Testbericht
Digitalcamera FUJIFILM FinePix F610
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Technische
Daten
Lieferumfang,
Bedienungsanleitung, Installation Die Bedienungsanleitung besitzt einen Umfang von 108 Seiten. Sie ist in einem guten Deutsch geschrieben, hervorragend bebildert und gibt erschöpfend Auskunft über die Camera. Allerdings fehlt ein Schlagwortverzeichnis. Man findet auf den ersten zwanzig Seiten schnell heraus, wie man den leer gelieferten Akku lädt, die Docking Station installiert und die ersten Bilder macht. Auch die Installation der Software funktioniert reibungslos. Aber es gelingt mir nicht, damit die Bilder auf den Rechner zu laden. Ein sattsam bekannter Irrtum ist hier wieder einmal zu beobachten: Man will es dem User 'kinderleicht' machen und entwickelt eine Software, die nicht Windows-like ist. Unbedarfte Nutzer verfransen sich hoffnungslos, Erfahrene suchen nach den einfachsten Windowsfunktionen wie z.B. öffnen eines Directorys. Bei meinem XP-System funktionier zusätzlich nicht die in Aussicht gestellte Automatik von Aufruf und Download der Bilder in das Programm FinePixViewer. Gründe unklar. Gott sei Dank aber erkennt das Betriebssystem die über die Docking Station und USB angeschlossene Camera als neues Gerät und so kann ich die Bilder flott und problemlos mit dem Dateimanager auf die Festplatte holen und mit ACDSee betrachten. Die Docking Station erweist sich als sehr praktisch. Man braucht nicht die Speicherkarte in ein separates Lesegerät zu stecken und immer wenn die Camera in der Docking Station deponiert ist, wird die Batterie aufgeladen.
Bedienung,
Ergonomie Hat man erst mal das Navigationsprinzip begriffen ist man erstaunt, wie einfach man die unzähligen Features dieser Camera aktivieren und bedienen kann. Dazu trägt entscheidend das zweite TFT-Display bei, das unter dem Monitor mit vier zusätzlichen Tastern eingebaut wurde. Auch die so genannte 'FinePix-Taste' ist nützlich, sie ermöglicht die schnelle Ein- und Umstellung der Bildauflösung und der ISO-Empfindlichkeit. Der Bildmonitor ist gross, lichtstark und kontrastreich. Man kann ihn tatsächlich auch bei direkter Sonneneinstrahlung als Sucher benutzen. Der kleine Zusatzmonitor ist sogar bei Sonne besser zu erkennen als ohne Sonne. Auf dem Monitor werden nützliche Informationen über Kameraeinstellung, Zoom (man erkennt exakt, wann der digitale Zoom beginnt) und Batteriezustand angezeigt. Sogar Hilfslinien können schnell eingeblendet werden. Aber man kann auch den optischen Sucher verwenden, allerdings zeigt er nur 80 Prozent des tatsächlichen Bildes an. Will man den Blitz benutzen, muss man ihn vorher mechanisch per Knopfdruck ausfahren. Das kann man als Vorteil ansehen, denn so wird der Blitz nie zufällig oder automatisch aktiviert. Das 'VertikalDesign' der Camera ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber nicht unangenehm. Dafür ist eigentlich nur ein funktioneller Grund erkennbar: Nur so bekommt man die beiden Monitore auf der Rückseite unter, die von der FinePix S2 Pro übernommen wurden.
