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Freiheit oder Pflichtfach Religion
   

 

Frohe Ostern!

„Jedes Jahr in der Passionszeit höre ich an vielen Stellen ..., dass Christus für uns sterben musste, um unsere Sünden auf sich zu nehmen und sie zu tilgen. Das entsetzt mich jedes Mal. Ich halte das für einen zutiefst heidnischen Gedanken, dass es ein Menschenopfer braucht, um die Götter zu versöhnen.“

Heute ist Karfreitag, ich sitze beim Frühstück und höre den Deutschlandfunk im Radio: Das Kreuz mit dem Kreuz Die Autorin dieses (evangelischen) Beitrags ist Gabriele Herbst und sie zitiert Peter, einen Dr.-Ingenieur mit diesem Satz. Er könnte von mir sein. Vieles, im Weltbild und in der Sprache der Kirche, ist archaisch und besitzt ganz offensichtlich heidnische Wurzeln: Sünde, Opfer, Blut trinken und den Leib essen, Himmel, Hölle, Auge um Auge, exzessive Gewalt ... Was hat das mit unserer heutigen Existenz zu tun? Aufklärung und die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 250 Jahre sind an den christlichen Kirchen spurlos vorbeigegangen. Ich wünsche den Christen einen Reformator, der den Glauben wieder auf den Boden der aktuellen Lebenswirklichkeit stellt, so wie das Jesus (vielleicht) zu seiner Zeit getan hat. Frohe Ostern!

Frühling auf der Insel Mainau, Foto CB
Foto: C.B.

10.04.2009 10:43

 

Irreführende Werbung

Pro-Reli Reklame

Was will dieses Plakat dem unbedarften Spaziergänger sagen?! Freie Wahl zwischen Ethik und Religion? Das gibt es doch bereits! Sogar qua Grundgesetz seit 60 Jahren, denn in Deutschland herrscht Religionsfreiheit. Jeder kann glauben, was er will. Natürlich hat jede Religion auch die Freiheit, Religionsunterricht abzuhalten. Und selbstverständlich ist es allen Eltern freigestellt, ihre Kinder zum Religionsunterricht zu schicken. Es gibt sogar Religionsunterricht in allen staatlichen Schulen, allerdings nur von der 1. bis zur 6. Klasse, und dieser Unterricht ist freiwillig. Mehr Freiheit geht gar nicht!

Es geht aber gar nicht um Freiheit. Freiheit hört sich gut an, aber tatsächlich hat gerade Religion wenig mit Freiheit zu tun. Hier wird der Begriff Freiheit nur als Werbeträger benutzt. Es geht um das Gegenteil von Freiheit: Die christlichen Kirchen kämpfen um das Pflichtfach Religion! Dieser Volksentscheid will erreichen, dass Religion ein Wahlpflichtfach an staatlichen Schulen wird, von der 7. Klasse an. Es geht darum, ob das jetzige Pflichtfach Ethik zu Gunsten von Religion abgewählt werden kann. Davon steht nichts auf diesem und auf allen anderen Plakaten. Auch wird nicht erklärt, warum gerade der Staat für diesen vertiefenden Religionsunterricht sorgen soll, wo doch das Eigeninteresse der Religionen daran naturgemäss viel grösser ist, als das des Staates?! In der DDR indoktrinierte der Staat die Schüler mit "Staatsbürgerkunde" und jetzt treten die Religionen mit bis zu 250 verschiedenen Glaubensrichtungen an diese Stelle? Dafür gibt es keine vernünftigen Argumente.

Der Slogan "Freie Wahl zwischen Ethik und Religion" ist ein gelungener PR-Trick. Er suggeriert Wahlfreiheit. Tatsächlich bedeutet aber hier "Freie Wahl" die Abwahl von Ethik zu Gunsten der Religion. Eine raffinierte Täuschung, die schlicht gestrickte Zeitgenossen nicht durchschauen. Unredlich und beschämend, dass sich die christlichen Kirchen wegen fehlender Argumente der Tricks von Drückerkolonnen bedienen: Freiheit für die Packungsgrössen! Freiheit für Skype auf dem Handy! Freiheit für Europas Gurken! Freiheit für die Konsonanten! Und Freiheit für die Hormone! Na, klar, selbstverständlich bin ich für Freiheit in Berlin und in der Wahlkabine! Aber ich bin auch für die strikte Trennung von Kirche und Staat, gegen sozialistische Staatsbürgerkunde und gegen jeden Religionsunterricht an staatlichen Schulen.
Denn jeder soll nach seiner Façon selig werden: Religion ist Privatsache. Gott sei Dank.

