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Wahnsinn im Nahen Osten

 

 

 

Der von Präsident Bush als Medienspektakel inszenierte Friedensprozess ist tot. Die 'Road Map' führte in eine von vielen Sackgassen. Die militante Hamas Organisation erklärte den Waffenstillstand für beendet. Israel hat die ehemals autonomen Palästinensergebiete besetzt. Ausgangssperren, Check Points der Besatzer, Schikanen, Razzien, Festnahmen, ein Sperrzaun wird errichtet. Palästinenser können nicht zur Arbeit nach Israel und auf ihr eigenes Land. Israels Siedlungsbau geht auf palästinensischem Land weiter. Palästinenser beschiessen diese Siedlungen mit Raketen Marke Eigenbau. Israelische Kampfhubschrauber machen in Gaza Stadt Jagd auf führende Palästinenser. Grausame Selbstmordattentate von Palästinensern in Israel mit vielen Toten und Verletzten. Häuser mutmasslicher Terroristen werden gesprengt oder mit Bulldozern zerstört. Sharon beschliesst, alle Hamas-Führer zu 'liquidieren', mit allen Mitteln, vorwiegend durch Luftangriffe auf dicht besiedelte Städte und Flüchtlingslager. Gerade hat der palästinensische Ministerpräsident Abas entnervt aufgegeben und ist zurückgetreten. Arafat, der gewählte Präsident der Palästinenser, wurde in seinem zerstörten Amtssitz isoliert und wird (auf Wunsch der USA und Israel) international ignoriert.

Trotz der Präsenz der Medien regt sich kein Politiker darüber auf, dass in diesem Konflikt täglich und eklatant Menschenrechte und das Völkerrecht verletzt werden und das Ermorden von Menschen alltägliche Politik geworden ist. Was bringt Palästinenser dazu, sich selbst in die Luft zu jagen um Israel zu terrorisieren? Wo auf der Welt gibt es das noch, dass ein Kabinett beschliesst, unbequeme Nachbarn mit Kampfhubschraubern in ihrer Wohnung oder beim Autofahren zu erschiessen? Das ist ganz einfach Mord, staatlicher Terror. Hier werden täglich zivilisatorische und rechtsstaatliche Grundsätze ad absurdum geführt.

Die zivilisierte Welt schweigt und sieht weg. Aus Rücksichtnahme auf die USA und Israel. Die UNO stellt sich tot. Der Konflikt ist kein Thema im UNO-Sicherheitsrat. Die EU: Wir sind (Gott sei Dank) schwer beschäftigt, mit den Stabilitätskriterien und der EU-Verfassung. Deutschland ist sich mit dem Zentralrat der Juden einig: Eisiges Schweigen. Amerika: Keine Zeit, kein Bedarf, kein Konzept, kein Eingreifen. Wir haben uns zu 120 Prozent im Kampf gegen den Terrorismus engagiert. Der Sieg im Iraq kostet uns Nerven und Geld. Aber wir vertrauen unseren israelischen Freunden und lassen ihnen freie Hand.

Wie borniert, fanatisiert und heilsgewiss sind die Akteure im Nahen Osten!!? Sie nehmen nicht mehr wahr, dass wechselseitiger Terror die Lage viel eher anheizt, als entschärft. Kann man Bienen vom Stechen abhalten, indem man mit einem Knüppel auf den Bienenstock schlägt? Die blutige Vergangenheit beweist: Keine Seite kann mit Gewalt gewinnen. Aber zum Frieden müssen Israel und die Palästinenser von aussen gezwungen werden. Die endlose Spirale von Gewalt und Rache hat sie blind für die Realität und jede vernünftige Strategie gemacht.

Früher oder später muss ein Kompromiss her. Jedem vernünftigen Menschen ist auch klar, wie er aussehen wird: Israel muss annektiertes Land zurückgeben. Land gegen Frieden oder endloser Krieg. So simpel ist tatsächlich die Lösung, denn Israels fortwährender Landraub ist die Wurzel des Konflikts (Maps dazu ...). Er begann 1882 mit dem Aufbruch der Zionisten nach Palästina, lange vor der Balfour-Erklärung und dem Holocaust. Solange es durch die israelische Politik palästinensische Flüchtlinge gibt, die von ihrem Land vertrieben wurden, wird es Gewalt im Nahen Osten geben. So einfach und so hoffnungslos ist die Situation.

