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Cordoba
Die Kathedrale in der Moschee

 


Eines der beeindruckendsten Bauwerke, das ich hier in Andalusien gesehen habe! Cordoba ist ein unvergleichliches Fest für alle Sinne:

Die arabischen Baumeister verwendeten vor 1.200 Jahren Prinzipien, die auch heute bei der Projektierung und Realisierung moderner Investvorhaben gängige Praxis sind: Der Moschee wurde ein rechteckiges Säulenraster (ca. 1:2) von 18 x 35 Säulenreihen auf einer Fläche von ca. 120 x 130 Metern zugrunde gelegt. Die gemauerten römischen Bögen wurden auf "Stelzen" gestellt (5 Meter hohe Säulen). Mit dieser Bauweise kann man praktisch einen unendlich grossen Raum mit einer Höhe von ca. 10 bis 12 Metern überdachen. Die "Veredelung" des römischen Bogens durch Vergrösserung des Bogenwinkels von 180 auf ca. 220 Grad ist einfach genial, denn dadurch wird eine völlig andere ästhetische Wirkung erzielt. Diese hervorragende Anmutung wird durch sehr schlanke Säulen und die starke Farbigkeit der Bögen noch deutlich unterstrichen. Die (ursprünglichen) Farben Weiss und Rot entstehen durch Materialwechsel von Ziegel und Naturstein beim Mauern der Bögen. In dem so entstandenen Säulenwald ergeben sich ständig neue, überraschende Perspektiven. Eine ingenieurtechnische und architektonische Meisterleistung.


Der Säulenwald in der ehemaligen Moschee

Grundriss der Moschee von Cordoba
Grundriss der Moschee von Cordoba


Die christliche Kapelle Santa Theresa mit moslemischem Himmelsgewölbe


Die Moschee von Cordoba von aussen

Der Bau dieser Moschee in Cordoba begann im Jahr 785 und sie existierte in dieser Form rund 700 Jahre lang. Als die Christen im Jahr 1236 Cordoba zurückerobert hatten, rissen sie nicht etwa die Moschee ab. Mit viel Pragmatismus bauten sie die Moschee im Verlauf von mehreren Jahrhunderten zu einem christlichen Gotteshaus um. Im Ergebnis steht jetzt, zentriert im ehemaligen Säulenraster, eine gothische Kathedrale mitten in der Moschee! Für die Kathedrale wurden 7 x 9 Säulenreihen der Moschee geopfert. Sie ragt deutlich über die Dächer der Moschee hinaus. Die Kathedrale ist unter dem Dach der Moschee von vielen kleinen, christlichen Kapellen umgeben, die wie selbstverständlich zwischen den farbigen, muslimischen Säulenreihen eingebaut wurden. Das muss man gesehen haben! Und man wünscht sich so pragmatisches Handeln auch bei den aktuellen Konflikten.

Wer bei dieser Gelegenheit daran denkt, dass die Bundesregierung nach der Wende nichts Eiligeres zu tun hatte, als in der ehemaligen DDR Strassen umzubenennen, Denkmäler zu demontieren und das Aussenministerium sowie den Palast der Republik zu Gunsten einer Rasenfläche abzureissen, der denkt natürlich in die völlig falsche Richtung. Unsere germanischen Eliten sind unfähig, solche abwegigen Parallelen wahrzunehmen.


Die Kathedrale in der Moschee


Gestühl in der Kathedrale

Cordoba hat noch mehr als diese beieindruckende Moschee zu bieten. Aber die Zeit reicht nur für den Besuch der alten, römischen Brücke. Die erste massive Steinbrücke, die über den Guadalquivir schon im ersten Jahrhundert v. Chr. gebaut wurde. Hier kann man die originalen römischen Bögen sehen, die plump, aber sehr bodenständig und stabil wirken. Kein Vergleich, mit der Leichtigkeit der arabischen Bogenkostruktionen, die in der Moschee auch noch auf Säulen gestellt wurden.

Cordoba, römische Brücke
Die römische Brücke in Cordoba wird gerade grundlegend restauriert

Cordoba, römische Brücke

Cordoba, römische Brücke

 

Torremolinos, 25. Februar 007, 17:43
Berlin, 06. März 007

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