Technische
Raffinessen Keine andere Camera in den Abmessungen von 93 x 72 x 31 mm bietet derzeitig eine Auflösung von 6,3 MPixel effektiv. Die Camera ist wirklich ultra compact und sehr leicht (betriebsbereit nur 215 g). Sie hat das Aussehen, die Grösse und das Gewicht einer Puderdose! Ausserdem ist sie ungewöhnlich schnell: Auslöseverzögerung 0,30 s, fünf Bilder ohne Blitz in 5,0 s. Und nicht zuletzt besitzt die Camera zwei TFT-Monitore auf der Rückseite, mit der sie sehr komfortabel und übersichtlich zu steuern ist. Eine Spezialität ist der wabenförmige SuperCCD-Bildsensor, eine Spezialentwicklung von FUJIFILM. Mit diesem Sensor sollen zwei Ziele erreicht werden: 1. Erhöhung des Dynamikumfanges. 2. Die Interpolation auf die doppelte Anzahl der effektiven Pixel. Der CCD-Sensor existiert in zwei Ausfertigungen: HR (high resolution) und SR (zwei Typen unterschiedlich grosser und unterschiedlich lichtempfindlicher Fotodioden im Verhältnis 1:1 auf einem Bildwandler-Chip). Die FinePix F700 ist mit einem 3,2 MPixel SuperCCD-Chip Typ SR ausgestattet, die FinePix F610 mit einem 6,3 MPixel SuperCCD-Chip Typ HR. Bei der F700 wurde ein Dynamikumfang von 9,7 Blendenstufen gemessen. Ein Spitzenwert. Für die F610 liegt die Eingangsdynamik bei 8,5 Blendenstufen (DcTau Testprotokoll). Die Dynamik wird aber eher vom SR-Typ des Bildwandlers positiv beeinfluss, als vom HR-Typ. Weitere Messwerte für die F610 enthält das DCTau Testprotokoll, das man sich bei digitalcamera.de für einen Euro kaufen kann. Neben dem Automatik-Modus ist die F610 mit zwei Arten von Belichtungs-Programmen ausgestattet: (A) Motivprogramme (Porträt, Landschaft, Sport und Nacht). (B) Manuelle Einstellungen (Zeitvorwahl, Blendenvorwahl, manuelle Zeit- und Blendeneinstellung). Damit ist man in der Lage, praktisch alle Features dieser Camera manuell zu beeinflussen. So kann z.B. sogar die Blitzintensität gesteuert werden (wichtig bei Macro). Man kann auch zwischen verschiedenen Autofocus-Modi wählen. Standard ist eine Mehrfeldmessung mit 64 Messfeldern. Das Objektiv ist für die geringen Abmasse der Camera relativ lichtstark: F2,8 normal und F4,9 bei voll ausgefahrenem Zoom. Leider besitzt die Camera keine Weitwinkeloptik: Brennweite 35 bis 105 mm, 3-fach optischer Zoom und 3,2-fach digitaler Zoom. Im Macromodus kann man bis zu 9 cm an das Objekt heran. Wie bei allen Digitalcameras inzwischen üblich, kann man mit der F610 auch Videos und Ton aufnehmen. Aber diese Camera erstellt sogar Videos mit einer Auflösung von 640 x 480 Pixel, 30 Bilder pro Sekunde. Man hätte noch mehr Raffinessen einbauen können: Mir fehlt besonders die Weitwinkeloptik. Die längste Verschlusszeit von 3 Sekunden reicht für viele Nachtaufnahmen nicht aus. Eine Compact Flash-Speicherkarte ist sicher in dieser kleinen Camera nicht unterzubringen. Die xD-Picture Card ist recht exotisch und teurer als CF, aber wirklich sehr klein. Leider hat die Camera aber auch eine schwere Macke: Die Bilder werden ausschliesslich im Format JPEG gespeichert. Dass das TIFF-Format (oder äquivalent) fehlt, wäre noch verzeihlich. Aber man kann die Kompression der JPEG-Bilddateien nicht variieren, sie ist fest und noch dazu sehr hoch eingestellt. Das ist ein schwerwiegender Mangel. Eine geringere Empfindlichkeit könnte diesen Mangel vielleicht verringern. Aber im Auto-Bereich wird ISO 125 bis 400 benutzt und manuell ist ISO 200 als minimaler Wert einstellbar. Keine Chance.
