Lang Lang spielt Mozart und ChopinEin Solo-Konzert von Lang Lang in der Philharmonie. Ich sitze auf einem der Ränge und beobachte gespannt, was dieses Klavierkonzert mit mir macht. Die Wirkung von Musik ist nicht vorhersehbar. Sie ist stark davon abhängig, in welcher Verfassung man ins Konzert geht. Was bewegt den Kopf zurzeit, wo tut etwas weh ...? Welche Emotionen die Musik erzeugt, ist vor allen Dingen subjektiv und schwer beschreibbar. Ich bin sicher, jeder hier im Saal hört etwas anderes. Besonders interessieren würde mich, was Lang Lang denkt und fühlt, während er spielt. Er wirkt gelöst und ist technisch so versiert, dass er sich nur auf die Interpretation und die Wahrnehmung der Musik konzentrieren kann. Seine Körpersprache spiegelt das wieder. Er geniesst sein Spiel. Mich beschäftigt während dieses Konzerts die Frage, was Musik eigentlich ist und wie es physisch für einen Menschen überhaupt möglich ist, so komplexe Tongebilde mit zehn Fingern hörbar zu machen ...
Ein paar Tage später diese Kritik in der Berliner Zeitung:
Herr Clemens Haustein äussert seine Meinung zu diesem Konzert. Was hat er an diesem Abend gehört, was ging ihm durch den Kopf und was will er Lang Lang und seinen Lesern mitteilen? Zwei Dinge fallen auf: Die schwülstige Sprache und dass ihm das Konzert offensichtlich nicht gefallen hat. Seine Sprache ist die Sprache der Kunst, die mich schon lange fasziniert: Barocke Sprachblasen ohne Inhalt. Beispiele: "...er hat die comicartige Verzerrung in die Liste der Interpretationstechniken eingebracht ..." Was heisst das? "Damit signalisiert Lang Lang zugleich das Ende des Geheimnisvollen ..." Wie hat er das signalisiert und wie hört sich das Geheimnisvolle an? "Absurde Souveränität" ... Kann Souveränität absurd sein? Ist Absurdität nicht fast das Antonym von Souveränität? Warum will, muss oder soll ein Klassikfan die "spürbare Gefahr des Scheiterns" im Konzertsaal suchen? Was will uns Clemens Haustein mit diesen Sprechblasen erklären oder mitteilen? Der Kritiker kann auf der einen Seite die technische Perfektion Lang Langs nicht ignorieren, auf der anderen Seite hat er offenbar andere Vorstellungen von der Interpretation der Musik. Auf die Spitze getrieben wird das an der Stelle, wo er den Einfluss Harnoncourts herauszuhören glaubt. Wie soll das möglich sein, wenn er nicht dabei war, als Harnoncourt mit Lang Lang die Klavierwerke Mozarts durchgearbeitet hat ...? Der Herr Kritiker hat etwas gegen Lang Lang. Das ist offensichtlich und in den Kreisen der Kritiker gerade en vogue (s.u.). Ist das nur der Zeitgeist, oder ist es unterschwelliger Rassismus? Kann ein Chinese überhaupt Mozart interpretieren? Haustein und die anderen sind jedenfalls nicht in der Lage plausibel darzulegen, warum und was trotz der Perfektion Lang Langs an seinem Spiel auszusetzen ist. Mein Generalproblem mit allen Kunst-, Musik- und Literaturkritikern: Warum greifen sie nicht selber in die Tasten, zum Pinsel oder zur Schreibmaschine und führen vor, wie nach ihrer Meinung das "Werk" zu interpretieren oder auszusehen hätte? Meine hauptsächliche Kritik an den Kritikern: An keiner Stelle würde ein Kritiker sagen: "Das ist meine subjektive Meinung!" Nein, nie und niemals...! Man danke an Marcel Reich-Ranicki! Was gedruckt wird, ist keine private, subjektive Meinung, sondern die offizielle Richtschnur, das unumstössliche Urteil, an dem sich das Publikum auf- und auszurichten hat. Der Experte erklärt den ungebildeten "Rezipienten" das Werk des Künstlers. Zweifel und Relativierungen sind seine Sache nicht. Alles was er im Brustton unstrittiger Überzeugung von sich gibt, ist objektiv und die reine Wahrheit.
Der nächste Kritiker - Die gleichen ProblemeUlrich Amling: "Lang Lang greift Akkorde heraus wie Karnickel aus dem Hut ..."
Noch einer ... und die gleiche TendenzGötz Thieme liefert geradezu ein Paradebeispiel für die schwülstige Sprache der Kunstkritik - unter anderem:
Es gibt Erfahrungen, die man nicht machen möchte.
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... wenn man überredet werden soll, Musik von Lang Lang zu kaufen ...!
Maestro Uncool www.spiegel.de ...
Lang Lang spielt Mozart und Chopin - die AZ-Kritik www.abendzeitung-muenchen.de ...
Lang Lang und Harnoncourt www.spiegel.de ...
Die Sprache der Kunst www.storyal.de ...
Kritiker http://de.wikiquote.org ...
Kritik http://de.wikipedia.org ...
Lang Lang missdeutet Musik als Leckerei http://diepresse.com ...
... für die wirre Sprache der Kritik: Almut Shulamit Bruckstein Çoruh
Jürgen
Albrecht, 25. November 2014
update:
18.12.2014