Wenn es irgendwo auf der Welt eine Situation gibt, die nach einem Weltpolizisten schreit, dann ist es der Nahe Osten. Frieden in Israel und Palästina ist wesentlich notwendiger als Präventivkriege gegen die im Untergrund operierenden Terroristen. Frieden in Israel und Palästina ist auch die Mindestvorrausetzung für die Demokratisierung der arabischen Staaten. In Israel und Palästina können die USA beweisen, dass sie nicht nur von Freiheit und Demokratie reden, sondern sie auch schaffen können. Hier können sie Nation Building trainieren und beide Seiten zu zivilisiertem Handeln, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zwingen. Ihre hightech Militärmaschinerie wird ihnen dabei kaum helfen, auch nicht die weltweiten Militärstützpunkte. Wahrscheinlich liegt genau hier das Dilemma Amerikas: Vernunft ist gefragt.

Für die USA, die UNO, die EU aber auch für Deutschland wird es höchste Zeit, die Zuschauerrolle aufzugeben und Flagge zu zeigen.
Wer zu diesem irrsinnigen Konflikt schweigt, macht sich mitschuldig.

 

Hier geht es zum Wahnsinn des Jahres 2004

 

20. Oktober 2003 Spiegel Online: Der Tag wird als einer der blutigsten in die Geschichte der Palästinensergebiete eingehen. Bei fünf Luftangriffen auf Gaza Stadt töteten die israelischen Luftstreitkräfte mindestens 14 Palästinenser, 100 wurden verletzt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Bei einem Angriff jagten Apache-Helikopter ein mit zwei militanten Hamas-Aktivisten besetztes Auto in der Innenstadt von Gaza. Sie feuerten zwei Raketen auf das Fahrzeug ab, das sofort explodierte. Die beiden Insassen und ein Passant wurden getötet sowie mehrere Kinder zum Teil schwer verletzt, die auf dem Heimweg von Schule und Kindergarten waren. Mit diesen Angriffen nahm Israel Rache für drei Soldaten, die am Sonntagabend getötet wurden, als militante Palästinenser im Westjordanland eine israelische Armee-Patrouille angriffen.
21. Oktober 2003, 1:24

26. Oktober 2003 n-tv: Israels Armee hat in der Nacht zum Sonntag drei Hochhäuser der Palästinenser-Regierung im Gaza-Streifen gesprengt. Augenzeugen zufolge waren zuvor etwa 2.000 Palästinenser aus ihren Häusern in der Nähe der 13 Stockwerke hohen, noch im Bau befindlichen Gebäude evakuiert worden. Von diesen aus konnte die jüdische Siedlung Netsarim überblickt werden.
Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, radikale Moslems hätten von den Gebäuden aus den Anschlag auf die Siedlung geplant, bei dem am Freitag drei israelische Soldaten getötet wurden.
26. Oktober 2003, 20:23

01. November 2003 News-NetWorld: Im Zuge der Eurobarometer-Umfrage war 7.500 EU-Bürgern folgende Frage gestellt worden: "Sagen Sie bitte für jedes der folgenden Länder, ob es ihrer Ansicht nach eine Bedrohung für den Frieden in der Welt darstellt oder nicht". Die Befragten hatten die Wahl zwischen 15 Möglichkeiten, darunter Israel, Iran, Nordkorea, USA, Irak und Afghanistan. 59 Prozent der EU-Bürger - und 69 Prozent der in Österreich Befragten - erklärten, Israel bedrohe von allen Staaten am stärksten den Frieden auf der Welt. An zweiter Stelle folgen der Iran, Nordkorea und die USA, die jeweils von 53 Prozent genannt wurden.
Die Medien versuchen, die Umfrageergebnisse zu relativieren oder zu ignorieren.
05. November 2003, 20:31

08. November 2003 Gilbert Achar, Paris 2003, Atlas der Globalisierung: Von der Nabka zur Intifada: Die Verlierer des Krieges von 1948 waren vor allem die arabischen Bewohner des ehamaligen Mandatsgebiets Palästina. Hunderttausende von ihnen wurden aus den von Israel eroberten Gebieten verdrängt. 1967 besetzte Israel auch das Westjordanland und den Gaza Steifen, wo in der Folge jüdische Siedlungen errichtet wurden. Dieser Status quo veränderte sich erst durch die internationale Anerkennung der PLO und die palästinensische Intivada von 1987. Karten dazu ...
08. November 2003, 17:38

