit dem Ende des II. Weltkrieges funktioniert dieses Tabu ganz einfach: In allen Medien wird zur 'Judenfrage' aus falsch verstandener Rücksichtnahme eisern geschwiegen: Das Verhältnis der Deutschen zu deutschen Juden, jüdisches Leben, jüdische Kultur und jüdische Religion, jüdische Organisationen, Zionismus, die Beziehungen deutscher Juden zu Israel und die Gewaltpolitik Israels gegen seine Nachbarn sind in deutschen Medien tabu. Wenn es doch einmal um Juden geht, dann geht es nur um den jüdischen Holocaust.

Das Tabu wird von den Juden unterstützt, denn es kommt der jüdischen Mentalität entgegen, sich gegen Nichtjuden abzuschotten und sich selbst zu isolieren. Die jüdischen Organisationen haben das grösste Interesse, dass dieses Tabu bestehen bleibt. Im Dunkeln ist gut Munkeln. Unbehelligt von der Öffentlichkeit können die jüdischen Organisationen den deutschen Staat deutlich besser unter Druck setzen, als es mit demokratischen Spielregeln möglich wäre. Das Tabu erleichtert ganz entscheidend die Lobbyarbeit der 'offiziellen Juden', die auf dem simplen Grundsatz basiert: Für immer steht Deutschland wegen der Verbrechen der Nationalsozialisten in der materiellen und moralischen Schuld der Juden.

Noch kann man Finkelsteins Buch in Deutschland nicht kaufen (12. Februar 2001). Aber auch wenn ich dieses Buch gelesen habe, ich kann und will Finkelsteins These nicht nachprüfen. Für mich ist die Holocaust-Industrie nur ein untergeordneter Aspekt des eigentlichen Problems. Viel entscheidender ist, in Deutschland existiert wieder eine neue 'Judenfrage': Das 55-jährige öffentliche Schweigen zum Thema 'Juden'. Es ist dringend geboten, endlich alle die Juden betreffenden Aspekte in Deutschland öffentlich zu erörtern. Mindestens genau so wichtig aber ist, deutlich zu differenzieren: Die Schuld der Deutschen an den Juden, deutsche Juden in Deutschland, das Verhalten und der Einfluss jüdischer Organisationen in Deutschland und die Position Deutschlands zur Politik des Staates Israel. Das sind völlig unterschiedliche Problemfelder. Sie dürfen nicht gemeinsam in einen Topf gerührt werden.

Deutschland steht in der Schuld aller Opfer des II. Weltkrieges. Der jüdische Holocaust ist das schlimmste der unfassbaren Verbrechen Nazi Deutschlands. Noch nie in der Geschichte der Menschheit haben Menschen andere Menschen systematisch und industriell vernichtet. Das ist unter der Nazi Diktatur mit den Juden geschehen. Aber kein noch so schreckliches Verbrechen kann rückgängig gemacht werden. Und wer will objektiv entscheiden, wer von den 60 Millionen Toten des II. Weltkrieges und den überlebenden Opfern mehr, und wer weniger gelitten hat? Nicht einmal eine angemessene finanzielle Entschädigung ist möglich, denn der Verlust eines Menschen, der Bruch in einer Biographie, sind irreparabel und in Geld nicht aufzuwiegen.

Wer legt fest, wieviel eine jüdische Mutter kostet, die in Auschwitz umgebracht wurde? Wie aber will man mir gleichzeitig erklären, warum mein nicht getaufter Bruder, der im Sommer 1945 an den Folgen des Hungers in der tschechischen Internierung gestorben ist, weniger oder mehr wert ist, als diese jüdische Mutter? An wen sollen sich die 17 Millionen Deutschen wenden, um für vier Jahrzehnte DDR entschädigt zu werden? Der II. Weltkrieg wurde für sie um 40 Jahre verlängert. Unfreiheit, Kollektivierung, Armut, Gewalt, Bevormundung ... ohne Entschädigung.

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