Psycho
Heuristik ist ein Verfahren zur Analyse und Therapie sozialer Systeme.
Das sind Systeme, in die Menschen involviert sind (im weitesten Sinne:
Leben überhaupt). Psycho, weil vorrangig die Handlungssteuerung
untersucht wird. Heuristik, weil Programme benutzt werden, mit denen
die Wahrscheinlichkeit steigt, zu einem besseren Ergebnis, als ohne
Programm zu gelangen.
Mehrfach
wird auf numerierte Thesen Bezug genommen. Diese 'Thesen
zu schwierigen Fragen' sind im Internet nachzulesen.
Der
Ansatz
Eine Arbeitshypothese: Alle Probleme sozialer Systemen sind auf falsche
oder fehlende Settings zurückzuführen. Settings sind Stellgrössen
('Einstellungen' !) sozialer Systeme, die im wesentlichen nicht genetisch
determiniert sind, sondern durch Erfahrung, Wissen oder durch die
Umstände gesetzt werden. Settings bestimmen das individuelle
Verhalten des Subjekts, das in einem weiten Bereich frei in der Wahl
dieser Settings ist (Thesen 37/39). Damit besteht die Möglichkeit,
über die Veränderung der Settings ein Fehlverhalten des
Subjekts zu korrigieren. Kennt man die Zielfunktion, alle Settings
und ihre Parameter zum Zeitpunkt tx, kann man das soziale System richtig
'einstellen'. Settings im Bereich Information können auf Fakten,
Erkenntnissen und Erfahrungen basieren, aber auch auf Überzeugungen,
Glaubenssätzen, Tabus, Legenden und Wunder. Settings müssen
nichts mit der Realität und der Wahrheit zu tun haben, sie müssen
nur ins (Welt-) 'Bild' des Subjekts passen (Thesen 101/135/153).
Die
Settings werden durch das Modell vollständig klassifiziert. Im
Mittelpunkt des Systems steht ein Subjekt, das als soziales System
gesehen wird. Mit Analyse-Programmen wird der Ist Zustand der Settings
für das Subjekt ermittelt. Mit Set-Programmen werden die Settings
richtig gesetzt bzw. korrigiert. Das gegenwärtige Wissen über
Analyse und Therapie sozialer Systeme ist in den heuristischen Programmen
'verpackt'. Leerstellen verweisen auf fehlendes Wissen.
So
einfach könnte das sein! Die Komplexität und das Ganzheitsproblem
stehen dagegen (Thesen 180/183). Aber dieser Ansatz ermöglicht
durch die vollständige Klassifizierung der Settings ein systematisches
Vorgehen bei Analyse und Therapie.
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Das Modell
Das Modell der Psycho Heuristik beschreibt fünf Aspekte, die
gleichzeitig wirken und miteinander vernetzt sind (s. Skizze):
(1)
Im Mittelpunkt des Modells steht das Subjekt, das seine Zielfunktion
verfolgt (Thesen 61/62).
(2) Jedes Subjekt ist in Raum und Zeit eingebunden und wird durch
Materie, Energie und Informationen determiniert.
(3) Das Modell bildet diese fünf Determinanten in der Aktionsschicht
des Subjekts ab (Aktionsradius, These 104). Das Subjekt agiert ausschliesslich
in seiner Schicht (Thesen 105/106), durch Wechselwirkungen werden
aber benachbarte Schichten beeinflusst. Neben, unter und über
dem Aktionsradius des Subjekts existieren unendlich viele andere Schichten
mit gleicher oder unterschiedlicher Komplexität: Plus Schicht:
Höhere Komplexität, Minus Schicht: Geringere Komplexität.
Jede dieser Schichten ist von einem neuen Subjekt besetzt. Für
die Schichten direkt über und unter dem Subjekt, ist das neue
Subjekt ein Teil (Minus) oder ein Vielfaches (Plus) des ursprünglichen
Subjekts. Die
Anzahl der Schichten ist in jeder Richtung unbegrenzt (Thesen 201/202).