Bildqualität Die Interpolation mit dem SuperCCD Chip funktioniert nicht besser, als die Bildvergrösserung in Photoshop (Beispiel s. Weblog.al/März 2004). Deshalb kann man sich die Einstellung auf 12 MPixel sparen und den Speicherplatz auf der xDPicture Card sinnvoller nutzen. Das ist ernüchternd und vielleicht ein vorschnelles Urteil. Auf alle Fälle bezieht es sich nur auf den Bildwandler Typ HR in der F601. Die Bildqualität mit 6,3 effektiven MPixel ist gut, wenn man das Gesamtbild betrachtet. Verzeichnungen und Bildfehler sind an den Bildrändern und im gesamten Zoombereich visuell nicht erkennbar. Der Dynamikumfang ist erstaunlich, die Camera liefert gut ausgewogen belichtete Bilder auch bei grossen Helligkeitsunterschieden und im Gegenlicht. Farbfehler sind gering und leicht nachträglich zu korrigieren. Im Macro-Modus kann man tatsächlich 9 cm an das Objekt heran und wird deutlich gewarnt, wenn der Autofocus das Objekt nicht mehr scharf stellen kann. ABER: Was für eine böse Überraschung, wenn man sich die Halbtonbereiche und besonders die Farbverläufe im Detail ansieht. Schon beim Gesamteindruck hatte ich mehr Schärfe und weniger Bildrauschen erwartet. Sieht man sich die Farbverläufe näher an stellt man fest, dass es sich hier (wahrscheinlich) nicht um Bildrauschen sondern um die Artefakte handelt, die bei zu starker Kompression entstehen. Die Kompression kann man aber an dieser Camera nicht variieren, sie ist fest eingestellt! Unbegreiflich. Dieser ganz offensichtliche Mangel in der Bildqualität rührt sehr wahrscheinlich von einem nicht optimierten JEPG-Algorithmus und von zu hoher Kompression her. Sie sind nicht zu beheben, weil die Kompression an dieser Camera nicht einstellbar ist und auch die Empfindlichkeit manuell nicht weiter verringert werden kann. Hier bleibt dem Nutzer nur: Love it or leave it. Sehr schade. Aus meiner Sicht ist das die einzige, aber gravierende Schwäche dieser schönen Camera: Vergleich
des Farbverlaufs: Links FUJIFILM FinePix F610 - Rechts Canon PowerShot
S45
Widersprüchliches
Facit Leider wird der Gesamteindruck von starkem Rauschen in den Farbverläufen deutlich getrübt. Für eine Camera dieses Kalibers ist es unannehmbar und nicht Stand der Technik, dass die Bilder nur im JPEG-Format gespeichert werden können und dann noch nicht einmal die Kompressionsrate zu variieren ist. Wahrscheinlich ist dieser Umstand für das starke Bildrauschen verantwortlich. Ein schwerwiegender (Software-) Mangel.
Ergänzung
- vier Wochen später Eine hervorragende Serviceleistung von FUJIFILM: Keine Antwort auf meine Anfrage, keine Mängelbeseitigung, keine Stellungnahme zum Testbericht. Aber auch kein Dementi und genau das bedeutet: Die FinePix 610 hat die oben beschriebenen Macken. Neue Testaufnahmen mit der Camera, an der "kein Gerätefehler festgestellt" wurde, beweisen es. Ein Testbild in drei Varianten:
Das Komprimierungsrauschen ist bei geringster Auflösung (1M, 1280 x 960 Pixel) eher zu verkraften, weil dann der Komprimierungsfaktor nur 9,4 beträgt, gegenüber 11,0 bei höherer Auflösung. Das Rauschen verschwindet fast vollständig bei viel Licht:
Es bleibt das
widersprüchliche Facit Leider ist diese Camera für die anspruchsvolle Fotografie und Bildbearbeitung nicht geeignet. Diese Möglichkeit hat FUJIFILM fahrlässig durch läppische Mängel verspielt (s. Nachteile). Die Bildqualität leidet bei schlechtem Licht erheblich durch die hohe und fest eingestellte Kompressionsrate. Besonders in den Farbverläufen wird dann ein starkes Rauschen mit Kompressions-Artefakten sichtbar. Die Einsatzmöglichkeiten werden deutlich eingeschränkt, weil kleine, aber wesentliche Details fehlen. Hier die Vor- und Nachteile, die vor dem Kauf zu bedenken sind: Vorteile:
Nachteile:
FUJIFILM -
No Service: Ergänzt am 16. Mai 2004
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Jürgen Albrecht, 29. März 2004