13.04.2009 23:55 / 22.04.2009 15:53

Pro-Reli-Plakat

17.04.2009 18:17

 

 

Berliner lehnen Religion als Pflichtfach ab

Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis sprachen sich nur 14,2 Prozent der Wahlberechtigten oder 346 119 Bürger für den Gesetzentwurf der Initiative «Pro Reli» aus. Nötig wären eine Mehrheit unter den Abstimmenden gewesen und gleichzeitig mindestens 611 422 Ja-Stimmen - das sind 25 Prozent der Wahlberechtigten. Von den Berlinern, die an der Abstimmung teilnahmen, stimmten 51,3 Prozent oder 365 609 Wähler gegen die Initiative und nur 48,4 Prozent dafür. Die Beteiligung lag bei 29,2 Prozent. Mehr ...

Offenbar hätten es die Kirchen nicht geschafft, so der Landeswahlleiter, ihre Mitglieder für ihr Anliegen zu mobilisieren. Die nackten Zahlen geben ihm recht. 981 000 Berliner gehören der evangelischen oder katholischen Kirche an. Für einen Wahlpflichtbereich Ethik/Religion stimmten am Sonntag aber nur 346 119 wahlberechtigte Bürger. Mit der erfolgreichen Unterschriftensammlung, die im vergangenen Jahr den Volksentscheid erzwang und von mehr als 300 000 Berliner unterstützt wurde, hatte Pro Reli das eigene Unterstützerpotenzial offenbar schon weitgehend ausgeschöpft. Mehr ... und mehr ...

  Volksentscheid Pro Reli - Ergebnisse

Volksentscheid Pro Reli - Ergebnisse

28.04.2009 0:01 / 28.04.2009 10:17

 
Beschränkte Sicht auf diese Welt

Der Augsburger Bischof Mixa: "Die Unmenschlichkeit des praktizierten Atheismus haben im vergangenen Jahrhundert die gottlosen Regime des Nationalsozialismus und des Kommunismus mit ihren Straflagern, ihrer Geheimpolizei und ihren Massenmorden in grausamer Weise bewiesen." In genau diesen Systemen seien "Christen und die Kirche besonders verfolgt" worden.
Der Bischof weiter: "Wo Gott geleugnet oder bekämpft wird, da wird bald auch der Mensch und seine Würde geleugnet und missachtet." Und: "Eine Gesellschaft ohne Gott ist die Hölle auf Erden." Mehr ... und kein Kommentar.

12.04.2009 23:17

 

Vergewaltigt und exkommuniziert

Weil eine Neunjährige nach einer Vergewaltigung abtreiben ließ, wurden die Ärzte und ihre Mutter exkommuniziert. Der konservative Kirchenmann José Cardoso Sobrinho hatte letzte Woche wegen eines Schwangerschaftsabbruchs bei einem vergewaltigten neunjährigen Mädchen die Mutter des Kindes und die beteiligten Ärzte in Brasilien exkommuniziert.
Nach der Vergewaltigung durch ihren Stiefvater wurde die Neunjährige mit Zwillingen schwanger. Schon seit ihrem sechsten Lebensjahr soll das Mädchen regelmäßig vergewaltigt worden sein. Vor acht Tagen, in der 15. Schwangerschaftswoche, wurde die Abtreibung vorgenommen. Nach Ansicht der Ärzte stellte die Schwangerschaft ein ernstes Risiko für das 36 Kilogramm schwere Mädchen dar: "Sie ist sehr klein. Ihre Gebärmutter konnte kein Kind halten, geschweige denn zwei Kinder", sagte Fátima Maia, die Direktorin des Gesundheitszentrums, das zur Bundesuniversität von Pernambuco gehört.
Der brasilianische Erzbischof Sobrinho aber argumentierte mit einem "Gesetz Gottes", wonach Abtreibung schlimmer sei als Vergewaltigung. Mehr ...

Kommentar Al: Das passt ins gnadenlose, bigotte Menschenbild der katholischen Kirche:
Siehe unten: Der Papst und die Kondome ...