(4) Unter Information existieren mindestens drei Klassen von Informationen:
Status, Verfahren und Ziele (These 42). Sie werden unter dem Aspekt
der Steuerung der Handlungskette des Subjekts in Richtung der Zielfunktion
betrachtet (Thesen ab 60.).
(5) Die Struktur des Modells ist konstant, mit dem Subjekt ändert
sich aber die konkrete Belegung der Settings. Subjekt kann sein: Ein
einzelner Mensch, eine Familie, ein Team, eine Firma, eine Partei,
ein Ökosystem, ein Staat ... als Sonderfall aber auch eine Aufgabe,
ein Problem, ein Projekt, eine Landschaft, die Erde, eine Galaxis,
das Universum ...
(6) Im Mittelpunkt des Modells kann auch ein anderer Aspekt als das
Subjekt stehen. Damit ändert sich der Focus des Modells, nicht
aber seine Struktur.
Dieses
Modell bildet in einer sehr hohen Schicht 'die Welt' ab, wenn man
unter Materie und Energie die 'Weltformel' der Physiker einsetzt und
in der Lage ist, die anderen Settings zu beschreiben! Das Modell schliesst
die Systematische
Heuristik von J. Müller für den Spezialfall 'Wissenschaftlich-Technisches
Problem' ein. Für diesen Fall existieren ein spezifiziertes Modell
(Oberprogramm), Verfahren und heuristische Programme.
Das
Verfahren
Das zur Psychoheuristik gehörende Verfahren ist wie folgt zu
beschreiben:
1.
Definition des Subjekts
2. Auswahl oder Spezifizierung des Modells für diese Subjektklasse
3. Analyse des Subjekts und seines Aktionsradius
4. Analyse der Zielfunktionen
5. Analyse des Informations Status
6. Analyse des Zustands der Basis (Materie und Energie)
7. Analyse relevanter Plus Schichten und ihre Kompatibilität
8. Analyse weiterer Schichten (soweit erforderlich)
9. Schwachstellenanalyse
10. Bewertung
11. Therapie
12. Erfolgskontrolle und Rekursion (bei Bedarf)
Die
Umstände des Verfahrens sind von wesentlicher Bedeutung: Coaching,
Teamwork, Interview aller Beteiligten, Einzel- und Gruppengespräche
usw.
Die
Programme
Die heuristischen Programme enthalten die Schrittfolge, in der eine
Klasse von Settings oder eine einzelne Stellgrösse zu behandeln
ist. Zwei Klassen von Programmen sind zu unterscheiden: Analyse- und
Set-Programme. Die Programme sind um so wirkungsvoller, je detaillierter
sie auf das Subjekt und die Settings ausgerichtet sind. Das in diesen
Programmen zu verpackende Wissen existiert heute nur für spezielle
Subjektbereiche. Besonders für komplexe Subjekte existiert diese
Wissen nicht, es muss erforscht werden. Der einzige Vorteil ist, dass
das Modell dabei die Klassen der gesuchten Settings benennt.
Das
Projekt
Es ist ein Projekt zu bearbeiten, dass dieses hier nur abstrakt beschriebene
Verfahren der Psycho Heuristik für einen konkrete Klasse von
Subjekten spezifiziert, anwendet und erprobt. Je geringer dabei die
Komplexität des Subjekts ist, um so grösser ist die Chance,
das Modell und die heuristischen Programme vollständig zu klassifizieren.
Eine vollständige Detailierung ist in keinem Fall möglich
(Thesen 184/185).
Kognitive Therapie
Die kognitive Therapie (Problem Solving Treatment, PST) geht davon
aus, daß Gefühle und Handlungen eines Menschen auf seine
Gedanken und Einstellungen zurückzuführen sind. Durch die
kognitive Therapie soll der Patient seine fehlerhaften Gedankengänge
erkennen, überprüfen und korrigieren. Genau darauf zielt
auch das hier vorgestellte Verfahren.
Aktualisiert:
12. September 2001, Beaver, UT, USA: 05. Oktober 2001, San Francisco,
CA, USA; 07. April 2002, Germany;
Jürgen
Albrecht, 27. August 2001, Jasper, CAN
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