Sankt MärgenSeit ein paar Tagen in St. Märgen, Schwarzwald: Kein WLAN in der Ferienwohnung, kein WLAN in einem Hotel oder Cafè dieses Dorfes, natürlich kein InternetCafè, kein UKW-Radio, GPS nur manchmal (wegen der tiefen Täler) und ausserdem eine viel zu geringe Bandbreite für ein Smartphone! Im Schwarzwald ist die digitale Welt noch ein unentdeckter, fremder Kontinent! Nur das Satellitenfernsehen hat dieses Dorf bisher erreicht. Angst vor Elektrosmog? Völlige Unterversorgung? Blankes Desinteresse? Wahrscheinlich muss hier erst eine andere Generation von Urlaubern auftauchen, die ohne WLAN in diesem Dorf kein Zimmer und keine Ferienwohnung mietet. Erst dann wird man hier aufwachen ...! Noch aber ist es lange nicht so weit.
Schwarzwälder UhrenSchwarzwälder Uhren - Weltweit ein Begriff. Im Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen ist die ganze Palette dieser Uhren zu bewundern. Bereits um 1660 wurden im Schwarzwald Waaguhren gebaut, mit einem hölzernen Räderwerk. Die ersten Kuckucksuhren wurden hier um 1730 gefertigt. Daraus entwickelte sich in den nächsten 300 Jahren eine leistungsfähige Uhrenindustrie mit eigener Vertriebsorganisation in ganz Europa. Faszinierend sind für mich zwei Aspekte: Vor der industriellen Revolution wurden hier in grossem Umfang mechanische Uhren gebaut! Wie hat man die Materialprobleme und die Logistik beherrscht!? Es gab weder Halbzeuge und natürlich keine Normteile, keine Werkzeuge und Werkzeugmaschinen! Wie wurden die ersten Achsen aus Eisen für die hölzernen Zahnräder gefertigt? Das konnte nur funktionieren, wenn Schmied und Tischler gemeinsam zu Tüftlern wurden. Und noch eine Spezialität: Jeder Bauernhof, der (zuerst in Nebentätigkeit) Uhren hergestellt hat, fertigte komplette Uhren. Die Arbeitsteilung hat sich erst im 18. oder frühen 19. Jahrhundert unter der Konkurrenz aus Amerika langsam durchgesetzt. Auch im Kloster-Museum von St. Märgen ist eine exquisite Sammlung Schwarzwälder Uhren zu besichtigen. Besser präsentiert, als in Furtwangen. Obwohl hinter Glas, kommt man an die Uhren näher heran und kann vor allen Dingen mehr als das Zifferblatt sehen. Der Bergbau (Silber, Zink, Blei, Eisen ...), der Wein und die Uhrenindustrie haben den Schwarzwald reich gemacht. Mit dem Bergbau war ab 1950 nichts mehr zu verdienen. Die gesamte Uhrenindustrie existiert nicht mehr. Ein klassischer Absturz in den letzten 30 Jahren. Zwei globale Aspekte wurden nicht ernst genommen: Billige Wegwerf-Uhren und der Einfluss der digitalen Technologien. Weil man sich diesen Entwicklungen und der extremen Rationalisierung verweigert hat, ist die gesamte Schwarzwälder Uhrenindustrie zusammengebrochen. Ein Beispiel ist typisch: Ich hatte zu DDR-Zeiten eine "Digital"-Uhr von Kienzle auf dem Schreibtisch stehen (Wo hatte ich sie her??). Genau diese Uhr, weisses Gehäuse, schwarze Zahlen auf einer weissen, drehbaren Trommel, steht auch im Museum Furtwangen. Äusserlich ist es eine Uhr mit digitaler Anzeige. Innen aber arbeitet keine digitale Schaltung, sondern ein Räderwerk, eine Mechanik. Mit alten, bewährten Verfahren ist man nicht konkurrenzfähig gegen eine qualitativ neue Technologie. Ein Irrtum mit Todesfolge. Erstaunlich aber, dass gleichzeitig weiter im Nordosten Uhrenbetriebe mit mechanischen Uhren nach dem Zusammenbruch der DDR zu Edelmarken aufgestiegen sind: Glashütte und Lange & Söhne. Warum?! Dass man im Schwarzwald keinen Wert auf WLAN, Mobiltelefon und Internet legt, hat vielleicht auch etwas mit der langen mechanischen Tradition dieses Landstrichs zu tun. Skeptisch ist man in Bayern und Baden-Württemberg auch gegenüber den alternativen Energien. Gegen die Atomkraft hatte man offenbar nichts, dafür aber gegen Windräder, die die schöne Landschaft verunstalten. Um Freiburg herum kann man heute noch die Windmühlen an zwei Händen abzählen. Solarpads auf den Häusern sind zu sehen. Das scheint sich zu rechnen. Und auf den Feldern, wenn es mal keine Wiesen sind, wächst ausschliesslich Mais. Der Maisanbau (Biosprit!) wird von der EU mit hohen Subventionen belohnt.
