Kommunikation mit Termiten?Beobachtungen vor fast genau neun Jahren in Australia, Heute Morgen haben mich die Raben geweckt. Es ist erstaunlich, was die für einen Krach machen können! Wenn dann die Kakadus noch in der Nähe sind, ist ab 6 Uhr an Schlaf nicht mehr zu denken. Die Raben haben eine ganz differenzierte Sprache. Das geht vom Türknarren über Wehklagen, Rufen bis hin zum lauten Schimpfen und Zetern. Allerdings ist unklar, welche Gemütszustände oder Funktionen dahinter stecken. Mich würde sehr interessieren, wie weit die Verhaltensforscher mit der Aufklärung der Sprache einzelner Tierarten sind. Insgesamt scheint die Information zwischen den Tieren ein hoch interessantes, aber weisses Feld zu sein. Bei den Termiten komme ich darauf noch einmal zurück ... ... Solche Dinge gehen mir durch den Kopf, während ich mit 95 km/h auf der geraden Strasse nach Norden fahre. Hohe Wolken, Sonne, schwül und warm, 39 Grad. Rechts flaches Land und Bush, über den man bis zum Horizont hinwegsehen kann, links das gleiche Bild. Es gibt maximal ein paar Sanddünen, von denen aus kann man ins Land sehen, aber da ist nicht viel zu sehen. Die einzige Abwechslung liefert die Astronomie: Genau um 10:39 Uhr überfahre ich den südlichen Wendekreis des Steinbocks (Capricorn), die tropischen Gefilde sind erreicht. Alles was sich einschliesslich Äquator zwischen dem südlichen und dem nördlichen Capricorn befindet, das sind die Tropen. Und als hätten die Termiten das gewusst, gibt es ein paar Kilometer hinter diesem Wendekreis die ersten Termitenbauten. Es sind beeindruckende Bauwerke und es sind spezielle Termitenbauten, nicht vergleichbar mit denen im Kakadu Nationalpark und in Queensland. Diese Bauten hier sind auch zwei bis drei Meter hoch, im Kakadu waren sie noch höher. Aber die Art der Bauten ist anders. Diese Burgen sehen so aus, als ob man an eine Mittelachse viele, mit Wasser gefüllte Luftballons gehängt hätte. Man sieht ganz deutlich, wie die Termiten die Schwerkraft in ihre Konstruktion einbeziehen, auch hier gibt es wieder Selbstähnlichkeit, die gleichen Strukturen auch im Kleinen. Faszinierend. Unverkennbar ist die Ähnlichkeit dieser Termitenbauten mit dicken Frauen, ausgestattet mit schweren, hängenden Brüsten. Wie heisst diese berühmte Elfenbeinschnitzerei (oder Knochen-) aus der germanischen Steinzeit: Die Venus von ....??! Genau wie diese Venus sehen die Termitenburgen hier aus. Sie beginnen am Capricorn und man sieht sie mehr oder weniger bis nach Exmouth. Manchmal stehen die Bauten sehr dicht, vier bis fünf Bauten auf 100 x 100 Meter. In den Bauten gibt es sehr unregelmässig ausgeführte, beutelförmige Kammern, die ca. 40 mm lang und 25 mm breit und hoch sind. Was passiert in diesen Kammern, die eine Wandstärke von 5 mm haben und nur ein Zugangsloch (... und natürlich keine Fenster)? Frische Kammern haben nur eine Wandstärke von 1 mm, offensichtlich wird erst gebaut und dann die Wand verstärkt. Aber am meisten würde mich ja interessieren, wie sich die Termiten entscheiden und verständigen, was wo gebaut wird. Warum werden diese Beutel beispielsweise nicht alle in westlicher Richtung an die Achse gehängt - der Bau würde umkippen!!? Stattdessen wird die Belastung so austariert, dass auf die Mittelachse kein Moment wirkt. Wer guckt sich wie den Bau von aussen an und entscheidet, wo der nächste Beutel mit dem geringsten Risiko angehängt wird? Wie wird diese Entscheidung in einem dezentralen System gefällt und wie wird sie dann in die Tat umgesetzt? Wie werden die Arbeiter mobilisiert und für ihren Job qualifiziert? So viele klare Fragen, auf die es keine Antwort gibt! Dabei leben die Termiten direkt neben uns, viel länger schon, als es Menschen gibt. Trotzdem (oder deswegen) kann keiner die Termiten fragen und es scheint keine brauchbaren Verfahren zu geben mit denen man feststellen kann, wie sich Termiten untereinander bei so wichtigen Fragen verständigen. Zu sagen, das sei alles vom Instinkt gesteuert, beantwortet die vielen Detailfragen nicht. Es gibt erstaunliche Parallelen zwischen einem Termitenbau und dem Gehirn: Alles relativ einfache Strukturen, aber keiner versteht, wie das Gesamtsystem funktioniert ... Mehr über Australia ... 25.02.2009 17:47
Noch einmal Termiten: Magnetische SpezialistenBeobachtungen am 24. und 25. Juni 2000 in Australia, Auf der Litchfield Park Road erreicht man von Süden kommend zuerst die Magnetic Termite Mounds. Zwischen Wyndham und Darwin gibt es sehr viele Termiten. Es sind die Cathedral Termiten, die diese riesigen, bis zu vier Meter hohen Cathedrales bauen, die auch noch einmal so weit unter die Erde reichen. Diese Cathedrales kann man auch im Kakadu National Park sehen, allerdings stehen sie hier viel zahlreicher. Auch heute fotografiere ich wieder einige und auch von mehreren Seiten. Man sieht, dass es idealisiert 10 cm breite 'Bretter' sind, die um eine Mittelachse angeordnet sind. Eine Ausrichtung gibt es nicht. Aber es sind völlig andere Bauten als die in der Pilbara. Dort werden von den Termiten 50 bis 100 'Wasserbeutel' an eine Mittelachse gehängt. So jedenfalls kann man sich die Entstehung dieser 2,5 Meter hohen und so ähnlich breiten Bauten am ehesten vorstellen.
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Jürgen
Albrecht, 01. März 2009
update:
03.11.2011