30.03.2009 10:19

 

Der Papst und die Kondome

Kondome können nach Ansicht von Papst Benedikt XVI. keinen Beitrag im Kampf gegen Aids leisten. "Man kann das Aids-Problem nicht durch die Verteilung von Kondomen regeln. Ihre Benutzung verschlimmert vielmehr das Problem", sagte der Papst an Bord seines Flugzeugs, unterwegs auf seiner ersten Afrika-Reise. Die Lösung liege vielmehr in einem "spirituellen und menschlichen Erwachen" und der "Freundschaft für die Leidenden". In Afrika sind bereits 17 Millionen Menschen an Aids gestorben. Mehr ...

Einen Tag später:
Die spanische Regierung unter der Führung des sozialistischen Ministerpräsidenten Zapatero hat beschlossen, als Sofortmaßnahme zur Vorbeugung gegen Aids eine Million Kondome nach Afrika zu schicken. Mehr ...

17.03.2009 20:18 / 19.03.2009 18:31

 
Unbeständig im Glauben

Die Hälfte der Amerikaner wechselt mindestens einmal im Leben ihre Religionszugehörigkeit und offensichtlich auch die Ansichten über die "einzig wahre und richtige" Religion.
"Sie ist sehr kreativ, verfügt über Multimedia und viel Humor und ist mehr im Hier und Jetzt als andere." Was wie ein blasser Text aus einer Castingshow klingt, ist die Beschreibung einer Amerikanerin, die ihre neue Konfession lobt und preist. Mehr ...

29.04.2009 22:31

 

Eine Provinzposse

Der Hessische Kulturpreis sollte 2009 den religionsübergreifenden Dialog in Deutschland würdigen. Zwei Christen - ein Katholik und ein Protestant -, ein Jude und ein Muslim sollten dafür ausgezeichnet werden. Der Katholik und der Protestant aber weigerten sich, gemeinsam mit dem Muslim ausgezeichnet zu werden. Jetzt wird der Muslim Kermani ausgeschlossen, die anderen werden für "den religionsübergreifenden Dialog in Deutschland" ausgezeichnet. Kein Witz! Realität in Hessen, Deutschland, im Jahre des Herrn 2009.

Süddeutsche Zeitung: ... Kermani würde gewiss nicht wie Schillers Mortimer von sich sagen, er sei "in finsterm Hass des Papsttums aufgesäugt" geworden; sollte er regelmäßiger Besucher von Moscheen sein, würde er diese auch kaum als "dumpfe Predigtstuben" bezeichnen. Gewiss aber ist, dass der folgerichtigen Abstraktion des islamischen Gottesbegriffs, in dem Kermani erzogen wurde, die verschwenderische Bilderfülle gerade des barocken Katholizismus denkbar fremd ist. Und die viel älteren theologischen Konzeptionen, die solcher Pracht zugrundeliegen - die Fleischwerdung und der Opfertod Gottes als Jesus Christus, die Dreifaltigkeit der Person des einen Gottes - dürfen einem Betrachter mit muslimischen Kulturhintergrund durchaus bedenklich erscheinen.

Sich das vorzustellen, sollte eigentlich zu den Selbstverständlichkeiten aufgeklärter und gebildeter Christen, zumal historisch gelehrter Theologen gehören. Und doch lehnten der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann und der frühere Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Peter Steinacker den Hessischen Kulturpreis ab. Der sollte dieses Jahr dezidiert den Dialog zwischen den Religionen würdigen und deswegen sollten ihn Lehmann und Steinacker gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden Salomon Korn und Navid Kermani bekommen. "Wegen der so fundamentalen und unversöhnlichen Angriffe auf das Kreuz als zentralem Symbol des christlichen Glaubens" in einem Text des Schriftstellers würden sie ihn ablehnen, ließen sie verlautbaren. Das Kuratorium des Kulturpreises unter der Leitung des hessischen Ministerpräsidenten Koch musste sich daraufhin entscheiden. Es entschied sich, den Preis an Lehmann, Steinacker und Korn zu vergeben, nicht an Kermani. Steinacker bekräftigte am vergangenen Donnerstag seine Entscheidung noch einmal: Dass Kermani in einem Artikel in der Neuen Züricher Zeitung die Kreuzestheologie als "Gotteslästerung und Bilderdienst" bezeichnet habe, beende den interreligiösen Dialog ... Mehr ...

Toleranz in Hessen

17.05.2009 10:52

 

 

Jürgen Albrecht, 03. Mai 2009
update: 17.05.2009

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