Freiburg im BreisgauSo eine schöne Altstadt! Reiche Fassaden, Fachwerkhäuser, kleine Wasserbäche laufen durch die Stadt. Sorgfältig gepflasterte und mit Mosaiken verzierte Gehsteige. Assoziationen an die Toskana. Der Schlosspark mit Aussichtsturm, von dem aus man einen wunderbaren Blick hinunter auf die Stadt und in die schöne Landschaft bis hin zum Kaiserstuhl hat. Bei gutem Wetter reicht der Blick über den Rhein bis zu den Vogesen. Hier scheint heile Welt zu sein. Was hat man in dieser ruhigen Landschaft und hinter diesen schönen Fassaden vom II. Weltkrieg mitbekommen, von Flucht und Vertreibung und davon, dass die Russen den Osten Deutschlands nach dem Krieg noch 45 Jahre lang besetzt hielten? Und dann das Freiburger Münster! Eine kleine Kirche in Mecklenburg-Vorpommern ist froh, wenn sie überhaupt eine Orgel hat. Dieses Münster besitzt gleich vier Orgeln, die, von einem Spieltisch aus gesteuert, gleichzeitig erklingen! Noch nie habe ich so ein wunderbares Orgelkonzert gehört, in dem sich Orgeln untereinander die Themen zuspielten: C.M. Widor, Symphonie Nr. 4, 10. September 2011.
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Der Feldberg ist von überall zu sehen. Die Parklandschaft des Schwarzwaldes lässt viele Lücken für schöne und überraschende Aussichten. Von der Ferienwohnung aus konnte man beurteilen, was für ein Wetter auf dem Feldberg ist. Gute Sicht? Dann auf den Feldberg! Aber heute ist Sonntag - Alle wollen heute sicher auf den Feldberg. Wir legen uns erst mal in die Sonne und starten erst um 16:30 Uhr zum Feldberg. Viele Autos kommen uns entgegen. Um 17:15 Uhr an der Talstation der Seilbahn: Die Parkplätze sind leer und der Seilbahnbetrieb wurde vor einer Viertelstunde eingestellt. Wir bewältigen den Aufstieg (ca. 200 Meter Höhenunterschied) und oben ist kein Mensch mehr. Nur wenige Wanderer gegen den Trend und einen wunderbare Sicht in die Landschaft bis hin zu den Alpen! Kräftige Farben im beginnenden Sonnenuntergang. Hier oben herrschen übrigens beste Bedingungen für Smartphone und WLAN: Der Sendemast ist in greifbarer Nähe!
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Die Verhältnisse in der schmalen Schlucht des Flüsschens Wehra sind geeignet, einen kalten Regenwald entstehen zu lassen: Dickes Moos an Felsen und Bäumen, üppiges Grün gedeiht in der ständig hohen Luftfeuchtigkeit über der schmalen Wehra. Libellen, umgestürzte Bäume, glitschige, nasse Wege, dunkler Wald mit grellen Sonnenflecken. Im kalten Regenwald an der Ostküste Australiens und in Alaska sieht es zwar deutlich anders aus, aber es gibt Parallelen! Von dem Dorf Todtmoos kann man dem Bach folgen und gelangt an die Quelle der Wehra. Enttäuschend, denn sie ist fast trocken. Diese Schlucht gehört zum westlichen Teil des rund 100 Kilometer langen Schluchtensteigs. Bei guter Kondition kann man ihn in fünf Tagesetappen bewältigen. Am interessantesten ist dabei die Wutachschlucht. Leider sieht man von dem Fluss nur wenig, weil der Wanderweg grösstenteils nicht am Fluss entlang führt. Gut für die Erhaltung der ursprünglichen Natur. Schlecht für den Wanderer, der gerade diese ursprüngliche Natur sucht.
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Schwarzwälder-Kirsch-Torte im Schwarzwald muss natürlich sein! Eine Bilderbuchlandschaft um den Titisee und ein Sonntagskonzert vor einem heftigen Gewitter auf dem Kandel. Die geometrischen Muster der Weinberge am Kaiserstuhl und eine Überraschung in Furtwangen ...
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Jürgen
Albrecht, 07. September 2011
update:
27.09.2011