Die Finanzstabilität besitzt die Dimensionen einer systemischen KriseZu dieser Einsicht gelangte die EZB im Dezember 2011. Was bedeutet das? Das System der globalisierten Finanzwirtschaft besitzt Fehlfunktionen, die zum Kollaps des gesamten Finanzsystems führen werden. Die Fehlfunktionen sind systemimmanent. Das heisst, man kann sie nicht durch Regulierungen, einen Rettungsschirm oder eine Finanztransaktionssteuer reparieren: Das ganze System ist faul. Auch eine gründliche Reform ist zu wenig, es hilft nur Rekonstruktion: Ein qualitativ anderes System muss her. Kleine Reförmchen sind geeignet, den Kollaps hinauszuzögern, aber sie verhindern ihn nicht. Die aktuelle Politik zeigt, dass nur versucht wird, Symptome zu bekämpfen. Niemand arbeitet daran, die Qualität des Systems grundlegend zu verbessern. Es sind keinerlei politische Aktivitäten erkennbar, die offensichtlichen Defekte zu beseitigen. Im Gegenteil. Die Medien tun alles dafür, damit die bekannten Schwachstellen unter der Decke bleiben. Einige Beispiele:
FacitDie globalisierte Zivilisation verbraucht in historisch sehr kurzer Zeit alle ihre natürlichen Recourcen. Diese technisierte Gesellschaft hat sich vollständig von ihren natürlichen Lebensgrundlagen entfernt. Gier nach Eigentum, Macht und Wachstum ist das Gattungswesen dieser Gesellschaftsordnung. Es existiert keine ideelle Sinngebung mehr. Dafür hat sich die Menschheit unter das Diktat eines kapitalistischen Systems begeben, das systemimmanent und deshalb unvermeidlich auf seinen Zusammenbruch zu läuft. Eine spannende Frage ist, ob sich ein bestehendes gesellschaftliches System aus sich heraus in ein qualitativ besseres System transformieren kann. Aus meiner Sicht gibt es dafür keine historischen Beispiele. Evolution funktioniert hier nicht. Es bedarf einer Revolution und der ist bisher immer ein mehr oder weniger grosser Zusammenbruch vorausgegangen. Nach dem Kollaps führt der Neuanfang wieder in genau das gleiche System, wenn Regeln und Werte nicht neu gesetzt werden. Allein der Verzicht auf Zinsen und Kredit würde zu einer qualitativ anderen Gesellschaftsordnung führen. Dabei stellen sich gleich zwei grundsätzliche Fragen: Ist ein anderes, besseres System mit der heute lebenden Sorte von Menschen überhaupt machbar? Und zweitens: Wer beschäftigt sich heute mit der Vermeidung des Zusammenbruchs dieser Zivilisation und wer besitzt eine Vision für morgen? Wer hat ein Konzept, oder wenigstens eine Vorstellung davon, wie Regeln und Werte nach dem Zusammenbruch prinzipiell anders festzulegen sind? Die Linke? Der Papst, die Kirchen und die anderen Religionen? Die Sozialdemokratie? Obama oder Hape Kerkeling? Der IWF und die Deutsche Bank? Frau Merkel im Verbund mit Herrn Pofalla? Oder gar Bundespräsident Wulff ...?!
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Jürgen
Albrecht, 12. Januar 2012
update:
24.03.2012