23. November 2003 DER SPIEGEL, 48/2003, Seite 14
Leserbrief von Christian Krippenstapel

24. November 2003 DER SPIEGEL, 48/2003, Seite 158: "Sie erobern Hügel um Hügel" Auch Gewalt und Terror vermögen die israelischen Siedler nicht zu vertreiben. Im Gegenteil: Unter Premier Ariel Scharon blüht die gezielte Expansion.
26. November 2003, 22:11

01. Dezember 2003 Netzzeitung.de: In Genf haben heute Israelis und Palästinenser symbolisch einen Friedensplan unterzeichnet. Er wurde in den vergangenen Monaten vom früheren israelischen Justizminister Jossi Beilin und dem ehemaligen palästinensischen Informationsminister Jassir Abed Rabbo ausgearbeitet. Israels Premierminister Ariel Scharon lehnt die so genannte Genfer Initiative ab, Palästinenserpräsident Jassir Arafat befürwortete die Verhandlungen.
Nach der Genfer Initiative soll Israel den schmerzlichen Schritt tun und fast alle jüdischen Siedlungen im Westjordanland inklusive der 40.000 Einwohner-Stadt Ariel räumen. Ein entmilitarisierter Staat Palästina würde laut Plan auf dem Gebiet von ganz Gaza und 97,5 Prozent des Westjordanlands gegründet. Auch Ostjerusalem inklusive dem Tempelberg fielen an die Palästinenser. Dafür würden sie Israels Existenzberechtigung als jüdischer Staat anerkennen und auf das Rückkehrrecht der Palästinenser verzichten.
07. Dezember 2003, 14:27

23. Dezember 2003 n-tv: ZWÖLF TOTE IM GAZA-STREIFEN:
Bei Gefechten zwischen israelischen Soldaten und militanten Palästinensern sind im Gazastreifen binnen 24 Stunden zwölf Menschen getötet worden. Zudem wurden nach Krankenhaus-Angaben vom Dienstag mindestens 45 Palästinenser verletzt. Mehrere Häuser wurden zerstört.
Bei einem Angriff im zentralen Gazastreifen waren am Montagabend zwei israelische Soldaten getötet worden. Die Armee verfolgte die Angreifer und tötete nach eigenen Angaben zwei palästinensische Schützen. Nach palästinensischen Angaben bekannten sich die Al-Aksa-Brigaden und der islamische Dschihad zu dem Angriff.
Ein israelischer Militärsprecher sagte, der Einsatz in Rafah sei keine Vergeltung für den Feuerüberfall auf die Soldaten. Ziel sei es, Tunnel unter der Grenze nach Ägypten zu zerstören, durch die Extremisten Waffen in den Gazastreifen schmuggelten.
Nur Stunden nach einer Vermittlungsreise des ägyptischen Außenministers Ahmed Maher nach Israel markierte die Eskalation den blutigsten Tag seit zwei Monaten.

25. Dezember 2003 Spiegel Online : Wieder zehn Tote und viele Verletzte.
Bei einem israelischen Luftangriff im Gaza-Streifen kamen nach Angaben palästinensischer Krankenhausmitarbeiter fünf Menschen ums Leben. In der Stadt Gaza explodierte ein Personenwagen nach zwei Raketentreffern, sagten sie. Zehn Menschen seien verletzt worden. Die Geschosse seien von einem Kampfhubschrauber abgefeuert worden.
Bei einem Selbstmordanschlag an einer Kreuzung am Rande von Tel Aviv sind am Abend (nach dem Luftangriff) mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Damit endet eine Phase relativer Ruhe im israelischen Kernland. Es ist der erste derartige Angriff militanter Palästinenser seit dem 4. Oktober. Damals wurden bei einem Anschlag auf ein Restaurant in Haifa 21 Menschen getötet.
Die Palästinensergebiete sind ab heute wieder vollständig von israelischem Militär abgeriegelt. Der gewählten Präsident der Palästinenser, Jasir Arafat, wurde auch in diesem Jahr daran gehindert (wie 2001 und 2002), am Weihnachtsabend an der Mitternachtsmesse in Bethlehem teilzunehmen.


Jürgen Albrecht, 09. September 2003
Aktualisiert: 24.01.2004

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